Der Flüchtlingsstrom nach Europa und die zunächst unbegrenzte Aufnahme in Deutschland lassen auch in der Gemeinde Jesu die Wogen hoch schlagen. Haben wir als Christen nicht die Pflicht, allen Menschen in Not Hilfe zu leisten oder gehört es zu unserem Auftrag, uns gegen eine schleichende Islamisierung Europas zu wehren? Gehört es nicht auch zur Pflicht als Staatsbürger, sich gegen eine Mulitkulti-Gesellschaft und eine damit verbundene Auflösung der Grundwerte des christlichen Abendlandes zu stellen? Sind wir es unseren Kindern nicht schuldig, uns gegen eine mögliche Katastrophe zu stemmen oder haben wir als Christen die Pflicht, alles widerspruchslos hinzunehmen? Solche und ähnliche Fragen bewegen die Gemüter angesichts der Flüchtlingsproblematik.
Zunächst sehe ich es für wichtig an, dass wir als Nachfolger Jesu in der Flüchtlingsfrage zwei Dinge unterscheiden müssen. Auf der einen Seite stellt sich die Frage, welchen Auftrag wir als Gemeinde Jesu gegenüber den Flüchtlingen in unseren Ländern haben. Eine zweite Sache ist dann der Versuch, die politischen Entwicklungen von der Bibel her zu beurteilen.
Die Flüchtlinge und der Missionsauftrag
Um unseren Auftrag als Gemeinde Jesu zu erkennen, müssen wir zunächst die gesellschaftlichen und politischen Aspekte der Flüchtlingsfrage zurückstellen. Ganz unabhängig davon, was sich aus dieser regelrechten Völkerwanderung entwickelt, muss es unser Hauptanliegen sein, alle Menschen mit dem Evangelium von Jesus zu erreichen. Es kommen mit den Flüchtlingen auch Menschen aus Ländern zu uns, in welchen durch die Kriegswirren und den Islam keine Missionsarbeit getan werden kann. Erkennen wir diese Chance und Herausforderung oder sind uns egoistische Interessen, wie Wohlstandssicherung und ein möglichst bequemes Leben wichtiger? Haben wir einen dauerhaften Anspruch als Gemeinde Jesu auf ständige Glaubensfreiheit und eine uns freundlich gesinnte Gesellschaft?
Eine große Herausforderung
Das freundliche Grüßen der Flüchtlinge ist schon ein erster kleiner Schritt, wie wir ihnen liebevoll begegnen können. Jede Gemeinde und jeder Gläubige hat die Möglichkeit, sich geeignete fremdsprachige evangelistische Literatur zu besorgen. Als die erste große Flüchtlingswelle aus Ungarn in München eintraf, war ich im Auto unterwegs. In den Nachrichten war zu hören, wie sich unter die Ankommenden im Münchner Hauptbahnhof sofort Salafisten mischten, ihre Hilfe anboten und Schriften verbreiteten. Mein erster Gedanke war: Wo sind wir Christen? Es ist mir bekannt, dass Gläubige auch sofort mit der missionarischen Arbeit unter Flüchtlingen begonnen haben. Trotzdem müssen solche Meldungen uns zum Nachdenken und Überprüfen der eigenen Sichtweise bringen.
Es wäre eine Verfehlung des Missionsauftrages, wenn man sich nur für Sozialarbeit und Integration engagiert, die Verkündigung des Evangeliums aber nicht Hauptziel ist.
Es geht auch um die Frage, wie wir durch praktische Hilfe Herzen und Türen für das Evangelium öffnen können. Wohlgemerkt geht es nicht um eine blauäugige Gutgläubigkeit und naive Hilfsbereitschaft, die nur eine Erwartungshaltung der Betreffenden fördert. Die Nachfrage bei Missionaren aus entsprechenden Gebieten oder bie anderen Gläubigen mit Erfahrung in der Ausländerarbeit, kann eine große Hilfe sein. Das Zeugnis für Christus ist immer mit der praktischen Liebe verbunden. Leider gibt es hier unter einem Teil der Evangelikalen eine fragwürdige Tendenz. Man engagiert sich auf dem Hintergrund des emergenten Denkens für Sozialarbeit und Integration, ohne aber eine klare Verkündigung und Bezeugung der rettenden Botschaft des Evangeliums als Hauptziel zu haben. Gesellschaftlich mag das gewürdigt und anerkannt werden. Geistlich gesehen ist es eine Verfehlung des Missionsauftrages.
Wo es um die Evangelisation unter Muslimen geht, ist es hilfreich, sich vorher über die richtige Vorgehensweise zu informieren. Auch unter den christlichen Flüchtlingen gibt es viele, die einer Denomination angehören, doch noch niemals die rettende Botschaft von Jesus gehört haben. Sie stehen oft schon in Flüchtlingsunterkünften unter Druck durch Muslime, was unsere Liebe und Hilfsbereitschaft wecken sollte.
Für mich war es vor einigen Jahren ein bewegendes Erlebnis, als ich bei der Taufe eines eritreischen Asylbewerbers die Predigt halten durfte. Er war vor dem Bürgerkrieg in die Schweiz desertiert und kam durch einen Gläubigen, der regelmäßig das Asylantenheim besuchte, zum Glauben an Christus. Aus einem Namenschristen wurde ein Nachfolger Jesu!
Gläubige und die Gemeinden sollten sich auch überlegen, wie man missionarisch am besten vorgehen kann. So ist es sicher nicht der Auftrag junger Frauen, sich um männliche Flüchtlinge zu kümmern und zu meinen, an Einzelnen von ihnen einen missionarisch-seelsorgerlichen Auftrag zu haben. Das wurde schon mancher zum Verhängnis und endete in notvollen Beziehungen und Ehen.
Der Gebetsauftrag
Nun haben wir als Gläubige auch unterschiedliche Platzanweisungen und Aufgaben. Nicht jeder ist dazu beauftragt, in der vordersten Reihe unter Flüchtlingen zu arbeiten. Aber eine Sache kann jeder Gläubige und jede Gemeinde tun: Für die Flüchtlinge und den Lauf des Evangeliums zu beten. Beten wir in unseren Gemeinden regelmäßig für die, welche diesen Dienst tun? Beten wir darum, dass Flüchtlinge hierzulande nicht nur den Wohlstand, sondern Christus kennenlernen? Beten wir um Bewahrung für die Flüchtlinge, beispielsweise auf dem Mittelmeer, damit sie nicht nur äußerlich, sondern wirklich gerettet werden? Sehen wir in dem gesellschaftlichen und religiösen Explosionspotential nur eine Bedrohung, oder hat für uns der letzte Auftrag des Auferstandenen1 oberste Priorität? Beten wir auch für den Lauf des Evangeliums in den betreffenden Herkunftsländern und die leidenden und verfolgten Gläubigen dort?
Gäste und Fremdlinge
Und noch eine Sache sollten wir nicht übersehen. Als Christen dürfen wir sehr dankbar sein für die Glaubensfreiheit, die wir in Westeuropa immer noch haben. Dankbar, für unsere Heimatländer mit allem was sie uns zum Leben bieten. Trotzdem sollten wir nicht vergessen, dass Paulus in Philipper 3,20 von unserem eigentlichen Bürgerrecht, unserer vorrangigen „politischen“ Verankerung, im Himmel spricht. Als Nachfolger Jesu sind wir hier nur auf der Durchreise, ganz gleich welchen Pass wir besitzen. Petrus bezeichnet die Gläubigen aus diesem Grund als Fremdlinge (1Pet 1,1). Leider ist diese biblische Sichtweise durch den Wohlstand und die Glaubensfreiheit weitgehend verlorengegangen.
Unsere himmlische Hoffnung sollte den tiefen Wunsch in uns wecken, dass auch die Flüchtlinge die einzig wahre Heimat bei Gott finden.
Man meint, dass Wichtigste sei heute für Christen, ihren Platz in der irdischen Gesellschaft zu erkämpfen und zu festigen. Dabei erinnern uns die Flüchtlingsströme selbst an unseren geistlichen Status auf dieser Erde und die eigentliche Heimat bei Jesus. Weil wir selbst aus biblischer Sicht Fremdlinge sind, sollte dies unseren Blick auch für die anderen Fremdlinge öffnen. Diese Einstellung sollten wir unabhängig davon haben, durch welche politischen Konstellationen und mit welchen Absichten Menschen zu uns kommen. Unsere himmlische Hoffnung sollte den tiefen Wunsch in uns wecken, dass doch die Flüchtlinge in unserem Land auch diese einzig wahre und letzte Heimat bei Gott kennenlernen.
Einige Gedanken zu den Hintergründen der Flüchtlingsströme
Das Erkennen der Bedeutung des Missionsbefehls in der Flüchtlingsfrage bedeutet aber nicht, dass wir die Augen verschließen vor damit verbundenen Entwicklungen und auch Gefahren. Es ist geradezu offensichtlich, dass das kopflose und leichtgläubige Vorgehen in der Flüchtlingsproblematik zu innenpolitischen Spannungsfeldern und Zerreißproben führen wird. Der ideologische Traum eines Multikulti-Gutmenschentums weicht wohl schnell einer rauen und ernüchternden gesellschaftlichen Realität. Dazu kommen das Selbstverständnis und der damit verbundene religiös-politische Anspruch eines ganzen Teils der islamischen Flüchtlinge. Es zeichnet sich geradezu ab, dass durch die damit verbundenen Entwicklungen extreme politische Kräfte an Einfluss gewinnen. Möglicherweise werden die linksideologischen Vordenker einmal mit Entsetzen feststellen müssen, wie sie zum Wegbereiter eines neuen gefährlichen Rechtsextremismus wurden.
Der gesteuerte Flüchtlingsstrom
Auch unter Christen begegnet man im Zusammenhang mit den Flüchtlingsströmen der These, dass alles von höheren politischen Kreisen oder einer geheimen Weltregierung gesteuert wäre, um Europa zu destabilisieren. Nach meiner Beobachtung geht bei manchen Christen mit einem vermehrten „Internetglauben“ der wahre Gottesglauben verloren. Die scheinbar spektakulären Informationen von manchen Internetportalen trüben den Blick für die biblisch-heilsgeschichtliche Sichtweise. Nun kennen wir nicht alle Hintergründe und Zusammenhänge wirklich. Trotzdem sollten wir unser Denken immer an der biblischen Sichtweise ausrichten. Es ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass eine gezielte Zuwanderung in Europa eine Strategie zur Ausbreitung des Islam sein kann.
Christen sehen als Koordinator der Weltgeschichte immer zuerst Gott selbst.
Um es nicht zu verschweigen, auch ich glaube an gesteuerte Flüchtlingsströme. Allerdings sehe ich von der Bibel her einen ganz anderen Koordinator dahinter als in den vielen Verschwörungstheorien: Gott selbst! So enthüllt er dem Propheten Habakuk, wie er das gottlose Volk der Chaldäer nicht nur „zulässt“, sondern „erstehen lässt“ und als Werkzeug gebraucht, um seine Pläne auszuführen (Hab 1,5-6). In Jesaja 41 und 43 können wir ebenfalls erkennen, wie Gott inmitten der Völkerwelt handelt. Er schenkt den Medo-Persern den Aufstieg und gibt andere Völker dahin. Dieses Handeln Gottes sieht Jesaja in einem Zusammenhang mit Israel. Selbst im Buch der Offenbarung ist Gottes Herrschaft im Hintergrund über die Völkerwelt deutlich, welche gegen ihn rebelliert (vgl. Offb 17,17). Dies macht getrost in unserer unsicheren Zeit, ganz unabhängig davon, wie sich alles entwickelt. Gott selbst handelt mittels der Geschichte, damit seine Pläne und Absichten zur Ausführung kommen. Wohlgemerkt bedeutet dies nicht, dass am Ende „alles gut kommt“. Die Bibel spricht auch von Gottes richtendem Lenken und Handeln inmitten der Völkerwelt.
Das Zeitalter des Internets und der europäische Konsummarkt
Durch die Spekulationen über gesteuerte Flüchtlingsströme geht ein weiteres Faktum unter. Ohne die elektronische Massenkommunikation, ohne Mobiltelefone, Smartphones und das Internet, wären die momentanen Flüchtlingsströme gar nicht möglich. Nur so kann umfassend Kontakt mit Schleusern aufgenommen werden, können Patrouillen und Grenzkontrollen ausgetrickst und innerhalb kürzester Zeit die Fluchtrouten gewechselt werden. Über diesen Weg ist es auch viel einfacher, andere nach Europa nachzulotsen und die nötigen Informationen zu liefern. Ironischerweise ermöglicht das gleiche Internet erst die umfassenden Flüchtlingsströme, das zugleich viele Spekulationen über die angeblich „wahren Hintergründe“ verbreitet.
Ein Mitarbeiter in einem nordafrikanischen Land erzählte mir, wie die Menschen durch die elektronischen Medien und das Fernsehen dort ständig mit dem europäischen Wohlstand konfrontiert werden. Es entsteht für sie der Eindruck, dass all das umsonst zu haben ist. Wer kann ihnen den Wunsch verübeln, alles daran zu setzten und sich auf den Weg zu machen, um auch am europäischen Konsum teilzuhaben? Hans-Peter Martin und Harald Schumann haben schon 1996 auf eine Folge aufmerksam gemacht, die sich aus dem starken Wirtschafts- und Wohlstandsgefälle zwischen den Globalisierungsstaaten und der Armut in den anderen Ländern ergeben wird: Der Ansturm von Flüchtlingen nach Europa.2
Wie schon erwähnt, kommen Menschen nach Europa, in deren Herkunftsländern Mission nur unter schweren Bedingungen oder überhaupt nicht möglich ist. Daneben möchte ich aber kurz versuchen, die Entwicklungen im Rahmen der Heilsgeschichte zu beleuchten.
Der Flüchtlingsstrom und Israel
Wie gesagt, zeigt der Prophet Jesaja einen Zusammenhang zwischen der Dahingabe von Völkern und Gottes Handeln mit Israel auf. Nicht nur im Abrahamssegen (1Mo 12,1-3) macht die Bibel den Zusammenhang deutlich, zwischen der Stellung der Völker zu Israel und dem Fluch oder Segen.
Die westlichen Staaten haben Israel regelmäßig zum Prügelknaben gemacht, obwohl dieser Staat die einzig funktionierende Demokratie im Nahen Osten ist. Streng diktatorische, tyrannische Herrscher und islamische Staaten wurden wegen wirtschaftlich-politischer Interessen vergleichsweise milde behandelt. Für die religiös begründete Feindschaft der islamischen Staaten gegenüber Israel wurde dem Judenstaat teilweise eine Mitschuld gegeben. Ulrich Sahm hat in einem Artikel darauf aufmerksam gemacht, wie der Westen über unbeschreibliche Vorgänge in Syrien, dem Irak oder Libyen, Ägypten und anderen Ländern lange Zeit hinwegsah.3 Vor diesem Hintergrund möchte ich fragen: Könnten die Probleme, die sich durch die Flüchtlingsströme ergeben, nicht auch eine Retourkutsche für die verfehlte Israelpolitik des Westens sein? Sind die großen Flüchtlingsströme nicht prinzipiell die Folge einer egoistischen Politik, die von purem Eigeninteresse geprägt ist und nicht etwa von echter Sorge um andere Menschen und Völker?
Wie dem auch sei, der Westen ist dabei, die Früchte einer jahrelang heuchlerischen und verfehlten Nahostpolitik einzufahren. Die Bibel sieht an vielen Stellen einen Zusammenhang zwischen Israel und den Bewegungen in der Völkerwelt.
Der desolate geistliche Zustand in Europa
Obwohl eine zunehmende Islamisierung Europas manche Medien herunterspielen, ist sie offensichtlich im Gange. Der starke Zustrom von Flüchtlingen wird diesen Trend auf natürliche Weise verstärken. Kann es dafür auch eine geistliche Erklärung geben?
In den letzten Jahrzehnten haben die Bibel und das Christentum ihren Einfluss auf Europa weitgehend eingebüßt. In vielen Ländern macht die Gesellschaft sich daran, die letzten christlichen Grundwerte zu schleifen. In Römer 1 lesen wir davon, wie Gott die Menschen dahingibt, weil sie ihm als den Schöpfer nicht die Ehre gaben. So ist der zunehmende Einfluss des Islam auch als ein Gericht Gottes über die Entwicklungen in Europa zu sehen. Dies trifft aber nicht nur für die säkulare Gesellschaft zu. Es ist auch Gericht über eine oberflächliche und lau gewordene Christenheit, zu der wir selbst gehören.
In Offenbarung 2 und 3 finden wir die sieben Sendschreiben an die Gemeinden in Asien. Es gibt auch die kirchengeschichtliche Auslegung dieser Sendschreiben. Demnach würde jedes Sendschreiben neben seiner wörtlichen Bedeutung, den geistlichen Stand und die Gefahren einer Epoche beschreiben. Das Sendschreiben an Pergamon (Offb 2,12-17) deutet nach dieser Auslegung auf die Vermischung von Kirche und Macht zwischen dem 4. und 7. Jahrhundert hin. Falls keine Umkehr passiere, droht Christus der Gemeinde, mit dem Schwert seines Mundes über sie zu kommen und Krieg zu führen. Ralph Shallis wies auf einer OM-Konferenz Ende der 60er-Jahre darauf hin, dass er das Aufkommen des Islam mit dem Koran als falschem Wort und die gewaltsame Austilgung der frühen Gemeinde in Kleinasien als Erfüllung dieser Drohung ansah.4
Damit deutete er den Islam als Gericht Gottes über eine veroberflächlichte und kompromissbereite Christenheit. Wenn man diese Auslegung auch als exegetisch nicht „wasserdicht“ anfechten mag, gibt sie doch einen Anstoß zum Nachdenken. Als der Islam mit den Türken Anfang des 16. Jahrhunderts vor den Toren Wiens stand, war für Luther diese Bedrohung ein Gottesgericht, auch über den geistlichen Zustand Deutschlands. Um nicht dem Islam anheimzufallen, sah er für die frommen Christen nicht den äußeren Kampf des Kaisers, sondern Buße und Gebet angesagt.5 Es gibt manche Gläubige, die sich heute gegen die zunehmende Islamisierung wehren und meinen, dem mit allen politischen Mitteln entgegenwirken zu müssen. Manchmal ist damit auch die Gefahr verbunden, sich mit politisch fragwürdigen Strömungen einzulassen. Aber eine bußfertige Haltung ist weit weniger zu finden, welche sich unter unseren desolaten geistlichen Zustand beugt, über die eigene Lauheit und das Wohlstandschristentum Buße tut und Gott deshalb um sein Erbarmen anfleht.
Sind die großen Flüchtlingsströme nicht prinzipiell die Folge einer egoistischen Politik, die mehr von purem Eigeninteresse geprägt ist als von echter Sorge um andere Menschen und Völker?
Angesichts der großen Flüchtlingsströme in Deutschland wurde ich an ein Zitat von meinem Lehrer David Jaffin, vor über 30 Jahren erinnert. Im Rückblick wirkt es geradezu prophetisch. Sinngemäß machte er aufgrund der heilsgeschichtlichen Beurteilung der Geschichte folgende Aussage:
Gott richtet einen Götzen immer da, wo ihn sich ein Volk aufrichtet. Deutschland wollte im Dritten Reich durch die nationalsozialistische Ideologie die reine Rasse haben. Es wird dafür die völlige Völkervermischung bekommen.6
Empörung oder Beugung?
Die Probleme, welche sich für Europa durch die Flüchtlingsströme schon ergeben haben und auch noch ergeben werden, sind offensichtlich. Das sieht man auch trotz aller Liebe und allem missionarischen Engagement für die Flüchtlinge. Daran kann weder die Schönfärberei von einem ganzen Teil der Medien, noch das Süßholzgeraspel vieler Politiker etwas ändern. Aber es bleibt die Frage, wie wir uns als Gläubige dazu stellen? Ist es unser Auftrag, politisch kräftig auf die Pauke zu hauen? Dürfen wir uns möglicherweise gegen den sich ausbreitenden Islam auch mit fragwürdigen Kräften verbinden? Entspringt manche Empörung nicht mehr aus dem Wunsch nach einem ungestörten Wohlstandsleben, als aus tiefen geistlichen Überzeugungen?
Lasst uns nicht schweigen und wegducken, wo christliche Flüchtlinge in den Unterkünften um ihres Glaubens willen gedrückt und bedrängt werden. Paulus konnte sich an der richtigen Stelle auch auf sein römisches Bürgerrecht berufen. Die aufgewühlte Situation soll auch dazu beitragen, unser Anliegen und Gebet für die verfolgten Gläubigen in den islamischen Ländern wachsen zu lassen.
Wenn wir das Erstarken des Islam als Gericht Gottes über eine laue Christenheit verstehen, dann wäre vor allem eine bußfertige Haltung und die Bitte um Gottes Erbarmen angebracht.
Aber bei all dem geht es darum, uns selbst wegen der Gottlosigkeit in Europa genauso zu beugen, wie über unsere eigene so oft oberflächliche und angepasste Nachfolge. Empörung und Entrüstung sind eine Sache. Sich vor dem Herrn selbst zu beugen und zu beten, auch für unsere Obrigkeit, ist etwas ganz anderes. Dem letzten Befehl des Auferstandenen zu gehorchen – Gehet hin in alle Welt – war noch nie mit einer so kurzen „Anreisestrecke“ verbunden wie heute. Menschen aus ganz unterschiedlichen Nationen wohnen in großer Zahl vor der eigenen Haustüre. Hier kann jede Gemeinde, jeder Gläubige selbst an der großen Mission Gottes teilnehmen, von deren Verpflichtung wir erst im Augenblick der Entrückung entbunden sein werden.
So nannte Hudson Taylor den Missionsauftrag ↩
Hans-Peter Martin, Harald Schumann, Die Globalisierungsfalle, München: Rowohlt, 1996: S.60-61. ↩
http://www.israelnetz.com/hintergrund/detailansicht/aktuell/woran-krankt-unser-denken-93219/ ↩
Quelle: Alexander Seibel als Teilnehmer der OM-Konferenz ↩
Heinrich Fausel, Dr. Martin Luther – sein Leben und Werk, Bd. 2, SCM Hänssler: S. 133. ↩
Unterricht EAT 1987/88 ↩