Seit ein paar Jahren nehme ich eine zunehmende Politisierung unter den Christen wahr, die Gottes Wort und Evangelium ernst nehmen wollen. Nun sind Christen auch verantwortliche Bürger ihres Staates, so wie sie hoffentlich in ihrer Familie und der christlichen Gemeinde auch ihrer von Gott gegebenen Verantwortung gerecht werden wollen. Deswegen dürfen wir auch politische Meinungen haben und uns – in den Grenzen unserer persönlichen Berufung – auch an politischen Entscheidungen beteiligen. Aber wenn wir nicht unsere eigentliche Berufung als Zeugen für das Evangelium beschädigen wollen, müssen wir scharf zwischen der politischen Stellungnahme und dem christlichen Zeugnis unterscheiden lernen.
Ich bin verwundert, mit welchem Eifer Corona-Predigten herumgereicht werden, die keinen Trost und Ermahnung im Angesicht von Krankheit und gesellschaftlicher Krise bieten, sondern über die Glaubwürdigkeit von Testergebnissen oder die tatsächliche Gefährlichkeit einer Krankheit spekulieren. Auf die Heilige Schrift kann man sich dafür kaum berufen, deswegen sind es Experten, von denen man gelesen oder durch ein Internet-Video gehört hat. Es lässt sich streiten, ob diese oder jene von Politikern getroffenen Entscheidungen nun angemessen, hilfreich oder schädlich sind. Aber dieser Streit hat in der Verkündigung nichts zu suchen, wo Gottes unfehlbares Wort zu bezeugen ist.
Betreffen dann christliche Positionen die Politik nicht? Doch, aber dafür braucht es eine biblische Grundlage. Das christliche Zeugnis steht offenbar in einem Gegensatz zu einer Abtreibungspolitik, die werdende Mütter individuell über das Lebensrecht ihres ungeborenen Kindes entscheiden lassen will. Die Bibel macht klar, dass sich die Gemeinde die Verkündigung des Evangeliums nicht verbieten lassen kann und dass Christen – wenn irgend möglich – auch körperlich Gemeinschaft miteinander haben. An dieser Stelle betonen sie, dass sie Gott mehr gehorchen müssen als den Menschen. Ob aber auch große Versammlungen erlaubt werden müssen, lässt sich aus der Bibel nicht begründen. Ein Blick in die Kirchengeschichte zeigt, wie einfallsreich die christliche Gemeinde immer gewesen ist. Im Rom des 3. Jhdts. traf man sich in Katakomben, im Teheran des 21. Jhdts. trifft man sich in Tiefgaragen.
Paulus erinnert Timotheus (2Tim 3,10-17), dass Christen immer damit rechnen müssen, dass sie um des Glaubens willen verfolgt werden. Und zweitens werden falsche Lehrer versuchen, mit ihren klugen Reden zu betrügen. Es gibt also Bedrängnis von außen und von innen. Und dann ist unsere Treue gefragt zu dem, was wir aus Gottes Wort gelernt haben. Denn nur das von Gottes Geist eingegebene Wort, wie wir es in der Bibel aufgeschrieben haben, ist eine unfehlbare Richtschnur für uns. Wir können nicht den wechselnden öffentlichen Meinungen folgen und uns genauso wenig an irgendwelche Experten hängen.
Nur die Christen sind Zeugen des Wortes Gottes. Wenn sie das beschädigen, werden sie wie Salz, das geschmacklos ist. Jesus sagt, dass es weggeworfen wird. Salz der Erde bleiben wir nur durch unsere Bindung an Gottes Wort, das erst unser Herz erfüllen soll und dann dafür sorgen wird, dass auch unser Mund eine gute, mit Salz gewürzte Rede hervorbringt.