ThemenFrage & Antwort

Sich schämen im Gericht?

Werden wir uns vor dem Thron Gottes einmal für unser Leben schämen?

Frage:

Gottes Wort sagt, dass der Gläubige am ewigen Ziel einen ver­herrlichten Körper erhält, dem Herrn gleich wird und mit ihm feiern darf. Allerdings sollen auch die Wiedergeborenen vor dem Richterstuhl des Christus beurteilt werden (2Kor 5,10). Werden sie dann aufgrund nicht genutzter Gelegenheiten, mangelnder Heiligung und fehlender guter Werke auch Scham erleben (1Joh 2,28) und wird das vielleicht sogar in Ewigkeit anhalten?

Antwort:

Man kann es sich kaum anders vorstellen, als dass unsere Schuld entweder vollständig von Christus im Meer des Vergessens versenkt wird oder dass wir uns noch im Himmel schämen und bereuen müssen. Aber die Heilige Schrift deutet auf eine dritte Möglichkeit: Christus hat uns mit seinem Sterben und Auferstehen so geheiligt, dass unsere Sünde als überwundene Sünde nicht mehr unsere Schande ist, sondern eine Ehrung für das Werk unseres Herrn.

Der auferstandene Christus hat an seinem Auferstehungskörper die geheilten Wunden der Kreuzigung (Joh 20,25.27). Johannes sieht Jesus als „das Lamm, das geschlachtet wurde” (Offb 5,6.12). Die geheilten Wunden sind nicht Anklage an alle, die sie mit ihrer Schuld verursacht haben, sondern Zeichen des Sieges über die Schuld. Es erfüllt sich Jesaja 53,5 „Durch seine Wunden sind wir geheilt!” Wenn Paulus nun sagt, dass die jetzigen Leiden kein Gewicht haben im Vergleich zur der zukünftigen Herrlichkeit der Kinder Gottes (Röm 8,18), dann zeigt das einen Weg auf, wie man sich die Situation der Geretteten in der Herrlichkeit denken kann.

Unsere Lebensgeschichte tragen wir mit in den Himmel, aber unsere völlige Schuldverstrickung ist durch Jesus über­wunden. Wo immer eine Sünde ins Blick­feld kommt, steht viel mächtiger die Vergebung und Gnade von Christus. Paulus kann sagen (Röm 5,20b-21):

Wo aber die Sünde mächtig geworden ist, da ist doch die Gnade noch viel mächtiger geworden, damit, wie die Sünde geherrscht hat zum Tode, so auch die Gnade herrsche durch die Gerechtigkeit zum ewigen Leben durch Jesus Christus, unsern Herrn.

Statt auf mich und meine alte Schuld werde ich im Himmel auf Christus und seine Erlösung schauen. Dort sehe ich den Anfänger und Vollender meines Glaubens (Heb 12,2). Ich sehe den, der uns herrlich, ohne Flecken, ohne irgendeinen Makel gemacht hat (Eph 5,27; Kol 1,22). So wird auch in Ewigkeit Jesus Christus und sein Werk gelobt werden. Es ist dann nicht so, dass wir sagen: „Jetzt sind wir am Ziel, jetzt ist überholt, was Jesus für uns getan hat. Ich bin verherrlicht, jetzt brauche ich ihn nicht mehr.” In jedem Augenblick wird uns seine Gnade und Vergebung bis in alle Ewigkeit vor Augen stehen.

Aber nagt die alte Schuld nicht doch noch an uns? Nein! Es wird vollkommen erfüllt: „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir” (Gal 2,20). Ohne dass wir unsere Persönlichkeit verlieren, werden wir ganz mit Christus eins sein. Das ist ein wesentliches Element der Herrlichkeit der Kinder Gottes.