Beginnen wir mit Gottes Wort:
1Thess 5,21: Prüft aber alles, das Gute haltet fest!
Manche erklären den Vers so, als ob Paulus nur zum Prüfen und Festhalten des Guten ermutigt hätte und behaupten, man dürfe nicht über negative Dinge sprechen. Aber der Zusammenhang sagt etwas anderes:
1Thess 5,14: Wir ermahnen euch aber, Brüder: Weist die Unordentlichen zurecht, tröstet die Kleinmütigen, nehmt euch der Schwachen an, seid langmütig gegen alle!
1Thes 5,22: Von aller Art des Bösen haltet euch fern!
Es wird uns deutlich gesagt, dass wir auch warnen müssen. Es macht zwar keine Freude, Irrtümer und Schwächen von anderen aufzuzeigen. Dennoch ermahnt uns die Schrift, das zu tun.
Wir sollen euch nun helfen, die Tendenzen in Amerika zu erkennen. Es ist ja eine gewisse Ironie der Geschichte, dass deutsche Theologen wie Schleiermacher und andere Vertreter der Bibelkritik einen starken Einfluss auf unsere Gemeinden hatten. Und jetzt kommen die schlechten Einflüsse der amerikanischen Gemeinden nach Deutschland zurück.
1. Kulturelle Einflüsse auf die Gemeinden
Materialismus
Der Einfluss des Materialismus wirkt sich bei uns so aus, dass die vermögendsten Leute die Richtung in manchen Gemeinden bestimmen. Leute mit Geld können Radiozeit oder Anzeigen kaufen. Amerikanische Christen wollen am liebsten einen reichen Amerikaner finden, der ihre Gemeinde-Richtung finanziert. Aber sie vergessen oft, Gott um seine Hilfe zu bitten.
1.1 Unterhaltung
Das ist der große Götze Amerikas: Unterhaltung. Unsere Anbetungsgottesdienste werden immer mehr zur Unterhaltung. In unseren christlichen Buchhandlungen findet man nur noch 30 % Bücher und 70% alles mögliche andere wie „christliche“ Kaffeetassen und Bleistifte mit dem Namen „Jesus“.
1.2 Popularität
Ein anderer Götze in Amerika ist das Streben, immer populär zu sein. Die Leute vergessen, dass mit dem Kreuz ein Ärgernis verbunden ist. Sie wollen mit allen Freund sein, und passen die Botschaft ihnen an.
1.3 Toleranz
Ein anderer Götze in Amerika heißt Toleranz. Wir wollen nicht mehr dogmatisch sein. Wir wollen die Dinge nicht so deutlich beim Namen nennen.
All diese Einflüsse unserer Kultur beeinflussen auch die Gemeinden.
2. Die vergessene Autorität der Bibel
Vor 30-40 Jahren haben wir den Kampf um die Unfehlbarkeit der Schrift geführt. Grob gesehen haben wir diese Schlacht gewonnen. Viele Menschen glauben von ganzem Herzen an die Irrtumslosigkeit der Schrift, sie respektieren aber nicht ihre Autorität.
Wir haben also einen Pastor, der an die Irrtumslosigkeit glaubt, aber in der ganzen Woche nur noch 12 Minuten lang predigt
Ich kenne einen gläubigen Pastor, der seine Gemeinde populär machen wollte. Seine Predigten wurden jedes Jahr kürzer. Jetzt predigt er nur noch 12 Minuten. Auch der Bibelunterricht am Sonntagabend wurde abgeschafft. Die Hauskreise beschäftigen sich nicht mehr mit der Bibel, sondern bieten einfach nur Gemeinschaft an. Jetzt kam niemand mehr zu den Sonntagsschulen, deshalb wurden sie abgeschafft. Wir haben also einen Pastor, der an die Irrtumslosigkeit glaubt, aber in der ganzen Woche nur noch 12 Minuten lang predigt.
3. Freundliche, gewinnende Männer
Es begann 1950 in den USA. Ein freundlicher, gewinnender Mann wurde immer bekannter: Billy Graham. Die Auswirkungen von seinem Leben und Dienst sind allerdings erschreckend. Es begann damit, dass er Katholiken mit in seine Feldzüge hineinnahm. Sie saßen mit auf der Bühne. Dann bat er den katholischen Bischof, den Feldzug mit Gebet zu eröffnen. Über 40 Jahre hin wurde diese Tendenz immer stärker. Auch die „geistlichen Kinder“ Billy Grahams sind gute Leute mit gewinnendem Wesen. Aber auch sie vertreten eine gefährliche Philosophie, die sich ebenfalls in unsere Gemeinden eingeschlichen hat.
Einer von ihnen ist Bill Hybels. Seine berühmte Gemeinde ist die Willow Creek Church. Sie haben einen Gemeindeverband, zu dem 9500 Gemeinde gehören. Letztes Jahr haben 100.000 Menschen ihre Konferenz in Amerika besucht. Sie lehren, wie man eine Gemeinde für Kirchenferne baut. Dabei fragen sie die Ungläubigen, wie man die Gottesdienste gestalten soll. Dieses geistliche Konzept ist gefährlich, obwohl es dort durchaus ansprechende Dinge gibt.
Rick Warren in der Settleback Community Gemeinde hat zwei Bestseller geschrieben: „Gemeinde mit Vision“ und „Leben mit Vision“. Letzteres Buch ist besser als das erste. Aber auch hier kann man den Einfluss seiner Philosophie des Pragmatismus spüren, die etwas vereinfacht gesagt heißt: „Wenn du das und das tust, wird sich Wachstum einstellen.“
4. Die vier schädlichsten Einflüsse
4.1 Pragmatismus
Wenn es funktioniert, dann muss es gut sein. Ein chinesisches Sprichwort sagt:
„Es ist egal, ob eine Katze schwarz oder weiß ist, wenn sie Mäuse fängt, ist sie eine gute Katze.“
Das ist Pragmatismus. Wenn mehr Leute zum Gottesdienst kommen, ist das doch gut! „Wenn du meiner Formel folgst, wirst du sehen, dass du Erfolg hast!“
Der Evangelist Charles Finney hatte schon zu seiner Zeit alle möglichen Einflüsse der Welt aufgegriffen und sie in seine besondere Form der Evangelisation integriert. Vor 30-40 Jahren hörten wir viel von Robert Schuller, der uns seine Methode beibrachte und versprach: Wenn wir sie übernehmen, wird sich der Erfolg einstellen. Er sah – vereinfacht gesagt – das Geheimnis für das Gemeindewachstum darin, jedes Jahr ein neues Projekt anzufangen. Hauptsache irgend etwas passiert (und wenn ihr nur den Parkplatz vergrößert).
Bill Hybels sagt:
„Geht auf die Straßen und fragt die Leute, was sie dazu bewegen könnte, in die Gemeinde zu kommen. Dann gestalte deine Gemeinde nach den Wünschen der Außenstehenden um. Lehre und Gebet scheint dann nicht mehr so wichtig zu sein …“
Vor einigen Jahren kam Bruce Wilkinson mit dem Gebet des Jabez und behauptete: Wenn du dieses Gebet jeden Tag einen Monat lang betest, dann werden sich gewisse Dinge einstellen. Das ist amerikanischer Pragmatismus. Seine Bücher wurden Millionenfach verkauft.
Rick Warren. Sein zweites Buch hat wirklich mehr Gutes als Schlechtes. Aber die Gefahr besteht darin: Du liest einige gute Dinge und akzeptierst dann auch die anderen, die er sagt. Du isst den Fisch und spuckst die Gräten (hoffentlich) aus! Man muss vorsichtig mit dem Pragmatismus sein. Gott sagt: „Weide meine Lämmer!“ und nicht „Unterhalte meine Ziegen!“ Wir dürfen den Zweck der Gemeinde nicht vergessen. Leider glauben wir oft, dass Management-Techniken die Dinge in Bewegung setzen.
4.2 Ökumenismus
Das ist eine gezielte Strategie Roms. Amerikanische Christen sind oft sehr naiv und unwissend. Sie haben vergessen zu definieren, was wirklich ein Christ ist. So kommt es dazu, dass Rom und die Evangelikalen immer mehr zusammenrücken.
Jesus sagte: „Weide meine Lämmer!“ und nicht „Unterhalte meine Ziegen!
1994 wurde ein 8000 Worte umfassendes Dokument veröffentlicht, das unter anderem forderte:
„Wir müssen eine sichtbare Einheit der Christen zusammenbringen … Wir sind doch Geschwister in Christus und erkennen uns gegenseitig als eine Gemeinde an … Es gibt doch eine universelle Kirche.“
Aber was meinen die Katholiken damit? Natürlich die Kirche in Rom.
„Wir dürfen uns nicht gegenseitig evangelisieren … Wir lassen uns einfach als Christen stehen.“
Acht Evangelikale und sieben Katholiken haben das gemeinsam verfasst. Zwölf Evangelikale und 13 weitere Katholiken haben das unterschieben. Die Namensliste ist erstaunlich: Leute vom Fullerseminar und vom Wheaton Collage. Namen wie James Packer und Bill. Doch die Evangelikalen sagen:
„Wir müssen den Kampf gegen die Abtreibung in unserer Kultur gemeinsam führen.“
Junge Leute hören sehr wenig über diese Dinge. Sie wurden zur Toleranz erzogen. Wie werden unsere Gemeinden in Zukunft aussehen?
24. Jan 2002 gab es ein Gebetstreffen in Assisi. Repräsentanten der 12 großen Religionen in der Welt waren unter der Leitung des Papstes zum Gebet versammelt. Zielt das schon auf eine Welteinheitsreligion?
4.3 Mystizismus
Wir müssen lehren, was wirklich in der Bibel steht, und auch für die Autorität der Bibel eintreten
Viele Leute setzen alles daran, Gefühle zu haben und Dinge zu erleben. „Ich möchte den Herrn anrühren“, sagen sie. Mystiker neigen dazu, die Lehre gering zu achten. Demzufolge werden die Predigten immer kürzer und der Gesang immer länger. Die Menschen wollen immer weniger von der Wahrheit hören, sondern sie wollen dieses schöne warme Gefühl haben. Und wenn sie es hatten, sagen sie: „Ja, das war ein wunderbarer Lobpreisgottesdienst!“
Leider wird auch in theologischen Ausbildungsstätten die Lehre immer mehr reduziert. Es wird immer schwieriger, eine Bibelschule zu finden, wo wirklich noch Theologie, die Bibel und die biblischen Sprachen unterrichtet werden. Häufig werden solche Themen angeboten: „Wie kann man seine Gemeinde zum Wachsen bringen?“
4.4 Psychologie
Psychologie konzentriert den Menschen auf sich selbst. Der Gottesdienst der Gemeinde ist dann eine theologische Therapiesitzung. Man ist weniger besorgt um Sünde und Buße. Die Allgenügsamkeit von Christus und der Schrift und dem Heilige Geist reichen offenbar nicht mehr aus. Man muss Gott mit stimmungsähnlichen Drogen nachhelfen. Bei Problemen geht man nicht zu einem Pastor, sondern zu einem Psychologen.
Vor ein paar Jahren war der berühmteste christliche Führer in Amerika ein Psychologe: Dr. James Dobson. Seine Radiosendung „Brennpunkt Familie“ hat durchaus viele gute Dinge gebracht. Aber man hatte oft den Eindruck: Hier redet ein Psychologe und nicht ein Theologe.
5. Was ist unsere Antwort auf all das?
- Wir brauchen ein Schrift gegründetes Christentum.
- Wir müssen lehren, was wirklich in der Bibel steht und auch für die Autorität der Bibel eintreten. Wir müssen wieder die Bibel von den Kanzeln predigen.
- Wir müssen die Größe und Herrlichkeit Gottes betonen und auch über die Verderbtheit des Menschen und den Stolz des Humanismus sprechen.
- Wir haben eine Verpflichtung zum Gebet, zur Buße, zur Erweckung. Wir wollen vom Geist Gottes abhängig sein. 1Kor 2: Unsere Kraft beruht nicht auf unseren Methoden und Techniken, sondern auf der Kraft Gottes.
- Wir müssen bereit sein, das Ärgernis des Kreuzes zur Ehre Gottes zu ertragen, auch Unehre, Kritik und Spott.
- Wir haben einen unsichtbaren Feind, der alles durcheinanderbringen will und viele Methoden hat. Wenn er dich nicht dazu bringt, unmoralisch zu leben, wird er versuchen, dich mit allen möglichen Irrlehren zu verwirren.
Ps 133,1: „Seht wie wunderbar schön es ist, wenn Brüder in Frieden zusammenstehen.“
Es ist gut, wenn Einheit unter Geschwistern besteht. Das hebräische Tov heißt „gut, angenehm, richtig, schön.“ So angenehm wie der Geschmack eines frischen Brotes. Wie schön ist die Freundschaft zwischen Brüdern. Doch wer ist ein Bruder? Was ist ein Christ? Das muss uns vorher klar sein.
Judas V. 3: „Kämpft für den Glauben!“
Es geht um einen großen Einsatz wie ihn ein Athlet bei einem Wettkampf hat. Wir kämpfen für die Wahrheit der Schrift.
V. 4: „Bei euch haben sich nämlich gewisse Leute eingeschlichen …“
Leute mit bösen Absichten. Sie versuchen das Wort Gottes auszuhebeln. Abfall ist kein plötzliches Ereignis, sondern ein langsamer Prozess.
Wir dürfen aber bei diesen Versen nicht Schluss machen, sonst verlieren wir die Balance.
V. 20: „Doch ihr, meine lieben Geschwister, habt euer Leben auf das Fundament eures heiligen Glaubens gegründet. Baut weiter darauf und betet, so wie der Heilige Geist es euch lehrt.“
Wir haben positive Dinge zu bauen. Wir brauchen nicht bessere Methoden, sondern wirksameres Gebet. Die Schlacht gegen Irrlehren kann nur durch mehr Gebet gewonnen werden.
V. 21: „Bleibt im Schutz der Liebe Gottes und wartet darauf, dass unser Herr Jesus Christus euch in seiner Barmherzigkeit zum ewigen Leben bringen wird.“
V. 22-23: Evangelisation gegen den Abfall! Dafür brauchen wir keine besondere Formel. Aber es ist nötig, es zu tun.
V. 24-25: „Dem, der die Macht hat, euch vor jedem Fehltritt zu bewahren, und der euch makellos und mit Freude erfüllt vor seine Herrlichkeit treten lassen kann, diesem einzigartigen und alleinigen Gott, der durch unseren Herrn Jesus Christus unser Retter geworden ist, ihm gebührt Herrlichkeit, Majestät, Gewalt und Macht – jetzt und in alle Ewigkeit! Amen.“
Wir brauchen nicht bessere Methoden, sondern wirksameres Gebet
Die richtige Einstellung in unserem Leben ist, dass Gott verherrlicht wird und unser Leben auf ihn ausgerichtet ist.
Wir kommen noch einmal zum Anfang zurück: 1Thess 5,14: Ja, wir sollen die Unordentlichen ermahnen, aber dann kommen auch die positive Aussagen, die uns zur richtigen Balance helfen:
Ermutigt die Ängstlichen! Helft den Schwachen! Habt Geduld mit allen! Wir brauchen Ausgewogenheit. Gnade und Wahrheit. Richtiges Urteil ohne Richtgeist.
V. 17-18: „Hört niemals auf zu beten! Dankt Gott unter allen Umständen! Das will Gott von euch, und das ermöglicht er euch durch Christus.“