Nicht nur in der aktuellen Diskussion um den richtigen Umgang mit der großen Zahl von Flüchtlingen und Einwanderern ist eine bedenkliche Entwicklung zu beobachten: Statt nüchtern und besonnen über Fakten und notwendige Konsequenzen zu sprechen, wird zunehmend mit Emotionen gespielt.
Die einen wollen Mitgefühl hervorrufen und geben offen zu, dazu Bilder von leidenden Kindern und Geschichten von Krieg und Elend in den Vordergrund zu rücken. Sogar dem Nachrichtensprecher kommen die Tränen. Die anderen wollen Ablehnung und Feindschaft befördern und erzählen deswegen nur von kriminellen Ausländern, Tricksern im Sozialsystem oder verschlagenen Islamisten.
Die einen wollen Betroffenheit, die anderen Empörung. Alle aber versuchen, unser Gefühl anzusprechen, weil wir auf dieser Ebene viel schneller zu beeinflussen sind. Mit seinen Gefühlen kann der Mensch allerdings auch leicht manipuliert werden. Im Grunde wissen wir das: Verliebtsein macht blind. Im Zorn gehen wir zu weit. Angst ist kein guter Ratgeber. Deswegen ist es ein beliebter Vorwurf geworden, nur von Emotionen geleitet zu sein.
Tatsächlich ist es immer schwerer, nüchtern und besonnen zu bleiben. Es ist anstrengender, sich mit Fakten auseinanderzusetzen und nach der Wahrheit von Geschichten zu fragen, als Gerüchte zu verbreiten.
Gottes Wort gibt uns auch hier klare Wegweisung: „Deshalb umgürtet die Lenden eurer Gesinnung, seid nüchtern und hofft völlig auf die Gnade, die euch gebracht wird in der Offenbarung Jesu Christi!“ (1Pet 1,13). Das Evangelium selbst, aber auch die Art und Weise, wie Gott es offenbart hat, fordert als notwendige Konsequenz Nüchternheit und die völlige Hoffnung auf Gottes Gnade.
Die Nachfolger Christi sind nicht nur irgendwie religiös berührt und lassen sich dann von ihren religiösen Gefühlen leiten. Sie vertrauen auf die Wahrheit, die Gott mit Wörtern offenbart hat. Sie fragen, was genau in der Bibel steht und was Gott damit sagen wollte. Dann vertrauen sie den festen Zusagen Gottes und richten ihr Leben danach aus. Auch unter Christen gibt es einige, die das zu langweilig finden und deswegen die emotionale Berührung zum Anfang, zur Mitte und zum Ziel des Glaubens machen.
Gott hat dagegen mit seinem Wort alles getan, damit wir die Wahrheit erkennen, die in seiner Person und seinem Wort liegt. Dieser Wahrheit dürfen wir nüchtern vertrauen. Christen sind nicht gefühllos, aber sie wissen, dass ihre Gefühle kein Wegweiser werden dürfen.
Wenn wir unser Denken dann „umgürten“, also für die aktuelle Herausforderung bereit und beweglich machen, dann stellen wir fest, dass wir nicht auf ungestörten Wohlstand hoffen oder auf ein „deutsches“ oder christliches Deutschland, sondern auf das Evangelium. Von dieser Hoffnung, die wir aus Gottes Wort haben, geben wir auch Zeugnis (1Pet 3,15). Dazu helfe uns Gott.