ThemenWort- und Themenstudien

Schau auf das Samenkorn

In der Bibel finden wir das Samenkorn häufig in Vergleichen. Nicht nur wirkt Gottes Wort wie ein Samenkorn und geht in fruchtbarem Land auf. Auch Jesus vergleicht sein Sterben mit dem Säen eines Weizenkorn. Schließlich finden wir bei Paulus auch unsere Auferstehung mit Saat und neuer Pflanze in einem Zusammenhang.

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Nun bekommen die Samenkörner wieder Frühlingsgefühle. Unzählige lagen schon einen Winter lang in der Erde. Andere warteten vielleicht in einer Samentüte auf ihre große Zeit. Sie werden nun in die Erde gelegt. Die Zeit ist da. Wärme, Feuchtigkeit, längere Tage, aber auch eine geheimnisvolle innere Uhr in den Samenkörnern geben das Signal. Der Same keimt, schiebt in die Erde eine zarte Wurzel und nach oben ans Licht einen Keimling, entfaltet seine Blätter in der Frühlingssonne und wächst dann in einem erstaunlichen Tempo zu einer starken Pflanze heran. Obwohl das ein natürlicher Vorgang ist und wir ihn Jahr für Jahr vor Augen haben, bleibt er uns geheimnisvoll, faszinierend und ist auch bis heute nicht völlig erforscht.    Er behält etwas Wunderbares, so als ob wir im Kleinen Gottes Schöpfungsakt beobachten können.

Das Wunder der keimenden Saat erinnert uns an die Wahrheit, dass Gottes Wort, auch wenn es unscheinbar ist, mit Kraft wirkt.

Darüber hinaus macht uns die Bibel aufmerksam, dass Gott uns mit diesem wunderbaren Geschehen an einige wesentliche Wahrheiten erinnern will.

Es ist Gottes Wort, das wie Samenkörner von Getreide in die Erde gesät wird, aufwächst und nach dem Abschluss des Wachstums und Reifens Frucht bringt. Nüchtern stellt Jesus fest, dass nicht aus allen Körnern am Ende eine volle Ähre wird. Einige werden vorher von Vögeln gefressen, manche vertrocknen oder ersticken, weil sie unter dem schneller wachsenden Unkraut zu wenig Licht und Nahrung bekommen (Mt 13,1-23). Aber das darf den Blick nicht dafür verstellen, dass der Same des Wortes Gottes eine wunderbare Kraft in sich trägt, die ihm zu reicher Frucht verhilft. Jesus sieht die Frucht in diesem Zusammenhang im Menschen wachsen, der an ihn glaubt. Der Glaube ist die erste Frucht, der weitere folgen. Auch Paulus versteht sich offenbar als einer, der den Samen Gottes in die Herzen pflanzt (1Kor 3,6) und dann zuversichtlich darauf wartet, dass Gott wachsen lässt. Dabei kann er voller Zuversicht sein, wie der Bauer, der nach der Saat nicht mehr viel tun kann, außer das Wachsen zu beobachten und die Frucht zu erwarten. Die aufgehenden Samen könnten uns daran erinnern, dass wir im Hinblick auf die Kraft des Wortes Gottes ebenso zuversichtlich sein dürfen.

Dabei sollen wir bedenken: Alles Große hat einmal klein angefangen. Darum soll niemand kleine Anfänge verachten und gering schätzen. Jesus nimmt das kleinste der damals ausgestreuten Saatkörner gern als Beispiel: die Saat des Senfbaums (Mt 13,31-32). Das sind winzige Körner, viel kleiner als die bei uns verbreiteten Senfkörner, in der Größe vergleichbar einem Sandkorn. Aber es wuchsen mächtige Bäume daraus, in deren Zweigen die Vögel nisteten. Dann sagt Jesus: „Schau dir dieses winzige Senfkorn an und was daraus werden kann und dann erkenne, dass auch Gottes Sache in dieser Welt wächst”. Damals hatte Jesus rund 100 Anhänger, die ihn aber nach und nach bis zu seiner Festnahme und Kreuzigung fast alle verließen. Aber nach Ostern, nach der Auferstehung von Jesus Christus, da breitete sich das Christentum in unvorstellbarer Geschwindigkeit rund um den Erdball aus. Und dieses Wachstum hat seither nicht aufgehört, auch wenn wir in Deutschland einen anderen Eindruck haben. Wo Gottes Kraft wirkt, da können die Möglichkeiten noch so wenig sein, die Kräfte noch so gering, das Greifbare noch so unscheinbar, es kann unvorstellbar Großes daraus werden.

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Jesus nimmt das gleiche Senfkorn als Beispiel, um diejenigen zu ermutigen, die empfinden, dass ihr eigener Glaube klein und schwach ist. Sie sagen sich, wenn sie nicht richtig fromme und starke Gläubige sind, Vorzeigechristen eben, dann hat der Glaube doch gar keinen Sinn. Jesus sagt: Wenn dein Glaube auch nur so klein wie ein Senfkorn wäre, dann ist er doch so stark, dass er sogar Berge versetzen könnte. Was Jesus meinte, war den Zuhörern nach kurzem Überlegen klar: Es geht gar nicht darum, wie stark mein eigener Glaube ist, sondern darum, dass ich überhaupt auf einen starken Gott vertraue. Der Christ lebt nicht von seinem eigenen Glauben, sondern von der Liebe und Barm­herzigkeit Gottes. Für den Ertrinkenden kommt es nicht darauf an, dass er so viel Kraft gewinnt, dass er es allein ans rettende Ufer schaffen könnte, sondern dass er mit der letzten Kraft den Rettungsring ergreift, der ihn oben hält bis er an Land gezogen werden kann. Selbst wer ein Leben lang dem Glauben an Jesus fern war, kann im Alter noch damit beginnen. Aus dem winzigen Anfang des Vertrauens auf Jesus Christus, der uns mit Gott verbindet, wird eine tragende Brücke wachsen. Und niemand soll diesen kleinen Anfang verachten. Wenn wir also überall aus der Erde die kleinen Pflänzchen sprießen sehen, dann dürfen wir daran denken, dass es sich lohnt, mit dem Glauben klein anzufangen. Auch ein schwacher Glaube kann auf einen starken Gott vertrauen, der sogar stärker ist als der Tod.

Das Sterben von Jesus schien zwar das Ende zu sein. Es war aber wie der Weg des Weizenkorns, das in der feuchten Erde scheinbar verrottet, aber in Wahrheit zu einer neuen Pflanze wird.

Und Jesus nimmt für sein scheinbares Scheitern am Kreuz auch ein Samenkorn zum Vorbild (Joh 12,24): „Ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es ein einzelnes Korn. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.” Das Sterben von Jesus schien das Ende zu sein, aber es war der Weg des Weizenkorns, das in der feuchten Erde nur scheinbar verrottet. In Wahrheit ist das Ende des einzelnen Korns, der Anfang einer neuen Pflanze, die viele neue Körner hervorbringen kann. So stirbt Jesus, aber seine Auferstehung gibt dem Sterben die Wendung, dass sein Tod der neue Anfang der Errettung geworden ist. Das aber war nicht möglich ohne die völlige Hingabe von Jesus. Er wurde Mensch und hat sich sogar bis zum Tod erniedrigt. Er gab sein Leben nach Gottes Willen hin und hat deswegen von Gott neues Leben erhalten und kann uns ewiges Leben schenken. Wie Jesus uns vorangegangen ist, so ist der Weg für jeden Christen: Wer sein Leben verliert für Jesus, wird es erhalten.

Am dritten Tag nach seinem Tod sind die Wunden der Kreuzigung zu Zeichen des Sieges von Jesus über Sünde, Tod und die Mächte des Bösen geworden.

Und wie wird das mit dem neuen ewigen Leben sein? Auch Paulus greift hier zum Bild des Samenkorns (1Kor 15,35-58). Dabei legt er Wert darauf, dass aus der Form und Beschaffenheit eines Samens niemand auf die Form der Pflanze oder der Frucht schließen kann. Der Apfelkern hat keine Ähnlichkeit mit dem Apfelbaum oder dem Apfel. Wer könnte aus einem Tomatenkern, einem Kürbis­kern oder einem Kirschkern ihre Zukunft erschließen, wenn er die Zusammenhänge nicht vorher kennt. Trotzdem ist die Verbindung von Samen, Pflanze und Frucht unbestreitbar. Paulus macht damit deutlich, dass es auch eine Verbindung zwischen unserem Leben in dieser Zeit auf dieser Erde und unserem Leben in Ewigkeit auf der neuen Erde gibt. Wir werden die gleichen Personen sein, aber doch werden wir einen neuen Körper erhalten, der zum alten in Kontinuität und zugleich in Diskontinuität steht. Wir erhalten mit der Auferstehung einen unsterblichen Körper wie Jesus bei seiner Auferstehung, der völlig neu ist und doch in einer geheimnisvollen Verbindung zum jetzigen Körper steht. Das wird vielleicht am besten daran deutlich, dass Jesus an seinem neuen Körper die geheilten Wunden seiner Kreuzigung trägt. Aber am dritten Tag nach seinem Tod sind es Zeichen seines Sieges über die Sünde, den Tod und die Mächte des Bösen geworden. Unser neuer Körper wird ein menschlicher sein, aber doch so beschaffen, dass er in die ewige Welt passt. Mit diesem Körper, der von Tod und Verfall nicht betroffen sein wird, können wir dem ewigen Gott in seiner Heiligkeit leiblich begegnen. Mit ihm werden wir ewig bei Gott leben.