Das Buch von Neil Cole hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Einerseits muss man dem Autor an vielen Stellen recht geben, andererseits verärgert er durch die starke Betonung des eigenen Werkes, der eigenen (natürlich biblischen) Prinzipien und seiner Kritik an den vielen anderen Konzepten. Dumm fand der Rezensent die Einleitungen in die meisten Kapitel. Immer wieder schildert Cole dort Filmszenen, die keiner (hier) kennt und nennt die Schauspieler, die sie darstellen. Das trägt nicht gerade zur Glaubwürdigkeit des Gesagten bei.
Cole, Neil. Organisch leiten. Wie natürliche Leitung uns selbst, Gemeinden und die Welt verändert.Schwarzenfeld: Neufeld 2010. 425 S. Hardcover: 22,90 € ISBN 978-3-937896-87-8
Die andere Seite sind aber doch viele Denkanstöße, zum Beispiel: „Es fällt schwer, ein schönes Gemeindehaus zu sehen und nicht davon auszugehen, dass diese Gemeinde erfolgreich sei.“ (S. 194) In diesem Zusammenhang kritisiert er die Willow Creek Community Church, die unendlich viel in ihre Programme investiert und doch so wenig hingegebene Nachfolger des Herrn hervorgebracht hat. Cole zeigt, wie verheerend es ist, eine Gemeinde wie eine Firma über eine Befehlskette zu führen (S. 107), oder wie fremd es der Bibel ist, das Volk Gottes nach den Kategorien „Mitglied“ und „Freunde“ zu trennen, und wie überhaupt Mitgliedschaft in einer Gemeinde definiert wird. Er meint auch, es fände sich in der Bibel keine einzige Aufforderung, einen Gottesdienst am Sonntagmorgen, wie wir ihn kennen und worauf wir bestehen, zu besuchen. (S. 66). Er beschreibt dann allerdings die Gemeinde eines Freundes, die sich in eine „organische Richtung“ zu entwickeln begann. „An einem Wochenende feierten sie gemeinsam Gottesdienst. Am nächsten streichen sie das Haus einer alten Dame und mähen ihren Rasen. An einem weiteren Sonntag treffen sie sich zum Picknick im Park. Gelegentlich organisieren sie einen Gebetsmarsch ins Stadtzentrum.“ (S. 70) Sehr eigenartig!
Trotzdem findet man viele einfache biblische Prinzipien für Leitung und Multiplikation von Gemeinden und die durchaus sinnvolle Warnung vor den vielen „funktionierenden Programmen“. Ein durchaus herausforderndes Buch.