ThemenGelebte Bibeltreue

Ohne Maßstab verloren!

Die Schiffs­be­sat­zung steht an der Reling. Sie hat fast einstimmig beschlossen, Kompass, Sextant, GPS-Ortung und alle anderen äußeren Hilfsmittel zur Navigation auf dem Meer über Bord zu werfen. Man hat entschieden, sich jetzt ganz auf die Intuition zu verlassen: „Wir verfügen über ein gutes Bauchgefühl; wir haben eine lange Biographie auf See. Es ist an der Zeit, endlich zu vertrauen, statt sich an äußeren Hilfsmitteln zu orientieren.“ Am Ende ist nur die Frage offen, ob man die wenigen Zweifler mitsamt dem Gerät im Beiboot absetzt oder doch alles ins Wasser wirft.

So kann man sich derzeit auf dem Schiff der evangelikalen Bewegung in Deutsch­land vorkommen. Der Vorsitzende stellt öffentlich fest, dass die Bibel keine Wegweisung mehr geben kann. Es ist alles eine Frage des Verstehens. Er liest das eine aus der Bibel; andere verstehen es eben ganz anders; beides habe seine Berechtigung.

Wenn man sich nicht einigen kann, wo der Kompass Norden anzeigt, dann hat eben jeder recht. Man sagt, das sei alles eine Frage der Lebensgeschichte: Wer konservativ geprägt wurde, sieht es so; wer liberal aufgewachsen ist, eben anders. Die Bibel aber soll keine Kraft besitzen, für Klarheit zu sorgen. Damit wird die Bibel und somit Gottes Wort vom Rang als unfehlbarer Maßstab verdrängt.

Zum Maßstab wird der Mensch mit seinen Sichtweisen und seiner von der eigenen Biographie bestimmten Theologie.

Und man fängt an, die ganze Bibel so zu lesen. In einer Auslegung zur Jahres­losung meint Dr. Faix (tobiasfaix.de), die häufige Erwähnung von Gott als Vater sei „nicht verwunderlich, da die biblische Tradition und ihre Gottesvorstellung einem patriarchalen Selbstverständnis ent­sprun­gen“ seien. Überhaupt steht für ihn von Gottes Wesen kaum etwas in der Bibel. Er liest überall nur menschliche „Meta­phern“ und weiß nicht, ob er von „seinem“ oder „ihrem“ Wesen sprechen soll.

Auch hier geht alles vom Menschen aus. Dabei steht in der Bibel, dass Gott sich in einer Welt offenbart hat, die er selbst geschaffen hat. Er hat sein Wesen in die Erschaffung des Menschen hinein abge­bildet. Es war also umgekehrt. Nicht der Mensch überträgt seine Vater- oder Mutterbilder auf Gott, sondern Gott ist der Ursprung alles Vater- und Mutterseins. Und er selbst legt dann mit seinem Wort fest, dass es angemessen ist, ihn als Vater anzusprechen.

Bemerkt eigentlich niemand, dass jegliche Orientierung verloren gehen muss, wenn wir den einzigen Kompass wegwerfen, den wir haben? Das Innere des Menschen kann unmöglich ein Ersatz sein. Wir brauchen die Bibel als Gottes Offenbarung und müssen sie ernst nehmen, ob uns das passt oder nicht. Das Herz des Menschen ist trotzig, wetterwendisch und für uns unergründlich. Gottes Wort allein ist Licht auf unserem Weg.