ThemenKultur und Gesellschaft

Keine leeren Wortgefechte

Sogenannte „Trolle“ täuschen in sozialen Netzwerken öfter bibeltreue Gläubige vor, um Streit und Verwirrung zu stiften. Wir sollten uns nicht auf ihre Ebene begeben, sondern differenziert und sachlich argumentieren.

Trolle sind ein in Sozialen Medien immer häufiger auftauchendes Problem1. Auf verschiedenen Facebook- und Internet Seiten versuchen auch christlich klingende „Trolle“ die Diskussion an sich zu reißen. Um bei den Lesern Vertrauen zu wecken, geben sie sich als besonders strenge und bibelorientierte Gläubige aus. Ihr eigentliches Ziel ist aber immer, Unfrieden zu stiften, Misstrauen zwischen Christen zu säen und Hass gegen Andersdenkende zu schüren. Um die von ihnen angesprochenen Themen geht es ihnen häufig nicht einmal. Sie freuen sich, wenn sie Verwirrung und Streit hervorrufen können. Dabei gehen sie zumeist auf gut strukturierte Weise vor.

Die Vorgehensweise der „Trolle“

  • Das eigentliche Thema des Facebook-Eintrags interessiert Internet- Trolle kaum. Als Anlass einer heftigen Diskussion genügt ihnen zumeist ein Stichwort, auf dem sie dann herumhacken und Dir jedes Wort im Mund umdrehen.
  • Zumeist kannst Du nichts Persönliches von den Trollen erfahren. Oft arbeiten sie mit erfundenen Namen, die fromm klingen sollen, und erfundenen Fotos. Sie sind fast nie in einer Gemeinde eingebunden und zitieren nur einige wenige „Helden“ und das auch nur dort, wo diese durch extreme oder spekulative Aussagen auffallen.
  • Fast immer treten sie zu zweit oder zu dritt auf und unterstützen sich in ihren Aussagen. Damit das nicht so auffällt, üben sie aber auch in unwesentlichen Kleinigkeiten gemäßigte Kritik aneinander.
  • Fast nie lassen sie sich auf wirkliche Diskussionen ein. Sobald man eines ihrer Argumente überprüfen will oder nach ganz konkreten Gründen fragt, wechseln sie auf ein anderes Thema. Sehr gerne reden sie über „die Wahrheit“ und „das Evangelium“, die natürlich nur bei ihnen anzutreffen sind.
  • Generell werfen Trolle Diskussionsteilnehmern vor, „unwissend“, „oberflächlich“, „lau“, „weltlich“ usw. zu sein. Mit Vorliebe unterstellen sie anderen Christen, vergnügungssüchtig zu sein, Personenkult zu betreiben, nur an ihren eigenen Vorteil zu denken oder von der Welt verführt zu sein. Andere Christen seien entweder zu wenig informiert oder betreiben vorgeblich einen „Schmusekurs“ in Hinsicht auf den Islam, die Allianz usw.
  • Es liegt den Internet-Trollen sehr viel daran, alle Christen außerhalb ihrer Gruppe unglaubwürdig zu machen, auch wenn sie zumeist keine wirklich stichhaltigen Argumente geben können. Manchmal nennen sie auch echte Missstände in der christlichen Welt und wollen damit Vertrauen für ihre radikalen und oft vollkommen unbiblischen „Lösungen“ aufbauen.
  • Insbesondere lieben Trolle Bibelstellen, die vor Irrlehren warnen oder vor Lauheit; Passagen über das göttliche Gericht, über fromme Verführer oder um die Ereignisse der Endzeit. Oftmals posten sie lange Bibelpassagen oder lange Beiträge mit so vielen Halbwahrheiten und Unterstellungen, dass man unmöglich auf alles eingehen oder alles erklären kann.
  • In keinem Fall können Internet- Trolle eine differenzierte Diskussion ertragen. Es gibt immer nur Schwarz oder Weiß, richtig oder falsch. Selbstverständlich wissen sie immer alles besser und werden nie einen Irrtum oder eine Einseitigkeit eingestehen. Sie wollen auch Dich dazu drängen, die katholische Kirche, den Islam usw. unterschiedslos als „dämonisch“, „unlogisch“ oder „widergöttlich“ zu verurteilen.
  • Ihre Lieblingsthemen sind: vorgebliche Lauheit, die Katholische Kirche, die Evangelische Allianz, die Ökumene, die Charismatiker, die Homosexuellen, die Aufklärung, die Wissenschaft, die Muslime usw. Wer diese Bereiche nicht pauschal und vorbehaltlos ablehnt, kann aus ihrer Sicht kein echter Christ sein. Dabei geht es ihnen oft gar nicht um das Thema an sich, sondern um den Streit, den sie auslösen können. Gerne geben Internet-Trolle vor, die Menschen natürlich zu „lieben“, den Islam, die Allianz usw. aber müssten sie selbstverständlich konsequent als „teuflisch“, „endzeitlich“ usw. ablehnen. In Wirklichkeit verachten sie allerdings auch die Personen, die solche Überzeugungen vertreten.
  • Wenn Du sie offen kritisierst, ihnen deutlich sagst, dass sie aufhören sollen oder gar ihre Einträge löschst, werden die Trolle Dich beschimpfen. Sie werden Dir vorwerfen, andere Meinungen zu unterdrücken, die „Wahrheit“ nicht hören zu wollen, keine Kritik zu ertragen usw. Durch diesen psychischen Druck versuchen sie Dich zum Weitermachen zu drängen. Sie werden auch schreiben, dass sie jetzt „um Jesu willen“ oder „um des Evangeliums willen“ zu leiden hätten, weil man ihre Aussagen in Frage stellt. Wenn das alles nicht hilft, drohen sie damit, öffentlich auf ihren Foren vor Dir zu warnen oder kündigen Dir sogar eine gerichtliche Klage an.
  • Am Ende jeder Diskussion, wenn alle anderen entweder genervt sind oder aufgegeben haben, verabschieden sie sich mit ein paar frommen Grüßen, um ihre vorgebliche „Nächstenliebe“ zu zeigen und nicht dauerhaft aus den nächsten Diskussionen ausgeschlossen zu werden.

Tipps für den Umgang mit christlich angehauchten Internet-Trollen:

1Tim 6,3-5: Wenn jemand von den gesunden Worten unseres Herrn Jesus Christus nichts wissen will und sich nicht an die Lehre hält, die einer liebevollen Ehrfurcht vor Gott entspricht, dann ist er von Hochmut verblendet und weiß überhaupt nichts. Er hat einen krankhaften Hang zu Streitfragen und Wortgefechten. Das führt aber nur zu Neid und Streit, Beleidigungen, bösen Verdächtigungen und endlosen Auseinandersetzungen.

  • Gehe nicht auf die Trolle ein und breche jede Diskussion mit ihnen ab, es bringt nichts. Auch wenn sie Dich immer wieder – manchmal freundlich, manchmal drohend – in ein weiteres Gespräch verwickeln wollen.
  • Lass Dich nicht zu aggressiven Aussagen hinreißen. Das macht alles nur noch schlimmer. Am Ende bist Du für das verantwortlich, was Du in der Öffentlichkeit gesagt hast. Bleibe ruhig und sachlich.
  • Lass Dich nicht durch viele Bibelverse oder heftige Aussagen beeindrucken, sondern prüfe die Fakten gründlich aus anderen Quellen und gegebenenfalls mit einem eigenen Bibelstudium. Zumeist wird sich der Sachverhalt dann ganz anders darstellen.
  • Bete für die Internet-Trolle, denn hier kann nur Gott durchdringen.
  • Ärgere Dich nicht. Solche Menschen sind glücklicherweise keine typischen Christen, auch wenn sie sich als die einzig wahren Gläubigen darstellen.
  • Blockiere sie auf Deiner Facebook- oder Internetseite, sonst werden sie sich bei einer nächsten Diskussion wieder einmischen und in den Vordergrund drängen.

  1. Bei Wikipedia wird das Phänomen folgendermaßen beschrieben: „Als Troll bezeichnet man im Netzjargon eine Person, welche Kommunikation im Internet fortwährend und auf destruktive Weise dadurch behindert, dass sie Beiträge verfasst, die sich auf die Provokation anderer Gesprächsteilnehmer beschränken und keinen sachbezogenen und konstruktiven Beitrag zur Diskussion enthalten. Dies erfolgt mit der Motivation, eine Reaktion der anderen Teilnehmer zu erreichen.“