ThemenFrage & Antwort

Segnungsgottesdienst für gleichgeschlechtliche Paare?

Ob gleichgeschlechtliche Paare gesegnet werden können, entscheidet sich vor allem daran, was die Bibel über das Segnen sagt. Selbst Menschen ohne Glauben und „Feinde“ können und sollen Segen empfangen. Der aber besteht hauptsächlich darin, dass sie Gottes Willen erfahren und das Angebot seines Evangeliums hören.

Frage:

Warum spricht sich der Bibelbund gegen eine gottesdienstliche Segnung homosexueller Paare aus? Wenn die Bibel Christen anweist, ihre Feinde zu segnen und selbst diejenigen, die sie verfluchen, warum dann solchen Christen Segen verweigern, die als gleichgeschlechtliches Paar in Glauben und Liebe zusammenleben wollen?

Antwort:

Ich habe mich entschlossen, die gestellte Frage ernst zu nehmen und zu beantworten, auch wenn sie mir zuerst eher wie ein Vorwurf vorgetragen wurde. Echte Fragen sind von dem Wunsch nach einer Antwort inspiriert, aber man kann Fragen natürlich auch anders einsetzen.

A. Meine Antwort soll zwei Bereiche näher betrachten. Der erste ist die Bedeutung des Gebotes für die Christen, Menschen zu segnen, die offenbar nicht nach dem Willen Gottes leben wollen. Jesus befiehlt seinen Jüngern (Lk 6,28):

„Segnet, die euch verfluchen; bittet für die, die euch beleidigen“.

Paulus und Petrus nehmen das auf und ermahnen in ihren Briefen:

„Segnet, die euch verfolgen; segnet, und verflucht sie nicht“ (Röm 12,14).
„Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Schelt­wort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, auf dass ihr Segen erbt“ (1Pet 3,9).

Fragen wir zuerst danach, was Segnen eigentlich ist, dann führt uns das hebräische und griechische Wort in der Bibel zu der einfachen Bedeutung „etwas Gutes sagen“ oder im Sinne der Zielrichtung „etwas Gutes über jemanden aussprechen“. Segen ist also nicht eine Art Schutzzauber, der irgendeine positive magische Kraft von Gott weiterleitet, sondern die Wahrheit Gottes, die einem Menschen persönlich zugesprochen wird. Wenn ich also einfach sage: „Gott segne dich!“, dann bin ich noch nicht beim wirklichen Segnen der Bibel angekommen. Das wird auch in den Ermahnungen deutlich, die das Segnen dem Fluchen gegenüberstellen. Statt böse, beleidigende oder herabwürdigende Worte zu sagen, sollen wir gute, aufbauende und zu Gott leitende Worte reden. Paulus hat das Epheser 4,29 ausgeführt:

„Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Gnade bringe denen, die es hören.“

Jesus hat dagegen Fluchwörter auf eine Stufe mit Mord gestellt (Mt 5,23):

„Ich aber sage euch: Schon wer auf seinen Bruder zornig ist, gehört vor Gericht. Wer aber zu seinem Bruder ‚Schwachkopf‘ sagt, der gehört vor den Hohen Rat. Und wer zu ihm sagt: ‚Du Idiot!‘, gehört ins Feuer der Hölle“ (NEÜ).

Wenn ein Christ einem homosexuell empfindenden und lebendem Menschen also flucht, dann kündigt Jesus diesem Christen das Gericht Gottes an. Es steht niemandem zu, einen anderen Menschen zu verurteilen, ob wegen sexueller Sünden oder irgendwelcher anderer. Das darf allein Gott. Jeder Christ begegnet immer als Sünder anderen Sündern. Nur Jesus war auf dieser Erde ohne jede Sünde. Er aber zeigte sich allen, wie tief sie auch verstrickt waren, gegenüber barmherzig. Wie aber hat Jesus segnend mit den Menschen gesprochen? Er sagte ihnen das Evangelium, das heißt (Joh 12,46-48):

„Ich bin als Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibt. Wer hört, was ich sage, und sich nicht danach richtet, den verurteile ich nicht. Denn ich bin nicht in die Welt gekommen, um die Welt zu richten, sondern um sie zu retten. Wer mich verachtet und nicht annimmt, was ich sage, hat seinen Richter schon gefunden: Das Wort, das ich gesprochen habe, wird ihn an jenem letzten Tag verurteilen.“

Der Bibelbund will in diesem Sinne, dass auch alle homosexuell lebenden Menschen gesegnet werden. Ihnen gilt das Evangelium und sie sollen es hören: Christus ist für dich gestorben und will dir alle Schuld vergeben. Ob in einem Leben nun die sexuellen Sünden die schlimmsten sind, steht gar nicht zur Diskussion. Das Evangelium gilt nämlich auch Menschen, die nach moralischen Maßstäben vorbildlich leben. Auch sie sind Sünder und empfangen Segen, wenn ihnen jemand die Botschaft von Jesus gesagt wird. Denn wenn sie aufgrund des Wortes glauben, dann empfangen sie Vergebung und werden Kinder Gottes.
Segnen erfordert aber, dass die Wörter, die gesagt werden, auch wahr sind. Was nützt es, wenn es zugeht, wie zu Zeiten des Propheten Jeremia (8,10b-11): „Priester und Propheten gehen mit Lüge um und heilen den Schaden meines Volks nur obenhin, indem sie sagen: »Friede! Friede!«, und ist doch nicht Friede.“ Wenn also jemand gegen Gottes Wort sagt, dass Gott nichts gegen homosexuelles Leben einzuwenden hat, dann segnet er nicht, sondern er lügt. Wenn jemand einem Menschen sagt, dass er von Gott geliebt ist und durch den Glauben gerettet wird, selbst wenn er sein Leben lang mit bestimmten sexuellen Sünden zu kämpfen hat, dann sagt er die Wahrheit und segnet diesen Menschen.

B. Leider aber sind manche homosexuell lebende Menschen an diesem Segen nicht sehr interessiert. Sie wollen etwas anderes, Akzeptanz nämlich, und darum geht es im zweiten Bereich der Antwort. Wenn gefordert wird, dass Kirchen und Gemeinden homosexuell lebende Paare segnen sollen, dann ist meist an eine Trauungszeremonie gedacht, genauso oder ähnlich wie sie ein Ehepaar von der Gemeinde wünschen kann. Es geht dabei auch nicht einfach darum, dass sie einen Segensspruch hören, der wird doch in vielen Gottesdiensten am Ende über alle An­we­senden ausgesprochen. Es geht vielmehr um eine Akzeptanz und gemeindliche Recht­fertigung eines Zusammenlebens, das jede christliche Kirche aufgrund der Bibel ablehnen müsste. Trotzdem tun das seit vielen Jahren viele Kirchen auch offiziell. Aber das reicht eben vielen Homosexuellen auch nicht aus. Sie wollen meist, dass eine ganz bestimmte Gemeinde ihre Ablehnung aufgibt.
Das alles ist leider ein Zeugnis dafür, dass es nicht um den wahren Segen Gottes geht, sondern nur um eine menschliche An­er­kennung der eigenen Lebensweise, bei der Gott auch eine Rolle spielen soll. Wenn aber nun eine Gemeinde das tut, dann muss man fragen, ob es sich bei solch einer Segenszeremonie wirklich um echtes Segnen handelt. Dazu müsste nämlich Gott selber beschlossen haben, so zu segnen, d.h. die Lebensweise für richtig und akzeptabel anzusehen, wie es sich die Menschen wünschen. Sonst sind die Worte selbst in einem Segnungsgottesdienst nur nettes Gerede und im schlimmsten Fall sogar ein Fluch. Der wäre nämlich auch gegeben, wenn man Menschen über den wirklichen Willen Gottes belügt.