LiteraturBuchbesprechungen

Seewald, Peter. Jesus Christus.

Peter Seewald hat als Journalist für Stern, Spiegel und Süddeutsche Zeitung gearbeitet und gilt als einer der erfolgreichsten katholisch-religiösen Autoren Deutschlands. Sehr kenntnisreich zeichnet er das Leben von Jesus Christus in seinem umfangreichen Buch nach. Als Katholik scheut er sich auch nicht, evangelikale Autoren positiv zu zitieren, zum Beispiel Carsten Peter Thiede oder Alexander Schick.

Seewald beginnt mit der Beschreibung eines Flugs nach Israel und baut hier und an den einzelnen Stationen seiner Israel-Reise seine Überlegungen und Darstellungen des Lebens von Jesus Christus ein. Dabei stellt er sich auch ganz positiv zum Alten Testament: „Es gab dabei nicht wenige Versuche, dieses schwere Gepäck abzu­schütteln. Eine Regel wurde deutlich: Wer das Alte Testament loswerden wollte, ent­puppte sich zu­meist nicht nur als anti­kirch­lich, sondern fast immer auch als Antisemit.“ (S. 166)

Sehr erfreulich deutlich wendet er sich gegen Exegeten, die es sich angewöhnt hatten, „die Heilige Schrift nur noch als eine Art Knetmasse zu betrachten, mit der irgendwelche antike Autoren ein Evangelium modellierten … Die Gelehrten waren so verliebt in ihre Thesen, dass sie andere Überlegungen gar nicht mehr anstellten … Die These von der nachösterlichen Erfindung des Evangeliums missachtet zudem den Glauben der Juden an die messianischen Prophetien des Alten Testa­ments, an die Jesus unentwegt anknüpfte …“ (S. 459ff.) Sehr klar weist der Autor auch die Thesen der Skeptiker zurück, die meinen, die Auferstehung müsse eine fromme Legende sein. (S. 653f.)

Etwas merkwürdig erscheint daneben die Verliebtheit des Autors in gewisse Zahlensymboliken (S. 291f., 540ff.), die in dem interessant formulierten Lesestoff immer wieder mal sichtbar wird.

Seewald, Peter. Jesus Christus. Die Biografie. München: Pattloch 2009. 704 S. Paperback: 14,99 €. ISBN 978-3-426-78494-5.

Für den Rezensenten weniger erfreu­lich ist die deutliche Bezugnahme auf die katholische Lehre, zum Beispiel, dass Jesus keine echten Geschwister gehabt hätte (S. 200) oder dass Maria, die Unbefleckte, Gnadenvolle, rein von Sünden gewesen sei (S. 491). Auch die Einbindung von Legenden (S. 234) oder das Wirken des verstorbenen Padre Piu, durch den sich Menschen Hilfe und Heilung verspr­e­chen (S. 363). Auch das Kapitel „Welt der Heilung und der Wunder“ (S. 343ff), in dem sich der Autor klar zu den Wundern von Jesus bekennt, sie aber durch das Wunder der Levitation, das Wunder von Lourdes, das Wunder der Edith Stein, das Sonnenwunder von Fatima usw. begründet, (S. 367ff.) erscheint in einem merkwürdigen Zwielicht.

Der Autor hätte es auch nicht nötig gehabt, bei der Beschreibung des Schau­platzes der Bergpredigt ausgerechnet auf die Evolutionstheorie hinzuweisen (S. 446ff.), oder zu behaupten, dass Jesus der Auffassung widersprochen hätte, dass die Frau aus der Rippe des Mannes geschaffen worden sei (S. 493). Trotzdem bleibt das Buch insgesamt lesenwert.