Wort zum Nachdenken

Endlichkeit

Wir waren zu Fuß unterwegs, meine kleine Enkeltochter und ich. Fröhlich sprudelte es aus ihr heraus: Jetzt haben wir Herbst, doch bald ist Winter und dann kommt Frühjahr und Sommer und dann wieder Herbst und wieder … und immer wieder. Etliche Jahre vergingen in ihrer Aufzählung. Doch dann kam völlig ansatzlos und überraschend: „Und dann sind wir beim Herrn Jesus im Himmel.“ Bei ihr klang das wie eine unumstößliche Tatsache. Fest einzuplanen, wie eine Jahreszeit. Einer Gesetzlichkeit folgend.

Ja, ja die Kinder. Mit einfachen Worten bringen sie große Dinge zum Ausdruck. Ohne eine echte Vorstellung von der Dimension der Thematik zu haben. Was sollen sie auch anfangen mit „endlich“ und „vergänglich“? Oder aber mit „unendlich“ und „unvergänglich“?

Für uns Menschen sind zeitliche Begriffe relativ. Aus der Perspektive Jugendlicher ist der im Mittelalter vergreist, aber Rentner fühlen sich noch immer unternehmerisch und keineswegs alt.

Unübersehbar ist in jedem Fall die Endlichkeit des Menschen. Man schlage dazu die Tageszeitung auf. Im Lokalteil findet man Todesanzeigen von Verstorbenen oftmals jeder Altersgruppe. Aus der Wortwahl kann gelegentlich auf tragische Umstände geschlossen werden. Endlichkeit in tragischer Form. Dabei wurden die Menschen noch nie so alt wie heute. Gerade in Deutschland. Wir sind Tagesammler und investieren hohe Beträge in die Gesundheitsindustrie usw., um eine hohe Zahl zu erreichen. Immerhin, wer die Rente (65 Jahre) erreicht, lebt ca. 23.750 Tage.

Eine ganze Menge. Was kann man damit alles anfangen. Oder auch verpassen. Bereits Mose wies darauf hin: „So lehre uns doch, unsere Tage zu zählen, dass Weisheit in unser Herz einzieht.“ (Ps 90,12) Freilich macht es das Zählen allein nicht. Wer seine Lebenstage zählt, fragt nach Sinn und Ziel. Vor allem, wenn das verfügbare Kontingent dahinschmilzt. Im Psalm findet man Einsicht in die eigenen Verfehlungen. Ein Licht geht auf, wie man vor Gott dasteht. Doch dies ist nicht das Letzte und mündet etwa in Depression. Vielmehr löste es einen starken Impuls nach der Nähe Gottes aus. Als Geber wirklich großer Gaben darf er angerufen werden. Er ist nicht unnahbar. Erbarmen, Gnade, Freude, Freund­lichkeit werden innige Wünsche und dass seine Herrlichkeit durch sein Handeln sichtbar wird. Ist das Folge von Weisheit? Meiner Überzeugung nach ja.