ThemenWeltanschauungen

Jesus ist Gott

Eine Gegendarstellung zur Lehre der Zeugen Jehovas

„Was die Bibel über das Verhältnis zwischen Jesus und Gott sagt, ist klar und widerspruchsfrei. Nur Jehova Gott ist allmächtig. Der vormenschliche Jesus ist seine direkte Schöpfung. Somit hatte Jesus einen Anfang und kann niemals in bezug auf Macht und Ewigkeit Gott gleich sein!“1

Dies ist eine der vielen Aussagen, mit der die Zeugen Jehovas2 in ihrer Broschüre „Sollte man an die Dreieinigkeit glauben: Ist Jesus Christus Gott, der Allmächtige?“, Jesu Gottheit verleugnen. Auch die Person des Heiligen Geistes wird darin negiert:

„Die Art und Weise, wie in der Bibel der Ausdruck ‚heiliger Geist‘ gebraucht wird, läßt erkennen, daß er eine kontrollierte Kraft ist, die Jehova Gott dazu dient, seine mannigfaltigen Vorsätze zu verwirklichen. Er kann in einem gewissen Sinn mit dem elektrischen Strom verglichen werden, einer Kraft, die sich für die verschiedensten Zwecke einsetzten läßt“.

Am Ende ihrer Abhandlung fordern die (anonymen) Verfasser den Leser auf:

„Lehne die Dreieinigkeit ab … Sie steht im Widerspruch zu dem, was Gott selbst in seinem inspirierten Wort über sich sagt“.

Zu diesem Ergebnis kommen sie, indem sie zuerst zeigen, dass die Dreieinigkeitslehre eine heidnische Lehre, eine Fehlentwicklung und ein Abfall vom wahren Glauben der Urchristen sei. Mit vielen Bibelstellen zeigen sie scheinbar, dass weder die Schreiber der Bibel noch Jesus selbst je hätten behaupten wollen, Jesus sei Gott, sondern stets, dass er Jehova untergeordnet und als der „Anfang der unsichtbaren Schöpfungen Gottes erschaffen“ sei. Ebenso versuchen sie zu beweisen, dass der Heilige Geist nur eine Kraft Gottes sei. Schließlich wollen sie demonstrieren, dass die Dreieinigkeitslehre der Bibel widerspricht und dass Jesus nicht Gott, sondern nur „ein Gott“ bzw. „göttlich“ ist.3

Die vielen Stellen, an denen sie mit dem „Urtext“ argumentieren und scheinbar wichtige theologische Gelehrte zitieren, beeindrucken den unbedarften Leser. Es stellt sich jedoch die Frage, wie „biblisch“ die in dieser Broschüre dargestellte Argumentation tatsächlich ist.

An der Lehre von der Gottheit Jesu entscheidet sich das Heil der Menschen

Die Lehre von der Gottheit Jesu ist äußerst wichtig. Daran entscheidet sich das Heil der Menschen, denn nur wenn unser Retter Gott ist, kann er für die Welt sterben und die Strafe der Sünde, nämlich den Fluch Gottes auf sich nehmen. Nur als Gott kann er den Tod überwinden und auferstehen, um so die Welt mit Gott zu versöhnen und ein Mittler zwischen diesem und den Menschen zu sein (vgl. u. a. Mk 3,27; Joh 12,31; Joh 1,18; 14,9; 2Kor 5,18f.). Weiterhin impliziert das Dogma, dass Gottes Liebestat für die Menschen nicht gegen seine Heiligkeit verstößt: Wenn Gott einen Unschuldigen für Schuldige gestraft hätte, wäre dies eine ungerechte Handlung und darum ein Verstoß gegen seine Heiligkeit. Dadurch aber, dass er selber freiwillig – an unserer Stelle – die Strafe auf sich nahm, hat er, ohne gegen seine Heiligkeit zu handeln, uns Liebe erweisen und eine Rettung schaffen können (vgl. u. a. Röm 3,25f.). Wenn Jesus nicht Gott wäre, dann wäre seine Anbetung Götzendienst und zöge Gottes strafendes Gericht nach sich. Es ist also nicht irrelevant, über die Gottheit Jesu nachzudenken und die Bibel daraufhin zu untersuchen.

Da die Zeugen Jehovas in ihrer Broschüre des öfteren auf Gelehrte verweisen und mit deren „Autorität“ ihre Argumente begründen, werde ich mich so weit wie möglich auf die Exegese beschränken, um die Bibel sprechen zu lassen. Die vorliegende Arbeit erhebt nicht den Anspruch, den ganzen neutestamentlichen Befund erschöpfend zu behandeln, jedoch soll auf die wichtigsten Stellen so ausführlich wie möglich eingegangen werden. Es ist auch beachtenswert, dass die Lehre der Zeugen Jehovas über die Trinität eine lange Tradition besitzt, denn sie weist starke Parallelen zum Arianismus auf, die auf den Presbyter Arius (gest. 373) zurückgeht. Er lehnte – vom neuplatonischen Denken beeinflußt – sowohl die Gottheit Jesu als auch die des Heiligen Geistes ab. Von dieser Lehre, die durch Athanasius stark bekämpft wurde, hat sich die Kirche im Nicaeno-Constantinopolitanum (381 n. Chr.) deutlich abgegrenzt, die Dreieinigkeitslehre klar definiert und als biblisch anerkannt.

1. Einige Vorbemerkungen

Im Folgenden gehe ich auf einige „Angriffe“ der Zeugen Jehovas gegen die Gottheit Jesu ein, die ich im Rahmen dieser Arbeit aber nicht im Detail beantworten kann.

1.1 Die Trinitätslehre – unlogisch?

Die Zeugen Jehovas behaupten, dass die Trinitätslehre unlogisch sei und nur verwirrend wirke, und deshalb als unbiblisch abzulehnen sei.

Doch wer die Dreieinigkeit mit Logik zu begründen versucht, wird scheitern. Auf Grund seiner in die Sünde gefallenen Natur ist es dem Menschen unmöglich, Gott aus eigener Kraft und logisch-philosophischen Überlegungen heraus zu erkennen. Obwohl die Natur Gott „verkündigt“ (vgl. Ps 119) verkehrt der Mensch das richtige Gottes Bild (vgl. Röm 1,21-23). Den in der Broschüre angeführten Zitaten über die unfassbare Komplexität Gottes ist teilweise durchaus zuzustimmen, die Schlussfolgerung jedoch übersieht, dass wir Gott generell nie erkennen könnten, hätte er sich uns nicht offenbart (5Mo 29,28; vgl. auch 1Kor 2,11). Dies trifft auch auf seine anderen Eigenschaften zu. Diese Offenbarung ist in der Bibel festgelegt und damit einzige Messschnur, an der wir unsere Glaubensinhalte überprüfen können.4 Die menschliche Logik war nie der Maßstab, woran Gott sich messen ließ.

„Gott ist nicht ein Gott des Durcheinanders“ (1Kor 14,33) lautet die Kritik. Da die Dreieinigkeit nur ein verwirrendes Geheimnis sei, stünde sie (automatisch!) im Kontrast zur göttlichen Offenbarung.

Die Trinität zeigt Gottes Komplexität und Größe und es ist nicht verwunderlich, wenn dies „logische“ Probleme hervorruft

Zusammenfassend ist dem u.a. Folgendes zu entgegnen:

  1. Wenn der Mensch, aus eigener Kraft, ein Geheimnis Gottes zu erklären sucht, das Gott ihm nicht offenbaren möchte, dann wird er erst recht verwirrt;
  2. es ist auszuschließen, dass Gott selbst durch diese Lehre verwirrt ist, so dass sie gegen sein Wesen sprechen könnte;
  3. die Trinität zeigt Gottes Komplexität und Größe, und es ist nicht verwunderlich, wenn diese Komplexität „logische“ Probleme bei den Menschen hervorruft;
  4. es gibt andere biblische Lehren, die für uns unlogisch scheinen, die Gott aber in seiner Größe für wahr hält, wie z.B. die Lehre der Erwählung und der Verantwortung des Menschen! Also ein Geheimnis Gottes kann von niemandem wirklich ergründet werden, auch nicht von „Gelehrte[n], die Hebräisch, Griechisch und Lateinisch beherrschen“5. Aus der Feststellung der Komplexität Gottes zu schließen, dass Jesus nicht Gott sein kann, ist nicht haltbar.

1.2 Die innertrinitarische Unterordnung

Die Bibel unterscheidet sehr offensichtlich zwischen den Personen des dreieinigen Gottes und ihren Rollen in Bezug auf die Schöpfung und ihre Erlösung. Deutlich ist, dass der Sohn eine untergeordnete Rolle zu der des Vaters einnimmt, wie auch der Heilige Geist eine untergeordnete Rolle zu der des Vaters und des Sohnes hat. Die Unterordnung des Sohnes wird in Versen deutlich, wo von dessen Sendung durch den Vater die Rede ist (vgl. Joh 3,17; 5,23; 10,36; 1Joh 4,9; 4,10; 4,14; Röm 8,3; Gal 4,4 u.a. vgl. auch Joh 17,4: „Ich habe dich verherrlicht auf der Erde; das Werk habe ich vollbracht, das du mir gegeben hast, daß ich es tun sollte“). Aus dieser Unterordnung schließen die Zeugen Jehovas automatisch, dass Jesus nicht Gott sein kann. In ihrer Argumentation wird aber nicht zwischen „Rolle“ und „Wesen“ unterschieden. Die Tatsache, dass eine Person einer anderen untergeordnet ist, sagt noch nichts über das Wesen der ersten aus. Die innertrinitarische Unterordnung spricht Jesus seine Gottheit nicht zwingend ab.

1.3 Jesus, ein Geschöpf Gottes?

Jesus wird in der Bibel der Sohn Gottes genannt. Diese Sohnschaft der zweiten Person der Dreieinigkeit ist nach dem NT nicht ein ihr erst nach der Inkarnation verliehener Titel.6 Gerade diese Bezeichnung Jesu als „Sohn Gottes“ bzw. „eingeborener Sohn Gottes“ benutzen die Zeugen Jehovas, um zu zeigen, dass Jesus nicht ewig ist und deshalb nicht Gott sein kann, denn „wie kann jemand der Sohn seines Vaters sein und gleichzeitig ebenso alt sein wie er?“; „Das Leben Jesu, des einziggezeugten Sohnes Gottes, hatte somit einen Anfang“. Sie folgern, dass Jesus ein Geschöpf sei. Ihre Meinung unterstützen sie u.a. mit Kol 1,15, wo Jesus als „Erstgeborener aller Schöpfung“ bezeichnet wird und mit Offb 3,14, wo er „der Anfang der Schöpfung Gottes“ genannt wird.7

Das Gezeugte ist von der selben Natur wie der Zeugende

Dem muss entgegnet werden, dass es nicht berechtigt ist, „zeugen“ mit „schaffen“ gleichzusetzen. Das Gezeugte ist von der selben Natur wie der Zeugende. So hat es auch das Nicaenum verstanden und formuliert:

„Wir glauben an … Jesus Christus … aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen“.

Zweitens: Was wollte Paulus mit „Erstgeborener (‚prôtotokos‘) aller Schöpfung“ (Kol 1,15) sagen? „Prôtotokos“ heißt „erstgeboren“ und kann (nach Louw & Nida) „firstborn“, „existing before“ oder „superior“ bedeuten.8 Es ist auf Grund des Kontextes nicht möglich, Jesus hier als einen Teil der Schöpfung zu sehen, denn unmittelbar nach diesem Ausdruck begründet Paulus seine Aussage mit: „denn (hoti) in ihm wurde alles (‚ta panta‘) geschaffen“. Jesus ist also derjenige, durch den alles in das Sein gebracht wurde, was geschaffen ist, sei es „im Himmel, auf der Erde“ oder „unter der Erde, das Sichtbare und das Unsichtbare“ (V. 16). Zu Recht schreibt Michaelis: „Zielt die Wendung auf die Schöpfungsmittlerschaft Christi, dann kann sie nicht gleichzeitig besagen, er sei als das erste Geschöpf geschaffen worden“9. Wollte Paulus mit der Bezeichnung „der das Bild des unsichtbaren Gottes ist“ (15a) die Beziehung Jesu zu dem Vater zeigen, so wollte er parallel dazu mit

Jesus ist nach den Aussagen des NT der Schöpfung weit überlegen

„Erstgeborener aller Schöpfung“ seine Beziehung zur Schöpfung klarstellen: Jesus ist der Schöpfung weit überlegen (vgl. V. 17: „er ist vor allen“, V. 18a: „er ist das Haupt“, V. 18b: „er ist Anfang, der Erstgeborene aus den Toten“, V. 18c: „damit er in allem den Vorrang habe“). Diese Parallelen zeigen sehr eindeutig, dass Paulus in V. 15 den Rang Jesu in Bezug auf die Schöpfung und seine Überlegenheit meint. Daher ist der Genitiv als ein Genitiv der Beziehung zu fassen: „der Erstgeborene in Bezug auf die Schöpfung“ bzw. ein Genitiv des Vergleiches „der Erstgeborene, der über allem Geschaffenen steht“10. Es ist aber vom Kontext her nicht möglich, hier mit einem genitivus partitivus zu übersetzen (wie die Zeugen Jehovas es tun).

Drittens müssen wir uns fragen, was Johannes mit „der Anfang (‚archê‘) der Schöpfung Gottes“ (Offb 3,14) sagen wollte? Passt der Gedanke, Jesus sei ein Geschöpf Gottes, zu den Aussagen der Offenbarung über Jesus? „Archê“ bedeutet u. a. „Anfang, (Ur)Beginn, Anfänger, die erste Ursache, der Urgrund, das Prinzip“11. Dreimal in der Offenbarung (und im ganzen NT) kommt „hê archê“ als Bezeichnung von Jesus vor. An zwei der drei Stellen finden wir „archê“ mit „to telos“ (Ziel, Ende) als Prädikatsnomen zu „ich“: „Ich bin … der Anfang und das Ende“ (21,6; 22,13), welches parallel zu ich bin das Alpha und das Omega“ (21,6) und zu „ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte“ (22,13) steht. Diese Aussagen, die in diesen Stellen auf Jesus bezogen sind, sind im AT Beschreibungen Jahwes.12 In Hebr 7,3 heißt es, dass Christus wie Melchisedek „weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens“ habe.13 Diese Stellen weisen sehr deutlich auf Jesu ewige Existenz hin und schließen den Gedanken aus, Jesus als das erste Geschöpf Gottes zu interpretieren. „Der Erste“ in diesen Versen bedeutet nicht, dass er der Erste der Geschaffenen sei, sonst hätte er nicht gesagt, er sei der Letzte! Hier wird absolut geredet: „Ich bin der Erste und der Letzte“, und dies kann sich nur auf Gott beziehen. Darum ist es angemessener in Offb 3,14 hê archê mit „der Ursprung“14 wiederzugeben.

1.4 Die Menschheit Jesu

Das NT spricht von Jesus nicht nur als Gott, sondern auch als Mensch. Die Bibelstellen, die Jesus als Mensch bezeichnen, bereiten den Trinitariern keine Probleme, denn sie glauben, dass Jesus gleichzeitig vollkommener Gott und vollkommener Mensch war.15

Da Jesus einen Körper hatte wie wir, unterstand er Beschränkung und Schwachheit

Da Jesus einen Körper hatte wie wir, unterstand er Beschränkung und Schwachheit: Jesus wurde wie wir als Säugling geboren (Lk 2,7). Er wuchs wie jeder Mensch vom Kind zum Erwachsenen auf: „Das Kind aber wuchs und erstarkte, erfüllt mit Weisheit, und Gottes Gnade war auf ihm“ (Lk 2,40). Jesus wurde müde (Joh 4,6), hatte Hunger (Mt 4,2) und Durst (Joh 19,28). Jesus, als Mensch hatte auch ein menschliches Gehirn, so heißt es in Lk 2,52:

„Und Jesus nahm zu an Weisheit und Alter und Gunst bei Gott und Menschen“, darum sagte er auch: „Von jenem Tag aber oder der Stunde weiß niemand, auch nicht die Engel im Himmel, auch nicht der Sohn, sondern nur der Vater“ (Mk 13,32).

Jesus musste als Mensch lernen, zu essen, zu sprechen, zu schreiben usw. Jesus hatte Angst (Joh 12,27; 13,21; 26,38), Jesus wunderte sich (Mt 8,10), Jesus weinte (Joh 11,35), Jesus betete (Lk 22,42); Jesus „lernte, obwohl er Sohn war, an dem, was er litt, den Gehorsam“ (Hebr 5,8). Jesus musste als Mensch Gott gehorchen und seine Gebote halten, „obwohl er Sohn war“ (Lk 22,42). Er wurde versucht und bestand die Versuchungen, obwohl er als Gott nicht versucht werden kann, denn „Gott kann nicht versucht werden“ (Jak 1,13), als Mensch aber musste er Gott gegenüber treu bleiben. Als Mensch konnte Jesus seinen Vater auch „mein Gott“ nennen16. Jesus hat gelitten und ist gestorben, wie jeder Mensch.

All diesen Ausführungen könnten die Zeugen Jehovas entgegnen, diese Erfahrungen seien Gott nicht angemessen: Gott wird doch nicht müde, wächst nicht (körperlich und an Wissen), dürstet nicht, hungert nicht, leidet nicht, lernt nicht Gehorsam, geht nicht von Nazareth nach Kapernaum, stirbt nicht usw. Auch Trinitarier stimmen dem zu, aber Gott wurde „Fleisch [d.h. ein Mensch] und wohnte unter uns“ (Joh 1,14), Jesus „entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an und ward den Menschen gleich“, „er erniedrigte sich selbst“ (Phil 2,7f.), darum war es möglich, dass Jesus das alles erfahren konnte.

1.5 Wehrte sich Jesus dagegen, Gott genannt zu werden?

1.5.1 Joh 5,19

Wer alles tun kann, was Gott tut, ist Gott

Der Text lautet:

„Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich selbst tun, außer was er den Vater tun sieht; denn was der tut, das tut ebenso auch der Sohn.“

Dazu schreiben die Zeugen Jehovas:

„Jesus zeigte den Juden, daß er nicht Gott gleich war, indem er sagte, er könne ‚von sich aus nichts tun, außer was er den Vater tun sieht’“.

Zuerst muss gesagt werden, dass die zweite Hälfte der Antwort Jesu – dass alles, was der Vater tut der Sohn in gleicher Weise tun kann – unmissverständlich zeigt, dass Jesus Gott ist, denn wer kann alles tun, was Gott tut, wenn er selber nicht Gott ist? Deshalb (und wegen seiner Aussagen von V. 17f.; s. u.) ist es unhaltbar, dass Jesus mit „der Sohn kann nichts von sich selbst tun, außer …“ sagen wollte, dass er nicht Gott sei. Damit wollte er vielmehr seine völlige Abhängigkeit vom Vater und die absolute Übereinstimmung seines Lebens und Handelns mit dessen Willen ausdrücken.17 Seine Aussage in V. 17 und die Reaktion der Juden in V.18 unterstützen dies.

1.5.2 Joh 14,28b

Der Text lautet:

„Wenn ihr mich liebtet, so würdet ihr euch freuen, daß ich zum Vater gehe, denn der Vater ist größer als ich.“

Dieser Vers ist ein Parade-Vers der Zeugen Jehovas, den sie immer gebrauchen, wenn sie gegen die Gottheit Jesu angehen möchten. Wollte Jesus damit sagen, dass er nicht Gott sei? Denn wenn er es wäre, dann gäbe es niemand, der größer wäre als er. Zur Lösung dieser Frage ist der Kontext entscheidend. Jesus sagt zu seinen Jüngern, dass sie sich freuen sollen, dass er zum Vater geht, weil („hoti“) der Vater größer ist als er. Wie ist die Logik des Satzes zu verstehen? Warum ist die Tatsache, dass der Vater größer ist als Jesus der Grund, warum die Jünger sich freuen sollten, dass Jesus zu ihm zurückkehrt? Im Licht von Joh 17,5 u.a. wird deutlich, dass Jesu Rückkehr zum Vater für ihn die Rückkehr zu Herrlichkeit bedeutete, die er vor seiner Menschwerdung hatte. Deshalb sollen sich die Jünger mit Jesus freuen. Auf diesem Hintergrund ist die Aussage „mein Vater ist größer als ich“ zu verstehen: Der Vater in seiner himmlischen Herrlichkeit ist größer als Jesus in seinem Kenosis-Zustand.

1.5.3 Mk10,18 par

Der reiche Jüngling wollte Jesus schmeicheln. Deswegen wies der Herr ihn auf Gott hin, der alleine der Maßstab des Guten ist

In Mk 10,18 (und Lk 18,19) sagt Jesus zu dem reichen Jüngling:

„Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als nur einer, Gott.“

Dazu schreiben die Zeugen Jehovas:

„Somit sagte Jesus, daß niemand so gut ist wie Gott, nicht einmal er, Jesus. Gott ist auf eine Weise gut, die ihn von Jesus unterscheidet“.

Was wollte Jesus aber damit wirklich sagen? Wichtig ist, wie die Antwort Jesu betont wird: Die Frage „Was nennst du mich gut?“ als Tadel aufgefasst, ergäbe einen anderen Sinn als wenn man sie als Hinterfragen der Absicht des Jünglings verstehen würde, was treffender wäre: Der reiche Jüngling wollte eine ihm gefällige Antwort hören (vgl. seine Aussage in Mk 10,20: „dies alles habe ich befolgt von meiner Jugend an“), daher ist seine Anrede „guter Lehrer“ eine Art Schmeichelei. Jesus aber durchschaute dies und wies ihn auf Gott hin, der allein der Maßstab des Guten ist, um ihm verständlich zu machen, dass „gut“ nicht relativ ist. Darum sagte er ihm auch, er solle die Gebote Gottes halten. Dieses Verständnis wird durch die Formulierung in Mt 19,17 „Was fragst du mich über das Gute?“ unterstützt.18 (vgl. Joh 10,11).

2. Die Gottheit Jesu

2.1 Die Bezeichnung Jesu als Gott („theos“) bei Johannes

Obwohl im NT der Terminus „theos“ bzw. ho theos grundsätzlich Gott, den Vater bezeichnet, wird der Begriff an verschiedenen Stellen ebenfalls auf Jesus angewandt, was wir im Folgenden untersuchen möchten.

2.1.1 Joh 1,1

(a) Im Anfang war das Wort, (b) und das Wort war bei Gott, (c) und Gott war das Wort.

Die Hauptfrage, die sich in Bezug auf diesen Vers stellt, ist die nach der richtigen Übersetzung von 1c. Die Zeugen Jehovas geben diesen dritten Teil von Joh 1,1 mit „und das Wort war ein Gott“19 wieder. Zur Begründung ziehen sie folgende Argumente heran: Erstens, das Fehlen des determinierten Artikels „ho“ vor theos (im Gegensatz zu dem ersten theos in 1b, wo er nicht fehlt („ton“)); zweitens: „jemand, der ‚bei‘ einer anderen Person ist, kann nicht derselbe sein wie die andere Person“ und drittens, würde die Übersetzung „(der) Gott“ den „logos“ zu dem „allmächtigen Gott“ machen, was „nach der Gesamtaussage der Bibel“ nicht wahr sei.20 Wie haltbar ist die Übersetzung und ihre Begründungen?

Zuerst muss gesagt werden, dass das Fehlen des bestimmten Artikels vor „theos“ in 1c nicht zwingend bedeutet, dass „theos“ undefiniert ist.

Es ist hier offensichtlich, dass „ho logos“ das Subjekt (da mit Artikel), und dass „theos“ das Prädikatsnomen ist (da ohne Artikel) dessen Stellung hier vor der Kopula ist. Es gibt daher theoretisch drei Möglichkeiten theos zu übersetzen: erstens undefiniert („ein Gott“), zweitens qualitativ21 („Gott“) und drittens definiert („[der] Gott“). Der Kontext ist b ei dieser Frage entscheidend.22 Die Übersetzung mit „ ein Gott“ ist grammatikalisch unwahrscheinlich (vgl. Fn. 22), theologisch nicht möglich (nach dem johanneischen Allgemeinverständnis von Gott) und vom unmittelbaren Kontext ausgeschlossen. Wir dürfen nicht vergessen, wer Johannes war: ein vom monotheistischen Judentum geprägter Judenchrist. Es ist nicht möglich, dass Johannes hier von „einem Gott“ redet, den er (neben [dem] Gott) verehrt! Harris schreibt dazu:

„… if a monotheist were speaking of the Deity he himself reverenced, the singular „theos“ could be applied only to the Supreme Being, not to an inferior divine being or emanation …“.23

Der unmittelbare Kontext von Joh 1,1c spricht auch gegen die Übersetzung „ein Gott“.

Beginnen wir mit 1,1a „En archê ên ho logos“. Es ist unübersehbar, dass Johannes auf 1Mose 1,1 anspielt und mit „en archê“ „Bere š ijt“ wiedergibt. Damit sagt Johannes, dass, bevor Gott angefangen hat zu schaffen24 der Logos schon da war.25 Die ewige Präexistenz des Logos, die damit ausgedrückt wird, schließt die Übersetzung „ein Gott“ aus.

Weiter heißt es über den Logos (in Joh 1,4-18):

„In ihm war Leben“ (V. 4); „er kam in das Seine“ (V. 11); „…so viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben „ (V. 12); „und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut“ (V. 14); „… aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, und [zwar] Gnade um Gnade“ (V. 14); „niemand hat Gott jemals gesehen; der Eingeborene, der Gott ist, der in des Vaters Schoß ist, der hat [ihn] kundgemacht“ (V. 18).

Der Logos ist Gott, aber Gott ist nicht der Logos

Aus dem oben Erwähnten wird deutlich, dass die Übersetzung „ein Gott“ in keiner Hinsicht unterstützt werden kann, vielmehr ist sie abzulehnen. Wie steht es dann mit der Übersetzung „[der] Gott“? Obwohl aus grammatikalischen Gründen diese Möglichkeit wahrscheinlicher als die o. g. erscheint (vgl. Fn. 22), ist sie doch aus theologischen Gründen ebenso abzulehnen. In dieser Version wären die Begriffe in 1c miteinander austauschbar, man könnte dann sagen: „ho theos ên ho logos“, was theologisch falsch ist und zu der Aussage von 1b („kai ho logos ên pros ton theon“) im Widerspruch steht. Wenn der Logos bei Gott war, dann kann Gott nicht gleichzeitig dieser Logos sein. Solche Übersetzung würde nicht mehr zwischen dem Sohn und dem Vater unterscheiden: Der Logos und der Vater wären dann zwei Bezeichnung derselben Person. In seinen Schriften aber unterscheidet Johannes sehr wohl zwischen dem Sohn und dem Vater. Der Logos ist Gott, aber Gott ist nicht der Logos.

Aus diesem Grund bleibt die qualitative Übersetzung von „theos“ übrig. Wie steht es mit dieser Übersetzung? Sowohl grammatikalisch (vgl. Fn. 22) als auch theologisch ist diese Übersetzung vorzuziehen, und der Kontext empfiehlt sie auch. Die Übersetzung würde dann lauten: „das Wort war Gott“. Damit ist gemeint, dass das Wort alle göttlichen Eigenschaften hat, die Gott haben kann: Alles, was Gott ausmacht ist im Logos zu finden bzw. alles, was Gott ist, das ist auch der Logos.

2.1.2 Joh 1,18

Der eingeborene Gott („monogenês theos“).26

In ihrer Broschüre (SDg) gehen die Zeugen Jehovas auf diese Bibelstelle nicht ein. Wie ist dieser Ausdruck im Deutschen wiederzugeben? Es gibt zwei Möglichkeiten monogenês zu übersetzen, entweder als Adjektiv oder als Substantiv. Die adjektivische Bedeutung von monogenês ist hier unwahrscheinlich, da überall wo es als Adjektiv in den johanneischen Schriften vorkommt, das Bezugswort definiert ist (Joh 3,16.18; 1Joh 4,9). Zweitens, die Übersetzung würde „der einzige Gott“ lauten, was theologisch nicht haltbar ist (vgl. 3.1.1) und in großer Spannung zu „der in des Vaters Schoß ist“ stehen würde. Daher ist es hier angemessener, die substantivische Bedeutung vorzuziehen. Da „monogenês“ aber ausschließlich eine Bezeichnung des Sohnes Gottes ist, sollte man annehmen, dass es (als Substantiv) für „ho monogenês hyios“ stehen würde. Theos fungiert dann (natürlicherweise nach einem Substantiv) als Apposition. Die Übersetzung von monogenês theos würde dann lauten:

„[Der] einzige [Sohn], [der (selber)] Gott [ist]“.

2.1.3 Joh 20,28

Mein Herr und mein Gott („ho kyrios mou kai ho theos mou“).

„Mein Herr und mein Gott“ sagte Thomas zu Jesus und nicht zum Vater

Zu diesem Bekenntnis von Thomas über den auferstandenen Herrn schreiben die Zeugen Jehovas in ihrer Broschüre:

„Für Thomas war Jesus wie ‚ein Gott‘, vor allem unter den wundersamen Umständen, die ihn zu diesem Ausruf veranlaßten. Einige Gelehrte meinen, dies seien lediglich gefühlsbetonte Worte des Erstaunens, die Thomas zwar zu Jesus gesprochen, aber an Gott gerichtet habe. Wie dem auch sei, Thomas dachte nicht, Jesus sei der allmächtige Gott, denn er und all die anderen Apostel wußten, daß Jesus nie behauptet hatte, Gott zu sein, sondern lehrte, daß nur Jehova ‚der allein wahre Gott‘ ist (Johannes 17:3)“27.

Hier wiederum wird „Eisegese“ (Hineinlegung) und nicht „Exegese“ betrieben. Die Aussage des Thomas wird nicht in ihrem Zusammenhang gesehen. Drei Ausgangspositionen lenken die Argumentation der Zeugen Jehovas: Erstens, die vorgefasste Meinung über die Person Jesu (vgl. „für Thomas war Jesus wie ‚ein Gott‘“!), zweitens, die Meinung von „einigen Gelehrten“ und drittens ihr Allgemeinverständnis der Bibel (vgl. „er und all die anderen Apostel wußten, daß Jesus ‚nie‘ behauptet hatte, Gott zu sein“!). Darum ist ihre Argumentation nicht ernst zu nehmen. Unsere Frage aber lautet: Was sagt der Text?

Unmissverständlich ist zunächst, dass Thomas zu Jesus gesprochen hat, als er sein Bekenntnis ausrief, und nicht zu dem Vater: „Thomas antwortete und sprach zu ‚ihm‘“. Des weiteren ist einzuwenden, dass Thomas nicht „‚ein‘ Gott von mir“ sagt, sondern „ho theos mou“. Man könnte dagegen behaupten, dieses Bekenntnis sei von Thomas ausgesprochen und benötige Korrektur. Dagegen spricht aber Jesu Antwort, die unmittelbar folgt und die bestätigt, dass dies das Bekenntnis von jedem seiner Nachfolger sein solle:

„Weil du gesehen hast, hast du geglaubt; glückselig sind die, die obwohl sie [mich] nicht sehen, doch gläubig sind“ (V. 29).

2.2 Andere Hinweise auf die Gottheit Jesu bei Johannes

2.2.1 Joh 5,17-23

Die Verse 17-18 lauten:

„Jesus aber antwortete ihnen: Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke. Darum nun suchten die Juden noch mehr, ihn zu töten, weil er nicht allein den Sabbat aufhob, sondern auch Gott seinen eigenen Vater nannte und sich so selbst Gott gleich machte.“

Wir wenden uns zuerst der Aussage Jesu zu:

„Mein Vater wirkt („ergazetai“) [ununterbrochen] bis jetzt („heôs arti“) und ich wirke“.

Was bedeutet diese Aussage? Unter den jüdischen Gelehrten war man der Meinung, dass Gott nach Vollendung der Schöpfung nicht aufgehört habe, zu wirken, denn wer würde sonst das Universum erhalten? Bricht Gott durch sein unaufhörliches Wirken das Sabbatgebot? Die Antwort verneinte sicherlich diese Frage, denn Gott ist der Schöpfer, der über jedes Gebot erhaben ist. Auf diesem Hintergrund ist die Antwort Jesu auf die Beschuldigungen der Juden seiner Zeit zu verstehen, der damit sagen wollte: Was Gottes Wirken am Sabbat rechtfertigt, rechtfertigt auch mich! Dadurch, dass Jesus in diesem Zusammenhang Gott als seinen eigenen („idion“) Vater benannte (und nicht unser Vater sagt), konnten die Juden seine Aussage nicht missverstehen: Er hat sich Gott gleichgestellt! Nachdem Jesus (in den Versen 19-20) seine enge Verbindung mit dem Vater gezeigt hatte (und durchaus seine Unterordnung), sagte er:

„Denn wie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn lebendig, welche er will.“ (V. 21).

Die Auferweckung der Toten gehört zu den Vorrechten Gottes.

Wenn Jesus sagt, dass er lebendig machen kann, wen er will, beansprucht er, Gott zu sein

Mit seiner Aussage, dass er, lebendig machen kann genauso wie der Vater und zwar wen er will („hous thelei“), beansprucht Jesus Gott zu sein. In V. 23 sagt Jesus: „damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren“. Hier macht Jesus deutlich, dass er und der Vater nicht nur in der Macht gleich sind, sondern auch in der Ehre!28

2.2.2 Joh 8,58

Auf die Frage der Juden: „Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und hast Abraham gesehen?“, antwortet Jesus (V. 58): „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham war, bin ich (‚egô eimi‘).“ Für diese Aussage wollten ihn die Juden steinigen (V.59). Obwohl „egô eimi“ grammatikalisch nicht zwingend mit „ich bin“ (historisches Präsens) übersetzt werden muss, zeigen drei gewichtige Hinweise, dass Jesus mehr gemeint hat, als nur dass er zeitlich gesehen vor Abraham existiert habe. Dafür spricht erstens der starke Gegensatz zwischen Abrahams genesthai (ingressiver Aorist) und sein eigenes „eimi“, der uns an Joh 1,1-18 erinnert, wo deutlich wurde, dass alles „geworden ist“ (egeneto) im Gegensatz zu dem Logos, der immer „war“ („ên“ ). Außerdem setzt die Tatsache, dass die Juden Jesus steinigen wollten voraus, dass sie aus seiner Aussage einen blasphemischen Selbstanspruch auf Gottheit vernommen haben. Drittens, wie Carson bemerkt hat, gibt es eine sehr starke linguistische Parallele zwischen dem, was Jesus hier gesagt hat und Jes 40-55; (vgl. u. a. 41,4: „Ich, Jahwe – mit den Ersten und den Letzten – ich bin derselbe [MT: ‚anij hu‘ ; LXX: egô eimi ]“). Aus diesen Gründen ist es sehr wahrscheinlich, dass Jesus hier auf den Namen Jahwe anspielt.

2.2.3 Joh 10,30

In diesem Vers sagt Jesus: „Ich und der Vater sind eins (hen)“. Hierzu zitieren die Zeugen Jehovas Joh 17,21f, wo Jesus betet, dass seine Jünger eins sein sollen (auch 1Kor 3,6f.) und schreiben dazu:

„Betete Jesus darum, daß aus allen seinen Jüngern eine einzige Wesenheit werde? Nein, offensichtlich betete er darum, daß sie so wie er und Gott im Willen und in den Absichten vereint würden“.

Obwohl diese Aussage nicht ganz zu verwerfen ist, hat sie doch Mängel. Es ist wahr, dass „hen“ hier nicht zwingend darauf hinweist, dass Jesus Gott ist, der Kontext, in dem diese Aussage steht, zeigt aber, dass sie die Gottheit Jesu doch einschließt. Zweierlei Wesentliches ist zu beachten: Zuerst geht es in V. 28f. darum, dass Jesus seinen Schafen ewiges Leben gibt und die Macht besitzt, sie zu bewahren. Die Tatsache, dass sie zu ihm gehören, schließt ein, dass sie sich gleichzeitig in seiner bewahrenden Hand und in der des Vaters befinden.

Die Reaktion der Juden beweist, dass die Aussage „Ich und der Vater sind eins“ doch die Gottheit Jesu einschließt

Was aber noch deutlicher betont, dass diese Aussage Jesu Gottheit einschließt, ist die Reaktion der Juden, die Jesus dafür mit der Begründung steinigen wollten: „[wir steinigen dich] wegen Lästerung, und weil du, der du ein Mensch bist, dich selbst zu Gott machst“! (V.33). Die folgenden Bibelstellen illustrieren die Einheit des Vaters und des Sohnes: Joh 8,19:

„wenn ihr mich gekannt hättet, so würdet ihr auch meinen Vater gekannt haben“; 10,15: „wie der Vater mich kennt und ich den Vater kenne“; 10,38: „der Vater ist in mir und ich in dem Vater“; 12,44f: „Jesus aber rief und sprach: Wer an mich glaubt, glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat; und wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat.“; 14,8: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“; 16,15: „Alles, was der Vater hat, ist mein“ u. a.

2.2.4 Joh 12,41

Nachdem Johannes in den Versen 38-40 Jesaja zitiert hat, schreibt er:

„Dies sprach Jesaja, weil er seine Herrlichkeit sah und von ihm redete“.

Eindeutig bezieht sich „autou“ auf Jesus. Johannes sagt uns also, dass der Prophet in Jes 6 Jesus gesehen hat. Hier folgt ein Auszug der Vision:

„In dem Jahr, als der König Usija starb, sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Thron, und sein Saum füllte den Tempel … Serafim standen über ihm … einer rief zum andern und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der HERR Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll! … Da sprach ich: Weh mir, ich vergehe! Denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk von unreinen Lippen; denn ich habe den König, den HERRN Zebaoth, gesehen mit meinen Augen“.

2.3 Jesus als Gott in den Synoptikern

Nirgendwo in den Synoptikern wird Jesus explizit „Gott“ genannt. Viele Stellen aber zeigen implizit, dass er nicht weniger als Gott ist.

2.3.1 Mt 8,1-9,35

Nachdem Matthäus Jesu Vollmacht zu lehren in der Bergpredigt gezeigt hat, hebt er in den Kap 8,1-9,35 seine göttliche Vollmacht zu handeln hervor. Folgende Abschnitte demonstrieren das.

8,1-4: Auf die Bitte des Aussätzigen,

„Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen“, antwortet Jesus: „Ich will [‚thelô‘] – werde rein!“; und „sofort, im gleichen Augenblick [‚eutheôs‘] wurde der Aussätzige rein“.

Dadurch, dass Jesus gesagt hat „Ich will“, zeigt er, dass er die Vollmacht und die Autorität hat das zu tun, was nur Gott vorbehalten ist.29

8,5-13 (besonders V. 9f.) : Jesus lobt den Glauben des Hauptmannes, den dieser in V. 8f zum Ausdruck gebracht hat. Seine Aussage besagt, dass wie er völlige Vollmacht hat, seinen Untergebenen Befehle zu erteilen, denen diese umgehend gehorchen müssen, so hat auch Jesus die völlige Vollmacht (durch sein Wort) zu heilen.

8,23-27: In diesem Abschnitt berichtet uns Matthäus, dass Jesus die Winde und den See bedrohte und somit den starken Sturm gestillt hat. Als die Jünger das sahen, wunderten sie (vgl. Mk 4,41 „sie fürchteten sich mit einer großen Furcht“) und fragten sich „Was für einer ist dieser, dass auch die Winde und der See ihm gehorchen?“. Diese göttliche Vollmacht, die Jesus über die Natur besitzt, schließt die Vorstellung einer geschöpflichen Wirklichkeit seiner selbst aus, denn im AT ist es Gott, der „Stürme in Stille“ verwandelt (Ps 107,29); vgl. u. a. Hi 9,5-9; 37; Ps 147,15-18; vgl. auch Lk 5,1-11.

28,1-34: Mit dieser Perikope, zielt Matthäus darauf, seinen Lesern die Vollmacht Jesu über die geistliche Welt zu zeigen: Die Dämonen haben Angst vor Jesus, den sie kennen (V. 29f.) und gehorchen seinem Wort (V. 32).

9,1-8 : (s. u. 2.3.2).

Aus dem bisher Gesagten wird Jesu göttliche Vollmacht über Krankheiten, über die Natur und über die Dämonen bezeugt, eine Vollmacht, die nur Gott selbst besitzt.

2.3.2 Mk 2,1-12 par

Für die Juden stand fest, dass nur Gott Sünden vergeben kann

In dieser Perikope erweist sich Jesus als derjenige, der Sünden vergeben kann. In V.5 sagte er zu dem Gelähmten: „Kind, deine Sünden sind vergeben“. Die Juden haben die tiefere Bedeutung dieser Aussage deutlich wahrgenommen und ihn deshalb als Lästerer beschuldigt: „Er lästert. Wer kann Sünden vergeben außer einem, Gott?“.

Für die Juden, stand fest, dass nur Gott Sünden vergeben kann.30 Um zu „beweisen“ („damit ihr aber wisst“, V. 10), dass er die Vollmacht („exousia“), Sünden zu vergeben wirklich besitzt, befahl er dem Gelähmten: „Ich sage31 dir, steh auf, nimm dein Bett auf und geh in dein Haus!“

2.4 Jesus als Gott bei Paulus

2.4.1 Röm 9,5

Gott mit Christus zu verbinden entspricht dem Kontext, ist exegetisch vorzuziehen und theologisch einwandfrei

Paulus macht folgende Aussage über Jesus: (wörtl.) „aus denen [bezieht sich auf die Israeliten in V.4] der Christus ist nach dem Fleisch, der über allem seiende Gott gepriesen in Ewigkeit. Amen.“ Die Frage ist, ob sich der Ausdruck „der über allem seiende“ auf Christus oder auf Gott, den Vater bezieht. Es geht also um eine Punktuationsfrage: Wenn man nach „sarka“ (Fleisch) einen Punkt bzw. Doppelpunkt setzen würde, dann ist mit ho (der) Gott, der Vater gemeint. Setzt man nach „sarka“aber ein Komma, so dass der nachfolgende Satz als Relativsatz aufgefasst wird, dann würde sich „der über allem seiende“ auf Christus beziehen. Im Folgenden werden Argumente zusammengestellt, die dafür sprechen, dass „der über allem ist“ auf Christus bezogen werden soll:

  1. Die naheliegendste Verstehensweise für den Ausdruck „ho ôn“ ist die, in der er sich auf das Vorhergesagte bezieht und darüber etwas aussagt (vgl. die enge Parallele in 2Kor 11,31). Doxologien beziehen sich grundsätzlich auf das Vorhergesagte. Asyndetische Doxologien gibt es nicht (vgl. u. a. Röm 1,25; 11,36; 2Kor 11,31; Gal 1,5).
  2. Bei Paulus, im gesamten NT und in der LXX steht „eulogêtos“ bei einer unabhängigen Doxologie vor dem Subjekt (wie „Gott“ oder „Herr“) und nicht danach, wie es hier der Fall ist.
  3. Der Kontext, der die „große Traurigkeit“ von Paulus und seinen „unaufhörlichen Schmerz“ (V. 2) über die Situation Israels ausdrückt, das von Christus getrennt ist (Verse 1-4) macht es unwahrscheinlich, dass er in einen Lobpreis ausbricht. Es erscheint sinnvoller, dass er durch den Hinweis auf Jesu Gottheit den großen Verlust Israels zeigen will.
  4. Obwohl nicht notwendig, ist es logischer, dass nach „to kata sarka“ ein antithetischer Gedanke kommt. Man kann also mit Moo sagen: „Connecting ‚God‘ to ‚Christ‘ is therefor exegetically preferable, theologically unobjectionable, and contextually appropriate“.32

2.4.2 Kol 2,9

Paulus schreibt den Kolossern: „In ihm [Christus] wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“. Diese Aussage zeigt unmissverständlich, dass Christus alle göttlichen Eigenschaften, die Gott zu Gott machen, besaß. Das von Paulus gebrauchte Substantiv ‚theotês‘ ist das Abstrakte von ‚theos‘ und bedeutet „die Göttlichkeit, das Gott-Sein“. Es ist von theiotês („Göttlichkeit in dem Sinne, daß etwas ‚theion‘ ist, die Eigenschaft des Göttlichen hat“33.), dem abstrakten Substantiv von „theios“ zu unterscheiden. „Die Fülle der Gottheit“ ist nicht mit Gott dem Vater gleichzusetzen; d.h. Paulus wollte nicht sagen, dass der Vater in Christus wohne, sondern dass in Christus selbst die ganze Fülle des Gott-Seins, d.h. alles, was Gott zu Gott macht, ist.

2.4.3 Titus 2,13

Hier schreibt Paulus über das Warten auf „die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus“. Die Frage, die sich uns hier stellt ist die, ob Paulus von zwei Personen redet, also von dem großen Gott und von dem Retter Jesus Christus, oder nur von einer Person, nämlich von Jesus Christus, dem großen Gott und Retter.34 Für eine Antwort ist die Regel von Sharp von großer Bedeutung, die besagt, dass, wenn zwei personenbezogene, im singular stehende Substantive (aber keine Eigennamen), die denselben Kasus haben, miteinander mit „und“ verbunden sind und nur das erste den definitiven Artikel hat, sich dieser Artikel auf beiden Begriffe bezieht. Allein aus diesem Grund ist die Übersetzung „die Erscheinung unseres großen Gottes und Retters, Jesus Christus“ die geeignetste. Zu Gunsten dieser Übersetzung sprechen auch noch die folgenden Argumente: Erstens, die „Erscheinung“ bezieht sich im NT durchgehend auf eine einzige Person, nämlich auf Christus. Zweitens, die Formel „Gott und Heiland“ wurde in der religiösen Terminologie des ersten Jh. üblicherweise als Titel zur Bezeichnung von einer einzigen Person bzw. Gottheit gebraucht.

2.5 Die Bezeichnung Jesu als Gott im Hebräerbrief und bei Petrus

2.5.1 Hebr 1,8

Der Text von Hebr 1,8a, b (Zitat von Ps 45,7) lautet: „Von dem Sohn aber: ‚Dein Thron, o Gott, ist von Ewigkeit zu Ewigkeit.’“ Die Zeugen Jehovas fassen „ho theos“ als Subjekt auf und übersetzen mit: „Aber mit Bezug auf den Sohn: ‚Gott ist dein Thron für immer und ewig…’“. Die Frage ist, ob diese Übersetzung berechtigt ist oder ob es richtiger wäre, „ho theos“ als ein Vokativ zu fassen und mit „dein Thron, o Gott, ist in alle Ewigkeit“ wiederzugeben. Die folgenden Argumente belegen, dass die zweite Möglichkeit die von dem Verfasser des Hebr gemeinte ist:

  1. Die beste Übersetzung des hebräischen Textes ist „dein Thron, o Gott…“ (als Vokativ).
  2. für „ho theos“ als Subjekt hätte man eine andere Wortstellung erwartet;
  3. ho theos als Subjekt zu fassen verkennt den Kontext und den Sinn der Gegenüberstellung von V. 7 und 8 (vgl. „von den Engeln zwar (‚men‘)“ im Gegensatz zu „vom Sohn aber (‚de‘)“. Dem Verfasser des Briefes ist es wichtig, die Überlegenheit Christi über die Engel zu zeigen:

Dem Verfasser des Briefes ist es wichtig, die Überlegenheit Christi über die Engel zu zeigen

Die Aussage „Gott ist dein Thron“, kann jedem, auch den Engeln gelten. Die vokativische Übersetzung von „ho theos“ wird auch von den Aussagen unterstützt, dass Jesus der „Abdruck von Gottes Wesen“ (3a) ist, der „alle Dinge durch das Wort seiner Macht trägt“ (V.3b) und den „alle Engel Gottes anbeten sollen“ (V. 6)35

2.5.2 2Pet 1,1

Petrus schreibt:

„Durch die Gerechtigkeit unseres Gottes und Heilandes Jesus Christus“.

Auch hier (wie in Tit 2,13) stellt sich die Frage, ob Petrus zwei oder eine Person gemeint hat. Nach der Sharps Regel ist es offensichtlich, dass Petrus nur eine einzige Person gemeint haben kann:

„… durch die Gerechtigkeit unseres Gottes und Retters Jesus Christus“.

2.6 Die Bezeichnung Jesu als Herr [„ho kyrios“]

Die Verwendung von „kyrios“ im NT als Bezeichnung für Gott (nach der Übersetzung der LXX von „JHWH“ und „’adonaj“) zeigt, dass diese Betitelung Gottes zur Zeit der Apostel noch üblich war (wenn auch nicht sehr häufig).36 Auf diesem Hintergrund wird die Bedeutsamkeit des Ausdrucks „Jesus ist der Herr“ als Hinweis auf seine Gottheit eindrucksvoll deutlich, besonders wenn er aus dem Mund eines monotheistisch geprägten, zum Christentum konvertierten Rabbi wie Paulus stammt Die Bezeichnung Jesu als „kyrios kyriôn“37 (vgl. Off 17,14; 19,16) weist noch zwingender auf Jesu Gottheit hin.

2.7 Die Bezeichnung des Heiligen Geistes als der Geist Christi

Der Heilige Geist wird an zahlreichen Stellen, sowohl im AT als auch im NT als Geist Gottes benannt. Die Tatsache, dass das NT den Heiligen Geist auch „to pneuma Iêsou“ (Apg 16,7); „pneuma Christou“ (Röm 8,9; 1Pet 1,11); „to pneuma tou hyiou“ (Gal 4,6); „tou pneumatos Iêsou Christou“ (Phil 1,19) nennt, unterstreicht die Gottheit Jesu. Diese Gleichheit, nämlich, dass der Heilige Geist synonym mit „Geist Gottes“ und „Geist Christi“ gebraucht wird, wird sehr deutlich in Röm 8,9, wo Paulus sagt:

„Ihr aber seid nicht im Fleisch, sondern im Geist, wenn wirklich Gottes Geist in euch wohnt. Wenn aber jemand Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein“.

Dazu schreibt Cranfield:

„The ease with which Paul can pass from the one expression to the other is one more indication of his recognition of the divine dignity of Christ“38.

Zudem gibt die untergeordnete Rolle des „Geistes Gottes“ unter Jesus (vgl. u. a. Mt 3,11; Joh 15,26; 16,7) seiner Gottheit Nachdruck (vgl. Joel 3,1).

3. Schluss

Obwohl die Synoptiker Jesus nicht explizit „Gott“ nennen, beschreiben sie ihn doch als solchen und geben ihm Vorrechte, die nur Gott vorbehalten sind

Wir haben gesehen, dass Jesus bei Johannes ausdrücklich „Gott“ genannt wird (Joh 1,1; 1,18; 20,28) und an verschiedenen Stellen als Gott dargestellt wird (Joh 5,17-23; 8,58, 10,30; 12,41).

Obwohl die Synoptiker Jesus nicht explizit „Gott“ nennen, beschreiben sie ihn doch als solchen und geben ihm Vorrechte, die nur Gott vorbehalten sind. Auch für Paulus ist Jesus vollkommen Gott (Kol 2,9), wie er ihn ausdrücklich benennt (Röm 9,5; Titus 2,13). Dies ist ebenfalls im Hebräerbrief und bei Petrus bezeugt. Auf Grund dieses biblischen Befundes, sind wir berechtigt zu bekennen, dass Jesus im wahrsten Sinne Gott ist. Daher darf der Christus-Gläubige wissen, dass sein Glaube an die Gottheit Jesu auf biblischer Grundlage basiert und zwingender Glaubensinhalt ist, denn:

„Wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, der hat auch den Vater“ (1Joh 2,23) und „Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat“ (Joh 5,23).

Wer Bibelstellen ohne Berücksichtigung ihres Zusammenhangs zur Unterstützung einer vorgefassten Meinung benutzt, missbraucht die Schrift

Bei dem Nachdenken über die Person Jesu sollte die doppelte Natur Christi nicht übersehen werden. Jesu untergeordnete Rolle unter den Vater darf nicht dazu verleiten, Schlussfolgerungen über Jesu Wesen zu ziehen, die im Widerspruch zu anderen Bibelstellen stehen. Dabei darf nicht vergessen oder übergegangen werden, dass letztendlich nicht menschliche Logik, sondern die inspirierte Bibel der Maßstab unserer Gotteserkenntnis ist.

Bibelstellen aber, die ohne Berücksichtigung ihres Kontextes zur Unterstützung einer bereits vorgefassten Meinung herangezogen werden sind ein Missbrauch der Bibel.

Durch meine Auseinandersetzung mit der Lehre der Zeugen Jehovas über die Gottheit Jesu, ist mir die Schwierigkeit und Notwendigkeit bewusst geworden, auf Irrlehren zu antworten. Die Argumente der Zeugen Jehovas können von einem durchschnittlichen Christen nicht geprüft und widerlegt werden, da sie oft pseudo-wissenschaftlich argumentieren, Experten zitieren und teilweise die biblischen Ursprachen verwenden. Eine biblisch fundierte Lehre in der Gemeinde durch die Leiter, ist eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen, die Gläubigen vor derartigen Angriffen zu schützen.

Die Zeugen Jehovas erlebten in den letzten Jahrzehnten weltweit ein starkes Wachstum. 1945 zählten sie 141.606 aktive Mitglieder, 1975 waren sie ca. 2 Millionen, 1985 stieg ihre Zahl auf ca. 3 Millionen und 1995 auf mehr als 4,5 Millionen.39 Heute zählen sie ca. 5,6 Millionen Mitglieder.40 Ihre Zeitschriften sind stark verbreitet: Gassmann schreibt, der „Wachturm“ sei „die auflagenstärkste religiöse Zeitschrift der Welt“, dessen Auflage 1996 18,9 Millionen Exemplare betrug. Die erste Auflage der Broschüre SDg erschien mit 5 Millionen Exemplaren. Daher ist es an der Zeit, dass christliche Verantwortliche ihre Aufgabe ernst nehmen, die nicht nur darin besteht, die Christen zu bewahren, sondern auch auszurüsten, um Mitgliedern der Zeugen Jehova Organisation den Weg des Heils durch den Glauben an den Herrn Jesus Christus zu zeigen.

Am Ende dieser Arbeit bleibt mir nur zu bekennen: JESUS IST GOTT.


  1. [Anom.], Sollte man an die Dreieinigkeit glauben: Ist Jesus Christus Gott, der Allmächtige?, Hg. Wachturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft, Übers. [anom.] (Selters: Wachturm-Gesellschaft Deutscher Zweig, 1989), S.16. Die Broschüre gehört zu den wichtigsten Schriften der Zeugen Jehovas über die Trinität. Im Folgenden wird die Abkürzung SDg dafür verwendet. 

  2. Im Folgenden werde ich diesen Begriff allgemein für die ganze Organisation verwenden. 

  3. Alle Zitate aus SDg, S.7-29. Die Zeugen Jehovas meinen, Jesus habe vor seiner Menschwerdung den Engeln gleich als Geistwesen existiert (vgl. u.a. ebd., S.3; 14). 

  4. Die Bibel wird von den Zeugen Jehovas als von Gott inspiriert angesehen; vgl. [anom.], Erkenntnis, die zu ewigem Leben führt, Selters: Wachturm-Gesellschaft Deutscher Zweig, 1995 (1. Aufl., 6 Millionen Exemplare). Auf S. 19 dieses Buches heißt es: „Die Bibel ist ‚von Gott inspiriert‘ (2. Timotheus 3,16). Zwar zeichneten Menschen die Worte auf, aber Gott lenkte ihre Gedanken, weshalb die Bibel wirklich ‚das Wort Gottes‘ ist (1. Thessalonicher 2:13)“. 

  5. SDg, S. 5. 

  6. Vgl. die oben zitierten Verse über die Sendung des Sohnes, wo es heißt, dass der Vater „seinen (schon vor der Inkarnation genannten) Sohn“ in die Welt gesandt hat. 

  7. SDg, S. 14ff. 

  8. J.P. Louw und E.A. Nida [Hg.], Greek-English Lexicon of the New Testament based an Semantic Domains, 2. Aufl. (New York: United Bible Societies, 1988/9) 10.43; 13.79; 87.47. 

  9. Wilhelm Michaelis, „prôtotokos, prôtotokeia“, ThWNT, Bd. VI, S. 879. 

  10. W. Haubeck und H. von Siebenthal, Neuer Sprachlicher Schlüssel zum griechischen Neuen Testament (Gießen, Brunnen Verlag: 1994), Bd. II, S.183. 

  11. Bauer-Aland, Griechisch-deutsches Wörterbuch, Sp. 224f. 

  12. Vgl. Jes 41,4: „Wer hat es gewirkt und getan? Der die Generationen ruft von Anbeginn. Ich, der HERR, bin der Erste, und bei den Letzten bin ich derselbe“; Jes 44,6: „So spricht der HERR, der König Israels und sein Erlöser, der HERR der Heerscharen: Ich bin der Erste und bin der Letzte, und außer mir gibt es keinen Gott“; Jes 48,12: „Höre auf mich, Jakob, und Israel, mein Berufener! Ich bin, der da ist, ich der Erste, ich auch der Letzte“. 

  13. Sicherlich wurde Melchisedek zu einer bestimmten Zeit geboren und ist zu einer anderen gestorben. Da dies aber im AT nicht erwähnt wird (er hat keinen Stammbaum), wird von ihm gesagt, dass er „keinen Anfang der Tage und kein Ende des Lebens“ hatte. Der Verfasser des Heb versteht dies typologisch auf den „Sohn Gottes“ hin, der diese Eigenschaften aber tatsächlich besitzt. 

  14. Vgl. Louw & Nida, 89.16: „the origin of what God has created“. 

  15. Für eine gute Übersicht dieser Lehre und der Fehlentwicklung im Laufe der Kirchengeschichte vgl. W. Grudem, Systematic Theology (Grand Rapids: Zondervan, 1994), S. 554ff. 

  16. SDg, S. 14f.; 17f. 

  17. Es ist interessant, was Calvin hierzu schreibt: „Es geht hier nicht um die bloße Gottheit Christi … Die Juden dachten bei ihm nur an seine menschliche Natur. Deshalb geht er dagegen vor und sagt, er habe die Kranken nicht mit menschlichen Kräften geheilt, sondern mit der Kraft Gottes, die unter dem sichtbaren Fleische verborgen war“; Johannes Calvin, Auslegung des Johannes-Evangeliums (Neukirchen-Vluyn: Neukirchner Verlag, 1964), S. 125f. 

  18. Es war hier nicht Jesu Absicht, sich über seine eigene Person bzw. sein Gutsein zu äußern. 

  19. Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift (Selters: Wachturm-Gesellschaft Deutscher Zweig, 1986, S.1329; [Abk. NWÜ]. 

  20. SDg, S. 26; ,vgl. NWÜ, S. 1643. 

  21. Qualitativ ist weder definiert noch undefiniert. Vgl. z. B. Joh 1,14, wo man „Fleisch“ („sarx“) weder mit „ein Fleisch“ noch mit „das Fleisch“ übersetzen kann. Der Logos ist Fleisch bzw. Mensch geworden, d.h. er hat die menschliche Natur und alles, was dazu gehört angenommen und ist wie jeder andere Mensch geworden. 

  22. Die berühmte Colwell-Regel, die besagt, dass bei einem determinierten Prädikatsnomen der definierte Artikel gewöhnlich fehlt, wenn es (das Prädikatsnomen) vor der Kopula steht, wurde öfter falsch verstanden, im Sinne von: Wenn ein Prädikatsnomen vor der Kopula steht und keinen Artikel hat, ist es gewöhnlich definiert. Dieses falsche Verständnis hat einige Trinitarier dazu verleitet zu meinen, dass die griechische Grammatik in Joh 1,1c fordern würde, dass „theos“ definiert sein soll, was aber nicht der Fall ist. Grammatiken und neue Arbeiten haben gezeigt, dass ein ohne definierten Artikel vor der Kopula vorkommendes Prädikatsnomen (und nicht ein „determiniertes“ Prädikatsnomen, das durch seine Voranstellung vor der Kopula, seinen Artikel verloren hat), gewöhnlich „qualitativ“ zu verstehen ist, manchmal definiert und sehr schwach bezeugt „undefiniert“. Obwohl die Grammatik die qualitative Bedeutung für die wahrscheinlichste hält, ist es der Kontext, der entscheidet. Vgl. dazu die gut dargestellte und ausführliche Diskussion in D.B. Wallace, Greek Grammar Beyond the Basics (Grand Rapids, Zondervan, 1996), S. 256-266; auch den ersten Anhang über den Artikel bei M. J. Harris, Jesus as God (Grand Rapids: Baker, 1992) besonders die Seiten 310-313; D. A. Carson, Exegetical Fallacies, 2. Aufl. (Grand Rapids: Baker, 1996), S. 82-84. Vgl. auch die in diesen Werken genannten Literaturen. 

  23. Harris, Jesus as God, S. 58. Es ist wahr, dass der Begriff „Gott“ nicht ausschließlich auf Gott angewandt wird, aber an keiner dieser Stellen, wird der genannte „Gott“ verehrt, wie dies bei dem Logos der Fall ist. Johannes schreibt in Joh 1,1c von seinem Herrn. 

  24. V. 3 zeigt sehr deutlich, dass ohne ihn nichts existieren würde, was geschaffen wurde. 

  25. Am Anfang war („ên“) der Logos und wurde nicht („egeneto“). Man beachte die vier ên in V. 1f. im Gegensatz zu den vier „egeneto“ in den Vv. 3 (in Bezug auf das, was geschaffen wurde) und 14 (in Bezug auf die Menschwerdung Jesu). 

  26. Diese Leseart erhebt den stärksten Anspruch, ursprünglich zu sein. Sie ist erstens von den besten Manuskripten bezeugt; zweitens, bildet sie die schwierigere Lesart zu ho „monogenês hyios“ (die vom äußeren Zeugen her am schwächsten bezeugt ist); vgl. v. a. die ausführliche Darstellung von Harris; Harris, Jesus as God, S. 74-82. 

  27. SDg, S. 29. 

  28. Dieser Vers stellt heraus, dass der, der den Sohn nicht wie den Vater ehrt, also wer nur den Vater ohne den Sohn ehren möchte, gegen Gottes Willen handelt und weder den Sohn noch den Vater ehrt. Johannes schreibt in seinem ersten Brief: „Wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, der hat auch den Vater“ (1Joh 2,23). 

  29. Über die Vollmacht Jesu, Wunder zu tun schreiben die ZJ: „Beweist die Fähigkeit Jesu, Wunder zu wirken – zum Beispiel Tote aufzuerwecken –, daß er Gott war? Nun, die Apostel und die Propheten Elia und Elisa besaßen diese Macht auch, dennoch waren sie nur Menschen. Gott verlieh den Propheten, Jesus und den Aposteln die Macht, Wunder zu wirken, um zu zeigen, daß er hinter ihnen stand“; SDg, S. 18f. Mt 8-9,35 zeigt aber, dass es einen sehr großen Unterschied gibt zwischen der Wundertätigkeit Jesu und der der Propheten und Apostel. Die Berichte über die Propheten zeigen deutlich, dass sie aus sich selbst nichts tun konnten (vgl. u.a. 1Kön 17,19ff.). Ähnlich ist es auch bei den Aposteln, die ihre Wunder im Namen Jesu getan haben. Jesus aber, der zu seinen Jüngern gesagt hat „ohne mich könnt ihr nichts tun“ (Joh 15,5; vgl. u. a. Lk 9,1, wo er seine Jünger sendet und ihnen Vollmacht gibt, Wunder zu tun) tat Wunder aus eigener Initiative, weil er es „wollte“. 

  30. Die Vollmacht, Sünden zu vergeben ist ein Vorrecht Gottes allein; vgl. u. a. Ex 34,6f.; Jes 43,25; Dan 9,9. 

  31. Das zum Verständnis der Aufforderung unnötige „soi legô“ (obwohl nicht unüblich), zeigt, dass sich Jesus auf seine eigene Autorität beruft. 

  32. Moo, The Epistel to the Romans, S. 568. 

  33. H. Kleinknecht, „theiotês“, ThWNT, Bd. III, S. 123. 

  34. Die NWÜ übersetzt mit: „während wir auf die beglückende Hoffnung und das Offenbarwerden der Herrlichkeit des großen Gottes und [des] Retters von uns, Christus Jesus, warten“. 

  35. „proskyneô“ bedeutet „anbeten, huldigen“. Vgl. Off 22,8f, wo deutlich wird, dass Anbetung nur Gott gilt. Nach der Lehre der Zeugen Jehovas ist Jesus ein Engel (nämlich der Erzengel Michael); vgl. L. Gassmann, Zeugen Jehovas (Stuttgart: Hänssler, 1996), S.179-181. Dies ist mit Heb 1 in keiner Hinsicht vereinbar! Vgl. auch Phil 2,11 mit Jes 45,22-24; Off 5,6-14; 2Pet 3,18. 

  36. Besonders in aus dem AT zitierten Stellen, aber auch darüber hinaus in Apg 1,24; 2, 39; 4,29; 10,14; 17,24; Mt 11,25 par; 1Tim 6,15; Jak 3,9 u. a. 

  37. Vgl. Deut 10,17, wo Jahwe als der Herr der Herren bezeichnet wird; Ps 136,3; 1Tim 6,15f. Vgl. auch die Bibelstellen, wo die ntl. Schreiber atl. Zitate, die Jahwe gelten benutzen und auf Jesus anwenden; vgl. u. a. Apg 2,21f., Röm 10,13 mit Joel 3,5. 

  38. C. E. B. Cranfield, The epistel to the Romans, ICC (Edinburgh: T&T Clark, 1979), Bd. I, S.388. 

  39. Gassmann, Zeugen Jehovas, S. 11. 

  40. Idea-Spektrum: Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt, Nr. 29/30.