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ThemenBibelverständnis

Nicht irgendein Buch …

Wer sagt, dass die Bibel Gottes Wort ist, der verwechselt damit nicht ein Buch mit dem lebendigen Gott. Er nimmt vielmehr wahr, dass der unendliche Gott sich uns Menschen offenbart hat. Das hat er durch seine Schöpfung getan, aber eben auch und viel eindeutiger durch sein Wort, wie wir es in der Bibel aufgeschrieben finden. Nur durch sie kennen wir Gottes Willen und können erkennen, was wir glauben und wie wir leben sollen. Ohne die Bibel blieben die Menschen über Gott im Dunkeln. Damit wir wissen, dass wir uns auf dieses Worte verlassen können, wurde Gott Mensch und kam in Jesus Christus, dem lebendigen Wort Gottes, auf die Welt.

Hinführung

Nein, Christen glauben nicht an ein Buch. Wer auch immer diesen Quatsch in Umlauf gebracht hat, dass „konservative“ Christen das täten, liegt mit seinem abschätzigen Vor- urteil völlig daneben. Ein ähnlicher Blödsinn wird immer wieder verbreitet, dass die Bibel für bestimmte „fundamentalistische“ christliche Gemeinden und Kreise „Gott gleich“ geachtet werde und man damit die Bibel verehre wie Gott. Wer – bitte schön – hat das jemals gesagt oder geschrieben? Wer predigt das oder wer lebt so seinen Glauben als Christ? Solche Aussagen sind – mit Verlaub gesagt – völlig an den Haaren herbeigezogener Unsinn!

Mir scheint es vielmehr so zu sein, dass solche Vorwürfe letztlich nur Ab­lenkungsmanöver unter denen sind, die selbst (unausgesprochen?!) die Bibel als Autorität über das eigene gelebte Christsein nicht mehr ernst nehmen möchten (aus welchen Gründen auch immer). Ja, Christen sind auf das Bibel-Buch angewiesen.

Ohne dieses kann es kein gelebtes Christsein geben. Dabei ist die Bibel weder Gott gleich noch eine magische Textsammlung, wie sie es in anderen Religionen geben mag, die esoterisch-magisch aus sich heraus wirkt. Die Bibel ist vielmehr das Mittel der Kommunikation zwischen dem ewigen, nicht zugänglichen Gott und dem irdischen Menschen. Die Bibel ist Rede und Anrede Gottes an den Menschen. Darum nun zehn Hinweise, die aufeinander aufbauen und die darlegen, wie und wieso die Bibel Gottes Wort offenbart und ist.

1. Gott ist verborgen – wir sollen aber von ihm sprechen. Wie?

Gott ist verborgen (Jesaja 45,15; 1. Könige 8,12; 1. Timotheus 6,16). Wir wissen und erkennen als Menschen aus uns heraus nichts von dem Wesen, den Gedanken, den Gefühlen, den Plänen, den Eigenschaften Gottes. Wir haben als Menschen von uns aus keinen Zugang zu Gott, um erkennen zu können, wer und wie Gott ist. Ganz gleich, wie sehr man versucht, sich Gott vorzustellen, unsere Vorstellungen werden letztlich Gott nie gerecht. Die Welt plagte schon immer die Vorstellung, dass Gott nicht erkannt werden kann. Der Apostel Paulus schreibt entsprechend unmissverständlich: „Es weiß … niemand, was in Gott ist, als allein der Geist Gottes“ (1. Korinther 2,11). Niemand weiß, was in Gott ist, und damit auch nicht, wer und wie Gott ist. Gott ist völlig unzugänglich. Wir sollen und wollen von Gott sprechen, können es jedoch nicht. Wie kommen wir heraus aus diesem Dilemma des Nichtwissens?

2. Gott ist verborgen – er muss sich mitteilen!

Gott muss sich zeigen, er muss sich offenbaren. Gott muss demnach mit seinen Menschen kommunizieren, irgendwie aus seiner Verborgenheit und Dunkelheit heraustreten, in der er für uns Menschen unzugänglich wohnt. Und das Gute ist – genau das hat er getan. Er ist aus seiner Verborgenheit herausgetreten und hat geredet.

Wort Gottes bedeutet, dass Gott spricht und sich Menschen verständlich mitteilt. Nur so können wir verlässlich etwas über Gott wissen.

Wort Gottes, das bedeutet also, dass Gott spricht und sich Menschen verständlich mitteilt. Gott redet und handelt zugleich durch sein Wort (1. Mose 1,3; Psalm 33,6). Wort Gottes ist also auch immer „Kraftwirkung“ Gottes. Die Bibel offenbart die Mitteilungen Gottes als Wort Gottes im geschriebenen Wort, neben dem das Schöpferwort Gottes steht, das am Anfang den Kosmos werden ließ. Das Wort Gottes der Bibel verdeutlicht, wie Gott dem Menschen begegnen will, um mit ihm Gemeinschaft zu haben. Die Bibel ist die Offenbarungsurkunde Gottes, bei der Gott selbst der Verfasser ist. Doch wie kam es dazu, die Heiligen Schriften mit dem Akt der Offenbarung Gottes in Verbindung zu bringen?

3. Gott teilt sich mit – in der Natur seiner Schöpfung

Seine erste, eher allgemeine Mitteilung aus seiner Verborgenheit heraus an uns Menschen geschieht durch die Natur der Schöpfung, wie der Apostel Paulus uns unterweist: „Was man von Gott erkennen kann, ist unter ihnen (uns Menschen) offenbar; denn Gott hat es ihnen (uns) offenbart. Denn sein unsichtbares Wesen – das ist seine ewige Kraft und Gottheit – wird seit der Schöpfung der Welt, wenn man es wahrnimmt, ersehen an seinen Werken, sodass sie keine Entschuldigung haben“ (Römer 1,19.20). Alle Menschen könnten demnach Gott erkennen. Kein Mensch hat eine Entschuldigung, er könne Gott nicht erkennen (Vers 20). Die Kraft und die Gottheit des unsichtbaren Gottes sind schon immer und überall allen Menschen offenbar. Doch aufgrund von Schuld und Sünde in der Abkehr von Gott haben Menschen ein „verfinstertes Herz ohne Verstand“ bekommen (Vers 21), sodass Gott sie – als Gerichtshandlung – zugleich dahingegeben hat, zu tun, was sie wollen, hilflos den eigenen Begierden ausgeliefert, die weitgehend gegen Gott gerichtet sind (Verse 24-26).

4. Gott teilt sich mit – durch die Väter und Propheten Israels

Gott beließ es nicht bei der Offenbarung seiner Herrlich­keit in der Natur. Er ging in seiner Selbstoffenbarung aus Gnade noch viel weiter, denn der Erkenntnisweg in der Natur ist bei allen Menschen selbstverschuldet getrübt und verzerrt worden (Römer 1,21-25), sodass Gott sie als Konsequenz in ihren wirren Gedanken dahingeben musste. Gott hat daher unverwechselbar aus seiner Verborgenheit heraus zusätzlich zur Natur in Wortoffenbarungen zu Menschen geredet. Er hat dazu ausgewählte Propheten vor und während der Zeit des ausgewählten Volkes Israel berufen und ihnen seinen Willen und seine Wesenseigenschaften mitgeteilt: „So spricht der HERR!“ – „Ich bin, der ich bin!“ – „Du sollst keine anderen Götter neben mir verehren“ (2. Mose 3,14).

Schon das Alte Testament ist ein Sammlung unterschied­licher Texte, die offenbaren, was kein Mensch von sich aus über Gott wissen kann.

Diese prophetischen Mitteilungen wie auch besondere Gottesbegegnungen wurden über Jahrhunderte hinweg in Israel gesammelt und durch Verschriftlichung in Erinnerung gehalten (z. B. Abrahams und Sarahs Führungen; Mose am brennenden Dornbusch; Israel in Ägypten; die Könige in der Nachfolge Davids und Salomos; die Zeit nach dem babylonischen Exil usw.). Das, was niedergeschrieben und aus der Erinnerung aufbewahrt wurde, wurde mit menschlichen Möglichkeiten und Fertigkeiten in der Art und Weise aufgeschrieben, wie Menschen eben im alten Orient über Jahrtausende Informationen und Erlebnisse aufgeschrieben haben. Und doch war es „Gottes Wort“, das in Menschenworten verschriftlicht und überliefert wurde. So entstand allmählich das Alte Testament als Sammlung unterschiedlicher Texte, die offenbaren und mitteilen, was kein Mensch von sich aus wissen kann, über Gott, über sein Wesen, über seine Pläne, über seine Heilsgeschichte mit ausgewählten Menschen und mit der ganzen Welt, über seine Gedanken und über seine Sehnsucht nach Heil und Frieden im Blick auf die von Gott abgefallene Menschheit.

5. Gott teilt sich mit – Christen vertrauen den Schriften Israels

So glauben Christen, dass Gott im Alten Testament geredet und sich selbst klar und deutlich mitgeteilt hat: „Alle Schrift (gemeint ist hier das Alte Testament) ist von Gottes Geist eingehaucht oder eingegeben worden“ (2. Timotheus 3,16). Oder wie 2. Petrus 1,21 betont: „Nie ist eine Weissagung (prophetische Mitteilung) aus menschlichem Willen hervorgebracht worden, sondern getrieben vom Heiligen Geist haben Menschen in Gottes Auftrag geredet.“ Das von Gottes Geist verursachte Reden Gottes wurde in Schriften gesammelt, die Menschen mit den kulturellen Schreibmöglichkeiten und Literaturformen ihrer Zeitepoche aufgeschrieben haben. Das Bibel-Buch im Alten Testament offenbart demnach viele Mitteilungen Gottes, die die Menschen ohne Gottes eigenständige Selbstoffenbarung gar nicht wissen oder für die Glaubensbeziehung zu Gott nutzen könnten. Gott gibt durch das Buch etwas von sich selbst preis und kommuniziert auf diese Weise mit seinen Menschen. Deshalb ist die Bibel Gottes Wort, eine Urkunde der Selbstmitteilungen Gottes an seine Menschen.

6. Gott spricht schließlich durch seinen Sohn

Neben der Natur und den Propheten im Alten Testament kommt es dann zum größten Ereignis im ganzen Universum: Gott selbst wird Mensch in Jesus, seinem geliebten Sohn:

„Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er zuletzt in diesen Tagen zu uns geredet durch den Sohn, den er eingesetzt hat zum Erben über alles, durch den er auch die Welten gemacht hat. Er (der Sohn) ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens und trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort und hat vollbracht die Reinigung von den Sünden und hat sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe“ (Hebräer 1,1-3).

Ähnlich teilte Gott auch den Jüngern Jesu mit: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Den sollt ihr hören!“ (Matthäus 3,17; 17,5; 2. Petrus 2,17).

Was Gott in unübertroffener Vollkommenheit über sich mitteilt, ist Jesus selber, der das lebendige Wort Gottes ist und die besondere Offenbarung Gottes.

Mit Jesus, dem Sohn Gottes, bekommt die Selbstoffenbarung Gottes als Anrede an die Menschen eine neue, eine ganz andere und vollkommene Qualität. Gott, der das ewige Wort ist, mit der er alles erschaffen hat und erhält, wird Mensch (Johannes 1,1-18). Was Gott über sich selbst in Vollkommenheit mitgeteilt hat, ist Jesus selbst, er, die besondere Offenbarung Gottes (Johannes 12,45). Und dieses Wort bricht mit Wucht aus der unzugänglichen Welt Gottes in die irdische Welt der Menschen ein (Johannes 1,14), um ihnen das Heil zu zeigen, zu dem Gott sie hinführen will.

7. Die Jünger haben auf den Sohn Gottes gehört: das Neue Testament

Und auf diesen Jesus, das lebendige Wort Gottes in Person, die herrliche Selbstoffenbarung Gottes, haben die Nachfolger und Jünger Jesu fleißig gehört. Sie haben aber nicht nur gehört, sondern sie haben das Gehörte zugleich mündlich und schriftlich gesammelt (Lukas 1,1-4), aufgeschrieben und weiterüberliefert. Der Heilige Geist erinnerte diese Jünger Jesu daran, was über diesen Gottessohn Jesus zu „wissen“ notwendig ist (Johannes 14,26 u. a.), und er hat aus diesen bestimmte Personen als Apostel und Evangelisten ausgewählt, „die Sache mit Jesus, dem Christus“ zu verschriftlichen, damit die Christus-Gläubigen aller Zeiten zuverlässig erfahren können, was die Grundlagen ihres Glaubens und Lebensstils sein sollen (Lukas 1,4; Apostelgeschichte 2,42: die Lehre der Apostel; Epheser 2,20: das Fundament der Gemeinde Jesu in den Worten der Propheten und Apostel in den neutestamentlichen Schriften).

Wir lernen in diesen Schriften des Neuen Testaments Jesus Christus und zugleich Gottes wunderbares Evangelium kennen, die frohe Botschaft von der den Sünder suchenden Liebe Gottes (Johannes 3,16). Von diesem allen wüssten wir überhaupt nichts, würde es uns nicht zuverlässig und verbindlich und gültig in schriftlicher Form im Auftrag Gottes überliefert und weitergegeben (2. Timotheus 2,2). Deshalb ist die Bibel Gottes Wort. Sie offenbart uns, wer Jesus ist, wer der dreieinige Gott ist, was das Evangelium ist, wie Christen ihr Leben führen können und wie eine christliche Gemeinde sein soll.

8. Eine Richtschnur für die richtige Überlieferung – der biblische Kanon

Es gab damals allerdings eine Menge an Schriften, die von sich behaupteten, offenbarte Mitteilung Gottes zu sein. Es brauchte nun gewisse Kriterien, um festzustellen, welche Schriften Gottes offenbartes Wort sind und welche nicht. Gott selbst hatte diese Auswahl nicht festgelegt. Sie musste von den Leuten Gottes selbst ermittelt werden, da es keine Offenbarung Gottes gab, die zeigte, welche Schriften genommen und welche nicht genommen werden sollten. Die Auswahl musste sich an dem orientieren, was Gott in den überlieferten Schriften inhaltlich mitgeteilt hatte.

Kriterien, die andeuten, was die Auswahl der richtigen Schriften betrifft, finden wir in Bezug auf das Alte Testament beispielsweise in Josua 1,7f. Dort wird deutlich, dass „weder zur Rechten, noch zur Linken“ vom mosaischen Gesetz abgewichen werden durfte. Es gab also einen unaufgebbaren Kerninhalt, der kanonische Verbindlichkeit anzeigt.

In Bezug auf das Neue Testament bot die „Lehre der Apostel“ ( Apostelgeschichte 2,42) solch einen Kerninhalt, an dem sich Christus-Gläubige zu orientieren hatten, wie jeweils der „richtige Inhalt“ des Evangeliums (Galater 1,6-12) und die „richtige Person Jesu“ und der „richtige Geist“ zu predigen und zu vermitteln waren (2. Korinther 11,4). Falsche Evangelien oder Christusse galt es konsequent auszuschließen und damit auch die Schriften, die ein „falsches Evangelium“ oder einen „falschen Christus“ beinhalteten. Auch die gesammelte Anzahl an authentischen Paulusschriften war als sehr frühe Orientierungsgrundlage für die urchristlichen Gemeinden (2. Petrus 3,15ff.) anerkannt in Bezug auf das, was zur „Richtschnur“ (Kanon) des von Gott Mitgeteilten dazugehörte. Und das Alte Testament (2. Timotheus 3,16) mit seinen überlieferten Sammlungen des mosaischen Gesetzes (Thora), der Propheten und der Psalmen (Lukas 24,27.44) galt auch für Christen als normative Grundlage.

Auf diese Weise haben sich exklusiv und abschließend nur die uns vorliegenden 39 alttestamentlichen und 27 neutestamentlichen Schriften, insgesamt also 66, unter der Führung des Heiligen Geistes Schritt für Schritt durchgesetzt und dienten nun der Gemeinde Jesu als Autorität und verbindlicher Kanon (Richtschnur). Die Echtheit bezieht sich auch darauf, dass letztlich nur „Apostel und Propheten“ (Epheser 2,20 u. a.) Lieferanten solcher kanonischen Schriften sein konnten, also von Gott ausgewählte Zeugen und solche, die geistgeleitet die von Gott gewollten Überlieferungen treu weitervermittelt haben. Zeugen also, die im Glauben Israels verwurzelt waren, wie auch Augenzeugen der Auferstehung Jesu samt ihren Schülern, soweit diese in im apostolischen Glauben und biblischen Evangelium verankert waren. Spätere kirchliche Konzile haben lediglich nachträglich bestätigt, was oftmals schon lange zuvor durch Gottes Wirken zur Auswahl an Schriften vorbereitet war und sich in den „weltweit“ ausgebreiteten Gemeinden (Mittelmeerraum/Naher Osten) bereits als normative Autorität an Einzelschriften durchgesetzt hatte. „Die Offenbarung (Gottes) drängt auf einen Kanon hin“ (G. Maier).

9. Woher sollen Christen wissen, was sie glauben und tun sollen?

Gottes Offenbarung ist gebunden an Menschen, durch die er verbindlich geredet hat. Das Gesprochene wurde vom Heiligen Geist „getrieben“ und dann entsprechend aufgeschrieben. Das Aufgeschriebene wurde gesammelt, redigiert und ggf. neu zusammengestellt. Das Aufgeschriebene wurde gepredigt, weitergegeben und überliefert. Das Überlieferte wurde in einem teilweise längeren Prozess nach bestimmten Kriterien (Inhalt, Verfasser, gemessen an Christus usw.) auf richtige und falsche Schriften hin geprüft. Die für richtig und wahr erkannten Schriften, die sich durch Gottes Geist gewirkt durchgesetzt hatten, wurden in einem Kanon zu einer geschlossenen Einheit der verbindlichen, normativen Offenbarungsworte Gottes zusammengestellt. Dieser Kanon beansprucht, aus dem Wirken des Heiligen Geistes hervorgegangen zu sein, und enthält alttestamentliche und neutestamentliche Schriften.

Ein Christ kann jetzt durch Gottes Wort wissen, was er zur Ehre Gottes glauben und tun soll, weil er das offenbarte Wort Gottes als Stimme des guten Hirten hören darf.

Ein Christ kann nun wissen, was er zur Ehre Gottes glauben und tun soll, weil er das offenbarte Wort Gottes als Stimme des „guten Hirten“ hören und lesen, auslegen und auf sich und sein Leben sowie auf das Leben der Gemeinde Jesu insgesamt anwenden (lernen) darf. Gäbe es kein Bibel-Buch, wüssten Christen nicht, wieso sie Christen sind, an wen oder was sie eigentlich glauben und wie sie denn überhaupt verantwortlich leben sollen. Deshalb ist die Bibel Gottes Wort, weil Gott darin vorzeiten „vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten“, und er „zuletzt in diesen Tagen zu uns geredet (hat) durch den Sohn“ (Hebräer 1,1-2), durch Jesus Christus, Herr und Gott und Heiland der Welt (Johannes 20,28).

10. Gegenprobe – was wäre die Alternative, wäre die Bibel nicht Gottes Wort?

Betrachten wir die Schritte 1 bis 9 und fragen uns, welche Alternative wir Christen denn haben könnten, um zuverlässige Kenntnis von Gott zu gewinnen, dann fällt uns letztlich nichts Besseres ein. Wir können nämlich definitiv nicht zu Gott vordringen, weder mit unserer Vernunft noch mit unserer Gefühlswelt oder mit unseren Erfahrungen, allenfalls durch unser Gewissen (vgl. Römer 2,14-15). Gott finden wir auf diese Art und mit diesen Mitteln niemals auf zuverlässige und eindeutige Weise. Was wir ohne die Selbstoffenbarung Gottes fänden, wären vermutlich nur Götzen, Götterbilder, die wir selbst in uns erdacht und erfunden hätten. Diese sind niemals Gott.

Wenn wir ungewöhnliche Erfahrungen machen würden, könnte es dann nicht sein, dass so Gott aus seiner Verborgenheit heraus mit uns kommuniziert? Vielleicht. Doch wüssten wir dadurch noch lange nicht, wer und wie denn die Gottheit dieses einmaligen „Erlebnisses“ ist, was diese über mich denkt und was sie will, ob sie gut oder tyrannisch ist usw. Stimmungsvolle Erfahrungen bestätigen nicht, dass ich Gott wirklich begegnet bin. Das kann auch subjektive Einbildung gewesen sein.

Wenn wir von und mit Gott reden wollen, dann muss (!) Gott sich offenbaren. Er muss sich mitteilen und auf eine Weise reden, die Menschen nachvollziehen können. Diese Offenbarung geschieht durch Worte in einer Sprache, weil Information nur auf diese Weise eindeutig und verständlich ist. Dass die Schöpfung Gott reflektiert, seine Herrlichkeit, Kraft und Gottheit erkennbar macht, ist uns Menschen zwar nicht verborgen, aber Menschen können sie auch eigenwillig falsch deuten und „die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes … in das Gleichnis eines Bildes vom vergänglichen Menschen und von Vögeln und von vierfüßigen und kriechenden Tieren“ verwandeln (Römer 1,23), was im Heidentum vielfältig geschehen ist und geschieht, weil wir allesamt Gottes Ehre nicht suchten und deshalb in unserem Urteilsvermögen verblendet worden sind. Die Mitteilungen Gottes aus seiner Verborgenheit heraus kommen daher bei uns nicht an.

Es gibt keine Alternative neben der Bibel, um zuverlässig zur Erkenntnis Gottes und seiner Ratschlüsse zu gelangen. Ohne Bibel bliebe Gott verborgen, und wir blieben im Dunkeln. Aber sie ist das Wort des dreieinen Gottes.

Deshalb beschloss Gott, durch spezielle Wort-Offenbarungen an ausgewählte Pro­pheten zur Menschheit zu sprechen. Und zu guter Letzt offenbarte er sich durch den Sohn Jesus, der das wahre Wort Gottes in Person ist, dem Wesen nach Gott und Mensch zugleich (Philipper 2,6-11). Ohne die Bibel wüssten wir heute von all diesen Dingen nichts. Ohne die Bibel hätten wir keine Ahnung, wer Jesus ist, was er für uns getan hat am Kreuz und in der Auferstehung. Wir wüssten nicht, was das Evangelium ist. Wir hätten keine Ahnung von der Liebe Gottes. Nur mit der Bibel und durch sie – sachgerecht ausgelegt natürlich – vernehmen wir die Mitteilungen und Gedanken Gottes.

Die Bibel ist daher für Christus-Leute das Wort des dreieinigen Gottes. Wäre sie es nicht, hätten sie keine Alternative, um zur Erkenntnis Gottes und seiner Ratschlüsse zu gelangen. Gott bliebe verborgen, und wir blieben im Dunkeln. Nun ist sie aber Wort des dreieinigen Gottes. Das darf uns froh stimmen, weil wir dadurch nicht ahnungslos bleiben, sondern Gottes vielfältige Mitteilungen dankbar studieren dürfen, um sie dann auf unser Leben anzuwenden.

Und die fadenscheinige Sorge, dass wir den allmächtigen Gott durch die Hochschätzung der Bibel als Heilige Schrift „verobjektivieren“ würden, also versuchen würden, IHN durch Bibelkenntnis in den Griff zu bekommen, ist dahingehend unbegründet, da Gott uns ja ausdrücklich in seiner Vatergüte erlaubt, über das von ihm Mitgeteilte gründlich nachzudenken (vgl. 1. Thessalonicher 5,21 u. a.). Nur der, der weiß, dass und was Gott geredet hat, kann darauf hören.

Gut, dass wir die Bibel als Offen­barungsbuch und Zugang zum Ken­nen­lernen der Gedanken und Ra­tschlüsse und des Wesens Gottes haben!