Manche Ereignisse ziehen magnetisch Zuschauer an. Wie ein Lauffeuer pflanzt es sich durch die Region. Und wer nichts verpassen will, eilt an den Ort des Geschehens. Mitunter sind freilich starke Nerven erforderlich, will man den Anblick ertragen.
So verhielt es sich kürzlich in unserem Nachbarort. Wie mir zugetragen wurde, waren zwei junge Männer extrem flott mit ihrem PKW unterwegs. Zudem alkoholisiert und nicht angegurtet. Bereits eine leichte Kurve wurde ihnen zum Verhängnis. Bilanz: Beifahrer noch am Unfallort verstorben, der Fahrer überlebte immerhin. Vom Auto ganz zu schweigen. Ganz zu schweigen auch vom Vater des Fahrers, der erst vor einigen Monaten seine Frau durch eine schwere Krankheit verlor.
Für schwache Konstitutionen dürfte das wohl nichts gewesen sein. Gespeicherte Eindrücke verfolgten sie vielleicht noch im Schlaf. Lieber hätte man nicht gesehen, was vorwitzige Neugierde einen sehen ließ.
Wollten die Beiden das? War es Lebensüberdruss, der sie zum lebensgefährlichen Risiko verleitete? Bedeutete ihnen das Leben gar nichts? Mag es ja geben. Wenn alles eingenebelt ist von Langeweile und Ziellosigkeit. Gerade durch Jugendliche geschehen viele Delikte aus diesen Gründen. Man weiß nichts rechtes mit sich und seinem Leben anzufangen und verfällt auf die albernsten und folgenschwersten Ideen.
Dabei herrscht heute ein beachtlicher Chancenreichtum für Jugendliche. Oder kommt es den Älteren im Rückblick auf ihre Zeit nur so vor? Vielleicht betrachten Jüngere das gar nicht so. Sie sind auf der Suche.
Und in der Tat. Manchem brennen die Fragen im Inneren, die Fragen nach dem Wertvollen. Überall suchen sie. Sie suchen das Besondere. Nicht unbedingt den Kick, sondern einfach das, was das Leben echt lebenswert macht. Man trifft sie unter Radfahrern, Hochgebirgswanderern, Sammlern von Tausend verschiedenen Dingen, Lesern zu einem Spezialgebiet, sie lassen kein klassisches(!) Konzert aus, besuchen Museen und sogar echt andächtig Kirchen.
In Wirklichkeit nagen diese Fragen auch an den Älteren. Sie leben nur „ungesünder“, denn sie leben mit der Gefahr. Man hat sich arrangiert und gestaltet sein Dasein vergnüglich. Ausreichend finanzielle Mittel verschaffen den Spielraum. Man fühlt kaum noch ein Defizit.
Toll, wenn jemand trotz allem feststellt: das kann es auch nicht sein. Realismus lautet: „Wenn einer noch so viel besitzt, kann er sich das Leben nicht kaufen.“ (Jesus zit. aus Luk.12,15 NeÜ). In Notzeiten mussten Reiche bitter erfahren, dass man Geld nicht essen kann. Wie hätte nun die Antwort lauten können, an die beiden Unfallopfer, wenn sie vorher gefragt hätten? Wie hätte sie lauten können an die vielen anderen, die auf der Suche nach einem Ziel sind? Wie sollte sie lauten bei den Christen, die mitunter immer noch den Eindruck erwecken, als seien sie auf der Suche?
Eines Tages erklärte eine Stimme von oben über Jesus: „Das ist mein lieber Sohn. An ihm habe ich meine Freude!“ (Mt.3,17 NeÜ). Klingt wie Musik. Melodie herzlicher Verbundenheit. Von so etwas kann man nur träumen. Nur träumen? Nein. Das kann Wirklichkeit werden. Gott macht uns zu seinen Kindern. Mit allem drum und dran. Das verspricht er uns. Bleiben da noch Wünsche offen? Wenn ja, sind sie unreif angesichts des Gewinns. Wenn das keine Lebensperspektive ist! „Doch allen, die ihn aufnahmen, die an seinen Namen glaubten, gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden.“ (Joh1,12 NeÜ) Kinder Gottes haben ein Zuhause. Sie müssen es nicht erfinden und nicht mehr suchen.