Bibel und Gemeinde

Rostige Autos und christliche Werke

Christliche Werke, seien es Gemeinden, Bibelschulen oder Missionswerke stehen in Gefahr, wenn sie die konsequente Bindung an die Bibel aufgeben. Wie Rost am Auto können sich falsche Kompromisse wie von selbst einschleichen, aber sie wirken wie Rost auch zerstörerisch. Auch wenn es schmerzhaft sein kann, ist es notwendig, zu einer festen Bindung an Gottes Wort zurückzukehren.

Wir haben schon alle Autos in unterschiedlichen Stadien des Verfalls gesehen, der durch Rost ausgelöst wurde. Wer einen Wagen besitzt und beginnenden Rost ignoriert, sich seiner Bekämpfung nicht widmet, wird seine Ausbreitung wie einen Krebs beobachten können, der vielleicht das Auto auffrisst. Ich möchte das auf christliche Werke übertragen, wie Gemeinden, Bibelschulen, christliche Schulen, Missionswerke und so weiter. Der „Rost“ für diese Werke ist Unglaube in Hinsicht auf das Wort Gottes, die Bibel. Er hat den Effekt von Korrosion, die auf die Zerstörung der Institution hinausläuft.

Die Gründung einer Gemeinde oder einer Bibelschule fordert von den Begründern normalerweise ein hohes Maß an Anstrengung und persönlichem Opfer. Fast immer zeigen die Gründer eine große Hingabe an das Evangelium und seine biblische Grundlage, die Heilsgeschichte von der Schöpfung bis zur Offenbarung, wie sie in der Bibel steht. Sie akzeptieren die Autorität der Bibel und sind hingegeben, wenn es um ihre lebensrettende Botschaft geht. Nachfolgende Generationen an Leitern können diese Hingabe verlieren und dann beginnt der „Rost“ das Werk anzugreifen. Das können wir überall beobachten.

Rost ist normal

Eigentlich braucht man gar nichts dafür zu tun, dass sich Rost entwickelt. Es passiert einfach. Mit christlichen Werken ist es genauso, weil die Sünde unser Normalzustand ist, Stolz und Misstrauen sind „natürlich“. Wenn diejenigen, die eine Institution leiten, nicht wachsam sind und die Dinge einfach laufen lassen, werden sich die Zustände unweigerlich verschlechtern. Zahllose christliche Werke haben gut angefangen und sind böse geendet. Die meisten alten Universitäten begannen mit durch und durch christlichen Zielen und sind heute Bastionen für einen hedonistischen Säkularismus, der dem Evangelium von Jesus Christus völlig entgegensteht – nehmen wir nur Princeton oder Harvard als Beispiele.

Fast immer zeigten die Gründer eines christlichen Werkes eine große Hingabe an Gottes Wort, die nachfolgende Generationen nicht selten verlieren.

Wie aber geht dieses Abgleiten vor sich? An theologischen Ausbildungsstätten etwa stellt man Lehrer ein, die nicht mehr von Herzen die Gründungsprinzipien teilen. Es mag verschiedene, scheinbar gute Gründe für solche Anstellungen geben. Meistens wissen diejenigen, die einen solchen Lehrer berufen, dass er sich nicht mehr wirklich unter die Autorität von Gottes Wort beugt. Aber die Berufung wird trotzdem bestätigt, zum Beispiel, weil diese Person einen hohen akademischen Grad an einer namhaften Universität erlangt hat, so Prestige an die neue Wirkungsstätte mitbringt. Oder die Anstellung macht es leichter für die Schule, selber eine Akkreditierung zur Vergabe bestimmter Studienabschlüsse zu erlangen oder zu behalten (was oft Akkreditierungsausschüsse entscheiden, die von der aktuellen Regierung autorisiert sind). Der Berufungsausschuss meint vielleicht, dass die starke Vergangenheit der Einrichtung und ihre Kultur, die biblische Autorität zu achten, sicherstellen, dass der neue Lehrer sie nicht verwässert. Aber es ist dumm, so zu denken. Der Rostfraß beginnt.

Die Sorge darum, bestimmte Studenten­zahlen zu erreichen oder zu stabilisieren, kann ebenso zum Abdriften beitragen. Wenn eine Schule dann darauf verzichtet, einen Standpunkt zu einem offenbar kontroversen Thema zu beziehen, mag sie meinen, so „für alle offen“ zu bleiben und ihre Anmeldungen und ihre Spendenzuflüsse zu erhöhen. Wir hören dann Aussagen wie „Wir lehren eine gewisse Bandbreite an Ansichten über die Schöpfung“. Das mag nach einem freundlichen, ganzheitlichen Ansatz klingen, aber es meint meistens tatsächlich „Die Schöpfungsgeschichte bedeutet nicht, was sie sagt“, weil sie auf ganz unterschiedliche Weise interpretiert werden kann. Aussagen wie diese verdeutlichen, wie der Rost Einzug gehalten hat.

Im Zusammenhang mit der Ermahnung an die Gemeinde in Korinth, sich mit einem eigensinnigen Bruder zu beschäftigen, unterstreicht der Apostel Paulus den Einfluss, den diese Person wie ein Sauerteig auf den ganzen Teig haben wird (1Kor 5,6): „Euer Selbstruhm ist wirklich unangebracht! Wisst ihr denn nicht, dass ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert?“

So ist die Sünde. Wenn wir sie tolerieren, wird sie sich ausbreiten und anwachsen, sowohl in unserem eigenen Leben als auch in den Organisationen, in denen wir mitwirken.

Rostfraß zu vermeiden, verlangt Sorgfalt

Es ist viel einfacher, den Rost unter Kontrolle zu halten, wenn wir uns sofort mit ihm beschäftigen. Wenn wir welchen finden, kümmern wir uns am besten gleich darum. Legen wir die Hände in den Schoß und sagen uns „Es ist ja nicht viel, das macht doch nichts.“, dann wird die Zeit kommen, wo es doch eine Menge ausmacht, und es wird sehr schwierig sein, es in den Griff zu bekommen. Dann werden schon die tragenden Teile des Autos angegriffen, alles weil frühzeitige Maßnahmen vernachlässigt wurden, die es viel einfacher gemacht hätten.

Im Hohelied Salomos heißt es (2,15): „Greift uns die Füchse, die kleinen Füchse, die den Weinberg verwüsten, denn unsere Weinberge blühen“. Die meisten Kommentatoren verbinden damit eine geistliche Anwendung. Junge Füchse sind bekannt dafür, dass sie Trauben mögen und sie können die ganze Ernte zerstören, wenn man sie nicht hindert. Das kann man auf die Sünden in unserem Leben übertragen. Wir müssen uns mit den „kleinen Füchsen“ der Sünde früh beschäftigen. Lassen wir sie machen, wird das später einen großen Schaden verursachen. Also besser vorsorgende Aufmerksamkeit. Es ist zu spät, wenn die kleinen Füchse erst alle Trauben aufgefressen haben.

Rostentfernung kann eine unangenehme Arbeit sein

Rost am Auto zu entfernen ist keine leichte Aufgabe. Es passiert nicht einfach so, wenn wir nicht einige Entschlossenheit und Einsatz zeigen. Es kann unangenehm sein, verbunden mit Schmutz, Staub und Chemie. Aber je länger wir warten, damit anzufangen, desto schwieriger wird es mit der Reparatur.

So ist es auch bei christlichen Werken. Nehmen wir das Beispiel des theologischen Seminars der Southern Baptist in Kentucky. In den frühen 1990er Jahren war es durch moderne Theologie verdorben. Das bedeutet, man hatte sich im Gegensatz zu den Gründungsprinzipien von der Irrtumslosigkeit und völligen Autorität der Bibel entfernt. Liberale Theologie hatte das Seminar infiziert. Wie es Pastor Josef Ton ausdrückte, der aus dem kommunistischen Rumänien wegen der Predigt des Evan­geliums fliehen musste: „Liberale Theologie ist einfach, wenn man die Evolution auf die Bibel und unseren Glauben anwendet.“

Viele, die in dem Seminar mit Eifer für Gott begonnen hatten, schlossen es ab, ohne noch zu wissen, was sie eigentlich glauben können. Sie waren für den Dienst am Evangelium unbrauchbar geworden.

Wir müssen den „kleinen Füchsen“ der Sünde frühzeitig wehren, bevor sie alle Trauben aufgefressen haben.

1993 berief die Gemeinschaft der Southern Baptists Dr. Albert Mohler, um die Lehrerschaft des Seminars wieder auf die richtige Spur zurückzubringen.1 Er war damals erst 33 Jahre alt und hatte eine gewaltige Aufgabe vor sich. Zwei Jahre nach seiner Berufung wurde ein Misstrauensantrag gegen ihn gestellt. Nur vier Lehrer waren auf seiner Seite. Noch einmal zwei Jahre später hatte Dr. Mohler die Erneuerung geschafft. Aber es gab Tränen entlang dieses Weges. Als Grundlage hatte Dr. Mohler alle akademischen Angestellten herausgefordert, das Versprechen zu achten, das sie alle unterschrieben hatten, als sie anfangs versprachen, die Prinzipien, die bei der Gründung galten, zu achten. Wenn sie nicht willens waren, das weiter tun, dann wäre es ein ehrenhafter Weg, wenn man woanders hinginge.

Heute schließen Absolventen dort ihre Ausbildung ab, die ein Feuer in ihrem Herzen haben, das Evangelium zu verkünden. Ich durfte 2010 in einer ländlichen Gemeinde in South Carolina predigen, deren Pastor ein junger Absolvent war. Das war ein Segen und die Gemeinde war voller Leben.

Heute ist Dr. Mohler als Stimme für einen biblischen Glauben in Amerika respektiert. Sogar das Time Magazin nennt ihn einen führenden amerikanischen Evangelikalen, einen „einflussreichen Intellektuellen der evangelikalen Bewegung in den USA“. Möglich ist so etwas, wenn man eine durchgängig biblische Weltsicht behält, die mit der Historizität des 1. Buch Moses beginnt, einschließlich Schöpfung und Fall.

Dr. Mohler hat es so gesagt:

Beinahe jede christliche Irrlehre kann auf die falsche Trennung zwischen Gott, dem Schöpfer, und Gott, dem Erlöser, zurückgeführt werden.

„Beinahe jede christliche Irrlehre kann auf eine Art von Trennung zwischen Gott, dem Schöpfer, und Gott, dem Erlöser, zurückgeführt werden. Aber dem steht der christliche Glaube entgegen. Das Evangelium von Jesus Christus macht solange keinen Sinn, solange es nicht im Kontext der gesamten Geschichte von Gottes schöpferischem und erlösendem Handeln von 1. Mose bis zur Offenbarung steht.2

Wer sein Auto liebt, der wird Rost entfernen

Das mag sich anhören, als sollten wir lieblos werden und auf Irrlehrer Jagd machen. Aber es gilt: Wenn du dein Auto „liebst“, dann wirst du Rost entfernen. Und wenn du Gott wirklich liebst, sein Wort und seine Gemeinde, dann wirst du gegen den Rost vorgehen, der das reine Evangelium angreift und verdreht. Tun wir das nicht, werden kommende Generationen das Zeugnis des Evangeliums nicht hören.

Im Namen der Liebe und Einheit sind viele Gemeinden und theologische Ausbildungsstätten auf einen Kurs des „Darüberwegsehens“ eingeschwenkt. Um die „Einheit“ nicht zu gefährden, wird nichts mehr gesagt und der Unglaube breitet sich aus. Der Rost frisst einfach weiter. Dafür muss man nicht mehr tun als gar nichts. Es ist allerdings keine wirkliche Liebe, sich für einen Status quo einzusetzen, der bedeutet, dass Schritt für Schritt das Zeugnis des Evangeliums von Gemeinden und Werken zerstört wird. Kann es Liebe sein, dem Sünder nicht zu sagen, dass er Umkehr braucht und die Vergebung durch Jesus Christus. Das mag als Angriff ankommen und so ist der leichte Weg der, nichts zu sagen.

Wenn unser Werk Gemeinde­leiter anspricht, die die befreiende und das Evan­gelium bekräftigende Botschaft von der Schöpfung durch Gott nicht kennen, dann antworten sie oft sehr vorsichtig, weil sie befürchten, einige Leute vor den Kopf stoßen zu können, die eine andere Ansicht vertreten. Solche Leute sind oft das erste Zeichen für Rost und sie müssen liebevoll, aber eindeutig auf ihren Unglauben hingewiesen werden und müssen umkehren. Wenn Verantwortliche es im Namen des Friedens laufenlassen, wird sich der Rost nur ausbreiten und die Kirche wird ihre klare Botschaft verlieren. Jesus sagt (Mt 5,13):

„Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr, außer weggeworfen und von den Leuten zertreten zu werden.“

Lasst uns arbeiten und beten, dass wir unsere Salzkraft behalten, zuerst jeder persönlich und dann in unseren christlichen Werken.


  1. Der Bibelbund hat den ganzen Prozess der Reformation 2010 in einem Sonderheft dokumentiert. 

  2. https://creation.com/albert-mohler-interview