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Europa – Das achte Reich des Drachen

Eine Betrachtung zu Offenbarung 17,1-14

Unter der Rubrik „Zur Diskussion gestellt“ wollen wir Beiträge zu Themen veröffentlichen, bei denen es auch unter bibeltreuen Christen unterschiedliche Auffassungen gibt. Auf diese Weise wollen wir erreichen, dass wichtige Themen nicht unter den Tisch fallen, weil sie umstritten sind, andererseits will der Bibelbund sich nicht einseitig festlegen und die Erkenntnis einiger Mitglieder zur Norm für alle erheben. Die Grundlage der uneingeschränkten Wahrheit der Bibel ist davon in keinem Fall betroffen.

1. Weltgeschichte und Heilsgeschichte

Die Heilige Schrift weist auf ein Königreich hin, das unmittelbar vor dem zweiten Kommen Jesu Christi bestehen und vom wiederkommenden Herrn zerstört werden wird. Dann wird Gottes Reich in der Heilsgeschichte sichtbar durchbrechen und das jetzige Weltzeitalter beenden (Offb 17,14.19).

Mit „Tier“ bezeichnet der Seher Johannes sowohl ein Reich, als auch eine Person, die dieses Reich vertritt.

Mit „Tier“ bezeichnet der Seher Johannes sowohl ein Reich, als auch eine Person, die dieses Reich vertritt. Das Tier (das Reich und dessen Führer) empfängt seine Kraft vom Drachen, der auch Satan genannt wird (Offb 13,2; 12,3). Darum ist dieses Königreich letztlich ein Reich des Drachen.

Das Tier hat sieben Häupter (Offb 17,7). Die Häupter haben eine doppelte Bedeutung. Sie stellen einmal 7 Berge dar, auf welchem das Weib1 sitzt, zum anderen sind die 7 Häupter auch als 7 Könige und damit als Staatsgebilde oder Reiche zu verstehen. Auf den 7. König folgt noch ein achter (Offb 17,11). Sie sind sämtlich Drachenreiche in unterschiedlichen Zeiten.

2. Die gefallenen 5 Häupter

In Offb 13,2 werden die Charaktereigenschaften des Tieres mit Raubtieren verglichen, nämlich mit einem Panther, einem Bären und einem Löwen. Mit diesen Raubtieren werden auch drei der vier Reiche beschrieben, von denen im Kapitel 72 des Propheten Daniel zu lesen ist. Für das vierte Reich nach Daniel 7 fehlt ein Vergleich mit einem Raubtier. Von Ihm wird gesagt, dass es gräulich und schrecklich und sehr stark ist und auch viel anders denn die vorigen und zehn Hörner hat (Dan 7,7). Offb 17 wiederholt und ergänzt die Prophetie von Dan 7.3 über die Königreiche.

Die fünf Reiche, die zur Zeit des Sehers Johannes bereits gefallen waren, lassen sich als folgende Reiche der Weltgeschichte erkennen: 1. Ägypten, 2. Assyrien, 3. Babel, 4. Medo-Persien, 5. Griechenland. Jedes dieser Reiche stand zu Israel in einer besonderen Beziehung:

Welche Reiche in Offb 17 gemeint sind, ist an der Geschichte Israels abzulesen.

In Ägypten lebte Israel in der Gefangenschaft. Die 10 Stämme des Nordreichs Israel gerieten in die assyrische Gefangenschaft . Die zwei Stämme des Südreichs, Juda und Benjamin, waren in Babel gefangen. Das medo-persische Reich behielt nach dem Zusammenbruch Babels die Oberherrschaft über Juda. Der griechische Feldherr Alexander der Große eroberte 333 v.Chr., kurz nach der berühmten Schlacht bei Issus, Jerusalem und Palästina, weil dies zur Rückendeckung für seinen weiteren Vormarsch nach Indien notwendig war.

Die Verbindung mit Israel erklärt sich daraus, dass das prophetische Wort nicht über profane Weltgeschichte berichtet, sondern über die Reich-Gottes-Geschichte. Letztere aber ist untrennbar mit Israel verbunden. Welche Reiche in Offb 17 gemeint sind, ist daher an der Geschichte Israels abzulesen.

Gott hatte das Volk Israel aus- und abgesondert, damit es als Zeuge der Heilsoffenbarung allen Völkern dient. Israel sollte daher als Gottesstaat über allen Völkern stehen. Darum führte Gott es aus der Knechtschaft, in der es zur Zeit seines Entstehens in Ägypten lebte, heraus in die Freiheit. Da Israel seinem Gott jedoch ungehorsam war, tat es Gott unter die Völker (2Mose 19,5f.; 5Mose 28,25.64-68). Israel verlor seine politische Freiheit wieder. Es geriet als politisches Gemeinwesen unter die Herrschaft von bestimmten Reichen dieser Welt. Das sind die Reiche zwei bis acht, die Offb 17 (außer dem ersten) zahlenmäßig aufführt.

3. Das sechste Haupt

Vom sechsten Haupt (König) heißt es: „… und einer ist“. Das war das Reich Roms, das zur Zeit des Johannes noch bestand. Satan versuchte Jesus in der Wüste damit, ihm „alle Reiche der ganzen Welt“ geben zu wollen, so er niederfalle und ihn anbete (Lk 4,5 und 6). Mit „alle Reiche dieser Welt“ übersetzt Luther das griechische Wort „oikumene“ des Urtextes. Das Wort „oikumene“ ist auch in Lk 2,1 mit „alle Welt“ übersetzt. Dort heißt es:

„Es begab sich, dass ein Gebot von Kaiser Augustus ausging, dass ‚alle Welt‘ geschätzt würde.“

Das griechische Wort „oikumene“ bezieht sich im ganzen NT auf das Römische Reich oder die römische Welt.4 Aus dem Bericht über die Versuchung Jesu ergibt sich somit, dass Satan, auch Drache genannt, der gefallene Engelfürst des Römischen Reiches war.5 Jesus widerstand der satanischen Versuchung. Im Gegensatz zu Adam ordnete er sich nicht dem satanischen Willen unter. Im Jahre 395 wurde das Römische Reich in Westrom und Ostrom geteilt. Westrom – das ursprüngliche und eigentliche Rom – ging 476 mit dem letzten Kaiser Romulus in einer Schlacht gegen den Herulerfürsten Odoaker unter. Das immer kleiner werdende Ostrom blieb bis zum Jahre 1453 bestehen, als die Türken Konstantinopel eroberten. Wie die vorausgegangenen fünf Reiche, so stand auch Rom in einer besonderen Stellung zu Israel. Judäa gehörte zum römischen Imperium. Jesus von Nazareth, ein Jude nach seiner menschlichen Herkunft, wurde unter dem römischen Statthalter Pontius Pilatus gekreuzigt.

4. Das siebente Haupt

Vom siebten Haupt heißt es in Offb 17,10:

„…und der andere ist noch nicht gekommen; und wenn er kommt, muss er eine kleine Zeit bleiben.“

Da Israel seinen Messias verworfen hatte, wurde es im Jahre 70 n.Chr. durch römische Soldaten in alle Welt zerstreut. Die Reich-Gottes-Geschichte Israels ist aber damit noch nicht beendet, sondern nur unterbrochen (Rö 11). Da es seit jener Zeit keinen Judenstaat mehr gab, konnte es auch kein einzelnes weltliches Reich geben, dem es hätte untergeordnet sein können. Das siebente Reich nach Offb 17 ist daher nicht in der Zeit der Zerstreuung zu suchen, als die Juden unter vielen Völkern lebten, denen es mehr oder weniger untergeordnet war. Als die Zerstreuung jedoch ihrem Ende zuging und schon viele Juden in das Land ihrer Väter zurückgekehrt waren, trat ein einzelnes Reich hervor, das sich zum Ziele setzte, alle Juden auszurotten, derer es habhaft werden konnte.

So gelang dem Widersacher, einen Mann zu gewinnen, der es sich zur Aufgabe machte, sämtliche Juden zu töten

Der österreichische Journalist Theodor Herzl begründete im Jahre 1896 durch sein Buch „Der Judenstaat“ den modernen Zionismus. Die zionistische Bewegung strebte an, in Palästina wieder eine öffentlich-rechtlich gesicherte nationale Heimstätte für die Juden zu schaffen. Daraufhin setzte allmählich die Rückwanderung der Juden ins Land der Väter ein. Dies löste die Gegenwirkung des Drachen aus. Er wollte offensichtlich verhindern, dass der Staat Israel neu entstehen und Gott seine Reichsgeschichte mit seinem Volk fortsetzen kann. So gelang dem Widersacher, einen Mann zu gewinnen, der es sich zur Aufgabe machte, sämtliche Juden zu töten. Das war Adolf Hitler, ein Katholik, der ebenfalls – wie Herzl – Österreicher war. Ihm gelang es, sich an die Spitze des Deutschen Reiches zu setzen und – ausgerüstet mit staatlicher Machtfülle – seine judenfeindlichen Pläne zum größten Teil in die Tat umzusetzen. Er verfolgte die Juden nicht nur in Deutschland sondern auch in fremden Ländern, über die er militärische Macht ausübte. Das Hitlerreich muss daher als das 7. Reich des Drachen angesehen werden. Es gibt keinen anderen Staat, der in vergleichbarer Weise gegen Israel wirkte, als es im Begriff war, sich zu sammeln und wieder ein Staat zu werden.

Dieses Geschichtsverständnis findet sich im Buch Daniel bestätigt. Der Prophet Daniel sieht einen frechen und tückischen König aufkommen (Dan 8,23-25). Dieser König stimmt überein mit dem siebten Haupt in Offb 17. Die Stuttgarter Jubiläumsbibel meint indessen, es handele sich bei der Weissagung in Daniel 8,23-25 um Antiochus Epiphanes, der 175-164 v.Chr. in Syrien regierte. Diese Deutung kann aber nicht richtig sein. Die Verse 9-12 weissagen nämlich bereits von Antiochus Epiphanes6 der im Jahre 168 v.Chr. den Tempel in Jerusalem in einen Zeustempel umwandelte (Dan 8,11). Antiochus Epiphanes war König eines der Diadochenreiche, in die das griechische Reich Alexanders aufgeteilt wurde. Sein Reich ist daher dem 5. Haupt, nämlich dem griechischen Weltreich zuzuordnen.

Alle diese Merkmale treffen auf Adolf Hitler zu

Daniel schaut über die Zeit der Nachfolger Alexanders hinaus (Kap. 8,22f.) auf eine damals in weiter Ferne liegende Zeit (Kap. 8,26). Sie gehört in die Zeit des Endes (Dan 8,17). In dieser Endzeit, die dem Kommen des Messias vorhergeht, sieht Daniel einen frechen und tückischen König aufkommen. Von diesem König heißt es:

  • Er wird mächtig sein, doch nicht durch seine Kraft. Er wird gräulich verwüsten. Er wird die Starken samt dem heiligen Volk verstören – Dan 8,24 (a)
  • Er wird sich in seinem Herzen erheben und mitten im Frieden wird er viele verderben (b)
  • und sich gegen den Fürsten aller Fürsten auflehnen (c)
  • und ohne Hand zerbrochen werden – Dan 8,25 (d)

Alle diese Merkmale treffen auf Adolf Hitler zu:

a) Hitler nannte sich selbst den „größten Magier aller Zeiten“. Es waren ausgesprochen okkulte politische Kräfte, die bei seiner Machtübernahme im Jahre 1933 durchgebrochen waren. Der frühere Senatspräsident von Danzig, Hermann Rauschning, bestätigte in seinem Buch „Gespräche mit Hitler“, dass Hitler unter einem starken dämonischen, okkulten Einfluss gestanden habe. Selbst Gebildete hätten damals erklärt, ‚der Führer ist ein Halbgott‘.

Das weithin vom reformatorischen Bekenntnis abgefallene Deutschland fiel dem zu Füßen, von dem es vorher in der behördlichen Kartei geheißen hatte: „Asozialer, Arbeitsscheuer“. Hitler hatte es im Kriege nur bis zum Gefreiten gebracht. Er besaß keine natürlichen Führungsqualitäten, wie Rauschning in dem genannten Buch in aufschlussreicher Weise darstellt. Als der Adjutant von Hitlers Einheit ihn 1923 in München reden hörte, meinte er, einen ganz anderen Menschen vor sich zu haben. Hitlers Erwählung war durchgebrochen. „Und der Drache gab ihm seine Kraft“ (Offb 13,1). Hermann Rauschning schreibt als Zeitzeuge, dass Hitler ‚trunken vom Größenwahn‘ gewesen sei und ‚nicht bloß der Parteiführung, sondern auch seinen konservativen Gegnern und der Reichswehrführung an Einsicht und Weitsicht sehr überlegen war‘.

b) Hitler verstörte das „Heilige Volk“. Er ließ viele Juden verderben. Er tat dies mitten im Frieden; denn er befand sich mit den Juden nicht in einem Kriegszustand. Hitler ließ Millionen friedlicher und wehrloser Juden in KZ’s gefangen setzen und wie Ungeziefer vergasen. Das ist in der Geschichte ohne Beispiel. Der Syrerkönig Antiochus Epiphanes bedrängte die Juden zwar auch, aber in kriegerischen Auseinandersetzungen. Die Juden erkämpften sich schließlich unter Führung der Makkabäer die Freiheit.

c) Der Hitlergruß bedeutete, dass in Hitler das Heil liege. Das war offenkundige Auflehnung gegen den Fürsten aller Fürsten, den Sohn Gottes.

d) Hitler wurde ohne fremde Hand zerbrochen. Er endete durch Selbstmord. Antiochus Epiphanes starb dagegen eines natürlichen Todes.

Aus all diesen Gründen darf angenommen werden, dass Hitler das siebente Haupt des Tieres nach Offb 17,7 war

Aus all diesen Gründen darf angenommen werden, dass Hitler das siebente Haupt des Tieres nach Offb 17,7 war, das eine kleine Zeit, 12 Jahre, bleiben musste7

5. Das achte Haupt

Das 8. Reich ist nach dem Wortlaut von Offb 17,11 die Erneuerung eines der vorausgegangenen sieben Reiche. Um welches Reich es sich handelt, ergibt sich, wenn Dan 7,7f. und Offb 17,11 miteinander verglichen werden. Auf das vierte Reich nach Dan 7,7f. und das achte Reich (Haupt) nach Offb 17,11 folgt das Reich Gottes in sichtbarer Gestalt (Dan 7,27; Offb 19,6). Das 4. Reich nach Daniel und das achte Reich (Haupt) nach Offb 17 ist also als ein und dasselbe Reich zu verstehen. Offb 17 erklärt das 8. Reich (Haupt) als die Wiedererscheinung eines der vorausgegangenen Reiche. Diese Besonderheit des letzten Weltreiches sieht Daniel nicht. Das vierte und letzte Reich nach Daniel 7 und das 6. Reich nach Offb 17 aber ist eindeutig Rom. Folglich muss das 8. und letzte Reich nach Offb 17 die Neugestalt des 6. Reiches, nämlich Roms sein, die wir Europäische Union nennen. Dieses Verständnis stimmt mit der geschichtlichen Entwicklung überein.

Nach dem Untergang Westroms erwachte der Gedanke, das römische Reich in Form eines europäischen Reiches erneut entstehen zu lassen. Er ließ sich jedoch trotz mancher Ansätze zunächst nicht verwirklichen. Der römische Reichsgedanke musste aufkommendem nationalen Denken weichen.

Der Gedanke an ein vereintes Europa in Erbfolge des römischen Reiches erwachte wieder

Am 25. Dezember 800 wurde der Frankenkönig Karl der Große in Rom von Papst Leo III. zum römischen Kaiser gekrönt. Aber schon im Jahre 817 entschloss sich Karl, sein fränkisches Reich unter seine Söhne Lothar, Phillip und Ludwig aufzuteilen. Das war die Geburtsstunde von Deutschland und Frankreich. Als Folge der Teilung des Frankenreiches entstanden in Europa Nationalstaaten. Deutsche und Franzosen beanspruchten fortan, Erben des Römischen Reiches zu sein. Darum die Jahrhunderte lange Erbfeindschaft zwischen beiden Völkern. In Frankreich lebte die mit dem Gälischen vermischte lateinische Sprache der Römer im französischen fort, ferner das römische Verwaltungswesen. Frankreich war im Gegensatz zu Deutschland nach römischem Vorbild immer ein Zentralstaat. Die deutschsprachigen germanischen Stämme verstanden sich aber ebenso als Nachfolger Roms. Darum ließ sich der sächsische König Otto I. im Jahre 962 durch Papst Johannes XII. zum römischen Kaiser krönen. So entstand im Hochmittelalter das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Es galt als die Fortsetzung des römischen Kaiserreichs und wurde wegen der Verbindung mit der römischen Kirche heilig genannt. Es bestand bis zum Jahre 1806, als Kaiser Franz II. von Österreich die deutsche Kaiserkrone niederlegte. Der Gedanke an ein vereintes Europa in Erbfolge des römischen Reiches erwachte jedoch später wieder.

Das siebente Reich, das Hitlerreich, hatte noch keine römischen Ausmaße, obwohl sich in der Achse Berlin-Rom Ansätze zeigten. Es führte nicht zur Einigung Europas, bereitete sie aber entscheidend vor.

Inzwischen ist die Europäische Union entstanden. Sie darf – obwohl sie noch nicht ihre endgültige Gestalt erhalten hat – aus den genannten Gründen als das neuerstandene 6. Reich angesehen werden, das 8. Reich des Drachen.

Der Wiederentstehung Roms in europäischer und antichristlicher Form standen zunächst folgende Hindernisse entgegen, die noch bis zum Zweiten Weltkrieg als unüberwindlich galten:

  • Das Evangelium und biblische Maßstäbe für Sitte, Ehe und Familie. Sie prägten trotz mancherlei sündhaftem Verhaltens der Menschen die Kultur der Völker Europas und führten zum christlichen Abendland. Solange die Bibel allgemeine Richtschnur für das Leben eines Volkes ist, kann der Drache nichts ausrichten (a).
  • Organisatorisch selbständige Nationalstaaten (b).
  • Ein angestammtes normales Nationalbewusstsein und eine natürliche Vaterlandsliebe (c).

Diese Hindernisse kann der Drache nur mit Hilfe der Menschen überwinden, indem er sie verführt. In der Geschichte des Abendlandes, insbesondere Deutschlands, ist die Verführungsmacht Satans deutlich erkennbar, mit deren Hilfe er die gezeigten Hindernisse angeht:

a) Der Drache bekämpfte
das Evangelium, seitdem Paulus es nach Europa gebracht hatte. Zunächst durch blutige Verfolgung der Christen. Da dies nicht zum Erfolg führte, änderte er seine Methode. Er nahm und nimmt Einfluss auf die biblische Lehre. Insbesondere erreichte er, dass die frühe Kirche die Lehre der Heiligen Schrift über die Rechtfertigung des Sünders veränderte und durch eine unbiblische Marienlehre Jesus Christus in seiner Bedeutung zurückdrängte. Die Reformation führte auf dem Weg zum biblischen Evangelium zurück. Es ist sicherlich kein Zufall, dass in Zeiten des geistlichen Aufbruchs, die damals begannen, die Bildung eines neuen europäischen Reiches in weite Ferne gerückt war.

Bibelkritische Theologien führten sowohl zu einem anderen Evangelium als auch zu einer anderen Ethik

Der evangelisch-kirchliche Bereich war nun besonderer Verführung ausgesetzt. Bibelkritische Theologien entstanden, die sowohl zu einem anderen Evangelium als auch zu einer anderen Ethik führten. Der Großangriff gegen die Bibel setzte durch die Zeit der Aufklärung und die damit verbundene Französische Revolution ein. Unterstützt wurde dieser Angriff von der Darwinschen Evolutionstheorie, die den Schöpfergott durch lange Zeiträume und den Zufall ersetzt. Schließlich verdrängten ideologische Vorstellungen, insbesondere die Lehren von Karl Marx, den Gott der Bibel aus dem politischen Leben. Der Mensch von heute will ohne Gott regieren. Das führt zwangsläufig zu einem Niedergang von Sitte und Moral. Erinnert sei an die staatliche Billigung der Tötung ungeborener Kinder, die Legitimierung homosexueller Betätigung und die Freigabe der Pornographie. Dies wiederum führt zum Niedergang der Familie, der durch die schöpfungswidrige Gleichstellung von Mann und Frau noch gefördert wird.

Der Staat verschließt sich zwar dem Willen Gottes, er öffnet sich jedoch dem Übersinnlichen, dem Okkulten, das aus satanischer Quelle fließt. An öffentlichen Schulen werden Schüler gezwungen, sich okkulten Praktiken hinzugeben8 So geraten bereits junge Menschen unter die Herrschaft derselben Finsternismächte, die sich im Hitlerreich entfalten konnten, wenn auch in anderer Weise. Ziel dieses okkulten Aufbruchs ist „die neue Welt“. Aber diese neue Welt ist das künftige Reich des Drachen, der jetzt bereits am Werk ist, sich seine Untertanen zuzubereiten.

b) Ein neues Rom
, das achte Reich des Drachen, könnte nicht entstehen, wenn die europäischen Staaten eigenständig bleiben wollten. Insbesondere stünden starke, um den Vorrang streitende Länder in Europa einem wieder erstehenden römischen Reich im Wege. Die letzten beiden Weltkriege scheinen daher aus der Sicht des Drachen allein deswegen notwendig gewesen zu sein, um den beteiligten europäischen Völkern Anlass zu dem Bestreben zu geben, künftig nie mehr gegeneinander zu kämpfen, sondern fortan Freunde zu sein und vereint miteinander zu gehen. Diese Neubesinnung begann damit, dass Deutschland und Frankreich sich entschlossen, ihre alte Erbfeindschaft zu begraben.

‚Paneuropa – ein Vorschlag‘

Den Weg zur Europäischen Union bereitete bereits im Jahre 1922 der Sohn eines böhmisch-altösterreichischen Diplomaten und einer Japanerin: Richard Graf Coudenhove-Kalergi9 Damals veröffentlichte er in der Neuen Freien Presse in Wien seinen ersten politischen Entwurf, den Essay ‚Paneuropa – ein Vorschlag‘. Führende Staatsmänner griffen nach dem letzten Weltkrieg die Gedanken von Coudenhove-Kalergi auf.

Der Deutsche Konrad Adenauer, der Franzose Robert Schuman und der Italiener Alcide De Gasperi – sämtlich katholische Politiker – waren die drei Gründungsväter der anfänglichen europäischen Sechsergemeinschaft, die 1952 bis 1957 Schritt um Schritt geschaffen wurde. Am 25. März 1957 wurden in einer feierlichen Zeremonie die Römischen Verträge unterzeichnet – der Vertrag zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und der Vertrag zur Gründung der Europäischen Atomgemeinschaft. Sie traten am 1. Januar 1958 in Kraft. Das war der Anfang. Maßgeblich führte später der bayerische Altministerpräsident Alfons Goppel im Europarat die Parlamentariergruppen zu einer handlungsfähigen Gemeinschaft zusammen. Es wollte das Recht in seiner völkerverbindenden Form vom Heiligen Römischen Reich auf die demokratische Gemeinschaft europäischer Völker übertragen10 Inzwischen schritt die politische Einigung Europas fort. Im Maastrichter ‚Vertrag über die Europäische Union‘ vom 7.12.92 wurde die europäische Einigung besiegelt. Dieser Vertrag trat am 1. November 1993 in Kraft. Ein vereinigtes Europa kann selbstverständlich nicht ohne gemeinsame Währung sein. Darum gibt Deutschland seine gute, stabile DM-Währung auf und verbindet sie mit den schwachen Währungen anderer Mitgliedstaaten zu Euro.

Nicht zuletzt aber gibt der deutsche Staat sich selbst als Nationalstaat auf, in dem er unser Land gegen den mehrheitlichen Willen des eigenen Volkes zum Siedlungsgebiet für fremde Völker in dem uns bekannten Maße freigegeben hat. Aus dem Nationalstaat Deutschland wird ein Vielvölkerstaat.

Kein Staatswesen kommt ohne ein Staatsoberhaupt aus. In der Europäischen Union ist daher noch ein gemeinsamer Repräsentant zu erwarten, die Person, die das achte Reich des Drachen regieren wird.

c) Nationales Denken
steht einem vereinten Europa entgegen. Anscheinend durch den Einfluss der Medien wird heute derjenige rechtsextremer, verwerflicher Gesinnung verdächtigt, der nationale Belange vertritt. Auf diese Weise wird der Widerstand gegen den Abbau des Nationalstaates und die Europäisierung Deutschlands unterdrückt und zu paneuropäischem Denken erzogen.

Die Loslösung vom göttlichen Sittengesetz, die Vernachlässigung von Ehe und Familie sowie die neue multikulturelle und multinationale Gesellschaft führen je länger je mehr zu chaotischen Zuständen. Erinnert sei

  • an die beständig hohe Zahl von Arbeitslosen,
  • an die Zulassung eines nicht abreißenden Stromes von Asylbewerbern,
  • an die durch die Hinnahme eines sehr hohen Ausländeranteils eingetretene Störung des inneren Friedens, die sich augenfällig in der unverhältnismäßig hohen Ausländerkriminalität und dem Einbruch des Islam zeigt,
  • an den durch die Lockerung des Sittenstrafrechts eingetretenen Sittenverfall,
  • an die Bestrebungen den Verbrauch von Drogen zu erleichtern,
  • an die hohe Staatsverschuldung und an anderes mehr.

Die Frage nach der neuen Weltordnung wird gestellt, aber noch nicht beantwortet

Unser Land zu regieren, wird immer schwieriger. Ist dieses Chaos gewollt? ‚Ordo ab Chao‘, „Die Ordnung entspringt der Unordnung“, ist eine freimaurerische Devise. Dabei wird zwar vorgegeben, die Unordnung vorgefunden zu haben, tatsächlich aber hat die Loge durch ihren Einfluss auf den Staat das Chaos erst geschaffen11 In dem Buch „Europa als Auftrag“ schreibt der Mitherausgeber Prof. Dr. Rinsche, der Mitglied des Europäischen Parlamentes ist, im Hinblick auf die Zersplitterung der Weltpolitik:

„Die Frage nach der neuen Weltordnung wird gestellt, aber noch nicht beantwortet. Es gilt, aus Chaos Ordnung zu schaffen.“12

Es drängt sich der Verdacht auf, dass in Europa, insbesondre aber in Deutschland, Chaosmächten Raum gegeben wurde, damit auf den Trümmern des christlichen Abendlandes ein neues Reich entstehen kann. Das „Tier“ will mit Hilfe der Kräfte des Drachens aus dem Chaos erretten, damit es sodann als Retter angebetet werden kann (Offb 13,15). Es ist noch nicht vergessen, dass das siebente Haupt des Tieres im Jahre 1933 auch als Retter des Vaterlandes empfangen und gottähnlich verehrt wurde.

Seit dem 14. Mai 1948
ist Israel wieder ein selbständiger Staat und nicht mehr den Völkern untergeordnet. Es ist seinem Gott aber wie vor 2000 Jahren weiterhin ungehorsam und hat seinen Messias nach wie vor nicht angenommen. Hieraus erklärt sich, dass Israel je länger je mehr unter zunehmenden Druck der Völker gerät. Die Vorgeschichte spricht dafür, dass Israel wie bei den vorausgegangenen Reichen so auch vom 8. Reich des Drachen abhängig werden wird. Die gegenwärtige politische Lage lässt diese Entwicklung bereits erahnen. So unterstützt die EU die Bildung eines palästinensischen Staates in Gebieten, die Israel im Sechstagekrieg als sein ihm von Gott gegebenes Land zurückerobert und in denen es noch nie einen Staat Palästina gegeben hat. Außerdem erkennt die Europäische Union Jerusalem – insbesondere die Altstadt – nicht als ungeteilte Hauptstadt Israels an. Sie will einen Sonderstatus für diese Stadt.

Bei seinem zweiten Kommen wird der Herr Jesus ähnliche Verhältnisse vorfinden wie bei seiner ersten Ankunft. Israel befindet sich nach langer Zeit wieder im Land der Väter, steht jedoch wie damals unter einem gewissen Druck einer europäischen Großmacht. Damals war dies Rom. Vor Jesu Wiederkunft wird Israel erneut von einem europäischen Reich, der Europäischen Union, in seiner Souveränität beschnitten sein, wahrscheinlich zugunsten der Palästinenser. Aus den Zwängen dieses Reiches, des Reiches des Antichristen, wird sich Israel nicht selbst befreien können. In einer Zeit größter Not wird es nach seinem Messias schreien und ihn als Retter und Erlöser erfahren und empfangen (vgl. Sach 8-10).

Die Europäische Union wird das Kernreich des Antichristen sein

Wer die 10 Könige sein werden, die eine Zeit lang mit dem Tier (Antichrist) Macht empfangen werden, vermag ich noch nicht zu erkennen. Es werden jedoch global miteinander verbundene Machtgebilde sein, über die der Antichrist herrschen wird. Die Europäische Union aber wird das Kernreich des Antichristen sein.

6. Das neunte Reich

Das achte Reich des Drachen ist sein letztes. Wer wird es besiegen? Ein Reich das mit einem unbezwingbaren Raubtier zu vergleichen wäre? Nein, ein Lamm wird das achte Reich und die mit ihm verbündeten 10 Könige überwinden! Ein Lamm ist Sinnbild für Schwäche, Wehrlosigkeit und Opferfähigkeit. Das ohnmächtige Lamm Gottes hat den Drachen bereits besiegt auf Golgatha. Nun muss Satan am Ende dieses Äons das Feld räumen. Ein Hauch aus dem Munde des Gottessohnes genügt. Die Ohnmacht Gottes ist stärker als alle Macht des Teufels.

Große Scharen im Himmel jubeln: Halleluja! Denn der allmächtige Gott hat sein Reich eingenommen (Offb 19,6). Selig sind, die zum Abendmahl – man wird wohl auch sagen dürfen Siegesmahl – des Lammes berufen sind.


  1. Das Weib soll in diesem Zusammenhang nicht gedeutet werden. Es sei aber darauf hingewiesen, dass Bibelausleger unter dem Bild des Weibes (in Vers 15 Hure genannt) die Römische Kirche verstanden haben. Bemerkenswert ist, dass die evangelischen Kirchen, die durch die Reformation entstanden sind, in unseren Tagen mit der Kirche Roms sein und mit Ihr eine Einheit bilden wollen. 

  2. Auch Dan 2 enthält Prophetie über die Weltreiche. 

  3. Daniel 7 erfasst nicht die ersten beiden Weltreiche. Empfänger der Prophetie war damals Belsazer, der König von Babel. Ihm wurde gezeigt, welche Reiche nach ihm kommen werden. Darum sind dort die Reiche, die vor ihm waren, nicht genannt. Offb 17 entfaltet diese Weissagung näher. 

  4. Anmerkung zu Kap. 2,1 in der Scofield-Bibel. 

  5. Aus der Schrift wissen wir, dass Gott den Völkern Engelfürsten zugeordnet hat, auch gefallene Engel, vgl. Dan 10,13-21, Dan 12,1. 

  6. In der Prophetie von Dan 8,14-17 ist eine Zusammenflechtung von Nahem und Fernem zu erkennen. Vor dem ersten Kommen Jesu trat ein „frecher und tückischer König“ auf, Antiochus Epiphanes. Das Aufkommen eines „frechen und tückischen Königs“ im Verhältnis zu Israel wiederholt sich aber vor dem zweiten Kommen Jesu. Der ausdrückliche Hinweis in Vers 17, dass das Gesicht in die Zeit des Endes gehört und bis zur Erfüllung noch eine lange Zeit ist (V. 26), lassen darauf schließen, dass sich die Weissagung in Dan 8,23 jedenfalls in ihrer abschließenden Erfüllung auf den König bezieht, der vor dem zweiten Kommen Jesu auftritt. 

  7. Das Hitlerreich musste der Erfüllung von zwei wichtigen prophetischen Ereignissen dienen. Erstens war die Judenverfolgung im Dritten Reich für die Völkergemeinschaft (UNO) der Anlass, der Neugründung des Staates Israel im Jahre 1948 zuzustimmen. Die Sammlung und erneute Staatwerdung Israels aber ist an verschiedenen Stellen der Heiligen Schrift vorhergesagt, z. B. Hes 37, Jes 60-62. Zum anderen gaben die Folgen des von Hitler verursachten Zweiten Weltkrieges den Anstoß für die Vereinigung der europäischen Völker, ein Ereignis von prophetischer Bedeutung, wie unter Abschnitt 5 gezeigt werden wird. 

  8. Franzke, Reindard: Stilleübungen – Fantasiereisen, Moderne Wege der Pädagogik? Ein Plädoyer für okkuldfreie Schulen, Selbstverlag. 

  9. Im Jahre 1989 wurde im Straßburger Palais de l’Europe eine Büste von Richard Graf Coudenhove-Kalergi enthüllt, dessen paneuropäische Vision den Weg zur Europäischen Union wies. 

  10. Rinsche, G./Friedrich,I.(Hg), Europa als Auftrag, Böhlau Verlag Köln, S. 330. 

  11. Rothkranz, Johannes, Der Vertrag von Maastricht-Endlösung für Europa Verlag Anton Schmidt, Durach, S. 187. 

  12. Rinsche, G. a.a.O. S. 392.