LiteraturBuchbesprechungen, Verkündigung

Predigen

Das neue Werk des bekannten amerikanischen Pastors bietet Brüdern eine gute Hilfestellung, die im Predigtdienst tätig sind.

Im Teil I (S. 29ff.) stellt Keller die Predigt als einen Dienst an Gottes Wort dar. Der Autor motiviert zur Auslegungspredigt, wenngleich er die Themapredigt nicht grundsätzlich ablehnt (S. 31ff.). Zentral und zugleich wohltuend ist sein Plädoyer für eine christuszentrierte Predigt (vor allem S. 55 ff.), für die er u.a. sechs Variationen benennt (S. 67ff.). Als Feinde des Evangeliums benennt er Gesetzlichkeit und Antinomismus (S. 51ff.).

Einen großen Teil des Buches nimmt Teil II (S. 87ff.) ein. Keller geht in diesem Teil darauf ein, wie Menschen in der Postmoderne erreicht werden können. Viele Gedanken sind lehrreich und angesichts seiner pastoralen Erfahrungen bedenkenswert. Man spürt in diesem Teil das Ringen um den verlorenen Sünder, der die befreiende Botschaft des Evangeliums in seiner Denkart begreifen soll. Der Leser erhält hierzu einige sinnvolle Beispiele und Hinweise, die er bei der Verkündigung berücksichtigen sollte.

Timothy Keller. Predigen. Damit Gottes Wort Menschen erreicht. Gießen: Brunnen Verlag 2017. 272 S. Hardcover: 29,- €. ISBN: 978-3-7655-0970-4.

Leider hat der Rezensent aber zu diesem Teil auch mehrere Anfragen. Die von Keller behauptete unvermeidliche Kon­textualisierung (S. 95) ist biblisch unzureichend begründet. Zwar wird nicht bestritten, dass Paulus Elemente in seiner Verkündigung benutzt hat, die für die Hörer greifbar sein sollten. Allerdings muss der Verkündiger sehr vorsichtig sein, eine Methode zum Gott zu erheben. Dies wird bei verschiedenen Tipps des Autors deutlich, die eher psychologisch als biblisch begründet sind (so z.B. „Zitieren Sie in der Kultur Ihrer Zuhörer anerkannte Autoritäten, um Ihre Aussagen zu untermauern“ oder „Betonen Sie zunächst das Positive an den kulturellen Prämissen Ihrer Zuhörer, um anschließend das Negative konfrontieren zu können“; S. 199 ff.).

Dieser Nachteil wird durch Teil III (S. 181ff.) jedoch relativiert, in dem der Autor auf die Rolle des Heiligen Geistes zu sprechen kommt. Keller betont dort die Notwendigkeit der innigen Gottesbeziehung:

Sie mögen nicht der geborene Redner sein, aber wenn Sie mit Gott leben, werden Ihre Weisheit, Ihre Liebe und Ihr Mut Sie zu einem Prediger machen, dem die Leute zuhören. (S. 185)

Ein hilfreicher Anhang zur Frage, wie man eine Auslegungspredigt schreibt (S. 199ff.) sowie ein umfangreicher Fußnotenapparat mit vielen nützlichen Hinweisen runden dieses hilfreiche Buch ab. Allerdings sollte der Leser vor allem den Teil II wie ein Beröer (Apg 17,11) prüfen.