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Echte Liebe in Gemeinden: Was kannst Du dafür tun?

Wie in vielen Gemeinden in Europa so ist auch hier in Indonesien der Hauptgrund für so viele Probleme ein ganz „menschlicher“, nämlich zwischenmenschliche Beziehungen. Oft geistlich ummantelt sind es letztlich doch immer die Beziehungen zwischen erlösten Sündern, durch die so viel Kraft und Zeit verloren geht und an denen so vieles kaputt geht – bis hin zu ganzen Gemeinden. Der Teufel scheint gerade das als eine seiner erfolgreichsten Waffen zu nutzen.

Ja, freilich wissen wir alle, dass wir unsere Glaubens­geschwister lieben sollen. Oft sind wir sogar der felsenfesten Überzeugung, dass in der Gemeinde alles hervorragend laufen würde, wenn nur alle so liebevoll wären wie wir selbst. Nur die anderen sind es, die es an echter Liebe fehlen lassen – redet uns unsere Natur ein. Sie lässt unser altes Ego immer genügend Gründe dafür finden, weshalb wir „die anderen“ nicht aufrichtiger lieben können – letztlich sind sie ja selbst schuld daran. „Wären sie nur alle so wie ich, dann …“

Ob du nun dieser oft zu hörenden Überzeugung bist oder nicht: Du und ich, wir beide haben eine große Verantwortung für die Geschwister unserer Gemeinde. Denn eines ist klar: Es wird tatsächlich nicht genug geliebt – und daraus ergeben sich vielfältige Probleme.

Liebe zu den Geschwistern – was ist das eigentlich?

  • Wir wissen wohl, dass wir die Geschwister lieben sollen. Der Herr Jesus hat es uns als Gebot hinterlassen, dass wir die Schuldigkeit haben, die Geschwister zu lieben (Joh 15,12.17; 1Joh 3,11.23). Es ist also unsere Pflicht.
  • Der Grund dafür ist, dass der Herr uns zuerst geliebt hat, als wir noch Sünder und Feinde Gottes waren. Für solche unliebenswerten Feinde Gottes und Rebellen hat er am Kreuz die Strafe getragen (1Joh 4,10-11; Röm 5,8). Es gibt also keine Ausrede, dass „die anderen“ so unliebenswert sind oder sich so lieblos verhalten.
  • Der Maßstab der Liebe ist zudem nicht irgendein vorbildlicher Gläubiger (auch nicht du oder ich selbst), sondern der Herr Jesus! Ihn sollen wir zum Vorbild nehmen und das – unendliche – Maß Seiner Liebe auch den Geschwistern gegenüber zeigen (Joh 13,34; 1Joh 2,6). Dabei gibt es auch keine „vernünftige“ Grenze der Liebe, denn sie geht bis zur Selbstaufgabe des eigenen Lebens (Joh 15,13). Somit kann es keine Ausrede geben, dass die Geschwister erst einmal so lieben sollen, wie ich oder du es machen – unser Herr Jesus selbst ist der Maßstab! 
  • Unsere Liebe soll „in Tat und Wahrheit“ geschehen, nicht nur „mit Worten“ (1Joh 3,18). Unsere Liebe muss sich also immer im praktischen Handeln, Sorgen, Helfen usw. beweisen, nicht im Reden darüber.
  • Diese praktische, dem Herrn Jesus nacheifernde Liebe ist dann auch ein Erkennungszeichen der wahren Erlösten gegenüber der ungläubigen Welt (Joh 13,35). Eine wahre, weithin von sich Reden machende „Liebe zu allen Heiligen“ soll unsere Gemeinden kennzeichnen, wie es früher beispielsweise für die Gläubigen in Ephesus und Kolossäa galt (Eph 1,15; Kol 1,4). Welche Zeugniskraft hätten doch unsere Gemeinden in einer immer liebloser und christusfeindlicher werdenden Welt, wenn diese Liebe des Herrn tatsächlich praktiziert werden würde!
  • Und schließlich ist die praktizierte Liebe zu den Geschwistern auch als Ermutigung und als Warnung gegeben: Echte, wiedergeborene Gläubige lieben sich gegenseitig als Folge und Kennzeichen des neuen, ewigen Lebens, das sie erhalten haben. Wenn du das bei dir – wenigstens ansatzweise – feststellen kannst, dann kannst du ermutigt und sicher sein. Wenn nicht, dann ist es vielleicht ein ernstes Warnsignal, dass du womöglich noch gar nicht wiedergeboren bist (1Joh 2,9.11; 3,14-15; 4,8.20; 5,1).

Ein praktischer Vorschlag

Du und ich, wir lieben die Geschwister in unseren Gemeinden natürlich, da sie ja vom Herrn geliebt sind. Wenn das so ist, dann haben wir aber auch die Verantwortung, ihnen zu helfen, dass sie besser lieben. Wenn du deine Liebe zu ihnen so beweisen willst, dann befolge einfach die nachfolgenden einfachen und sicher wirkungsvollen Vorschläge. Als Nebeneffekt wirst du bestimmt feststellen, dass auch deine Liebe zu den Geschwistern wächst.

  1. Mache dir für deine tägliche persönliche Gebetszeit eine Liste mit drei Spalten. Diese Liste wird wahrscheinlich mehrere Seiten lang werden. In die erste Spalte schreibst du untereinander die Namen aller Gemeindeglieder.
  2. Die zweite Spalte überschreibst du mit „Gebets­anliegen“. Das ist der Platz für alle deine Kritikpunkte, die du an den einzelnen Geschwistern hast. Denn das sind alles Punkte, in denen sie in deinen Augen Änderung bedürfen. Gebet dafür ist das wirksamste Mittel. Und wenn du sie liebst, dann musst du für all diese Punkte beten, damit der Herr Veränderung schenke. Diese Spalte wird anfangs bestimmt einigen Platz benötigen.
  3. Die dritte Spalte überschreibst du mit „Dankes­anliegen“. Das ist der Platz für all die positiven Aspekte im Leben deiner Geschwister, für die du dem Herrn danken solltest, wenn du sie wirklich liebst.
    Wenn dir bei einigen Geschwistern nichts einfällt, wofür du danken könntest, dann bete darum, dass der Herr dir etwas an ihnen zeigt! Jeder Erlöste, jeder Heilige, jedes Glied am Leib unseres Herrn bietet Anlass zum Dank – wir müssen nur lernen, ihn mit Gottes Augen zu sehen.
  4. Je nach Gemeindegröße kannst du täglich für alle Geschwister und die notierten Punkte beten und danken, oder du musst die Liste aufteilen. Dabei wirst du wahrscheinlich beständig Änderungen an deiner Liste machen: „Spalte-2-Punkte“ werden vielleicht nach und nach weniger, dafür „Spalte-3-Punkte“ mehr. Jedenfalls wird die Liste in Bewegung (Veränderung) bleiben, solange du sie verwendest. Wichtig ist, dass du regelmäßig die Geschwister und alles, was dir an ihnen auffällt, durchbetest. Denn du liebst sie ja und willst daher, dass sie selbst dem Herrn Jesus ähnlicher werden. Und dass sie selbst die Geschwister mehr lieben lernen. Dazu brauchen sie deine liebevollen Gebete!

Liebst du deine Gemeinde? Liebst du die Geschwister in deiner Gemeinde? Vorbehaltlos? Selbstlos? Ein bisschen so, wie der Herr Jesus? Auch, wenn sie in deinen Augen vielleicht so unliebenswert sind? Dann – und gerade dann – verwende dich für sie so, wie auch unser Herr sich für uns verwendet und für uns eintritt, nämlich im anhaltenden Gebet (Röm 8,27.34; Heb 7,25)! Das ist ein Zeichen echter Liebe, die die bluterkauften Geliebten des Herrn Jesus kennzeichnet.

Und solches Gebet wird Auswirkungen haben – auf die einzelnen Geschwister und auf die Gemeinde, aber auch auf dich. Wenn du die Geschwister wirklich liebst.

„Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit.“ (1. Johannes 3,18)

„Möchte Brudersinn an mir lieben, was Du [Gott] als liebenswert ihm zeigst, und an mir beklagen, was Du als beklagenswert ihm zeigst. Doch das brüderliche Herz soll es tun, nicht eins, das draußen ist, keins von den Kindern der Fremde, deren Mund unnütz redet und deren rechte Hand eine Rechte der Bosheit ist. Das brüderliche Herz aber freut sich über mich, wenn es mich loben kann, und trauert um mich, wenn es tadeln muss. Denn mag es mich nun loben oder tadeln, es hat mich lieb.“ (Aurelius Augustinus, Confessiones 10.5)