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Johann Sebastian Bach – ein Zeuge

Es gibt wohl kaum einen Großen im Reich der Töne, über den so viel geschrieben wurde, wie Johann Sebastian Bach. Wie hören wir seine Musik? Kennen wir ihn? Was will uns J. S. B. mit seinem Lebenswerk sagen?

„Bachs Handschriften in Gefahr!“, hieß es in den verschiedenen Medien. Wie verlautet, soll dem Verfall der kostbaren Schriften durch entsprechende Gegenmaßnahmen Einhalt geboten werden. Aber dazu fehlen wohl noch die Mittel.

Dennoch fanden seine Werke bleibenden Bestand in den Herzen der Menschen. Es sind eben Werte, die keinem Verfall unterliegen. Es ist nicht nur die hohe Kunst der Komposition, die alle Welt in den vielen Kantaten bewundert, es sind Werke, geschaffen in der vollen Hingabe an seinen Herrn und Erlöser Jesus Christus.

Das gesungene und vertonte Wort Gottes hat auch nach 250 Jahren dieselbe Wirkung und Kraft. Die frohmachende Botschaft von seinem Gott und Herrn ist Kernstück in fast allen seinen Werken. Bewusst setzte Bach am Beginn mancher Partituren ein J. J. (Jesus Juva = Herr Jesus hilf!). Am Ende vieler Partituren finden sich die Buchstaben S.D.G. (Soli Deo Gloria = Gott allein die Ehre). Das machte seine Herzenshaltung gegenüber einem Heiligen Gott sichtbar.

Sogar über das Klavierbüchlein, das er seinem Sohn Friedemann widmete, schrieb er diese Buchstaben. Ebenso stellte Bach die Übungen für das Klavierspiel unter die Augen seines Herrn: Was er tat, wollte er zuerst für der Herrn tun. Dann würde es auch zum Segen für ihn und in zweiter Linie für andere. Mit ganzer Überzeugung und Lebenskraft tat das J. S. B. Er war ein Perfektionist. Und er komponierte zuallererst perfekte Musik, um Gott zu ehren. Das war das Wichtigste!

Luthers Ansicht über Musik:

„Die Musik ist der beste Trost, sie erfrischt das Herz und setzt es in den Frieden.“

Bachs Musik gab dieser Ansicht einen speziellen Inhalt:

„Wer Gott lobt, bekennt damit eigene Sünde, und wer eigene Sünde bekennt, lobt damit Gott.“

Am 5. Mai 1723 erhielt J. S. B. die Mitteilung, dass er einstimmig zum Thomaskantor gewählt sei und unterschrieb seinen Anstellungsvertrag. Johann Sebastian Bach war damals nicht die „erste Wahl“ für den Thomaskantor. Es hatten sich mehrere Kandidaten beworben und der Rat der Stadt favorisierte den damals weltberühmten Komponisten Georg Philipp Telemann. Erst, als andere Landesherren jeweilige Bewerber nicht freigaben, entschied man sich für Bach. So jedenfalls geht es aus den damaligen Aufzeichnungen hervor.

Der Titel „Thomaskantor“ galt damals nicht viel und so sah sich Bach gezwungen, auf den Titel eines „kurfürstlich-königlichen Hofcompositeurs“ zuzuarbeiten. Es gelang. Um 1736 hatte er sein Ziel erreicht. August Rex ernannte ihn zum Hofcompositeur!

Als Thomaskontor und Musikdirektor der Stadt Leipzig schuf J. S. Bach mehrere Jahrgänge von Kantaten, oratorische Werke und Motetten. Neben Bibel- und Choraltexten bildeten barocke Dichtungen die Textvorlage. Die Komposition von „Passionsmusiken“ war dem Thomaskontor wohl ein Herzensbedürfnis, weil die Biblische Botschaft verinnerlicht und ausgelegt wurde.

„Ich selber kann und mag nicht ruhn, des großen Gottes großes Tun erweckt mir alle Sinnen; Ich singe mit, wenn alles singt, und lasse, was dem Höchsten klingt aus meinem Herzen rinnen.“

Pauls Gerhards Worte waren von den Bachen nicht nur nachgesungen worden als Erfahrung eines anderen. Sie bekannten sich mit ganzem Herzen zum Inhalt dieses Liedgutes. So heißt es in einer Arie:

„Ich verleugne nicht die Schuld, aber deine Gnad und Huld ist viel größer als die Sünde, die ich stets in mir befinde.“

Gott hat in Jesus Christus ein Herz für uns. Schuld als vergebene Schuld, der Mensch als Sünder und Gerechtfertigter zugleich. Darum geht es in der Passion Jesu Christi.

J. S. B. hat in seiner Lebenszeit viel Leid und Not kennen gelernt. In solchen Nöten fand er Zuflucht bei Gott. Bekannt ist sein Flehen und Beten vor Gott, insbesondere für seine Kinder. Darin kommt u.a. zum Ausdruck, dass er sein Kreuz in Geduld tragen will und (seinen Sohn) der Barmherzigkeit Gottes anbefiehlt, und dass die Bekehrung einzig und allein der Güte Gottes zuzuschreiben ist. So legte er einmal die Hand auf das Haupt seiner Frau Anna Magdalena und sagte:

„Seien wir nicht traurig, dass wir leiden müssen. Es bringt uns näher zu unserem Herrn, der für uns gelitten hat.“

Nachdem der als eitel und anmaßend bekannte französische Organist und Klaviervirtuose Jean Louis Marchand in Italien und Deutschland enthusiastisch gefeiert wurde, erhielt J. S. B. eine Einladung an den Hof Friedrich August I. nach Dresden. Er zögerte auch keinen Augenblick, diese Einladung anzunehmen und so kam es zu einem außerordentlichen Konzert, über das man heute noch spricht. Es sollte wohl zu einen musikalischem Turnier in alter Form kommen. Der große Festsaal war bis auf den letzte Platz besetzt, als gegen neun Uhr abends auch das königliche Paar den Saal betrat. Da fehlte niemand mehr – als einzig Marchand! Die Peinlichkeit war unerhört! Ein Bote berichtete, der Franzose habe mit Extrapost Dresden verlassen.

Nur dem anwesenden Bach schien es nichts auszumachen. Auf Wunsch der Fürstin wurde das herrliche Lied „Ein feste Burg ist unser Gott“ als Themeneinstieg am Klavier präludiert. Es folgte ein Konzert sondergleichen, ein Wunderbau von Tönen. Tiefbewegt hörten alle dieses wunderbare Lutherlied, das sich herrlich durch die Fuge aufbaute. Als der letzte Akkord verhallte, gab es einen Moment der Erhebung, einen Hauch fast wie Ewigkeit. Beladen mit Lob und Ruhm kehrte Bach mit unvergesslichen Erinnerungen nach Weimar zurück.

Die innere Bescheidenheit und Aufrichtigkeit seines Charakters ließ ihn die Werke anderer Komponisten nie hart und unfreundlich beurteilen.

Einmal überbrachte man Bach die eilige Botschaft, dass der große Händel in Halle weilte. Leider kam es nie zu einer Begegnung dieser bedeutenden Persönlichkeiten, obwohl es vielerlei Verbindendes gab. Umfängliches Notenmaterial – vieles von ihm und seiner Frau Magdalena von Hand geschrieben – reihte sich Werk an Werk in seinen Schränken.

Darunter auch Werke von Georg Friedrich Händel. Bach wusste sich aus seiner Frömmigkeit heraus noch stärker mit den Werken Händels verbunden. Hatte nicht auch Händel eine Passion nach Johannes und dazu noch nach dem Evangelisten Matthäus geschrieben? Waren es nicht auch dieselben Werke geistlicher Tiefe, die das Leiden und den Sieg seines Herrn und Heilandes Jesus Christus auch in seinen Kompositionen beschreiben?

Nach Bachs Tod wurden seine Werke kaum noch aufgeführt. Seine Kirchenkantaten galten als veraltet. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckte man ihn wieder und führte seine Werke in riesiger Besetzung auf.

100 Jahre waren inzwischen vergangen, da stand am Dirigentenpult der junge Student Felix Mendelssohn Bartholdy, der die wiederentdeckte Matthäuspassion mit dem Chor der Singakademie in Berlin aufführte. Die Musiker machten begeistert mit und verzichteten sogar auf ihr Honorar.

„Der überfüllte Saal gab einen Anblick wie eine Kirche; die feierlichste Andacht herrschte in der Versammlung. Man hörte nur einzelne unwillkürliche Äußerungen des tiefen erregten Gefühls“

– so berichtete die Schwester von F. M. Bartholdy. Bald darauf kam es auch zu Aufführungen in anderen deutschen Städten. Der einsetzende Erfolg des fast vergessenen Bachs war enorm. Sogar ein Friedrich Nietzsche musste sagen:

„Wer das Christentum völlig verlernt hat, der hört es hier wirklich wie ein Evangelium.“

An Bachs Sterbebett las man aus dem Psalm 25:

„Nach dir, Herr, verlangt mich … die Angst meines Herzens ist groß, führe mich aus meinen Nöten.“

Bei den einzelnen Zeilen hatte der Kranke mitgebetet.

Zahlreiche Bücher über J. S. B. erschienen aus Anlass seines 250. Todestages. Würdigung verdient ein solches Leben mit Sicherheit. Aber vielleicht wäre ihm schon das nicht lieb. Verehrung wollte er stets für Seinen Gott und Heiland.

Musik zur Ehre Gottes und zur Verkündigung des Evangeliums – das war J. S. B.’s Wille und sein Vermächtnis.

Hören wir, wie Johann Sebastian Bach, gut auf SEIN (Gottes) Wort!