Wort zum Nachdenken

Frühling

Von den Meteorologen wird der vergangene Winter trotz einiger sehr eisiger Wochen als recht mild eingestuft. Uns sind die tiefen Temperaturen zum Ausgang des Winters noch recht gut in Erinnerung. Sie weckten die Sehnsucht nach Sonne, nach Wärme, nach Frühlingslüften. Schlichtweg das Programm „Frühling“ lief an. Wenigstens in Gedanken, in den Träumen und Erwartungen: Ach, wenn er doch schon da wäre! Geradezu zwangsläufig kommt Goethes Gedicht vom Oster­spaziergang in Erinnerung. Denn es liefert uns das Stichwort Frühling als triumphierende Kraft. Das kommt gut an.

Da muss man doch gleich mal nachschauen, ob die Bibel das schöne Stichwort kennt und nennt. Welche der „klassischen“ Übersetzungen man nun auch zu Rate zieht, das Resultat ist gleich enttäuschend. Entweder der Begriff kommt gar nicht oder bestenfalls in apokryphen Schriften vor. Eigentlich schade, oder?

Moderne Übersetzungen sind ergiebiger. In „Hoffnung für Alle“ und „NeÜ“ wird im Alten Testament die Jahreszeit mehrfach erwähnt. Aber nicht die als die Zeit schöner Gefühle und des Aufbruchs in der Natur. Im Frühjahr brechen vielmehr die Heere auf, um in andere Länder einzufallen und gegnerische Truppen zu bekämpfen. In der NeÜ wird übersetzt (1Chr 20,1):

„Als der Frühling kam, begann wieder die Zeit, in der die Könige ihre Feldzüge unternahmen. Auch Joab zog mit dem ganzen Heer Israels los und verwüstete das Land der Ammoniter und belagerte Rabba. David selbst blieb in Jerusalem. Joab eroberte Rabba und zerstörte es.“

Frühling war Zeit des Krieges. Eher eine unschöne und gefähr­liche Jahreszeit.

Und dennoch existieren nicht nur unschöne Bezüge zu Jahreszeiten in der Bibel. Wenigstens auf einen sei hingewiesen. Auf einen besonders schönen und zugleich wichtigen. Er führt uns in ein weit zurückliegendes Geschichts­kapitel Gottes mit uns Menschen. Allein Noah und seine Familie überlebten das furchtbare Gericht, die Sintflut. Die Heilige Schrift gewährt uns Einblick in die Überlegungen Gottes. Er sieht den Menschen so wie er ist. Über sein verdorbenes Wesen gibt er sich keinen Illusionen hin. Um so überraschender fällt sein Entschluss aus:

„Von jetzt an, / solange die Erde besteht, / soll nicht aufhören: / Saat und Ernte, / Frost und Hitze, / Sommer und Winter, / Tag und Nacht.“ (1Mo 8, 22).

Natürlich, vom Frühling ist hier nicht direkt die Rede. Aber jeder weiß doch, dass der Jahreslauf aus vier Jahreszeiten besteht. Keine davon wird aufhören. Nicht nur Sommer und Winter. Auch Herbst und Frühjahr nicht.

Jeder, der Gott kennt, weiß Be­scheid. Gott verspricht etwas, was er zu allen Zeiten tun wird. Göttliche Treue erhält uns.