Was soll das heißen? Plädiert die Bibel etwa für Prostitution? Nun ja, das Thema kommt in der Bibel vor. Nicht nur der starke Simson ging zu einer Prostituierten, auch Juda, der Stammvater der Juden, tat es. Zu allen Zeiten gab es Huren in Israel und Männer, die sie besuchten. Selbst das Neuen Testament redet davon. Doch nirgends wird Hurerei in der Bibel positiv gesehen. Ganz im Gegenteil: Hurerei wird als Bild für Israels Abfall von Gott gebraucht, für den Götzendienst, der manchmal ja direkt mit kultischer Prostitution für Männer und Frauen verbunden war. „Sie huren von ihrem Gott weg“, schreibt der Prophet Hosea.
Aber mit Liebe hatte das Ganze nie zu tun, nur mit Geld und Sex. Männer bezahlten, um für eine kurze Zeit Sex mit einer Frau zu haben. Es gab auch das Umgekehrte, dass Frauen Männer bezahlten, damit sie Sex mit ihnen hatten. „Jahwe, dein Gott, verabscheut so etwas“, schreibt schon Mose. „Hundegeld“ wurde das genannt, was man Männern bezahlte, und solche Männer „Hunde“.
Nur ein einziges Mal wird eine Hure in der Bibel positiv erwähnt. Das war die Frau in Jericho, die Israels Kundschafter aufnahm und vor ihren Verfolgern versteckte. Sie hatte angefangen, an den Gott Israels zu glauben. Sie überlebt die Eroberung der Stadt und heiratet einen Juden. Ihr später geborener Sohn wird ein Vorfahr von König David und damit auch ein Urahn des Messias. Rahab hieß sie, und sie wird von Jakobus als positives Beispiel für einen Glauben genannt, der in Taten sichtbar wurde.
Geld und Liebe haben überhaupt nichts miteinander zu tun, höchstens im negativen Sinn: „Denn die Liebe zum Geld ist eine Wurzel für alles Böse. Manche sind ihr so verfallen, dass sie vom Glauben abgeirrt sind und sich selbst die schlimmsten Qualen bereitet haben.“ Das schreibt Paulus an seinen Mitarbeiter Timotheus.
Seit einigen Jahren macht sich ein Phänomen in deutschen evangelikalen Gemeinden breit, das immer erschreckendere Ausmaße annimmt. Es betrifft meist alte Menschen. Viele von ihnen sind ihr Leben lang in eine Gemeinde gegangen. Sie waren verheiratet, hatten ihren Ehepartner aber inzwischen verloren. Nachdem diese schmerzliche Erfahrung überwunden war, entdecken sie auf einmal einen Menschen anderen Geschlechts, dem es ebenso erging. Sie fühlen sich zueinander hingezogen und überlegen, ob sie ihren Lebensabend nicht gemeinsam verbringen sollten. Doch da gibt es auf einmal ein Problem: Wenn sie heiraten, werden sie einen Teil ihrer Rente verlieren, nämlich den Anteil ihres verstorbenen Ehepartners. Andererseits wollen sie aber nicht ohne den Segen der Gemeinde zusammenziehen. So geraten sie in ein Dilemma zwischen Liebe und Geld, Gott und Gemeinde. Verzweifelt suchen sie nach Argumenten, sogar in der Bibel, um ihr nichteheliches Zusammenleben zu rechtfertigen …