Johannes Gerloff, der in Israel lebende Theologe und Journalist, schreibt unbefangen das auf, was er erlebt, in Gesprächen erfahren und recherchiert hat. „Die Political Correctness hat mir das Thema dieses Buches aufgezwungen. Sie wird mich aber nicht zwingen können, das zu erzählen, was ihr passt, um gleichzeitig unter den Teppich zu kehren, was ihr gegen den Strich geht.“ (S. 8f.) So berichtet Gerloff von seinen vielfältigen Begegnungen im Palästinensergebiet und es entsteht ein Mosaik von Meinungen und Einsichten, die in ihrer ganzen Widersprüchlichkeit genau das wiedergeben, was das Leben von Palästinensern prägt.
Symptomatisch ist die Meinung eines christlichen Palästinensers zum Nahostkonflikt, der gleichzeitig ein arabischer Journalist und politischer Aktivist ist: „Wir haben angefangen, die Lügen zu glauben, die wir selbst in die Welt gesetzt haben.“ (S. 13)
Noch im Vorwort erklärt der Autor die Entstehung des Begriffs Palästinenser, um dann in elf Kapiteln von seinen Einblicken zu berichten, die er vor allem durch vielfältige persönliche Begegnungen gewann. Er beginnt, wie er die Beerdigung Arafats erlebte, schreibt über Flüchtlingsschicksale (auch die der jüdischen Flüchtlinge aus arabischen Ländern), über den langen Weg zum Friedensprozess, die Al-Aqsa-Intifada; zeigt, wie man aus dem Suizid eine Strategie machte, wie Christen in Palästina leben und wie aus dem Gazastreifen „Hamastan“ wurde.
Gerloff, Johannes. Die Palästinenser. Volk im Brennpunkt der Geschichte. Holzgerlingen: SCM Hänssler 2011. 378 S. Hardcover: 19,95 EUR. ISBN 978-3-7751-5337-9
Im letzten Kapitel zeigt Gerloff, was die Bibel zur Palästinenserfrage sagt. Es wird ganz deutlich, dass es der Heiligen Schrift nie um irgendeine Form des Rassismus geht, sondern um die „Einstellung zum lebendigen Gott, der sich als Gott Abrahams, Isaaks und Israels identifiziert.“ (S. 374) Der Autor schließt mit der Frage, ob der Prophet Sacharja vielleicht die Palästinenser mit „alle Völker des Landes“ meint, als er Kapitel 12,3 schrieb, dass sich die kol goyei ha-aretz gegen Jerusalem versammeln. Denn „die Vorfahren von vielen, die sich heute ‚Palästinenser’ nennen, kamen als Sklaven, Söldner, Pilger, Händler, Eroberer, Kreuzfahrer oder Missionshelfer aus dem gesamten Gebiet von Gibraltar bis nach Indien und vom Kaukasus bis nach Zentralafrika.“ Ein lesenswertes Buch, das überraschende Hintergrundinformationen liefert.