Vor einigen Monaten hat eine weithin bekannte Firma einen Schokoladenwürfel auf den Markt gebracht. Sein äußerer Rauminhalt entspricht ziemlich genau dem von sieben Tafeln der entsprechenden Marke, und deshalb müsste er so um die 700 Gramm wiegen. Doch weit gefehlt! Selbst einschließlich der Verpackung bringt er nicht einmal 220 Gramm auf die Waage. In ihrem Antwortbrief auf das Schreiben einer Schulklasse, in dem diese die Firma auf die von der Klasse festgestellte Diskrepanz angesprochen hat, verweist der Hersteller zu Recht darauf, dass bei diesem Produkt laut Eichgesetz keine Mogelpackung vorliegt. Und natürlich ist auch auf der Unterseite des Würfels zu lesen, dass das Einfüllgewicht 176 Gramm beträgt. So weit so gut. Beim Verbraucher bleibt aber trotzdem das Gefühl von gewogen und zu leicht befunden zurück.
Diese bekannte Redensart geht auf Daniel 5,27 zurück. In diesem Vers offenbart der Prophet Daniel dem babylonischen König Belschazzar wenige Stunden vor seinem gewaltsamen Tod, dass Gott dem König durch die kurz zuvor an der Wand aufgetauchte geheimnisvolle Schrift unter anderem eben genau das mitteilt, dass Gott nämlich den König auf der Waage gewogen und zu leicht befunden hat. Alle Gewalt und Macht, alle Weisheit oder persönlichen Erfolge und auch der unermessliche Reichtum der Babylonier und ihres Königs zählen und wiegen rein gar nichts, wenn der allmächtige Gott einen Menschen – und mehr ist eben noch nicht einmal der große König Belschazzar – mit seiner unbestechlichen Waage wägt (vergleiche Sprüche 21,30).
Dass auch ein gläubiger Mensch von sich aus nicht bestehen kann, wenn Gott ihn auf seiner Waage wägt, hat Hiob sehr persönlich erfahren. In Hiob 31,6 sagt er noch selbstsicher, Gott möge mich wiegen auf rechter Waage, so wird er erkennen meine Unschuld! Nachdem sich Gott aber Hiob in seiner unerschöpflichen Macht und Weisheit geoffenbart hat, kann dieser in Hiob 40,3-5 nichts anderes mehr tun, als seine Hand auf seinen Mund zu legen und sich ernstlich vorzunehmen, Gott in Zukunft nichts mehr entgegen zu halten. Und in Hiob 42,6 schließlich spricht er sich schuldig und tut Buße in Staub und Asche.
Der Grund dafür, dass der Schokoladenwürfel als zu leicht empfunden wird, ist nicht zuletzt der, dass eine ganze Menge Luft in ihm enthalten ist, er also in einem gewissen Sinne leer ist. In einem völlig anderen Zusammenhang – der aber ebenso leicht nachzuvollziehen ist – warnt uns die Bibel vor ganz anderen leeren Dingen, nämlich vor der Verführung mit leeren Worten (Eph 5,6) sowie davor, sich einfangen zu lassen durch Philosophie und leeren Trug, gegründet auf der Menschen Lehre und auf die Elemente der Welt und nicht auf Christus (Kol 2,8). Und sie macht außerdem unzweideutig klar, dass das Wort Gottes nicht ein leeres Wort an euch ist, sondern es ist euer Leben, und durch dies Wort werdet ihr lange leben … (5Mose 32,47).
Christoph Renschler