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Verführerisch verwechselbar

Nicht immer sieht man es falscher Lehre sofort an, dass sie falsch ist. Das Irreführende kann sich hinter schönen Worten verstecken oder hinter plausiblen Ar­gumentationsreihen. Oder ein freundlich, sympathischer Ver­treter lässt das Falsche tolerabel erscheinen. Paulus schreibt, dass sich sogar der Teufel als Engel des Lichts verstellen kann, um zu verführen (2Kor 11,14). Man darf sich nicht wundern, wenn falsche Lehre verwechselbar ist.

Wir müssen das ernst nehmen, auch wenn das moderne Verständnis von Toleranz verlangt, dass wir alles als gleichgültig akzeptieren. Der christliche Glaube aber will nur Gottes Wahrheit gelten lassen. Manche falsche Lehre ist leicht zu erkennen, andere ist gefährlich verwechselbar.

Wie aber soll man unterscheiden, was falsch und was richtig ist, wenn die Täuschung so gut sein kann, dass sogar der Teufel wie ein Engel aussieht? Das Neue Testament nennt einige Kriterien und Paulus hat die Korinther mit seiner Warnung auch nicht allein gelassen. Entscheidend ist an erster Stelle, wie ein Lehrer zu Jesus steht, und ob er ihn als den Mensch gewordenen Gottessohn anerkennt, der gekommen ist, um uns zu retten (1Joh 4,2-3). Wer nicht auf dem Fundament des Evangeliums von Jesus Christus Ge­meinde bauen will, sondern menschliche Inte­res­sen oder Projekte oder Religiosität zur Grund­lage macht (1Kor 3,11), verführt genauso. Damit man unterscheiden kann, muss man das Evangelium kennen, das Paulus in kurzen Zügen als die Zuversicht auf die ewige Annahme bei Gott beschreibt, wenn wir auf das Sterben und Auferstehen von Jesus hoffen (1Kor 15,1-5; 2Kor 5,14-21). Doch auch wenn das Evangelium recht gepredigt wird, dann aber noch anderes beigemischt wird, oder ein­mal die Wahrheit und dann ein fremdes Evan­gelium gelten soll, ist Vorsicht geboten. Auch daran fallen die „Wölfe in Schafspelzen“ auf, die eigentlich verführen wollen (Mt 7,15; Apg 20,29-30; 1Joh 4,1). Solche Lehrer können aus der Gemeinde kommen und sind am Ende wie reißende Wölfe (Apg 20, 29), weil sie nicht für Jesus Menschen gewinnen, sondern für sich. Es geht also nicht darum, ob einer mitreißend predigen kann und viel Beifall erhält. Es zählt nur die biblische Wahrheit.

Auch die Folgen können bei der Unter­scheidung helfen. Die rechte Lehre ist „heilsam“ (2Tim 4,3), so dass auch die Früchte, also die längerfristigen Folgen eines Wirkens, zeigen können, was dran ist (Mt 7,16). Aber auch die Geistesgabe der Unterscheidung ist nötig, weil es oft schwer bleibt, zu erkennen, worauf eine Sache hinausläuft (1Kor 12,10), und man auch nicht immer warten kann, bis erst Schaden angerichtet wurde.

Nun soll andererseits diese Situation nicht dazu führen, dass wir allem und jedem miss­trauen. Wir können aus der Bibel das Evangelium lernen und gute Maßstäbe, um es von Falschem zu unterscheiden. Ohne leichtgläubig zu werden, dürfen wir einen Vorschuss an Vertrauen geben, weil wir wissen, dass die Schafe des guten Hirten zwischen seiner Stimme und den Stimmen der Verführer unterscheiden können (Joh 10,27-28). Jesus hat uns nicht orientierungslos zurückgelassen.