LiteraturBuchbesprechungen

Als mir das Licht unerträglich wurde

Es geht um das Leiden der Ver­fas­­se­rin, einer pro­tes­tanti­schen Pas­­to­­rin, die als Seel­sorgerin arbeitete. Ihr zwei Monate alter Sohn wurde lebensbedrohlich krank, doch nach längerer Zeit wieder gesund. Dafür wurde die Mutter depressiv. Sie beschreibt in poetischer Sprache, wie sie am Buch Hiob begriff, dass Gott anders ist und nicht die Sicherheit der Menschen garantiert, sondern er ist „die einzige, gleichzeitig winzige und immense Sicherheit, die uns in unserer Lebensenergie unterstützen kann“ (S.107). So kämpfte sie sich durch: vom Beschützer-Gott zu einem anderen Gottesverständnis, einem Schöpfer-Gott. Sie will die Klage überwinden und die Bedrohung, die sie empfindet. (Die Begriffe werden überall im Buch kursiv gedruckt.) Frömmelnde Gottesvorstellungen sind ihr ein Gräuel. Aber hat sie selbst wirklich den lebendigen Gott gefunden? Ja, sie will Gott nicht mehr in ihre Theologie einsperren und dankt ihm, dass er die Einfriedung ihres Lebens geöffnet hat. (S. 110f.)

Muller-Colard, Marion. Als mir das Licht unerträglich wurde. Auf dem Weg zu einem anderen Gott. Zürich: TVZ 2019. 111 S. Taschenbuch: 17,90 €. ISBN: 978-3-290-18251-9.

Manchmal ist man nicht glücklich darüber, ein bestimmtes Buch bestellt zu haben. Der interessante Titel und die Ver­sprechungen des Verlags machten neugierig. Doch das Lesen befremdet und ermüdet, trotz der kurzen Kapitel. Ist das der biblische Gott, der mit Hiob eine Wette riskiert (S. 46) oder nur das Empfinden eines literarischen Hiob, den ein später Autor um 700 v.Chr. (S. 36) erfunden hat? Ja, man muss Verständnis haben für eine Frau in schwerer Depression, aber irgendwie bleibt man trotz Happy End und „Gnade“ ratlos zurück.