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„… und das sind viele von euch gewesen.“ Zum Verbot von sogenannten Konversionstherapien

Aufgrund unserer Pressemeldungen erreichen uns weiter zahlreiche Anfragen. Medien­vertreter suchen Interviewpartner, die bereit wären, sich gegen den einhelligen Konsens der politischen Parteien, Kirchen und der sogenannten öffentlichen Meinung zu äußern in Sachen „Konversionstherapie“. Unser Vorsitzender Michael Kotsch hat sich daraufhin bereiterklärt, eine Stellungnahme abzugeben und darzulegen, warum ein pauschales Verbot von Hilfsangeboten für homosexuell empfindende Menschen, die unter ihrer Orientierung leiden, falsch ist. Beachten Sie auch die vorangegangenen Meldungen.

Erneut wendet sich Bundes­gesund­heits­minister Spahn Mitte Juni 2019 an die breite Öffentlichkeit: Jede Therapie, die von der Veränderbarkeit homosexueller Orientierung ausgeht, muss demnach gesetzlich verboten werden. Wie nicht anders zu erwarten, bekommt er dabei große gesellschaftliche Unterstützung. Ganz offensichtlich ist die Zeit reif für diesen Schritt politisch gesteuerter Ethik. Als Gegner machen die Medien zwischenzeitlich nur noch eine kleine Gruppe „radikaler Christen“ aus, die das vertreten, was noch vor 20 Jahren gesellschaftlicher Konsens war.

Gebetsmühlenartig wird in der augenblicklichen Diskussion wiederholt, dass „Homosexualität keine Krank­heit“ sei, obwohl es beim geplanten Verbot von Kon­versionstherapien und Seelsorge­angeboten nur am Rand um diese Frage geht. Selbst die wissenschaftlichen Studien, die von den Anhängern des Therapieverbots zitiert werden, zeigen eben gerade nicht, was immer wieder behauptet wird.

Ja, es gibt deutliche Hinweise darauf, dass genetische und epigenetische Faktoren die Entstehung einer homosexuellen Orien­tierung begünstigen; allerdings nur zu 20 bis 40 %. Dazu kommen zumeist veränderbare gesellschaftliche, soziale, psychische und ganz individuelle Aspekte. Die bisher größte wissenschaftliche Zwillingsstudie beispielsweise kommt zu dem eindeutigen Ergebnis, dass bei eineiigen, also genetisch identischen Zwillingen, nur 30 % dieselbe homosexuelle Orientierung haben (Michael Bailey, 2008). Aktuelle wissenschaftliche Studien geben beispielsweise eventuell auch Hinweise darauf, dass Frauen, die in der Schwangerschaft unter Schilddrüsenproblemen litten, etwas häufiger homosexuelle Söhne geboren haben (North Shore University, Nature, 11.12.2017 – NPO). Faktisch ist das Wissen über den Ursprung homosexuellen Empfindens aber noch sehr fragmentarisch, wenn auch vieles darauf hindeutet, dass es keine einheitliche Genese für Homosexualität gibt.

Veränderung homosexueller Gefühle ist ganz offensichtlich ebenso möglich wie die Veränderung heterosexueller Orientierung. Unter anderem verweist schon der alte Kinsey-Report genau darauf (1948). Prof. Nicholas A. Cummings, früherer Präsident der „American Psychological Association“, behandelte in seiner beruflichen Praxis rund 2000 homosexuell empfindende Menschen. Etwa 20% von ihnen fühlten und lebten nach der Therapie dauerhaft heterosexuell.

Nach dem Wunsch des Bundes­gesund­heits­ministers allerdings soll künftig nur noch eine Aussage gesetzlich erlaubt sein: „Du bist schwul und das ist auch gut so!“ Jede andere Meinungsäußerung oder gar Aktivität soll unter Bußgeldandrohung verboten werden.

Auch wenn katholische Theologie in zentralen Lehren über die Gemeinde, die Sakramente, die Bedeutung der Mutter Jesu Maria und die Lehre der Erlösung von biblischen Aussagen abweicht; in wichtigen ethischen Fragen vertritt sie, trotz massivem medialen Gegenwind, eine an der Bibel orientierte Position. In ihrem aktuell von der „Kongregation für das katholische Bildungswesen“ herausgegebenen Leitlinie mit dem Titel „Als Mann und Frau schuf er sie“ stellt sich der Vatikan sehr deutlich gegen eine Geschlechterverwischung durch Gender Mainstreaming und eine gesellschaftliche Werbung für Homosexualität.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat unter voll­kommener Missachtung ihrer eigenen Geschichte und ihrer biblischen Glau­bens­grundlage die Abschaffung und Neu­­definition der von Gott gegeben Geschlecht­lichkeit betrieben, noch bevor sich dieser Trend auch in der säkularen Politik durchgesetzt hat. Sie gehört auch zu den ersten Unterstützern des Therapieverbots.

Der Bibelbund will niemanden zwingen, seine homosexuelle Orientierung zu verändern. Er plädiert aber für ein Selbstbestimmungsrecht, das auch sexuelle Umorientierungen beinhaltet. Menschen, die homosexuelle Gefühle verändern wollen, sollen dazu auch eine therapeutische Chance bekommen; und zwar nicht nur in der vom Mainstream beworbenen Richtung. – Außerdem betrachten Christen es als höchst problematisch, wenn der Staat mit solchen Gesetzen durch die Hintertür die religiöse Meinungsfreiheit in Deutschland deutlich einschränkt.