Der bewährte und geschätzte Autor legt hier den zweiten Band seines wissenschaftlichen Kommentars über das Matthäus-Evangelium in der Reihe Historisch-Theologische-Auslegung vor. In dieser Reihe sind auch schon seine Arbeiten über Jakobus und die Offenbarung erschienen.
Dieser Matthäus-Band enthält auch zwei Exkurse. Einer behandelt die Geschichtlichkeit von Mt 16,17-19. Hier geht es um Petrus, den Felsen, und das Binden und Lösen. Der Autor kann alle acht Argumente, die immer wieder gegen die Historizität dieser Verse vorgebracht werden, klar und sachlich widerlegen. Der zweite Exkurs behandelt den Lohngedanken im Evangelium, den ein philosophischer Humanismus gern überwinden möchte. Aber schon im Alten Testament sind zwei Linien zu erkennen, die in Hebr 11,6 so zusammengefasst werden: „Wer zu Gott kommen will, der muss glauben, dass er ist und dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn gibt.“ Die biblische Botschaft hat gewissermaßen zwei Brennpunkte, schreibt Maier: „1) den gerechten Willen Gottes, je nach dem Verhalten des Menschen Lohn oder Strafe zu geben, und 2) den barmherzigen, von Liebe bestimmten Willen, den sündigen Menschen zu retten, worauf wir in Glauben und Vertrauen antworten. Wer einen dieser beiden Brennpunkte eliminiert, hat die Realität verloren“ (S. 194).
Maier, Gerhard. Das Evangelium des Matthäus. Kapitel 15-28. Holzgerlingen: SCM Brockhaus/ Gießen: Brunnen 2017. 731 S. Hardcover: 59,90 €. ISBN: 978-3-417-29732-4 / 978-3-7655-9733-6.
Im vorliegenden Kommentar wird zunächst der entsprechende Bibelabschnitt übersetzt, dann folgen einige Sätze zur Struktur und anschließend eine gründliche Exegese der einzelnen Verse des Evangeliums. Schon dabei weist der Autor immer wieder bibelkritische Aussagen anderer Exegeten gut begründet zurück. Die Liste ausgewählter Literatur gibt Zeugnis davon, besonders das Verzeichnis der 66 Autoren, mit deren Werken sich Gerhard Maier durchgängig auseinandergesetzt hat. Das wird auch in jedem Einzelfall mit Seitenzahl in dieser Liste dokumentiert.
Wer den Kommentar liest, findet eine Menge hilfreicher Beobachtungen und Klärung für manche bisher unbeantwortete Fragen. Auch zeitgeschichtliche Hintergründe werden gut erläutert. Dass die zitierten griechischen oder hebräischen Worte auch in Umschrift wiedergegeben werden, ist besonders für sprachunkundige Leser hilfreich, zumal die theologischen Erklärungen insgesamt in gut verständlichem Deutsch wiedergegeben sind. Ein sehr empfehlenswerter Kommentar.