ThemenPredigten und Bibelarbeiten

Wenn Schuld das Leben vergiftet: Bibelarbeit über 2. Könige 2, 19 – 22

Wie ein Gift den menschlichen Körper schwer schädigen und sogar zu Tode bringen kann, so wirkt sich auch Schuld aus. Und wie Gifte oft lange verdeckt wirken, bis ihre zerstörerische Kraft an den Tag kommt, so sind auch die Folgen unserer Schuld nicht selten erst nicht offensichtlich oder werden erst im Nachhinein erkannt. Als Elischa die Folgen des vergifteten Wassers im wiedererbauten Jericho wahrnimmt, da heilt er nicht nur das Wasser, sondern macht mit seinem Handeln auch eine alte Schuld offenbar. Schuld im eigenen Leben und im Leben anderer kann nur durch die Vergebung von Jesus geheilt werden.

Das Mädchen heißt Haseena, „die Lächelnde“. Sie lebt in dem Örtchen Kasaragod im Norden des indischen Teilstaates Kerala. Sie lächelt viel, schaut mit neugierigen Augen in ihrem Zimmer umher, das seit ihrer frühen Kindheit fast alles ist, was sie von der Welt sehen kann. Will sie sich auf dem Bett bewegen, graben sich ihre verkrümmten Füße in die Matratze und schieben ihren verwundenen Körper an die Stelle, an der sie sich am liebsten aufhält: ans geöffnete Fenster. Dabei verzerrt sich ihr offenes Lächeln zu einer angestrengten Grimasse. Es ist ein grausamer Kampf gegen ihren verrenkten, verkrümmten Torso. Dann lächelt sie wieder, sie hat sich so bis zum offenen Fenster gerobbt. Das war nicht immer so: Haseena ging früher in die Schule, spielte mit ihren Freundinnen – bis sie fünf Jahre alt wurde und das Gift in ihrem Körper zu wirken begann.

Haseenas Distorsionen sind die Folge des nervenwirksamen Insektizids „Endosulfan“, eine der vermeintlich segensreichen Entwicklungen eines großen deutschen Chemiekonzerns. Überzeugt von den Vorteilen, wurde die Chemikalie flächendeckend auf den 6.000 Hektar großen Cashewplantagen von Kasaragod mit Hubschraubern versprüht. Zweimal im Jahr, über 25 Jahre hinweg.

Auch Haseenas Eltern arbeiteten auf den Plantagen. Ihre erstgeborene Tochter ist von dem Gift hochgradig geschädigt, die Arme sind in den Schul­tergelenken mei­s­tens nach oben-, und in den Beugen bogenförmig durchgestreckt und haben so für sie keine Funktion. Sie hat gelernt, einen Stift mit ihren verkrümmten Füßen zu halten, und zeigt, dass sie so auf einem Notizblock ein paar Buchstaben zustande bringt. Ihre Mutter hat alles Menschenmögliche versucht, um die aussichtslose Situation zu verbessern. Vergebens. Haseenas Leben ist – ein vergiftetes Leben.

Das erschütternde Schicksal von Haseena macht betroffen und auch zornig: Da geht ein junger Mensch an dem Gift zugrunde, das sein Körper aufgenommen hat. Und die, die verantwortlich sind dafür, entziehen sich dieser Verantwortung, indem sie sich hinter einer Mauer aus Gleichgültigkeit, Untätigkeit und Schweigen verstecken. Und so muss Haseena, die „Lächelnde“, weiterleben – mit einem vergifteten Leben.

Es gibt vergiftete Leben, die Tag für Tag und Jahr für Jahr vom schleichenden Gift der Schuld zerstört werden.

Es gibt vergiftete Leben, die machen keine Schlagzeilen! Weil es so viele sind! Weil es sie überall gibt, rund um den Globus! Und: Weil sie etwas so Alltägliches darstellen: Alltägliche vergiftete Leben … Aber: Das Gift, das sie zugrunde richtet, stammt nicht aus der Chemie-Industrie. Trotzdem ist es nicht weniger tückisch! Es schädigt schleichend: Tag für Tag. Jahr für Jahr. Bis es das ganze Leben eines Menschen erfasst hat.

„Das vergiftete Leben …“ heißt darum das Thema dieser Bibelarbeit. Dabei wird der Prophet Elischa, der Prophet des Alten Testaments, eine wichtige Rolle spielen. Wir hören …

Text: 2. Könige 2 , 19 – 22

Die Einwohner der Stadt (Jericho) sagten zu Elischa: „Herr, wie du siehst, hat unsere Stadt eine ausgezeichnete Lage. Aber das Wasser ist schlecht und verursacht immer wieder Fehlgeburten.“

Da sagte Elischa: „Holt mir eine neue Schale und füllt sie mit Salz!“ Als sie ihm die Schale gebracht hatten,ging er damit vor die Stadt hinaus zur Quelle, schüttete das Salz hinein und rief: „So spricht der HERR: ‚Ich habe dieses Wasser gesund gemacht. Es wird keinen Tod und keine Fehlgeburten mehr verursachen!‘“

Seitdem ist das Wasser gut, und es ist bis heute so geblieben, genau wie Elischa es gesagt hat.

Vordergründig geht es hier um eine Quelle mit giftigem Wasser, das immer wieder Fehlgeburten verursacht. Soviel ist beim ersten Hören dieses biblischen Berichtes sofort klar. Aber es steckt mehr dahinter! Tatsächlich ist es so, dass hier lang zurückliegende Ereignisse aus der Vergangenheit ihre langen Schatten bis in die Gegenwart werfen. Und die sind das eigentliche Problem! Schauen wir uns das näher an …

Unter den Schatten der Vergangenheit

Vers 19: Die Einwohner der Stadt (Jericho) sagten zu Elischa: „Herr, wie du siehst, hat unsere Stadt eine ausgezeichnete Lage. Aber das Wasser ist schlecht und verursacht immer wieder Fehlgeburten.“

Jericho ist eine uralte Stadt mit einer langen, wechselvollen Geschichte. Sie liegt etwa 34 Kilometer vom Jordanfluss entfernt und ist mit 250 Metern unter dem Meeresspiegel die am tiefsten gelegene Stadt der Welt.

Als die Israeliten begannen, das Land Kanaan für sich einzunehmen – wie Gott es ihnen geboten hatte – setzte Jericho ihnen den massivsten Widerstand entgegen. Das Buch Josua (Jos 6) berichtet, dass die Stadt am Ende nicht durch militärische Anstrengungen, sondern durch ein Erdbeben überwunden wurde. Archäologen, die sich mit den Überresten der Stadt beschäftigten, schreiben, dass die äußeren Steine des Doppelrings der Stadtmauer den Hang hinab gerollt, die inneren dagegen nach innen gefallen seien und dass die Mauerreste zudem starke Risse und Sprünge zeigten. Das spricht in der Tat für ein Erdbeben. Wahrscheinlich hängt das Erdbeben in Jericho mit einem weiteren Erdbeben zusammen, das sich kurz vorher bei der Ortschaft Adam am Jordan ereignet hatte und zu einer kurzfristigen Aufstauung des Jordans führte. Die Bibel berichtet davon im Buch Josua (Jos 3, 16). Das Beben bei der Ortschaft Adam war sehr wahrscheinlich ein Vor-Beben, dem dann ein Hauptbeben bei der Stadt Jericho folgte und sie zerstörte.

Aber damals geschah noch etwas. Das ist vielen nicht bekannt, ist aber für das Verstehen unseres Bibeltextes unerlässlich: Nach Einnahme und nach der Zerstörung der Stadt legte Josua im Auftrag Gottes eine Warnung, man könnte auch sagen ein Gerichtswort Gottes, auf den zurückbleibenden Trümmerhaufen. Er sagte (Jos 6, 27):

Verflucht vor dem Herrn sei der Mann, der sich aufmachen und diese Stadt Jericho wieder bauen wird! Wenn er ihren Grund legt, so soll es ihn seinen erstgeborenen Sohn kosten, und wenn er ihre Tore setzt, soll es ihn seinen jüngsten Sohn kosten.

Warum diese Warnung? Warum dieses Gerichtswort Gottes über die zerstörte Stadt? Antwort: Die Bewohner Jerichos hatten dem Volk Gottes den härtesten und massivsten Widerstand entgegengesetzt. Ihre Ab­sicht war es, das Volk der Israeliten am Betreten des Landes Kanaan zu hindern und es – wenn möglich – zu vernichten. Jericho wurde darum damals zum Sinnbild für all die, die das Volk Gottes vernichten wollten. Und darum, weil das so war, legte Gott ein Gerichtswort, eine Warnung auf die Trümmer Jerichos.

Jahrhunderte lang blieb Jericho eine Ruine. Aber dann – im 9. Jahrhundert vor Christus – wagte ein Mann namens Hiel von Bethel den Wiederaufbau der Stadt. Die Warnung Gottes, die Ruinen Jerichos besser in Ruhe zu lassen, war zu dieser Zeit wahrscheinlich längst vergessen. Kein Mensch erinnerte sich mehr daran. Hiel von Bethel ging also frisch ans Werk. Aber die Warnungen Gottes erfüllten sich! Im 1. Buch der Könige 16, 34 heißt es:

Zu seiner Zeit baute Hiel von Bethel Jericho wieder auf. Es kostete ihn seinen erstgeborenen Sohn Abiram, als er seinen Grund legte, und seinen jüngsten Sohn Segub, als er seine Tore setzte, nach dem Wort des Herrn, das er durch Josua, den Sohn Nuns, geredet hatte.

Von da an war Jericho wieder bewohnt und blieb es. Aber die Schatten der Vergangenheit ließen sich nicht vollständig vertreiben: Die sprudelnde Quelle, die die Bewohner der Stadt mit Wasser versorgte (heute heißt sie „Ain-es-Sultan“), lieferte – im Gegensatz zu früheren Zeiten – nur giftiges Wasser. Das führte dazu, dass die Pflanzen eingingen, die man mit dem Wasser der Quelle bewässerte. Und schlimmer noch: Der Genuss des Wassers führte bei den schwangeren Frauen der Stadt zu Fehlgeburten …

Der lange Schatten der Vergangenheit lag auf den Bewohnern der Stadt. Schuld wirft sehr lange Schatten.

Verstehen Sie: Die Schatten der Vergangenheit lagen auf der Stadt und ihren Bewohnern. Und diese Schatten ließen sich nicht so leicht vertreiben. Die giftige Quelle vergiftete das Leben dieser Stadt! Und die Leute waren hilflos!

In dieser schwierigen Lage wandten sie sich eines Tages an den Propheten Elischa: „Herr, wie du siehst, hat unsere Stadt eine ausgezeichnete Lage“, sagten sie zu Elischa, als der ihre Stadt besuchte. „Aber das Wasser ist schlecht und verursacht immer wieder Fehlgeburten.“

Mir scheint, die Stadt Jericho damals mit ihren Schatten der Vergangenheit könnte ein Bild sein für die Lage vieler Menschen heute, die auch unter den Schatten ihrer Vergangenheit leiden. Und deren Leben dadurch langsam vergiftet wird. Es ist, als ob im Leben vieler Menschen heute auch giftige Quellen sprudeln, die ihr Leben erst schwächen und dann allmählich zugrunde richten. Was sind das für Quellen?

Die größte und giftigste Quelle ist die Schuld. Und Schuld wirft lange Schatten!

Ein junger Mann – er heißt Daniel – berichtet:

Meine Eltern waren sehr liebevoll, und ich erlebte eine sehr schöne Kindheit. Besonders die Beziehung zu meiner Mutter war ungemein herzlich. Umso größer war der Schock, als mit zwölf Jahren die heile Familienwelt Risse bekam. Meine Mutter erhielt damals die Diagnose „Krebs“. Es war bald Normalität, dass der Notarztwagen mit Blaulicht vor der Haustür stand. Dann kam ich in die Pubertät und begann, mit meiner Clique die Welt zu entdecken. Die ersten lautstarken Konflikte mit meinen Eltern folgten. Ich flüchtete vor den Problemen, die zuhause auf mich warteten. Viele Abende endeten im Vollrausch.

Eines Abends wollte ich mit meinen Freunden mal wieder feiern gehen. Vorher besuchte ich noch meine Mutter, die ihre Schmerzen nur noch mit starkem Morphium ertragen konnte. Sie war sehr unglücklich, dass ich zu dieser Uhrzeit noch weggehen wollte. Ich fühlte mich unverstanden und ungerecht behandelt. Verärgert brüllte ich meine Mutter an und stürmte voller Frust aus dem Zimmer. Am nächsten Tag war mein Zorn zwar verraucht, aber eine Entschuldigung kam nicht über meine Lippen.

Drei Tage später war meine Mutter tot. – Den Schmerz, der in mir aufbrach, kann ich nicht beschreiben – zumal die letzten Erinnerungen an meine Mutter mit einem Streit verbunden waren. Wie gerne hätte ich die Zeit zurückgedreht und mich bei meiner Mutter entschuldigt! Doch das ging jetzt nicht mehr. Es war – zu spät.

Mit dieser Belastung begann mein Absturz. Ich versuchte, den Kummer in Alkohol zu ertränken. Ich kam mit dem Gesetz in Konflikt und wurde von der Schule verwiesen. Ich sah überhaupt keinen Sinn mehr im Leben, denn alle Versuche, diesen pochenden Schmerz zu betäuben, waren vergeblich. Im Gegenteil: Er wurde mit den Jahren immer größer.“

Das Gift der Schuld wird mit der Zeit nicht einfach weniger. Die Schatten der Vergangenheit werden immer länger.

Was wir hier vor uns haben, ist die vergiftende Wirkung von Schuld. Sicher, manche kriegen es fertig, ihre Schuldgefühle zu verdrängen – auf Zeit. Aber die Schuld bleibt. Und sie kehrt immer wieder. Sie vergiftet das Leben. Und – sie schneidet unbarmherzig von Gott ab.

Jeder Mensch – auch der freundlichste und netteste – trägt Schuld in sich: Wie eine giftige Quelle, die mit den Jahren immer kräftiger sprudelt. Denn: Mit den Jahren kommt immer mehr Schuld in unserem Leben zusammen, und die Schatten der Vergangenheit werden immer länger.

Eine weitere giftige Quelle sind Verletzungen, die Menschen uns zufügen. Verletzungen, wie sie zum Beispiel bei einer Ehescheidung entstehen: Bei den Ehepartnern sowieso, aber noch viel mehr – bei den Kindern.

Eine neunjährige Grundschülerin erzählt:

„Scheidung ist wie Stacheldraht. Meine Eltern glauben, es ist längst alles vorbei und ich denke nicht mehr daran. Eine Weile läuft alles normal, aber dann stößt man wieder daran und es tut weh!“

Viele Schulkinder schämen sich, dass sie keine „vollständige“ Familie vorweisen können und halten lange – unbeirrt von den Tatsachen neuer Partner – daran fest, dass Papa und Mama doch wieder zusammenziehen sollen. Scheidungskinder verlieren die Sicherheit einer geborgenen Kindheit. Das macht sie labil in ihren Stimmungen, unsicher in ihren Erwartungen und hinterlässt Verwirrung. „In mir ist soviel Saures!“ sagt ein Junge, der voller Wut auf seine Mutter ist, die sich und ihren Sohn vom Vater getrennt hatte. Gerade Jungen werden durch die Scheidung der Eltern tief verletzt. Sie fühlen sich ohnmächtig, und das greift ihr Selbstwertgefühl an, was sie durch protziges oder aggressives Verhalten überspielen.

Wenn die Eltern sich scheiden lassen, müssen die Kinder vernünftig und stark sein, wo sie heulen möchten. Sie müssen stark wirken, obwohl sie innerlich schwach sind. Sie müssen funktionieren, denn die Erwachsenen sind mit der Regelung ihrer eigenen Angelegenheiten beschäftigt. Bei den Eltern passen sie genau auf, was sie äußern, denn sie wissen ja, was der jeweilige Elternteil hören will. Sie lernen, Gefühle nur noch gefiltert auszudrücken – was sich dann auf spätere Beziehungen auswirkt. Und – sie haben später oft große Schwierigkeiten, sich vorbehaltlos an einen Partner zu binden. Tief innen glauben sie, dass Ehen sowieso immer in Scheidung enden. Und oft kommt es dann auch so. – Verletzungen, die uns im Kindesalter zugefügt werden, wirken lange, lange nach. Manchmal ein ganzes Leben.

Natürlich ist dies nur ein Beispiel für Verletzungen! Nicht nur Kinder erfahren Verletzungen! Erwachsene auch! Sie werden missachtet, gedemütigt, ausgenutzt, unterdrückt, gemobbt und ignoriert. Und immer hat das Verletzungen zur Folge, die das Leben vergiften. Oft gesellt sich dann auch eine große innere Bitterkeit hinzu, die das ganze Leben bitter macht. Alte Verletzungen werfen also oft – lange Schatten!

Selten genannt, aber weiter verbreitet als gedacht, sind giftige Quellen aus okkulten Bindungen.

Und schließlich: Eine selten genannte, aber weit verbreitete giftige Quelle im Leben von Menschen sind „okkulte Bindungen“.

Ein junger Mann aus Grenzach bei Lörrach kann davon ein Lied singen:

Schon früh beschäftigt ihn die Frage nach dem Sinn des Lebens. Obwohl er getauft und konfirmiert ist, scheint er im Christentum keine Antwort zu finden. Er wendet sich der Philosophie, Esoterik und fremden Religionen zu. Yoga und buddhistische Übungen überzeugen ihn. Er fühlt sich gut dabei.

Nach einiger Zeit aber spürt er eine starke Unruhe. Eine Freundin empfiehlt ihm eine Heilerin aus Basel, die zur Diagnose ein magisches Pendel einsetzt. Später bekommt er Kontakt zu einer Frau, die sich als „Schamanin“ bezeichnet. Statt des Pendels benutzt sie Tarot-Karten.

Die Schamanin erzählt ihm vom Belchen, einem Berg im Schwarzwald´. Er gilt als sogenannter „Kraft-Ort“. Im Sommer 2000 verbringt er dort eine Nacht und – fühlt sich zwei bis drei Wochen lang prächtig. Er lässt sich daraufhin zu einem weiteren Treffen auf den Belchen einladen. … Man versammelt sich um eine Feuerstelle, trinkt und hört gemeinsam indianische Musik. Irgendwann streut die Schamanin ein paar duftende Kräuter ins Feuer. Jeder erhält einen kleinen Zettel mit der Aufforderung, ihn ins Feuer zu werfen. Halbherzig wirft er, verfehlt das Ziel. Er lässt den Zettel liegen, weiß sowieso nicht, was das Ganze soll.

Auf dem Rückweg bekommt er es plötzlich mit der Angst zu tun, ohne zu wissen warum. Er fühlt sich wie „aufgeladen“. Am nächsten Morgen geht es seiner Freundin, die ihn begleitet hat, nicht gut. Ihr Kopf ist angeschwollen. Sie versucht zu sprechen, aber es ist nicht ihre Stimme. – Sie suchen Hilfe bei der Heilerin in Basel. Die befragt ihr Pendel. Für sie ist der Fall klar: Dunkle Mächte haben Besitz von der Frau genommen. Sie zelebriert ein Austreibungsritual. Kurze Zeit wirkt der Zauber, dann geht der Spuk von vorne los. Er weiß sich nicht mehr anders zu helfen und bringt seine Freundin in die psychiatrische Uni-Klinik. Zunehmend wird er nun von Albträumen geplagt. Eines Nachts spürt er, dass etwas schwer auf seiner Brust liegt und ihn fast erstickt. Am hellichten Tag begegnen ihm unglaubliche Gestalten und bedrohen ihn scheinbar grundlos. Ihm ist, als ob etwas an ihm klebt, das Böses anzieht. Er sagt: „Entweder ich drehe durch oder ich sterbe!“.1

Okkulte Bindungen vergiften das Leben und beschädigen es nachhaltig, wenn sie nicht gelöst werden.

Okkulte Bindungen entstehen, wenn Menschen sich die Zukunft wahrsagen oder Krankheiten besprechen lassen. Oft spielt dabei ein „Medium“ eine Rolle, zum Beispiel ein sogenannter „Heiler“ oder ein Schamane, oft auch Tarot-Karten oder das magische Pendel. All diese Dinge sind keineswegs harmlos, sondern bewirken eine Bindung an dunkle, negative Mächte, die das ganze Leben beeinflussen und binden. Es beginnt mit Faszination und endet immer in Angst! Manche werden übrigens schon als Kinder von ihren Eltern meist wegen irgendeiner Erkrankung zur sogenannten „weisen Frau“ mitgenommen und nehmen von dort ihre erste okkulte Bindung mit. Okkulte Bindungen vergiften das Leben und beschädigen es nachhaltig, wenn sie nicht gelöst werden.

Schuld, Verletzungen und okkulte Bindungen werfen lange Schatten. Sie sind wie die giftige Quelle der Stadt Jericho. Und damit wird es nun höchste Zeit zu schauen, wie es in Jericho weiterging, wo die Bewohner der Stadt Hilfe von Elischa erwarten. Also …

Im Licht des Neubeginns

Verse 20 – 22: Da sagte Elischa: „Holt mir eine neue Schale und füllt sie mit Salz!“ Als sie ihm die Schale gebracht hatten, ging er damit vor die Stadt hinaus zur Quelle, schüttete das Salz hinein und rief: „So spricht der HERR: ‚Ich habe dieses Wasser gesund gemacht. Es wird keinen Tod und keine Fehlgeburten mehr verursachen!‘“ Seitdem ist das Wasser gut, und es ist bis heute so geblieben, genau wie Elischa es gesagt hat.

Die Leute werden Bauklötze gestaunt haben: Ausgerechnet eine „neue Schale mit Salz“. Was mochte der Prophet damit vorhaben? Nun, beide Gegenstände, die neue Schale und der Beutel mit Salz, hatten ihre Bedeutung: Die neue Schale war das Sinnbild für den Neubeginn und das Salz stand für Reinigung. Das heißt: Mit der neuen Schale und dem Salz darin signalisierte Elischa den Bewohnern Jerichos zweierlei:

  1. Es wird einen Neubeginn geben. Gott wird euch einen Neubeginn mit Ihm schenken.
  2. Das Wasser wird gereinigt werden. Es wird aufhören, giftig zu sein.

Und dann geht Elischa hinaus vor die Stadt zu der Quelle, wirft das Salz hinein und ruft: „So spricht der HERR: ‚Ich habe dieses Wasser gesund gemacht. Es wird keinen Tod und keine Fehlgeburten mehr verursachen!‘“

Bitte achten Sie genau auf die Worte Elischas! Elischa sagt nicht: „So spricht der Herr: Das Salz hat das Wasser gesund gemacht!“ Sondern: „So spricht der HEER: Ich habe dieses Wasser gesund gemacht.“

Das heißt: Gott selbst nahm der Quelle das Gift. Das Salz, das in die Quelle geworfen wurde, war ein Zeichen für Sein Handeln. Und zum – wahrscheinlich grenzenlosen – Erstaunen der Jerichoer Einwohner verliert die Quelle wirklich ihr Gift. Das Wasser wird wirklich von allen schädlichen Bestandteilen gereinigt. Es gibt keine Fehlgeburten mehr und die Pflanzen auf den Feldern verwelken nicht mehr. Die langen Schatten der Vergangenheit weichen.

Und jetzt fragen wir sofort: Und heute? Wie macht Gott das heute, wenn Er ein vergiftetes Leben reinigt? Wie geht der Lebendige Gott damit um, wenn (a) Schuld, (b) Verletzungen oder (c) okkulte Bindungen unser Leben vergiften? Werfen wir auf jeden dieser drei Punkte kurz einen Blick.

… frei von Schuld

Schuld … Wie geht Gott mit alter Schuld in unserem Leben um? Nun, ganz einfach: Er lädt uns ein, alte Schuld konkret beim Namen zu nennen und sie vor Ihm zu bekennen! Denn er möchte uns so gern vergeben und alle trennende Schuld von uns wegnehmen.

Aber an dieser Stelle gibt´s ein Problem: Viele Menschen, deren Leben voller Schuld ist, trauen sich nicht zu Gott hin. Sie argwöhnen instinktiv, dass der sie fertigmachen könnte und sie vielleicht angeekelt von sich stoßen wird: So, als wäre der lebendige Gott eine moralinsaure Gouvernante. Viele bleiben darum mit ihrer Schuld allein. Tragisch! Denn: Der lebendige Gott ist keine moralinsaure Gouvernante! Er ist der heilige Gott, der jede Schuld beim Namen nennt, der aber genauso bereit ist, uns freundlich aufzunehmen und zu vergeben.

Die folgende Begebenheit kann das anschaulich machen:

Da stand ein Pastor auf seiner Kanzel und hielt einen brandneuen, makellosen 100-Euro-Schein hoch. Er fragte seine Zuhörer, ob jemand den Schein haben wolle. Alle meldeten sich!

Alle wollten den Schein haben! Klar! – Dann knüllte der Pastor den Schein zusammen, warf ihn zu Boden und sprang darauf herum. Wieder hielt er den jetzt ziemlich lädierten Schein hoch und fragte, wer ihn haben wolle. Wieder meldeten sich alle.

Nun erzählte der Pastor etwas über die Geschichte des Geldscheins: Erst war das Geld für den Kauf von Drogen verwendet worden, dann hatte jemand eine Prostituierte damit bezahlt, und schließlich war der Schein gestohlen worden. Am Ende fragte er noch einmal, wer das Geld haben wolle. Völlig unbeirrt hoben alle die Hand.

Sie hatten verstanden, dass der Wert des Geldes nicht davon bestimmt wird, was der Schein schon alles mitgemacht hatte und wie er aussah. Der Wert wurde einzig und allein vom Finanzministerium bestimmt, das ihn hatte drucken lassen.

Unser Wert wird nicht durch unsere Schuld oder unsere Geschichte bestimmt, sondern durch den Wert, den Gott in seiner Liebe bestimmt.

Unsere Einstellung zu einem solchen 100-Euro-Schein ist dieselbe, die Gott zu einem in Schuld verlorenen Menschen hat. In den Augen Gottes wird der Wert eines Menschen weder von dessen Vergangenheit noch seinen Erfolgen, Niederlagen oder Lebensumständen bestimmt. Es ist die Liebe Gottes, die seinen Wert bestimmt.

… den Wert bestimmt Gott

Und – wie wertvoll er in Gottes Augen ist, wird daran deutlich, dass der lebendige Gott seinen Sohn Jesus auch für ihn am Kreuz sterben ließ, als Sühne für seine Schuld. Das heißt konkret: Jesus, der Auferstandene und Lebendige, wartet heute nicht darauf, dass wir uns alle recht hübsch zurechtmachen für Ihn und ein wenig Make-Up auf unsere Sünden kleistern. Oh nein! Selbst an unserm schlimmsten Tag sind wir es Ihm wert, dass Er sein Leben für uns gab. Verstehen Sie: Wir sind es Ihm wert! Immer!

Und darum: Wenn alte Schuld Sie belastet und Ihr Leben vergiftet, suchen Sie sich einen Christen, dem Sie vertrauen und bekennen Sie dann mit ihm und vor ihm alles, was Ihnen an Schuld bewusst ist. Jesus wird Ihnen auf jeden Fall vergeben, egal, was war. Er wird Sie mit seiner Gnade förmlich überschütten und Ihnen Frieden schenken. Sie werden Ihn wirklich kennenlernen! Und: Es wird einen kompletten Neubeginn in Ihrem Leben geben. Ihre Verlorenheit wird weichen, und Sie werden ein Kind Gottes werden.

… und unsere Verletzungen

An Verletzungen hängt oft eine riesige Bitterkeit, die heraus muss und die wir in die Hände von Jesus legen dürfen.

Und nun weiter: Wie geht der Lebendige Gott mit Verletzungen in unserem Leben um? Nun, er nimmt sie in Seine Hand und beginnt so Seine Arbeit der Heilung an uns. Konkret sieht das so aus, dass wir – am besten in Gegenwart eines Seelsorgers – die Verletzung vor Jesus offenlegen. Wir vertrauen Ihm an, wie es zu der Verletzung kam. Wir nennen Ross und Reiter beim Namen: Ohne Beschönigung und ohne Übertreibung. Wir legen unsere Verletzung bewusst in Seine Hände. Oft kommt dann auch die riesige Bitterkeit heraus, die meist an Verletzungen hängt. Dann ist es gut, auch die Bitterkeit in Seine Hände zu legen.

Das sieht so aus, dass wir dem, der die Bitterkeit verursachte, sein Unrecht nicht länger nachtragen, sondern es loslassen, also ihm vergeben. Für die allermeisten ist das ein großer, aber gleichermaßen heilsamer Schritt. Sie hören dann nämlich damit auf, einem anderen sein Unrecht immer wieder nachzutragen und sich dadurch ständig selbst neu zu verletzen. Sie beauftragen stattdessen den Lebendigen Gott damit, sich – wie ein Anwalt – des geschehenen Unrechts anzunehmen. Und so kommt Heilung für alte Verletzungen. Es kommt zu einem Neubeginn!

… frei von okkulten Bindungen

Und schließlich: Die okkulten Bindungen … Wie löst Jesus okkulte Bindungen? Es geschieht ganz unspektakulär: Okkulte Bindungen werden vor Jesus bekannt, wie jede andere Sünde auch. Okkulte Bindungen entstehen, wenn Menschen Kontakt mit der Welt dunkler Mächte aufnehmen, deren oberster Herrscher der Teufel ist. Und die Bibel macht ohne Umschweife deutlich, dass das Sünde ist. Die Lösung von okkulten Bindungen geschieht nun einfach dadurch, dass wir sie vor Jesus als Schuld bekennen. Dann nimmt Er – zusammen mit der Schuld – auch die okkulte Bindung weg. Wir werden frei. Es kommt zu einem Neubeginn!

Interessiert es Sie, wie es mit dem jungen Mann weiterging, der durch seine okkulte Bindung so massiv bedrängt wurde? Nun, auch bei ihm kam es zu einem Neubeginn2

In höchster Not entschließt er sich, die okkulten Schriften der Schamanin, die sich in seinem Besitz befinden, zu vernichten. Er fährt zu einer alten Pilgerkirche nach St. Chrischona. Neben der Kirche verbrennt er alles, was er mitgebracht hat. Dann betritt er die Kirche und ruft zum ersten Mal in seinem Leben Jesus laut um Hilfe an. Er sagt: „Jesus, ich will weder pendeln können noch irgendeine besondere Fähigkeit haben. Ich will ganz normal sein. Ich will, dass du mich beschützt und dass meine Freundin nicht sterben muss!“ Er muss weinen. Auf dem Heimweg hat er das beruhigende Gefühl, dass Gott ihn nun beschützt.

In der Bibel liest er, dass Gott Wahrsagerei und Zauberei verabscheut. Er entschließt sich, einen radikalen Schnitt zu machen. Stück für Stück entsorgt er die Relikte seines alten Lebens. Yoga-Literatur und verschiedene CDs landen auf dem Müll. Er will von nun an auf eine andere Karte setzen: Jesus.

In der Klinik erzählt er seiner Freundin von seinen Erlebnissen. Auch sie beginnt zu beten und wird erstaunlich schnell aus der Klinik entlassen. Richtig gut geht es ihr aber erst, nachdem auch ihre Wohnung „entrümpelt“ ist. 16 große Säcke landen auf dem Müll.

Die okkulten Erscheinungen, mit denen er zu kämpfen hat, verschwinden nicht plötzlich, aber sie werden immer seltener. Heute haben sie ganz aufgehört. Er weiß jetzt genau, wovon er spricht, wenn er Menschen vor dem Umgang mit übersinnlichen Kräften warnt: „Das ist kein Spaß“, sagt er. „Hinter harmlos scheinenden esoterischen Praktiken verbergen sich Mächte, mit denen man lieber nicht umgehen sollte.“

Giftige Quellen gibt es in jedem Leben. Lange Schatten kennt jeder. Aber mit Jesus, dem Sieger, ist ein Neubeginn immer möglich!

Liebe Freunde, giftige Quellen gibt es im Leben jedes Menschen! Lange Schatten der Vergangenheit kennt jeder. Aber dies alles muss kein Schicksal sein: Mit Jesus, dem Sieger, ist ein Neubeginn immer möglich!


  1. Stefan Loß, Ingo Marx (Hrsg.), Hof mit Himmel, Wuppertal 2003, S. 28 – 30. 

  2. Stefan Loß, Ingo Marx (Hrsg.), Hof mit Himmel, Wuppertal 2003, S. 30 – 31.