ThemenGelebte Bibeltreue

Freude am Wort Gottes

Verunsichert frag­te mich der junge Mann, ob es nicht falsch sei, dass ihn der Koran so fasziniere und emotional anspreche. Ich kenne das von Muslimen, die – obwohl sie nichts verstehen – bei Koranlesungen nicht selten zu Tränen gerührt und innerlich aufgewühlt sind. Der junge Mann liest auf Deutsch. Was ihn trifft, das ist der schwebende Ton des Koran. Man weiß oft nicht, wer spricht und um was es in einem Vers genau geht. Andererseits gefällt es ihm, Bekanntes aus der Bibel mit anderen Worten zu lesen. Doch die Bibel bleibt ihm am Ende weit wertvoller. Er hatte es nur fast vergessen.

Ich lese viel und gerne: Zeitungsartikel von Lokalnachrichten bis zu politischen Analysen, christliche und theologische Bücher, amtliche Briefe (meist für andere), mal einen Roman, Emails von Werbemails bis zu seelsorgerlichen Anfragen, ein aktuelles Buch und daneben eines, das vor 500 oder 1500 Jahren verfasst wurde. Wenn ich aber meine Bibel lese, dann ist da etwas ganz anderes. Immer merke ich dabei eine tiefe innere Freude, manchmal nicht sofort, sondern erst nach einigem Lesen, aber regelmäßig, wo immer in der Bibel ich auch aufschlage.

Überlege ich die Gründe für diese tief empfundene Freude, fallen mir mehrere ein. Zuerst ist mir beim Lesen ganz klar, dass ich es hier mit Aussagen zu tun habe, hinter denen der allmächtige Gott mit seiner ganzen Autorität steht. All die anderen Sätze, die ich lese, sind Meinungen, Erwägungen, mal mit Überzeugung vorgetragen, mal mit tastender Unsicherheit. Manches von gestern ist heute schon lange überholt, wie die meisten Zeitungsartikel. In vielem, was ich lese, entdecke ich eine Suche nach Sinn, nach Orientierung und letzten Antworten. Aber in der Bibel finde ich die Antworten und die Orientierung, die gestern, heute und alle Zeit gilt.

Das Bibelwort macht mir auch deshalb so viel Freude, weil es das Herz genauso wie den Verstand anspricht. Anders als bei manchem Roman werde ich nicht zur Identifikation mit zweifelhaften Helden verführt und doch persönlich angesprochen.

Auch das erfüllt mich mit Freude: Ich weiß, dass das, was da steht, wirklich mich meint. Paulus schreibt an die Kolosser und mir sagt Gott, dass Jesus mein Herr, mein Retter, mein Heiland ist. Mir sagt Gott, was ihm an meinem Leben und Denken nicht gefällt. Mir sagt er, was bei ihm wirklich zählt.

Aber das Wort ist nicht nur ein Wort zwischen mir und Gott, es ist ein Wort für die Welt. Und ich freue mich, dass ich anderen Bedeutendes sagen kann, das ich aus dem Wort Gottes habe. Ich bin freudig über­rascht, dass ich damit genauso einen Muslim oder einen Atheisten anspreche, einen Sterbenden am Krankenbett oder ein verliebtes Paar. Je länger ich überlege, desto mehr Freude macht es mir. Und nie hinterlässt das Wort Gottes nach der Freude Leere oder Verzweiflung. Die Freude bleibt auch in Not. Mir ist das noch größere Freude, als einen großen Schatz zu finden.

Ihr

Thomas Jeising