ThemenBibelverständnis

Unerschütterliche Irrtumslosigkeit der Bibel

Die völlige Irrtumslosigkeit der Bibel wird mit scheinbarer Macht infrage gestellt. Doch beruht diese Meinungsmacht zum größten Teil nur auf ungefestigtem menschlichen Wissen. Gottes unermessliche Größe und seine unumschränkte Souveränität kommt dabei vielen aus dem Blickfeld. Die Bibel spricht aber selbst davon, dass uns Gottes Weisheit als Dummheit erscheinen kann, während tatsächlich unser Besserwissenwollen am Ende als Torheit dastehen wird. Dass die Irrtumslosigkeit der Bibel angezweifelt werden kann, liegt auch in der von Gott gewollten Verhüllung seiner Allmacht und Größe begründet, die nur dem Glaubenden (teilweise) offenbar wird.

Mächtige Phalanx der Bibelkritik

Wer Jesus Christus im Bibelverständnis nachfolgt und die Irrtumslosigkeit der Bibel vertritt, muss mit Schmach und Feindschaft rechnen. Einer kleinen, schwachen Minderheit steht eine riesige, machtvolle Phalanx der Bibelkritik gegenüber: Atheismus, Säkularismus, Wissenschaftler, Bildungswesen, Massenmedien, Theologen, Kirchen, Religionen, Ideologien, evangelikale und pietistische Führungskräfte, die mit dem diskriminierenden Kampfwort „Fundamentalismus“ auf völligen Bibel­glauben reagieren und letzteren damit auf die schlimmste, bekämpfenswerteste Stufe des religiösen Bereichs stellen. In dieser Bedrängnis wollen die folgenden Ausführungen das Vertrauen auf die Irrtumslosigkeit der Bibel stärken.

Wahrnehmung von Irrtümern?

Zunächst soll die Behauptung der „Wahrnehmung von Irrtümern“ in der Bibel genauer untersucht werden. Es handelt sich bei dieser Behauptung um keine bewiesene Tat­sachen­aussage, sondern um eine glaubensbasierte Interpretation, die aber im Gewande einer Tat­sachen­aussage, also autoritativ, auftritt.

Es wird dabei etwas Unbewiesenes, gegen die Bibel Ge­richtetes in den Sach­ver­halt hineininterpretiert. Um einen Irrtum beweisen zu können, müsste man genau und vollständig die Wirklichkeit wahrnehmen können, auf die sich der jeweilige Bibeltext bezieht. Das ist aber weithin nicht bzw. nur in geringem Ausmaß möglich, zumal viele Aussagen der Bibel sich auf Vergangenes beziehen.

Die Vorstellung von Irrtümern wird oft für die Wahrnehmung von Irrtümern gehalten.

Wer von „Wahrnehmungen von Irrtümern“ spricht, der projiziert seine reduzierte Welterfahrung auf biblisch berichtete Situationen, die nicht oder nur bruchstückhaft wahrgenommen werden können. Die Vorstellung von Irrtümern wird dann für die Wahrnehmung von Irrtümern gehalten. Gott ist aber allmächtiger Herr über Bibelwort und Situation. Er kann das Bibelwort durch seine Allwissen­heit gemäß der Situation nieder­schreiben lassen und umgekehrt die Situa­tion durch seine Allmacht gemäß dem Bibelwort gestalten, wobei die so von Gott gestaltete Situation von unseren modernen Weltvorstellungen abweichen kann.

Gottes unermessliche Größe

Weil Gott souverän, allmächtig, allwissend und unermesslich groß ist, kann er jede Bibelstelle wahr sein lassen, auch durch Wunder. D.h., dass Gott nicht nur die in der Bibel berichteten Wunder getan hat, sondern darüber hinaus auch scheinbare Unstimmigkeiten in der Bibel durch Wunder wahr sein lassen kann. Er kann dies auch durch Wunder tun, die unser Fassungs- und Vorstellungsvermögen sowie unsere Logik übersteigen.

Gott kann auch Raum- und Zeit­wunder tun; er kann Singularitäten ins Sein bringen, die unseren Wirklich­keits­erfahrungen und unserer Weltkenntnis widersprechen. So kann Gott (auch durch ein Wunder) zwei scheinbar widersprüchliche Aussagen gleichzeitig wahr sein lassen. Wer ein solches Handeln Gottes ausschließt, tastet Gottes Souveränität und unermessliche Größe an. Aus all dem ergibt sich, dass keine Bibelstelle widerlegt werden kann. Es gibt also keinen Sachzwang für Bibelkritik. Dabei muss ein strenger Beweis- bzw. Widerlegungsbegriff (Vorführbeweis) zu Grunde gelegt werden. Denn nur ein strenger (Gegen-)Beweisbegriff wird der Souveränität und Allmacht Gottes gerecht. Der Bibelkritik liegt ein schwacher oder gar kein Beweis­begriff zu Grunde.

Die Weisheit der Welt …

Bibelkritik ist Hochmut, eine Überschätzung des eigenen Denkens und eine Unterschätzung Gottes und seiner Weisheit.

Weil Gott durch seine Allmacht alle Bibel­aussagen wahr sein lassen kann, ist Bibelkritik Hochmut, nämlich eine Überschätzung des (eigenen) Denkens und der Wirklichkeitskenntnis und eine Unterschätzung Gottes.

In diesem Sinne sollen zunächst drei Texte in den Blick genommen werden: In 1Kor 1,18ff; 2,1ff und 3,18-20 behandelt Paulus das Thema „Weisheit der Welt und Weisheit Gottes“. Aus der Sicht der „Weisheit der Welt“ ist das Wort vom Kreuz eine Torheit (vgl. 1Kor 1,18), während umgekehrt Gott die „Weisheit der Welt“ zur Torheit macht (vgl. 1Kor 1,20).

Es wäre aber verengend, die Weisheit Gottes nur auf die Botschaft vom Kreuz zu beziehen. Die Weisheit Gottes umfasst sein ganzes Handeln und damit auch das Wort der Bibel, zumal Paulus sich in den drei angegebenen Korinthertexten fünfmal auf AT-Bibelstellen beruft.

Indem Gott Jesus für uns zur Weisheit gemacht hat, ist auch das Bibelverständnis von Jesus für uns Weisheit.

Indem Gott Jesus für uns zur Weisheit gemacht hat (vgl. 1Kor 1,30), ist in ihm auch das Bibelverständnis Jesu für uns zur Weisheit gemacht. Die scheinbare Torheit des Kreuzes hat eine Parallele in der scheinbaren Torheit der Bibel. So wie Jesus am Kreuz wird auch die Bibel verachtet und kritisiert. So wie Jesus am Kreuz scheinbar eine Niederlage erlitt, aber in Wirklichkeit einen Sieg errang, so erscheint vielen die Bibel als durch die Wissenschaft besiegt, ist aber dennoch irrtumslos. So wie man Jesus am Kreuz sein Gottsein absprach, so spricht man der Bibel ihr Wort-Gottes-Sein ab. So wie man Jesus zu Unrecht Sünde vorwarf, so wird der Bibel durch Kritik zu Unrecht letztlich Versagen vorgeworfen.

… wird zur Torheit gemacht

Gott wird die „Weisheit der Welt“ zur Torheit machen und vernichten (vgl. 1Kor 1,19f). Eine atemberaubende Aussage! Die „Weisheit der Welt“ ist ein gigantisches Denksystem, das von der Mehrheit der Wissenschaftler und Intellektuellen vertreten wird und das das Bewusstsein der Massen antigöttlich und antibiblisch prägt.

Wichtigste Machtinstrumente sind Wissenschaft, Bildungswesen und Mas­sen­­medien (jeweils weithin atheistisch). Diese Supermacht hält es nicht nur für Torheit, der Bibel völlig zu glauben, sondern stellt solchen Glauben auch als massiv zu bekämpfende Gefahr hin. Und diese Supermacht will Gott stürzen!

Sein Gericht wendet sich nicht gegen eine wahrheitsgemäße Wissenschaft. Es gilt aber der antichristlich und ideologisch verfälschten Wissenschaft und der Bibelkritik. Wenn Gott die „Weisheit der Welt“ zur Torheit macht, bedeutet das, dass Gott u.a. alle antigöttlich geprägte Wissenschaft und alle Bibelkritik widerlegen wird. Ja, Gott wird alle anti­christliche und bibelkritische Welt, Natur-, Geschichts-, Gesellschafts- und Bibeldeutung widerlegen.

Die Bibel­kritik ist ja „Weisheit der Welt“. Nach 1Kor 1,27f hat Gott das scheinbar Törichte in den Augen der Welt auserwählt, damit er die scheinbar Weisen zuschanden mache. Das Verachtete hat Gott auserwählt, damit er das, was ist, zunichte mache.

Gott wird die kindlich-einfältig Vertrauenden bestätigen und die Bibelkritiker mit ihrer geballten Macht blamieren.

Gott wird also die bekämpften und verachteten, kindlich-einfältig der Bibel Vertrauenden bestätigen und aus dem Staube erheben und die Bibelkritiker mit ihrer geballten Macht und Ehre blamieren.

Hochmut gegenüber der Bibel führt ins Scheitern

1 Kor 3,18.19a: „Niemand betrüge sich selbst! Wenn jemand unter euch meint, weise zu sein in dieser Welt, so werde er töricht, damit er weise werde. Denn die Weisheit dieser Welt ist Torheit bei Gott.“

Wer die wesentlichen Dinge der Wirklichkeit erkennen will, muss demütig sein und von einem bibeltreuen Bibelverständnis ausgehen. Gott hat die Bibel so gegeben, dass sie nur demütig verstanden werden kann, nicht aber im Geiste des Hochmuts mit seiner Bibelkritik.

Die Mehrheit der Intellektuellen ignoriert zum Schaden der ganzen Gesellschaft wichtige Fakten, verharmlost anti-christliche Religionen und verkennt die lebensdienliche Wirkung biblischen Glaubens.

Diese Vor­aus­setzung bringt die Mehrheit der In­tel­lektuellen nicht mit. Ihr Hoch­mut gegenüber der Bibel lässt die Mehrheit der Intellektuellen scheitern: Sie igno­rieren wichtige Fakten und verstehen wesentliche Zusam­men­hänge nicht richtig, propagieren Schädliches und richten somit großen Schaden an. So wird antichristliche Religion verharmlost und biblischer Glaube ins Negative verzerrt, seine lebensdienlichen Wirkungen verkannt – zu Lasten der ganzen Gesellschaft.

Dass die „Weisheit dieser Welt“ vor Gott zuschanden wird, zeigt sich also jetzt schon besonders darin, dass zahlreiche Intellektuelle ideologisch und religiös verblendet sind. Jede Ideologie widerspricht nicht nur der Bibel, sie steht auch im Widerspruch zur Wirklichkeit. Intellektuelle Eliten verachten im Allgemeinen die Bibel, die doch das beste Heilmittel ist gegen religiösen, ideologischen und ethischen Irrtum, gegen das Missverstehen der Wirklichkeit.

Gott hat die Bibel so gegeben, dass sie nur demütig richtig verstanden werden kann, nicht aber im Geist des Hochmuts.

Paulus erklärt, dass man für die wahre Weisheit scheinbare Torheit benötigt. Das beinhaltet das Festhalten daran, dass als Torheit eingestufte scheinbar irrtümliche Bibelaussagen sich eines Tages als Weis­heit und als irrtumslos erweisen werden. Dass Gott eine solche Bibel gab, die nicht zwingt, ihre völlige Wahrheit anzuerkennen, ist also nicht Aus­druck göttlicher „Selbsternie­dri­gung“, sondern des Plans, die „Weisheit der Welt“, den sich erheben­den Stolz der Bibelkritik zuzulassen und dann zu Schanden zu machen und außerdem so seinen Auserwählten weltüberwindenden Bibel­glauben zu ermöglichen, um sie zu erhöhen und ewig zu belohnen. Die viele Bibelkritik ist nicht zwingendes Resultat einer „Niedrigkeit“ der Bibel, sondern notwendiger Bewährungs­hinter­grund für Christus- und Bibeltreue.

Autorität der Bibel – Offenbarung und Verhüllung

Im Folgenden sollen die vor dem Hintergrund der Korintherstellen entfalteten Gedanken mit Hilfe weiterer Schriftstellen untermauert werden.

Die Furcht des Herrn, des Gottes der Bibel, ist der Anfang der Erkenntnis (vgl. Spr 1,7). Die Furcht des Herrn, die Schwester der Demut, führt nie in die Bibelkritik, diese bewirkt das Ende der Erkenntnis.

Wenn sich Intellektuelle unter die mächtige Hand Gottes demütigen, würde Gott sie erhöhen zu seiner Zeit (vgl. 1Petr 5,6). Wenn sie sich aber nicht demütigen unter die Allmacht und Souveränität Gottes, die die Bibel mit Leichtigkeit wahr sein lassen kann, werden sie zuschanden.

Gott kann nur unterschätzt, aber nicht überschätzt werden. Ein kleines, schwaches Gottesbild ist Hochmut und Götzendienst und geht oft Hand in Hand mit Bibelkritik und der Bestreitung der Irrtumslosig­keit der Bibel. Sich Gott größer und mächtiger vorzustellen, als er ist, ist gar nicht möglich.

Es ist erschreckend, wie viele Intellektuelle in falschen Denksystemen fest eingebunkert sind.

Gott ist unbedingt ernst zu nehmen. Denn denen, die der Wahrheit nicht glauben, sendet Gott eine wirksame Kraft des Irrtums, dass sie der Lüge glauben (vgl. 2Thes 2,11f). Die Wahrheit ist Jesus Christus und das Wort Gottes. Wer der Wahrheit nicht glaubt, verfällt dem Gericht des Irrtums und des Falschglaubens. Es ist erschreckend, wie viele Intellektuelle in falschen Denksystemen, in Denkgefäng­nissen fest eingebunkert sind. Sie fühlen sich wohl in der geistigen Gefangenschaft ihrer Irrtümer.

Jesus warnt: „Wer mich verwirft und meine Worte nicht annimmt, hat den, der ihn richtet: das Wort, das ich geredet habe, das wird ihn richten am letzten Tag.“ (Joh 12,48) Hier zeigt sich die Autorität und Macht des Wortes Gottes. Die einseitige Rede von dessen „Niedrigkeit“ ist nicht angemessen. Vielmehr sollte der Mensch die Position der Niedrigkeit gegenüber der Bibel einnehmen.

Die dringende Notwendigkeit der Demut zeigt auch Jesus in Mt 18,3: „ … Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Reich der Himmel kommen.“ Bibelkritik ist das Gegenteil von einem demütigen, kindlichen Vertrauen auf Jesus Christus einschließlich seines Bibelverständnisses und somit eine Gefährdung des ewigen Lebens im Himmel!

Auch Jesaja warnt vor intellektuellem Hochmut: „Wehe denen, die in ihren eigenen Augen weise sind und sich selbst für verständig halten!“ (Jes 4,21) Und in V. 24b heißt es:

„Denn sie haben das Gesetz des Herrn der Heerscharen verworfen und das Wort des Heiligen Israels verschmäht.“

Intellektueller Hochmut ist verwandt mit der Verwerfung des Wortes Gottes. Bibelkritik setzt voraus, dass man (wenigstens in einem Punkt) weise in den eigenen Augen ist, eine „Weisheit“, die vom Gericht bedroht ist. „Sei nicht weise in deinen Augen, fürchte den Herrn und weiche vom Bösen!“ (Spr 3,7) Eine bibeltreue Sicht ist demütig und fürchtet Gott und sein Wort.

Die völlige Wahrheit und Macht der verkannten, unterschätzten, scheinbar schwachen Bibel hält Gott zur Zeit noch verborgen.

Die völlige Wahrheit und Macht der verkannten, unterschätzten, scheinbar schwachen Bibel hält Gott zur Zeit noch verborgen, sie wird aber offenbar werden! So sagt Jesus in Mt 11,25:

„Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies vor Weisen und Verständigen verborgen und es Unmündigen geoffenbart hast.“

Was ist mit „dies“ gemeint? Vom Textzusammenhang her ist es die Gottes- und Christuserkenntnis und der Heilsweg. Doch dieses Jesuswort ist auch hinsichtlich der Bibel bedeutsam. Denn das Offenbaren geschieht durch das Wort der Bibel und durch dieses aber auch das Verbergen! Die Bibel ist Offenbarungs- und Verhüllungsmittel zugleich.

Die Verhüllungs­struktur der Bibel ist auch ein Prüfmittel, ob wir dem Herrn und seinem Wort wirklich vertrauen.

Die von Gott selbst gewirkte Verhül­lungsstruktur der Bibel ist

  1. ihre menschlich-historische Dimen­sion, der Intellektuelle die Irrtums­losig­keit oft nicht zutrauen;
  2. die unauflösliche Einheit der Gött­lichkeit der Bibel und ihrer menschlichen Dimension mit der Konsequenz, dass aufgrund dieser Einheit die Gött­lichkeit nicht bewiesen werden kann;
  3. die Tatsache, dass die Irrtums­losig­keit noch nicht vollständig bewiesen werden kann.

Mithin ist Vertrauen so erst möglich und zugleich nötig auf Gott, „den Herrn des Himmels und der Erde“, der als ein solcher Herr alle Macht hat, die Bibel vollständig irrtumslos sein zu lassen.

Und in diese Vertrauensprüfung stellt Gott alle – Intellektuelle genauso wie Nicht­intellektuelle – hinein. Die Bibel ist also Rettungs- und Prüfmittel zugleich.

„Unmündige“, einfache Menschen neigen eher dazu, dem Bibelwort zu glauben und erlangen so das darin offenbarte Heil. „Weise“, Intellektuelle dagegen verirren sich oft in Bibelkritik, unterschätzen die Bibel, misstrauen dem Evangelium und gehen so geistlich leer aus. Sie bestehen die Prüfung nicht.

Hoheit des Bibelhandelns Gottes zum Teil verhüllt

Die schon dargelegte Sicht, dass Gott die Bibel auch durch Allmacht wahr sein lassen kann und die Wahrnehmbarkeit dieser Wahrheit teilweise verhüllt, soll nun durch einige Schriftstellen plausibilisiert werden.

Auch hinsichtlich der Bibel darf jeweils gelten:

  • Die Größe Gottes und seine Wege sind unerforschlich (vgl. Ps 145,3 u. Röm 11,33).
  • Gott tut große Dinge und wir erkennen es nicht (vgl. Hi 37,5).
  • Das Werk Gottes von Anfang bis zum Ende ergründet der Mensch nicht (vgl. Pred 3,11, ebenso Pred 8,17).
  • Gott tut so große Dinge, dass sie nicht zu erforschen sind, und Wundertaten, dass sie nicht zu zählen sind (vgl. Hi 9,10). Gott selber verbirgt also einen Teil seines Allmachtshandelns hinsichtlich der Bibel.
  • Die Wege und Gedanken Gottes sind viel höher als die Wege und Gedanken des Menschen (vgl. Jes 55,9).

Die Wege Gottes bei der Entstehung der Bibel waren viel höher als die Wege der Menschen beim Verfassen von Texten.

Das schließt ein, dass die Gedanken Gottes – und zu ihnen gehört auch die Bibel – viel höher sind als die menschlichen Gedanken der Bibelkritik und der Bestreitung der Irrtumslosigkeit; auch dass die Wege Gottes bei der Bibelentstehung viel höher waren als die Wege der Menschen beim Verfassen von Texten. V. 9 lässt sich auch deswegen auf die Bibel beziehen, weil V. 11 das Wort Gottes zum Inhalt hat und über ein „Denn“ am Anfang von V. 10 (Symbolik der Wirkungsweise des Wortes Gottes) mit V. 9 verknüpft ist.

Wenn Bibelkritik auftritt, und es steht keine Widerlegung zur Verfügung, sollte Spr 3,5 beachtet werden:

„Vertraue auf den Herrn mit deinem ganzen Herzen und stütze dich nicht auf deinen Verstand!“

Warum? Weil es für Gott nicht zu schwer ist, die Bibel frei von Irrtümern zu halten.

„Sollte für den HERRN eine Sache zu wunderbar sein?“ (1Mo 18,14a) und „Sollte mir irgendein Ding unmöglich sein?“ (Jer 32,27b) „ … bei Gott aber sind alle Dinge möglich.“ (Mt 19,26b)

Wenn Menschen meinen, gewisse Bibelstellen könnten unmöglich irrtumslos sein, sei an Lk 18,27 erinnert: „Was bei den Menschen unmöglich ist, ist möglich bei Gott.“ Daher ist die Irrtumslosigkeit unerschütterlich.

Großer Gott und wahre Bibel …

Ps 115,3 und 135,6 sagen die Souveränität Gottes aus: Alles, was ihm wohlgefällt, tut er. Zweifellos hat es Gott wohlgefallen, trotz menschlicher Zweifel die völlige Wahrheit der Bibel zu bewirken. Und er wird die bibelkritische „Weisheit der Weisen“ zu Schanden machen. Außerdem gilt: Die Worte Gottes geben Einsicht den Einfältigen (vgl. Ps 119,130).

Wären Irrtümer in der Bibel, könnten diese nicht den Einfältigen Einsicht geben, sondern sie würden sie verwirren und irreführen. In V. 133a betet der Psalmist: „Befestige meine Schritte durch dein Wort …!“ Wären Irrtümer darin, könnte das Wort keine Festigkeit geben, sondern würde verunsichern.

Die Bibel enthält massive Warnungen wie Hebr 10,28: „Hat jemand das Gesetz Moses verworfen, stirbt er ohne Barmherzigkeit auf zwei oder drei Zeugen hin.“ Und V. 31: „Es ist furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!“ Die angemessene Reaktion des wahren Gläubigen: „ … vor deinem Wort hat mein Herz gebebt.“ (Ps 119,161b) Wenn man der Bibel ihre Irrtumslosigkeit abspricht, nimmt man ihre Warnungen weniger ernst. Das kann nicht der Wille Gottes sein. Schwer wiegende Warnungen in irrtumsverhafteter Bibel? Das wäre ein Widerspruch in sich selbst. Die Bibel würde in ethischer Hinsicht inkonsequent sein.

… oder kleines Gottesbild mit irrender Bibel

Die Vorstellungen eines kleinen, nicht zu fürchtenden Gottes und einer irrenden Bibel gehen Hand in Hand, stehen in einem Zusammenhang.

Aber wer auch nur einen Hauch von Gottes unendlicher Majestät ehrfürchtig erahnt, wird es nicht wagen, die biblische Irrtumslosigkeit zu verneinen. Wir sollen Gott fürchten und lieben, nach Mt 22,37 ihn lieben mit dem ganzen Verstand. Diesem größten Gebot widerspricht es, sein Wort zu kritisieren.

Zitate

Die folgenden Zitate können die Aussage dieses Aufsatzes unterstützen:

Luther: „Denn es ist mit Gottes Wort nicht zu scherzen; kannst du es nicht verstehen, so ziehe den Hut vor ihm ab. … Kommst du mit deinem Dünkel drein, so wirst du dich versteigen und nicht wissen, ob du hinten oder vorne darin bist, und wird dir schwer zu raten sein.

Martin Luther schreibt:

„Darum sollen wir Gottes Wort mit Furcht hören und mit Demut darin handeln und nicht mit unserm Gutdünkel d’rein plumpen. … Denn es ist mit Gottes Wort nicht zu scherzen; kannst du es nicht verstehen, so ziehe den Hut vor ihm ab. … Kommst du mit deinem Dünkel drein, so wirst du dich versteigen und nicht wissen, ob du hinten oder vorne darin bist, und wird dir schwer zu raten sein.“1

Hochmut gegenüber der Bibel verblendet und richtet Schaden an; Demut führt zu Segen.

Im Folgenden drei Zitate von Helmut Lamparter:

„Die souverän schaltende, schlechthin überlegene Weisheit des Allmächtigen, die jedes menschlichen Begreifens spottet. … Die Weisheit Gottes ist … unter einer absoluten Sinn­widrigkeit ver­borgen.“2

Wenn Bibel­aussagen als sinnwidrig erscheinen, ist geduldig zu warten auf die Erkenntnis ihrer Weisheit.

„Gott ist und bleibt der Gott der Wahrheit!“3 Deshalb ist sein Wort völlig wahr. Vom wundersamen „Schaffen und Walten Gottes“ können „wir nur einen Bruchteil … mit unseren kurzsichtigen Menschenaugen erfassen. … Sein Tun und Handeln ist voll unergründlicher Geheimnisse und Wunder!“4

Das gilt auch für das Verhältnis von jedem Bibelwort zur jeweiligen Wirklichkeit.

Hans Brandenburg über­setzt Jes 44,25.26a so:

„Der die Zeichen der Schwätzer zunichte macht, der die Wahr­sager zu Narren macht, der die Weisen zurücktreibt und ihre Wissenschaft zur Torheit wandelt. Aber das Wort seines Knechtes bestätigt er, und den Rat seiner Boten erfüllt er.“

Sein Kommentar:

„Alles Schamanentum ist Scharlatanerie. Aber ebenso alle Vermessenheit einer Wissenschaft, die Gottes Allmacht bestreitet, alle Weisheit, die nicht aus Gottes Quellen schöpft. Sie wird in ihrer Hohlheit von Gott bloßgestellt werden. Aber das Wort der Offenbarung, das Wort, das er seinem Knecht und seinen Propheten anvertraut, wird göttliche Bestätigung und Erfüllung erfahren.“5

Gott lässt bibel­kritische Wissen­schaft scheitern und garantiert die Wahrheit seines Wortes.

Hermann Schneider: Gott will uns seine Schöpfermacht erkennen bzw. erahnen lassen. Das geht nicht, wenn wir ihm vorschreiben wollen, wie er geschaffen haben soll.

Hermann Schneider schreibt:

„Gott will uns seine Schöpfermacht erkennen bzw. erahnen lassen. Das geht nicht, wenn wir ihm vorschreiben wollen, wie er geschaffen haben soll. Gottes Können und Vermögen ist nicht begrenzt auf das, was der Mensch sich vorstellen kann. Die Bibel sagt (Psalm 33,8+9):

‚Alle Welt fürchte den HERRN und vor ihm scheue sich alles, was auf Erden wohnt. Denn wenn er spricht, so geschieht’s; wenn er gebietet, so steht’s da.‘

Ist es nicht tröstlich, daß Gott Dinge tun kann, die über unser Denken und Verstehen hinausgehen?“6

Was Gott sprach und noch spricht, nämlich sein Wort, die Bibel, ließ und lässt er Wirklichkeit sein bzw. werden, auch wenn wir nicht alles wahrnehmen und uns nicht alles vorstellen können.

Sven Grosse führt zu 1Kor 1,25 aus:

„Das Törichte Gottes ist weise. Es ist weiser als die Menschen weise sind (V. 25). Gott ist unendlich über dem Menschen erhaben. Der Standpunkt Gottes entscheidet über die Wahrheit. Wenn er weise ist, dann ist er weise, mag er auch den Menschen als töricht erscheinen.“7

Der in der Bibel offenbarte Stand­punkt Gottes ist wahr, auch wenn er den Menschen als Irrtum erscheint.

Markus Widenmeyer schreibt:

„Wie wir festgestellt haben, hat die Natur­wissenschaft keinerlei Erklärung für die Ordnung der Natur als solche. Und daraus folgt, dass sie über die Geltung und den Umfang dieser Ordnung auch nichts aussagen kann. Sie kann, in anderen Worten, nichts darüber sagen, ob die Naturgesetze immer und notwendig gelten und ob der systematische Zusammenhang der Naturereignisse in die Zukunft oder in die ferne Vergangenheit wahrheitsgemäß fortgeschrieben werden kann.“8

Mit diesem Wissen bleibt der Weg offen, allen Bibelaussagen von der Schöpfung bis zur Voll­endung glauben zu können.

Gründe für die Irrtumslosigkeit im Überblick

Abschließend sollen einige Gründe für die unerschütterliche Irrtumslosigkeit der Bibel wiederholend aufgezählt, andere kurz dargestellt werden.

Die Irrtumslosigkeit wird begründet durch:

Das Wesen Gottes

  • die Majestät Gottes
  • die Souveränität Gottes
  • die Freiheit GottesTrotz menschlichen Widerspruchs ist Gott frei, uns eine irrtumslose Bibel zu geben.
  • die Allmacht Gottes
  • die Heiligkeit Gottes
    Irrtümer in der Bibel passen nicht zum Zorn Gottes.
  • die Liebe Gottes
    Gott verwirrt und verunsichert nicht durch Irrtümer. Gott wird die kindlich-einfältig Vertrauenden nicht beschämen und zu Schanden werden lassen. Dies ist aber das Schicksal der Bibelkritiker.

Die Forderungen Gottes

  • die Glaubensforderung
    Bibelkritik basiert letztlich auf Gegenglaube.
  • die Vertrauensforderung
    So wie wir Gott trotz schwerem Leid vertrauen sollen, so sollen wir der Bibel vertrauen trotz Bibelkritik.
  • die Demutsforderung
    Die Bestreitung der Irrtumslosigkeit gründet im Hochmut.
  • die Furchtforderung
    Die Furcht Gottes und Kritik an der Bibel schließen sich gegenseitig aus.
  • die Forderung, Gott zu ehren
    Die Ab­leh­nung der biblischen Irrtumslosig­keit ist eine Schmälerung der Ehre Gottes, der aber seine Ehre keinem anderen geben wird [vgl. Jes 48,11b], auch keinem Bibelkritiker.

Eigenschaften des Wortes Gottes

  • die Göttlichkeit der Bibel
  • das himmlische Wesen der Bibel
  • die Inspiration der Bibel
  • die Heiligkeit der Bibel
    Bei fehlender Irrtumslosigkeit würde die Bibel unmoralische Anteile haben, verursacht durch [teilweise] fehlende Erkenntnistugenden.
  • die Vollkommenheit der Bibel
  • die Ewigkeit der Bibel

 

  • die missionarische Funktion der Bibel
    Die Ablehnung der Irrtumslosigkeit schmälert die missionarische Moti­vation und Kraft!
  • die moralstiftende Funktion der Bibel
    Die Verneinung der Irrtumslosigkeit schwächt die moralische Autorität und Kraft mit der Folge zunehmender Inhumanität.
  • die Kraft gebende Funktion der Bibel
    Man kann die Bibel nicht als Kraft­quelle erfahren, wenn man sie kritisiert. Gerade Leidende brauchen die Bibel als Kraftquelle. Wie viel zusätzliches Leid haben diejenigen zu verantworten, die die Irrtumslosigkeit bekämpfen!

  1. Martin Luther: Christlicher Wegweiser für jeden Tag. Zur Förderung des Glaubens und gottseligen Wandels. Neu zusammengestellt und herausgegeben von Helmut Korinth, Hamburg 19876, S. 257. 

  2. Helmut Lamparter: Das Buch der Anfech­tung. Das Buch Hiob, Stuttgart 19886, S. 88. 

  3. a.a.O., S. 90. 

  4. a.a.O., S. 219. 

  5. Hans Brandenburg: Jesaja. Teil 2: Jesaja 40 – 66. Das Trostbuch Gottes, Bad Liebenzell 19894, S. 60. 

  6. Hermann Schneider: Gedanken zum Darwin-Jahr 2009, in: Mitwissen Mittun, 18.11.2009, S. 5. 

  7. Sven Grosse: „Koreferat zu dem Vortrag von Hans Christian Schmidbaur: Wein und Wasser. Des Thomas von Aquin Verhältnisbestimmung von Theologie und Philosophie“, in: Sven Grosse, Gianfranco Schultz (Hg.): Möglichkeit und Aufgabe christlichen Philosophierens, Zürich und Berlin 2011, S. 51. 

  8. Markus Widenmeyer: Welt ohne Gott? Eine kritische Analyse des Naturalismus, Holzgerlingen 2014, S. 108.