ThemenPredigten und Bibelarbeiten

Mutig mit Gottes Wort – Bibelauslegung zu 2Kor 4,1-18

Alle Christen sind an ihrem Platz ein Wohlgeruch von Jesus Christus, ein Brief von Ihm mit der besten Berufung und der herrlichsten Botschaft der Welt. Sie sind Botschafter für Jesus Christus, Diener und Mitarbeiter Gottes. Und das sind sie nicht aus eigener Wahl, sondern weil Jesus Christus sie dazu gemacht hat. Sie könnten nun mutig mit Gottes Wort in die Welt gehen. Dass die herausragende Berufung auch große Anfechtungen mit sich bringen kann, macht Paulus in seinem 2. Korintherbrief deutlich. Das darf aber nicht dazu verführen, den Mut zu verlieren oder die Botschaft zu verfälschen, um bei den Menschen besser anzukommen. Vielmehr sollen wir uns der Berufung gewiss werden, das Evangelium umso mehr lieben und uns treu an sein Wort halten. Dazu will uns Gott mit seinem Wort selber helfen. Teil 2: Mutig bleiben in Bedrängnis – Bibelarbeit zu 2Kor 4,1-18

1. Paulus lässt sich nicht entmutigen, sondern arbeitet heilig (2 Kor 4,1-3).

»Darum, da wir diesen Dienst haben, weil wir ja Erbarmen gefunden haben, ermatten wir nicht; sondern wir haben den geheimen <Dingen>, deren man sich schämen muss, entsagt und wandeln nicht in Arglist, noch verfälschen wir das Wort Gottes, sondern durch die Offenbarung der Wahrheit empfehlen wir uns jedem Gewissen der Menschen vor Gott.«

a) Paulus ermattet nicht – trotz riesiger Bedrängnisse.

Die Schrift warnt wiederholt vor der realen Gefahr, im Dienst zu ermatten, darin müde und mutlos zu werden:

  • In 2 Thess 3,13 ermuntert Paulus die Brüder, im Gutes tun nicht zu ermatten oder zu ermüden.
  • In Eph 3,13 wünscht er, dass die Epheser nicht durch seine Be­dräng­nisse entmutigt werden.
  • In Lk 18,1 ermuntert der Herr Jesus, im Gebetsleben nicht zu ermatten.

Paulus aber beschreibt sich in unserem Text (Vers 1) mit demselben Wort (griechisch enkakeo): »Wir ermatten nicht« (Elb), andere übersetzen: »wir lassen uns nicht entmutigen« (Sch) oder »wir werden nicht müde« (LÜ).

Wenn nun die Schrift vor der Gefahr des Ermattens warnt, lässt es umso mehr aufhorchen, dass Paulus von sich sagen kann, dass er nicht mutlos wird! Nicht wenige sind im Laufe ihres Dienstes für den Herrn ermattet, manche sind entmutigt, weil ihnen die Schläge, die sie im Laufe des Dienstes bekamen, wehtun.

Wie kann Paulus dann sagen: »Ich ermatte nicht!«? Liegt es womöglich daran, dass er ein Apostel ist? Steht es in der Arbeitsplatzbeschreibung der Apostel, dass sie ein ganz besonderes Maß an Kraft erhalten, das ein normaler Christ vielleicht nicht bekommt? – Mit Blick auf Eph 1,19ff können wir das ausschließen; an seinem Apostolat liegt es nicht, dass er nicht in die Falle der Entmutigung gerät.

Woran liegt es dann? – Hat er womöglich einen so überragend guten Dienst geleistet, dass es bei ihm einfach keine Probleme, keine Widerstände und keine Misserfolge gab? – Auch hier ist das biblische Zeugnis ein anderes: Paulus stand unter enormem Druck sowohl von Angreifern außerhalb der Christenheit und (was deutlich intensiveren Schmerz verursacht) von Angreifern innerhalb der Christenheit. Der 2. Korintherbrief gibt uns wie kein anderer Brief Einblick in die schwere Seelennot des Apostels, in Vers 8 unseres Abschnitts beschreibt er dies eindrucksvoll: »In allem sind wir bedrängt, nicht erdrückt. Wir sehen keinen Ausweg. Wir sind verfolgt. Wir sind niedergeworfen und tragen allezeit das Sterben Jesu am Leib.«

Später, in den Versen 4 und 5 des sechsten Kapitels wird er diese Bedrängnis genauer beschreiben:

»Wir empfehlen uns in allem als Gottes Diener, in vielem Ausharren, in Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten, in Schlägen, in Gefängnissen, in Tumulten, in Mühen, in Wachen.«

Und doch ermattet Paulus nicht. Im Gegenteil: Er ist mutig. Was also ist das Geheimrezept des Apostels? – Besser: Wie geht Paulus mit diesen Problemen um, so dass er sich nicht deprimiert und frustriert mit Burnout in die letzte Bankreihe der Kirche zurückzieht? Wie macht Paulus das?

Wir werden in der Bibel keine Wunderpille für geistliches Durchhaltevermögen finden.

Suchen wir die Antwort im Bibeltext! Soviel vorweg: Wir werden keine Wunderpille finden, so ein niedliches Ding, das man einfach nur einnimmt, mit ein bisschen Wasser herunterschluckt und das seine Wirkung nach einer Viertelstunde entfaltet. Vielmehr wird uns der Heilige Geist durch sein Wort zeigen, dass ein geistliches Durchhalten das Ergebnis einer richtigen Blickrichtung ist.

b) Wir ermatten nicht, sondern arbeiten in heiliger Weise.

Auf der Suche nach der Lösung fällt uns auf, dass es in 2 Kor 4, 1 heißt: »Wir ermatten nicht« und in Vers 2 ein »sondern« steht. Wie eigenartig! Wie kompliziert! Das Wort »sondern« drückt einen Gegensatz aus, zum Beispiel: »Ich war nicht arbeiten, sondern ich war im Urlaub. Ich war nicht wandern, sondern im Schwimmbad.« Das hier verwendete Wort kann man auch übersetzen mit »im Gegenteil«:

»…wir ermatten nicht; im Gegenteil: wir haben den geheimen <Dingen> […] entsagt und wandeln nicht in Arglist, noch verfälschen wir das Wort Gottes […]«

Wir verstehen diese Verse nur schwer, weil Paulus mehrere verneinende Formulierungen verwendet: Er ermattet nicht und was er stattdessen tut, sind Handlungen, die er ebenfalls nicht tut (lesen Sie den vorigen Satz getrost noch einmal – er klingt widersprüchlich, aber so drückt Paulus sich gelegentlich aus). Er ermattet nicht, sondern hat den schändlichen Dingen entsagt, wandelt nicht in Arglist und verfälscht das Wort Gottes nicht.

Unserem Verständnis hilft es, wenn wir die doppelte Verneinung ins Positiv umformulieren: Er bleibt bei allen Widrigkeiten mutig, munter und engagiert.

Die drei negativen Aktivitäten hingegen, die er nicht vollzieht, lohnen einen genaueren Blick, so dass am Ende deutlich wird, wieso dort ein Gegensatz vorhanden ist:

  • Paulus lehnt schändliche Heim­lich­keiten ab,
  • Paulus arbeitet nicht mit Arglist und
  • Paulus verfälscht nicht das Wort Gottes.

c) »Wir lehnen schändliche Heimlichkeiten ab.«

»Wir haben den schändlichen Dingen entsagt«. Andere übersetzen: »Wir tun die schändlichen Heimlichkeiten nicht mehr« oder »wir haben den geheimen Dingen, deren man sich schämen muss, entsagt«. Paulus enthält sich einer genaueren Beschreibung dieser Heimlichkeiten, derer man sich schämen müsste. Das ist auch nicht nötig, da sein Dienst keinerlei Heimlichkeiten enthält (egal welcher Machart). Sein Dienst geschieht einsehbar und offen, heute würde man von Transparenz (Durchsichtigkeit) sprechen.

Wichtig ist, dass er sich weder des Dienstes noch der Ausführung dieses Dienstes schämen muss. Wenn ihm irgendjemand wahrheitsgemäß sagt: »Du hast dieses oder jenes getan!« und dabei nicht lügt, dann kann Paulus unaufgeregt antworten: »Ja, das habe ich getan. Wo ist das Problem?«

Jesus sagt in Joh 18,20:

»Ich habe öffentlich zu der Welt geredet. Ich habe allezeit in der Synagoge und im Tempel gelehrt, wo alle Juden zusammenkommen, und im Verborgenen habe ich nicht geredet.«

Weder unser Herr noch Paulus hatten eine »hidden agenda«: Sie haben nicht bewusst das Eine gesagt, aber anderes beabsichtigt.

Weder unser Herr noch Paulus hatten eine »hidden agenda«: Sie haben nicht bewusst das Eine gesagt, aber anderes beabsichtigt. Weder Seilschaften noch Taktieren zählten zu ihren Stilmitteln. Sie besprachen oder taten nicht hinter verschlossenen Türen Dinge, derer sie sich schämen müssten, würden sie öffentlich.

Wir ermatten nicht, sondern meiden jede schändliche Heimlichkeit.

d) Wir arbeiten nicht mit betrügerischen Mitteln, nicht mit Tücke, Arglist oder Hinterlist.

Paulus arbeitet nicht mit Arglist. Dieses Wort kann man auch mit Verschlagenheit, Hinterlist, Tücke übersetzen. Wir benutzen (hoffentlich!) ebenso wenig betrügerische Mittel in unserem Dienst. Eine rein nach Nützlichkeit bewertende Umwelt redet uns aber ein, dass die verwendeten Mittel durch Ziel und Zweck gerechtfertigt werden: Man meint, seine Hörer oder Lehrer mit Tricks und Kniffen der Rhetorik unbemerkt in eine ganz bestimmte Richtung lenken zu dürfen. Aber wenn wir unsere Zuhörer mittels Redekunst manipulieren, dann ist dies ein betrügerisches Mittel, dann arbeiten wir mit Tücke und Arglist. Dann arbeiten wir aber nicht wie Paulus.

Nehmen wir das Wort »Betrug« als Maßstab ernst: Wer eine Zeitschrift herausgibt, um das Bibellesen und Schriftvertrauen zu fördern, Redaktion und Autoren dieser Zeitschrift aber eine mehr als zurückhaltende Haltung zu diesem Wort Gottes haben, muss sich die Frage gefallen lassen, inwiefern seine Werbebotschaft kein Betrug ist: Warum steht auf der Verpackung etwas anderes als das, was die Beteiligten tatsächlich leben? In derselben Gefahr steht aber auch der Sonntagsschullehrer oder Hauskreisleiter, der wärmstens für regelmäßiges Bibellesen wirbt, selber aber nur das Wort Gottes zur Hand nimmt, wenn die Vorbereitung der nächsten Predigt ansteht.

Wir lassen uns nicht entmutigen, sondern meiden jeden Betrug und Hinterlist.

e) Wir verfälschen Gottes Botschaft nicht.

Der dritte negierte Punkt: Wir verfälschen nicht das Wort Gottes. Das ist schön, wenn wir das wahrhaftig von uns sagen können! Dann haben wir die volle Autorität und die volle Macht Gottes hinter uns. „So spricht der Herr!“ – nicht: der Prediger. Das ist der einzig richtige Weg, mit dem Wort Gottes umzugehen.

Aber wenn wir unsere Zuhörer mittels Redekunst manipulieren, dann ist dies ein betrügerisches Mittel, dann arbeiten wir mit Tücke und Arglist.

Wer Bibelstellen fehlerhaft oder aus dem Zusammenhang gerissen zitiert, verfälscht das Wort. Der Prediger, der nach Bibelstellen sucht, die die eigene Meinung unterstützen, statt sich durch die Bibel autoritativ normieren zu lassen, verfälscht das Wort Gottes. Die Möglichkeiten, das Wort zu verfälschen, sind vielfältig. Was kann eine Gemeinde tun, um sich zu wappnen?

Gemeindeleiter (Älteste) einer Gemeinde müssen lehrfähig sein (1Tim 3,2). Sie müssen an dem der Lehre gemäß zuverlässigen Wort festhalten (Tit 1,9). Einzelne unter ihnen werden besonders in Wort und Lehre arbeiten (1Tim 5,17). Die Lehrgabe kann darüber hinaus auch Nichtältesten zuteilwerden (Eph 4,11; 1Kor 12,28): Mögen sich diese Lehrbegabten und -beauftragten regelmäßig hinsetzen und als Team nach dem Motto »Eisen schärft Eisen« brüderlich auf die Unverfälschtheit der Lehre vor Ort achten!

Können wir das auch von unseren Nachfolgern sagen? Paulus sagt zu Timotheus (2Tim 2,2):

»Was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Menschen an, die tüchtig sein werden, auch andere zu lehren!«

Es muss uns ein praktisches Anliegen sein, dass die Lehre auch über uns hinaus, also in den nächsten Generationen unverfälscht bleibt!

Beachten wir den langfristigen Blick über vier Generationen, den Paulus hatte: Er belehrte Timotheus, damit dieser die nächste Lehrergeneration belehrt. Ist uns 2Tim 2,2 ein wirksames Vorbild oder sind wir schon zufrieden, wenn unsere Lehre unverfälscht, also bibeltreu ist? So wie die Gemeinde dankbar sein darf für die Gabe von Lehrern (Eph 4,11), so dürfen wir Lehrer dankbar für diese herausfordernde und gleichsam adelige Berufung sein. Aber damit dürfen wir uns nicht zufrieden geben: Es muss uns ein praktisches Anliegen sein, dass die Lehre auch über uns hinaus, also in den nächsten Generationen unverfälscht bleibt!

Mitunter stellen wir schon an scheinbar unwichtigen Stellen die falschen Weichen: Zum Beispiel betrachten wir in Predigten und Bibelstunden oftmals einzelne Bibelabschnitte. Das ist nicht falsch! Aber wenn ein Gottesdienstbesucher jahrelang nur Bibelausschnitte und einzelne Verse gehört hat, fehlen ihm Zusammenhang und Überblick.

Dabei ist mein heutiger Zuhörer der Lehrer der nächsten Generation (vgl. Hebr 5,12), ob prominent als gemeindlicher Lehrer in einer Versammlung oder in Kinder- und Jugendstunden; oder weniger prominent und gleichermaßen wichtig gegenüber seinem Ehepartner oder den eigenen Kindern.

Wie soll er aber unverfälscht den gesamten Ratschluss verkünden, wenn er doch immer nur zusammenhanglose Mosaiksteine präsentiert bekam? Wie soll er Gottes Heilsgeschichte verstehen und entsprechend lehren können? Wie soll er die Zusammenhänge über die 66 Bücher unseres Kanons darlegen können? Wenn wir hier die falsche Weiche stellen, wird das Wort über kurz oder lang nicht unverfälscht gelehrt werden.

Regelmäßig diskutiere ich mit meinen Bibelschülern auch den modernen Umstand, Predigttexte mit Videoprojektoren an die Wand zu projizieren. Es ist vorteilhaft, dass auch Gäste mitlesen können und alle Hörer eine gemeinsame Bibelübersetzung vor Augen haben. Andererseits fragen sich die Leute aber, warum sie ihre Dreieinhalb-Kilogramm-Bibel mit zur Gemeinde mitnehmen sollen (Senfkornbibeln lassen sich ab einem bestimmten Alter nicht mehr lesen), wenn doch der Text bequem in großer Schrift an der Wand steht. Ohne eigene Bibel können die Predigthörer aber den wichtigen Textzusammenhang nicht betrachten, sie können sich auch keine Markierungen oder Notizen in ihrer Bibel machen. Und anstatt ihnen mit unserem liebgemeinten Dienst nachhaltig einen Gefallen zu tun, leisten wir Beihilfe, dass sie sich schrittweise von ihrer Grundlage der zuverlässigen Lehre entfernen!

Meine Empfehlung lautet: Er­mu­tigen wir unsere nachfolgende(n) Generation(en), ihre Bibeln mitzubringen. Geben wir ihnen Zeit und Hilfestellung, den Kontext zu erkennen. Das bedingt auch die Disziplin des Predigers, geduldig abzuwarten, bis jeder die zu betrachtende Bibelstelle aufgeschlagen hat. Lasst uns bitte an die nächste Generation denken!

Wir ermatten nicht, sondern arbeiten aktiv daran, dass das Wort Gottes über Generationen hinweg unverfälscht gelesen, gelernt, gelebt und gelehrt wird.

f) Wir machen die Wahrheit bekannt.

Wir haben nun die drei alternativen Verhaltensweisen betrachtet, die Paulus an Stelle der Mutlosigkeit für sich erwählte. Nun kommt im Bibeltext nahtlos ein weiteres »sondern«: Sie tun keine geheimen, beschämenden Dinge, wandeln nicht in Arglist und verfälschen nicht das Wort Gottes, »sondern wir empfehlen uns durch die Offenbarung der Wahrheit jedem Gewissen der Menschen vor Gott.« Was ist das Wesentliche, was soll »im Gegenteil« getan werden? Die Wahrheit soll bekannt gemacht werden.

Wer die Wahrheit bekannt macht, wird wahrscheinlich Bedrängnis erleiden.

Übrigens: Aus der Bekannt­machung der Wahrheit werden Menschen geheiligt, und dies ist eine erstaunliche Gebetserhörung! Der Herr Jesus selbst bat seinen Vater eben darum, dass dies passiert! In Joh 17,17 heißt es: »Vater, heilige sie [die Jünger] durch die Wahrheit«. Welche Wahrheit? Jesus betet weiter: »Dein Wort ist Wahrheit.« Im selben Evangelium heißt es, dass Satan hingegen Lüge und Vater der Lüge gleichermaßen ist.

Wenn Wahrheit verkündet wird, wird Lüge enttarnt und dann wird Satan als der Vater der Lüge enttarnt. Und einer enttarnten Lüge glaubt man nicht mehr! Das ist die Mission des Paulus gegen alle Entmutigung und falsche Arbeitsweisen: die Wahrheit bekannt machen.

Wir ermatten nicht. Anstatt schlechte Dinge zu tun, verkündigen wir die eine unveränderliche Wahrheit.

2. Schwierigkeiten sind Pflicht­bestand­teil des Dienstes – und deshalb verzagen wir nicht (2 Kor 4,6-15)

Es hat Folgen, wenn man Wahrheit bekanntmacht: Einige werden die Wahrheit einfach nicht erkennen und ablehnen; andere werden die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten (Röm 1,18). In beiden Fällen ist Bedrängnis ein wahrscheinliches Resultat (2 Kor 4,6-15):

»Denn Gott, der gesagt hat: »Aus Finsternis wird Licht leuchten!«, er ist es, der in unseren Herzen aufgeleuchtet ist zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi. Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit das Übermaß der Kraft von Gott sei und nicht aus uns. In allem sind wir bedrängt, aber nicht erdrückt; keinen Ausweg sehend, aber nicht ohne Ausweg; verfolgt, aber nicht verlassen; niedergeworfen, aber nicht vernichtet; allezeit das Sterben Jesu am Leib umhertragend, damit auch das Leben Jesu an unserem Leibe offenbar werde. Denn ständig werden wir, die Lebenden, dem Tod überliefert um Jesu willen, damit auch das Leben Jesu an unserem sterblichen Fleisch offenbar werde. Folglich wirkt der Tod in uns, das Leben aber in euch. Da wir aber denselben Geist des Glaubens haben – nach dem, was geschrieben steht: „Ich habe geglaubt, darum habe ich geredet“ -, so glauben auch wir, darum reden wir auch; denn wir wissen, dass der, welcher den Herrn Jesus auferweckt hat, auch uns mit Jesus auferwecken und mit euch vor sich stellen wird; denn alles geschieht um euretwillen, damit die Gnade zunehme und durch eine immer größere Zahl die Danksagung zur Ehre Gottes überreich mache.«

a) In Schwierigkeiten kommt das Irdische zum Ausdruck.

Vers 7 ist zunächst schwerer zu verstehen: »Wir aber haben diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit das Übermaß der Kraft von Gott sei und nicht aus uns.« Gott hat es bewusst so angelegt, dass seine Kraft in irdischen, d.h. zerbrechlichen Gefäßen angelegt wird. Das Gefäß leidet, aber die Kraft wird wirksam. Mit »Gefäß« ist unser Körper, unsere Person gemeint. Dieses Gefäß ist zerbrechlich und Gott hat das so gewollt.

Später formuliert Paulus, dass sein äußerer Mensch aufgerieben wird, aber dass gleichzeitig aus diesem zerbrechlichen Gefäß etwas Herrlicheres offenbar wird. Das ist offensichtlich gerade das Ziel unseres Gottes, dass wir äußerlich aufgerieben werden, damit jeder, der aufrichtig und ehrlich hinguckt, versteht: »Dieser zerbrechliche Typ, der ist nicht besonders interessant. Aber da ist etwas in ihm, was die eigentliche Herrlichkeit ist: nämlich die übernatürliche Kraft Gottes.«

b) Schwierigkeiten gehören zum Dienst dazu.

Wenn wir die Wahrheit bekannt geben, wird das also zu Problemen führen.

Wenn wir die Wahrheit unverfälscht weitergeben, dann werden wir in Schwierigkeiten geraten. Das ist normal. Allein schon dieses Wissen könnte uns eine Hilfe sein, nicht im Dienst zu ermatten.

Mitunter messen wir Menschen unseren Erfolg an den Schwierigkeiten: »Mein Dienst löst immer so viel Protest aus und die Menschen bekehren sich nicht; es gibt so viele Schwierigkeiten. Ich bin wohl ein schlechter Diener! Ich mache es wohl nicht richtig!« Aber das Wort ermutigt uns: Wenn wir die Wahrheit unverfälscht weitergeben und dabei keine manipulativen Techniken verwenden, dann werden wir in Schwierigkeiten geraten. Das ist normal. Allein schon dieses Wissen könnte uns eine Hilfe sein, nicht im Dienst zu ermatten.

Zudem hat Paulus tatsächlich Widerstand erfahren. Der Herr Jesus hat Widerstand erfahren; ein Widerstand, der ihn bis ans Kreuz geführt hat und dort das Leben gekostet hat. Warum sollten wir keinen Widerstand erfahren? Heißt es nicht in der Schrift, dass der Diener nicht über dem Meister ist (Mt 10,24)? Wie können wir als Diener, als Nachfolger, als Ausführende erwarten, dass es uns besser geht als dem Herrn, dem Vorbild, dem Auftraggeber? Daher besagen Schwierigkeiten im Dienst nicht, ob unser Dienst richtig, von Gott gesegnet oder erfolgreich ist. Durchaus sollte das Fehlen von Schwierigkeiten jedoch ein Anlass sein, noch einmal darüber nachzudenken, ob der Dienst womöglich untreu ausgeführt wird, womöglich, indem das anstößige Wort Gottes verfälscht wurde und so zum zahnlosen Tiger verstümmelt wurde.

Allerdings zeigt der Dienst von Paulus auch, dass Schwierigkeiten nicht zwingend zum Dienst dazugehören müssen: Er hatte auch Dienstmöglichkeiten, die viel Frucht brachten und nicht mit großen Schwierigkeiten behaftet waren. Widerstand ist aber das Normale, was nicht verwunderlich ist, da ein geistlicher Kampf stattfindet, wenn Menschen aus dem Machtkreis Satans herausgerettet werden sollen – Satan wehrt sich!

c) In Schwierigkeiten kommt der Tod Jesu zum Ausdruck.

Die Verse 10 und 11 auferlegen uns die Mission, das Sterben und auch das Leiden Jesu am eigenen Leib umherzutragen. Unsere Schwierigkeiten sind Spiegelbild des Leides Jesu. Wir werden äußerlich aufgerieben und ein Ziel ist, damit darzustellen – heutzutage würde man formulieren: damit zu visualisieren –, was dem Herrn Jesus vor 2000 Jahren passiert ist. Ihm ging es menschlich betrachtet nicht gut und er nahm sehr viele Anstrengungen auf sich. Wenn der Diener nicht besser ist als sein Meister, wie können wir Besseres erwarten? Wenn dieser Meister sogar bis zum Tod gelitten hat, wie können wir Besseres für uns Nachfolger erwarten? Paulus redet in diesen Versen durchaus auch vom Tod – nicht nur als Metapher, sondern als festes Wissen: Bedrängnisse können sogar zum Tode führen, das war nicht nur bei Jesus von Nazareth definitiv der Fall. Unser Briefautor Paulus war jener junge Mann, der der Steinigung des Stephanus beiwohnte, eines Evangelisten mit gutem Leumund, voller Gnade, Kraft, Weisheit und Heiligen Geistes (Apg 6,3.5.8.10; 7, 55.58)!

Paulus aber ermattet trotz dieser Aussicht auf Bedrängnisse bis hin zum Tod nicht. Mit Vers 14 gibt er uns Einblick: »Denn wir wissen, dass der, welcher den Herrn Jesus auferweckt hat (also Gott Vater) auch uns (die Apostel) mit Jesus auferwecken und mit euch, den anderen Gläubigen zusammen, vor sich stellen wird.«

Schaue ich nur auf das reale Problem oder schaue ich auf die erwartete Realität der Ewigkeit?

Wir erhalten also tatsächlich keine paulinische Pille gegen Entmutigung, sondern vielmehr eine Frage: Worauf richte ich meinen Blick? Schaue ich auf das (durchaus reale) Problem (hier die Möglichkeit des Todes), oder schaue ich auf die Realität, die noch aussteht: die Ewigkeit? Ja, wir werden sterben, aber auch Jesus ist gestorben! Jesus ist aber gleichsam auferweckt worden und das ermutigt uns zu der Krönung christlichen Glaubens: So, wie wir mit ihm sterben, werden wir auch mit ihm leben!

Paulus leugnet also nicht, dass er sterben könnte. Er wischt die Probleme nicht beiseite. Er bestätigt die schmerzhafte Realität der Probleme und Bedrängnisse. Aber er schaut nicht so sehr auf das Problem, sondern auf das, was dahinter liegt: die Ewigkeit in Herrlichkeit.

3. Wir richten den Blick in die Ewigkeit (2 Kor 4,16-18).

»Deshalb ermatten wir nicht, sondern wenn auch unser äußerer Mensch aufgerieben wird, so wird doch der innere Tag für Tag erneuert. Denn das schnell vorübergehende Leichte unserer Bedrängnis bewirkt in uns ein über die Maßen überreiches, ewiges Gewicht von Herrlichkeit, da wir nicht das Sichtbare anschauen, sondern das Unsichtbare, denn das Sichtbare ist zeitlich, das Unsichtbare aber ewig.«

Warum ermattet Paulus nicht?

Wir fragten uns, ausgehend von Vers eins, weshalb Paulus trotz der Schwierigkeiten mutig bleibt. Wir sind dem Grund bereits sehr nahe gekommen. Gehen wir noch einmal zu diesem Vers zurück: Er beginnt in der Elberfelder Übersetzung von 2006 mit »darum«. »Darum ermatten wir nicht«. Andere übersetzen: »Deshalb ermatten wir nicht“.

Nun ist in der Schriftauslegung die Beachtung des Zusammenhangs (Kontext) sehr wichtig. Der Satz, der dem »Darum« oder »Deshalb« unseres Verses direkt vorangeht, gibt die Begründung (2 Kor 3, 18):

»Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an und werden so verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie es vom Herrn, dem Geist, geschieht.«

Paulus schaut den Herrn an und weiß, dass er in das Bild dieses Herrn verwandelt wird – und zwar des nach dem Leiden verherrlichten Herrn! Dessen Herrlichkeit empfängt er auch selbst.

Dieser Vers, der durch menschliche Einteilung zum vorigen Kapitel gehört, kann durchaus als Einleitung, ja als Ausgangspunkt des Kapitels 4 verstanden werden.

Darum ermattet er nicht, weil er diesen Blick auf den Herrn in die Ewigkeit hat.

4. Abschluss

Es besteht die Gefahr, dass wir eine solche Blickrichtung (besser: Geisteshaltung) dem »hohen Apostel Paulus« zuschreiben: Wir Otto-Normal-Christen wünschten uns zwar dieselbe Sichtweise und Haltung, aber verneinen es womöglich als unerreichbar hohes Ideal in der Praxis. Das wäre menschlich verständlich, stellte aber das Anliegen des Paulus auf den Kopf: Wie wir eingangs sahen, forderte der Heilige Geist uns mehrfach dazu auf, nicht zu ermatten; und in unserem Abschnitt gibt er uns eine überaus klare Handhabung, wie auch wir das bewerkstelligen können.

Das Besondere an der Gemeinde in Thessalonich war, dass sie täglich die Wiederkunft des Herrrn Jesus erwartete.

Womöglich kann uns die Praxis der Otto-Normal-Christen in Thessalonich ermutigen, dieses geistliche Ideal auch für uns zu erbitten und zu trainieren: Diese frühe Gemeinde hatte im damaligen Griechenland nicht nur einen hervorragenden Ruf; das Besondere, das man sich landauf, landab als Beachtenswertes über die Gemeinde erzählte, war, dass sie täglich die Wiederkunft des Herrn Jesus erwartete (1 Thess 1,9.10):

»Denn sie selbst (die Gläubigen in Mazedonien und Achaia) erzählen von uns, welchen Eingang wir bei euch hatten, und wie ihr euch von den Götzen zu Gott bekehrt habt, dem lebendigen und wahren Gott zu dienen.«

Dies ist eigentlich eine konkrete Beschreibung der Auswirkungen des Evangeliums, eine Beschreibung rettenden Glaubens: weg-bekehrt vom Schlechten, hin-bekehrt zu Jesus, der nicht nur Retter, sondern auch Dienst-Herr ist.

»[…] und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten, den er aus den Toten auferweckt hat, Jesus, der uns rettet von dem kommenden Zorn.«

Ich frage mich regelmäßig: Wie hat das bei den Thessalonichern ausgesehen? Legten sie sich abends nieder und fragten sich, ob der Herr in dieser Nacht quasi wie ein Dieb unerwartet kommen wird? Sind sie morgens von ihrer Liege aufgestanden, ans Fenster oder die Tür gegangen oder sind sie auf ihr Dach hochgeklettert, haben in den Himmel geguckt und sich gefragt: »Kommt er heute wieder?«

Sie hatten diesen täglichen Blick: Der Herr kommt wieder! Diesen Blick weg vom Irdischen, hinein in die Ewigkeit. Sie standen immer noch im Schlafanzug oder im Nachthemd auf der Erde und sie wussten, dass sie heute ziemlich viel arbeiten mussten – das Irdische war präsent –, aber der Blick war viel weiter gerichtet: Der Herr kommt wieder! Nur noch eine kurze Zeit!

Und das war es, was von den Thessalonichern in ganz Griechenland bekannt war: Sie bildeten eine Naherwartungs-Gemeinde! Sie waren wie Paulus: Sie lebten im Irdischen und im Hier. Aber sie erinnerten sich regelmäßig, dass hinter dem Jetzt das Größere, Wichtigere, Schönere, Stärkere und Wesentlichere liegt. Sich dieses vor Augen zu malen und nicht zu vergessen, ist die Methode gegen Mutlosigkeit und Ermattung.

Wie wird der innere Mensch erneuert, von dem Paulus hier in den letzten Versen spricht? Indem er diesen Blick auf die Ewigkeit richtet. Dann können aktuelle Bedrängnisse auch so formuliert werden, wie Paulus es tut, nämlich als schnell vorübergehend und leicht. Erinnern wir uns, was Paulus widerfuhr: Gefängnisse, Tumulte, Schlägereien, Steinigungen. Und all dies bezeichnet er als »eine schnell vorübergehende Leichte unserer Bedrängnis«!

Dieses Hingucken auf Jesus lässt unser Herz hüpfen und fröhlich werden. Er hat durchgestanden und durchgehalten und wir wollen es ihm nachmachen.

Wir müssen also mit aufgedecktem Angesicht das Gesicht des Herrn anschauen! Er ermöglicht uns direkten Blickkontakt. Dieses Hingucken auf ihn lässt unser Herz hüpfen und fröhlich werden. Er hat seinerzeit durchgestanden und durchgehalten und wir wollen es ihm nachmachen. Wir werden verwandelt in dasselbe Bild, indem wir sein Leben nachahmen. Wir führen seinen Auftrag aus, wir erfahren dieselben Leiden wie er, wir werden aber mit derselben Herrlichkeit umkleidet werden, die er jetzt schon hat.

Wegen dieses siegesgewissen Blicks über das befristete Gegenwärtige hinaus in die unendliche Ewigkeit hinein ermatten wir nicht. Wir wählen keine schlechten Methoden, weder geheime, schändliche Aktionen, weder Arglist noch Betrug, noch lassen wir zu, dass das Wort Gottes verfälscht wird. Stattdessen offenbaren wir weiterhin die Wahrheit und empfehlen uns so dem Gewissen der Menschen, auch dem jener Menschen, die uns eben jene Bedrängnis bereiten, die uns eine ganz kurze Zeit drangsaliert.