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Sind die Unterschiede wirklich unbedeutend?

Auch der Willow-Creek-Kongress 2018 verwässert durch seine Referentenauswahl die Unterschiede zwischen einem an die Bibel gebundenen evangelischen Glauben und der römisch-katholischen Lehre. Außerdem fördert einer der Referenten aktiv die Gleichwertigkeit aller Religionen.

Vor großem Publikum hat am vergangenen Wochenende der Willow- Creek- Leitungskongress 2018 in der Dortmunder Westfalenhalle stattgefunden. 12.000 Gäste kamen für zweieinhalb Tage um sich Vorträge zum Generalthema „Zukunft – Hoffnung – Kirche“ anzuhören. Wie schon von vergangenen Willow-Creek-Kongressen gewohnt kamen auch internationale Management-Spezialisten zur Wort. Mit einem Budget vor rund 2,5 Millionen Euro war die Organisation professionell.

Bei der Auswahl der Themen und Referenten hat sich auch in diesem Jahr die Tendenz der jüngeren Willow-Creek-Vergangenheit fortgesetzt. Vor allem fällt auf, dass zunehmend ein offizieller Schulterschluss mit der katholischen Kirche und mit nichtchristlichen Religionen gesucht wird. Waren in den vergangenen Jahren mehrere Mormonen und Hindus Sprecher auf Willow-Creek-Kongressen, so setzte sich in diesem Jahr die Annäherung an konservative Katholiken fort. Im letztjährigen Leitungskongress wurde Johannes Hartl, dem Gründer des Augsburger Gebetshauses, bei Willow- Creek ein Forum geboten. In seinen Büchern und Veranstaltungen wirbt Hartl für die Verehrung Marias und der Heiligen. Er ist überzeugt, dass dem Menschen durch die Einnahme des Abendmahls die Sünde vergeben wird. Außerdem proagiert er die Lehraussagen der Päpste als durch den Heiligen Geist inspirierte und deshalb unfehlbare Grundsätze.

Dr. Christian Hennecke setzt sich aktiv für die Verbreitung der Marienverehrung und die Gleichwertigkeit aller Religionen ein.

In diesem Jahr war der katholische Priester Dr. Christian Hennecke Referent auf dem Willow-Creek-Kongress. Henneke arbeitete acht Jahre in der Priesterausbildung und ist heute für den Bischof von Hildesheim tätig. Nach eigenen Aussagen ist er ein überzeugter Katholik und verteidigt sowohl die katholische Sakramentslehre als auch die Verehrung der Heiligen. Außerdem ist er ein wichtiger Fürsprecher der katholischen Fokolarbewegung (offizieller deutscher Name: Werk Mariens). Hier setzt er sich ganz besonders für die Verbreitung der Marienverehrung und für die geistliche Gleichstellung der anderen Religionen ein. In den Fokolareinrichtungen leben katholische Christen, Muslime, Buddhisten usw. zusammen. Jeder soll die Religion des anderen als gleichwertig anerkennen. Henneckes momentan erfolgreichstes Buch trägt den Titel „Konfession Katholisch: Eine Liebeserklärung“ und ist eine gezielt verfasste Werbeschrift für die römisch-katholische Kirche mit all ihren dogmatischen Sonderlehren, die von Evangelikalen bisher einhellig kritisiert wurden. In Henneckes Buch „Kleine Christliche Gemeinschaften verstehen“ (2009) wirbt der Theologe für das katholische Modell der Basisgemeinden aus den 60er und 70er Jahren. Angesichts schwindender Priesterzahlen und massiv zurückgehendem Interesse an regulären Kirchenveranstaltungen plädiert er hier für mehr Laienengagement und kirchliche Kleinkreise. Es geht ihm vor allem darum, katholische Kirche wieder für mehr Menschen attraktiv zu machen. Eine echte Bekehrung zu Jesus Christus oder eine alleinige Orientierung an der Bibel, wie evangelische Christen es fordern, kommt bei diesen Erneuerungsüberlegungen katholischen Gemeindelebens nicht zur Sprache.

In einem aktuellen Beitrag (Februar 2018) „Über das Phänomen der Kirchenerneuerung“ fordert Hennecke eine Transformation der katholischen Kirche, weg von einer traditionellen Organisation, hin zu einer postmodernen Kirche, in der eine Vielfalt an spirituellen Angeboten nebeneinander existiert. Ganz deutlich geht es ihm aber nicht darum, katholische Dogmen zu hinterfragen oder zu reformieren. Die Lehren der katholischen Kirche sind für ihn unhinterfragbarer Ausgangspunkt, der eben nur attraktiver gestaltet werden soll. Kirche ist für ihn die Gemeinschaft der Getauften, das seien dann auch die Geretteten. Evangelikale Formen sind lediglich Möglichkeiten katholischen Überzeugungen zu festigen und auszuleben: „Und es ist der Moment, katholischer zu werden: die Vielfalt und den Reichtum des Ganzen wahrzunehmen, seinen eigenen Beitrag zum Nutzen aller einzuspielen, Leib Christi zu sein. […] Aufbruch gelingt aber nur katholisch – mit allen diesen facettenreichen Überlegungen.“ Unter „katholisch“ versteht Hennecke hier sowohl „vielfältig“ als auch konfessionell katholisch.

Der Bibelbund hält es für äußerst problematisch, dass in evangelikalen Großveranstaltungen zielgerichtet für eine Annäherung freikirchlicher Christen an die katholische Kirche geworben wird. Gemeinsame ethische Interessen mit konservativen Katholiken dürfen nicht über den nach wie vor geltenden Absolutheitsanspruch der römischen Kirche hinwegtäuschen. In dem noch immer geltenden Statement „Dominus Jesus“ des letzten Papstes wird allen evangelischen Gemeinden abgesprochen, rechtmäßige Kirche zu sein. Oberflächlich ähnliche Frömmigkeitsformen dürfen nicht über die tiefgreifenden Unterschiede zwischen einem evangelischen an der Bibel ausgerichteten und dem katholischen Glauben hinwegtäuschen. Evangelikale Christen fordern eine Bekehrung des Sünders, die von Willow-Creek eingeladenen Katholiken meinen, dem Menschen werde durch die Sakramente (Taufe, Abendmahl, Beichte etc.) die Sünden vergeben. Evangelische Theologie baut seit der Reformation allein auf der Bibel auf. Die von den genannten Willow-Creek-Referenten vertretende katholische Theologie gründet in den dogmatischen Beschlüssen der Päpste und Konzilien, die als irrtumslos betrachtet werden. Durch Veranstaltungen wie diesem Willow-Creek-Leitungskongress besteht die ernstzunehmende Gefahr, der Selbstaufgabe evangelikalen Glaubens und dem sukzessiven Verrat an den Grundlagen der Reformation. Evangelikale Christen sollten demgegenüber mutiger zu der Erlösung allein durch Jesus Christus stehen und zur Bibel als alleiniger Grundlage ihrer Theologie und ihres Lebens.