ThemenZeitgeist und Bibel

Bibeltreue im Gebrauch von Medien

Hinter dem großen Stichwort „Medien“ verbirgt sich eine Fülle von Einzelthemen. Aufgrund beruflicher Tätigkeit würde ich über viele dieser Themen gerne zu Ihnen sprechen: über Medienpolitik im allgemeinen und im besonderen, über die Interessen der Anbieter und den Schutz der Verbraucher, über Rundfunk, Mediendienste und Teledienste, über Medienpädagogik und Medienkompetenz und vieles andere mehr.

Sie haben mir ein ganz anderes Thema gestellt: „Bibeltreue im Gebrauch von Medien“. Und Sie haben es in einen ganz bestimmten Zusammenhang gestellt: „Bibeltreue zwischen Gesetzlichkeit und Weltlichkeit“. Für mich ist dies keine alltägliche Themenstellung.

Bibeltreue und Medien – Wo ist das Problem?

Das Problem liegt schon in der Definition für Bibeltreue. Hier ein Versuch: Bibeltreue sind Menschen, die in Verantwortung vor Gott leben wollen. – Gut, aber das tun auch Christen mit einem anderen Schriftverständnis. Und außerdem: Was hat das mit Medien zu tun? Was für Besonderheiten bestehen denn für Bibeltreue beim Gebrauch von Medien, die für andere Menschen nicht bestehen sollten? Man könnte antworten: Bibeltreue sind Menschen, die verantwortungsbewusst leben wollen, auch im Gebrauch von Medien. – Gut, aber das gilt auch für viele andere.

Trotzdem glaube ich, dass es in der Tat eine besondere Beziehung zwischen „bibeltreu“ und „Medien“ gibt. Aber die Form, in der uns diese Beziehung in vielen bibeltreuen Kreisen begegnet, basiert auf Maßstäben, die oftmals fragwürdig sind. Viele haben die Medien zu einem Spezialthema erklärt. Für sie ist der Umgang mit Medien fast so etwas wie eine Glaubensfrage. Das sind Voraussetzungen, die gerade für Bibeltreue den Umgang mit Medien nicht eben erleichtern.

Am Thema „Medien“ scheiden sich die Geister

Es gibt gewisse Themen, auf die bibeltreue Christen besonders sensibel reagieren, gewiss nicht ohne Grund: Mode und Sexualität gehören dazu, Musik und Karriere, Sport und Freizeit – und eben auch: Medien.

Am Thema „Medien“ scheiden sich die Geister. Es gibt kaum ein anderes Thema unter Christen, bei dem die Meinungen so gravierend auseinander gehen. Wie viele christliche Familien haben hier schon ihre härtesten Belastungsproben erlebt?!

Medien, vorzugsweise in ihrer elektronischen Form, gelten den einen als ein Synonym für Freiheit. (Motto: „Ich darf tun, was ich tun möchte.“) Den anderen – und hier sind wohl eher Konservative und Bibeltreue angesprochen – gelten sie als ein Synonym für Weltlichkeit und Gefahr. (Motto: „Immer auf der Hut sein. Nur ja nicht zuviel davon.“) Viele Christen sind nicht wirklich frei, wenn es um dieses Thema geht. Sie reagieren schematisch: dafür oder dagegen, gut oder schlecht, alles oder nichts. Wer so schematisch denkt, steht aber in der Gefahr, immer nur das hören zu wollen, was die eigene Auffassung bestätigt.

  • Die einen wollen immer nur hören, dass Christen einen Fernseher besitzen dürfen.
  • Die anderen wollen immer nur hören, dass das Gegenteil richtig ist.
  • Die einen sind der Ansicht: „Medien, das gehört zur Welt. Dazu sollten wir als Christen einen größtmöglichen Abstand halten.“ In einem Vortrag wie diesem wollen sie genau das von mir hören. Wenn ich es nicht deutlich genug sage, dann habe ich in ihren Augen keinen guten Vortrag gehalten.
  • Die anderen sind der Ansicht: „Wer keinen Fernseher besitzt, der ist gesetzlich.“ Und sie bewerten meinen Vortrag danach, ob sie das auch von mir bestätigt bekommen.

Um hier nicht missverstanden zu werden: Mir geht es in keiner Weise darum, das Thema „Medien“ in den Bereich der Beliebigkeit und des persönlichen Geschmacks zu überführen. Auch mir ist klar, welche ernst zu nehmenden Gefahren von Medien, gerade in ihrer elektronischen Form, ausgehen können: Gefahren in körperlicher und sozialer, in seelischer und geistlicher Hinsicht. Wir leben in einer Zeit, in der viele Dämme brechen. Gerade die Medien forcieren diese Entwicklung. Daran gibt es nichts zu beschönigen.

Das Einstehen für Grundsätze soll ein Markenzeichen für Bibeltreue sein

Von daher halte ich es für wichtig, dass wir Grundsätze haben und auch den Mut finden, dazu zu stehen. Das Einstehen für Grundsätze soll ja ein Markenzeichen für Bibeltreue sein.

Die Frage ist allerdings, ob wir immer die richtigen Maßstäbe anlegen, um zu unseren Grundsätzen zu gelangen. Ich habe den Eindruck, dass auch viele Bibeltreue die Maßstäbe und die Motivation für ihr Denken und Handeln oftmals nicht wirklich aus der Bibel herleiten.

Falsche Maßstäbe zum Thema „Medien“

Unsicherheit

Unsicherheit oder sogar Angst beeinflussen viele Christen in ihrem Umgang mit Medien. Dies geschieht sicher oft unbewusst und in guter Absicht. Man möchte sich schützen vor den Gefahren, die von Medien ausgehen; manche sehen darin spezielle Gefahren der Endzeit. Diese Suche nach Schutz mag in gewisser Weise verständlich sein: Wir leben nun einmal in einer brutalen Welt, die durch Medien gespiegelt und in ihren Wirkungen oftmals verstärkt wird. Dennoch bieten uns angstgeleitete Reaktionen niemals einen Schutz. Sie gefährden uns eher.

Ausweichen

Überstarke Ablehnung oder Zustimmung zu einer Sache stehen häufig in Verbindung mit der Verlagerung einer persönlichen Problematik. Es gibt zum Beispiel Christen, die große Mühe haben, geordnet und kontrolliert zu leben. Sie würden es auch nicht schaffen, mit Medien kontrolliert umzugehen, etwa den Computer sinnvoll zu nutzen und ihn rechtzeitig wieder auszuschalten. Wenn sie „gegen Computer“ sind, so ist ihre ablehnende Einstellung letzten Endes nur der Versuch, die eigenen Probleme zu verdrängen oder vor ihnen auszuweichen.

Perfektionismus

Perfektionismus ist eine Sünde in frommem Gewand, durch die man sich selbst und andere unglücklich macht. Dahinter steht ein falsches Verständnis von Heiligung. Wer perfektionistisch eingestellt ist, möchte sich nach Möglichkeit von allen „weltlichen Befleckungen“ fern halten. Gerade Medien sind dabei ein beliebtes Feld des Vergleichens. Wer sich für Medien interessiert, ist in den Augen perfektionistischer Christen von vornherein weniger „geistlich“.

Pessimismus

Nicht Pessimismus ist biblisch, sondern Realismus

Es ist eine eigenartige Beobachtung, wie pessimistisch und resignativ viele Bibeltreue eingestellt sind, obwohl ihnen die Realität christlicher Freude und Hoffnung doch so gut bekannt sein sollte. In den Augen vieler Christen wird alles in dieser Welt immer nur dunkler, schlimmer und gefährlicher. Beständig ist es „5 vor 12“. Und als Beweis machen evangelikale Konventikelblättchen seit Jahrzehnten „die Medien“ in ihrer jeweils aktuellen Form aus. Um auch hier nicht missverstanden zu werden: Natürlich beobachten Christen die Zeitentwicklung in kritischer Distanz. Aber nicht Pessimismus ist biblisch, sondern Realismus.

Drang nach Freiheit

Für viele Christen ist der Wunsch nach Freiheit eine wichtige Motivation. Nicht alle haben hinreichend begriffen, dass Gott uns wirklich alles gerne gibt, was wir brauchen. Manche Christen fühlen sich benachteiligt. Manche leben in der Sorge, sie hätten Entscheidendes verpasst. Manchen geht es um Zerstreuung, Erlebnisse und Begehrlichkeiten.

Auch für solche Christen ist der Gebrauch von Medien ein zentrales Thema: als Mittel zur Bedürfnisbefriedigung. Doch der Kern ihrer Problematik ist eine falsche Motivation im Leben und letztlich ein falsches Bild von Gott.

Unwissenheit

Wir müssen uns ehrlich über die eigenen Voraussetzungen für unser Denken und Handeln im Klaren sein

Häufig stehen hinter falschen Maßstäben auch einfach Unwissenheit oder Missverständnisse. Wer noch nie mit dem Internet zu tun hatte, der macht sich vielleicht die seltsamsten Gedanken darüber. Dabei ist die Wirklichkeit im täglichen Umgang doch eher prosaisch. Hier fehlt es einfach an genauer Information.

Es geht mir darum, dass wir uns ehrlich über die eigenen Voraussetzungen für unser Denken und Handeln im Klaren sind. Wir müssen wegkommen von falschen Maßstäben, die uns zu einem schematischen Denken verleiten. Wir müssen uns, auch beim Thema „Medien“, die Frage stellen: Was ist wirklich biblisch? Und was haben wir uns nur selbst zurechtgelegt?

Bibeltreue brauchen biblische Maßstäbe

Nun stehen wir natürlich vor der Frage: Wie finden wir biblische Maßstäbe für den Umgang mit Medien?

Sicher nicht mit Hilfe der Wortkonkordanz. Ich weiß, manche führen uns nun zu schwierigen Stellen in der Offenbarung und in den Propheten, wo von gefährlichen „Bildern“ die Rede ist. Ich will auch überhaupt nicht abstreiten, dass Medien in der Endzeit eine wichtige Rolle spielen können, in welcher Form auch immer. Aber im Kern – in unserer Frage nach Maßstäben für den Alltagsgebrauch – führt uns das nicht weiter.

Wenn wir nach biblischen Maßstäben zum Umgang mit Medien suchen, dann müssen wir begreifen, dass Medien eben nichts Besonderes – kein Spezialthema – sind. Sie sind Teil dieser Welt. Sie ordnen sich ein in das große Thema des Umgangs von Christen mit den Angelegenheiten dieser Welt.

Für den Umgang mit den Angelegenheiten dieser Welt gibt uns die Bibel viele wichtige Maßstäbe an die Hand. Diese Maßstäbe sind allerdings nicht schematisch. Sie sind Leitlinien und bedürfen der persönlichen Ausfüllung im Leben jedes einzelnen Christen.

Ich möchte Ihnen einige biblische Maßstäbe nennen, bei denen ich einen Bezug zum Thema „Gebrauch von Medien“ entdecke:

Freiheit

Das ist die Grundlage des christlichen Lebens: Wir sind frei und unterliegen keinem Gesetz. „Für die Freiheit hat Christus uns frei gemacht. Steht nun fest und lasst euch nicht wieder durch ein Joch der Knechtschaft belasten.“ (Gal 5,1.) Dies gilt grundsätzlich für praktische Lebensfragen, auch für den Gebrauch von Medien.

Unterschiedlichkeit

Fragen der praktischen Lebensgestaltung können unter Christen unterschiedlich gesehen und gehandhabt werden. Römer 14 entfaltet diese Tatsache an den Beispielen des Essens und der Feiertage. Wir sehen, dass Gott mit verschiedenen Menschen auch unterschiedlich handelt. Das müssen wir anerkennen lernen. Es ist falsch, Vorwürfe zu erheben, wenn ein anderer etwas anders tut, oder Regeln aufzustellen, wo Gott keine Regeln aufstellt.

„Wer bist du, der du den Hausknecht eines anderen richtest? Er steht oder fällt dem eigenen Herrn. … Jeder aber sei in seinem eigenen Sinn völlig überzeugt.“ (Röm 14, 4f.)

Freiheit und Individualität finden allerdings dort ihre Grenzen, wo sie für andere oder für mich selbst zum Problem werden.

Rücksichtnahme

Das Gewissen des Anderen ist zu respektieren. Auch das sehen wir in Römer 14. Wenn eine Freiheit, die ich in Anspruch nehme, den Mitchristen überfordert oder in irgend einer Weise für ihn zum Problem wird, dann ist Rücksichtnahme angesagt.

Disziplin

„Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles ist nützlich. Alles ist mir erlaubt, aber ich will mich von nichts beherrschen lassen.“ (1Kor 6,12)

Die suggestive Kraft bewegter Bilder in manchen Medien fördert die Passivität

Im Gebrauch von Medien sind diese Aspekte ganz entscheidend. Wir alle sollten uns in dem, was wir tun, immer wieder ehrlich der Frage stellen: Warum tue ich das? Ist es nützlich? Und: Wer beherrscht hier wen?

Wir alle wissen, die suggestive Kraft bewegter Bilder in manchen Medien fördert die Passivität. Im Leben des Christen kommt es aber auf Aktivität, Disziplin, „Selbstherrschung“ an, die der Heilige Geist in uns wirkt (Gal 5,22 / Eph 5,18).

Anstand

„Lasst uns anständig wandeln wie am Tag…“, schreibt Paulus, und zählt dann Dinge auf, die unanständig sind (Röm 13,13f).

„Unzucht aber und alle Unreinheit oder Habsucht sollen nicht einmal unter euch genannt werden…; auch Unanständigkeit und albernes Geschwätz und Witzelei…“ (Eph 5,3f.)

Vor diesem Hintergrund scheidet vieles, was Medien heute vermitteln, für Christen einfach aus.

Sorgfalt

Christen sind aufgefordert, alles, was sie tun, sorgfältig abzuwägen, den Willen ihres Herrn zu erfragen und zu vernünftigen Entscheidungen zu kommen.

„Seht … genau zu, wie ihr wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise. … Seid nicht töricht, sondern versteht, was der Wille des Herrn ist.“ (Eph 5,15.17)

Distanz

Christen sollten ständig in dem Bewusstsein leben, dass die Angelegenheiten dieser Welt letztlich nicht die entscheidenden sind. Sie machen sich nicht davon abhängig. Sie wahren eine gesunde innere Distanz, „als die der Welt Gebrauchenden als ihrer nicht als Eigentum Gebrauchenden“ (1Kor 7,30f.). Für unser Thema heißt das: Sie gebrauchen Medien, wenn dies notwendig ist, aber sie finden ihre Erfüllung nicht darin. Medien sind ihnen nicht wirklich wichtig.

In Verantwortung vor dem Herrn

Man kann solche biblischen Maßstäbe gut mit dem Ausdruck zusammenfassen, den Paulus in seinen Briefen so oft gebraucht: „im Herrn“.

Wie wir leben, was wir tun, ob mit ob ohne Medien, alles sollen wir „im Herrn“ tun (vgl. Röm 14,6-8). Das heißt doch: Wir sollen es so tun, dass unser Herr dabei einbezogen ist. Dass es vor ihm offen daliegt. Dass uns nicht ein schlechtes Gewissen überkommt, wenn wir bedenken: „Er ist jetzt hier. Er schaut jetzt zu.“

Meine Kollegen und ich haben hin und wieder Briefe zu beantworten. Gerade jetzt, wo wieder Gesetzesänderungen diskutiert werden, schreiben Verbände, Unternehmen, Interessenvertreter oder auch Privatpersonen an die Ministerpräsidenten, um ihre Argumente, Wünsche und Forderungen vorzubringen. Solche Briefe dürfen wir beantworten.

„Warum brauchen Erwachsene Bilder, die wir nicht sehen dürfen?“

Kürzlich erreichte uns das Schreiben einer Initiative, die dafür eintritt, Gewaltfreiheit in den öffentlich-rechtlichen Programmen gesetzlich vorzuschreiben. Beigefügt war ein Plakat, auf dem ein Kind fragt:

„Warum brauchen Erwachsene Bilder, die wir nicht sehen dürfen?“

Diese Frage hat mich beschäftigt. Das ist ja auch bei uns zu Hause häufig die Frage: „Ihr Eltern tut etwas. Warum ist das für euch wichtig? Und warum darf ich das nicht?“ Natürlich, es gibt viele Dinge, die wir als Eltern tun und unseren Kindern trotzdem nicht erlauben können. Aber das muss gute Gründe haben, die man auch erklären muss. Es schadet nichts, wenn wir – vielleicht durch unsere Kinder – von Zeit zu Zeit gezwungen werden, über unser Verhalten Rechenschaft abzulegen.

Ich denke: Auch für unser Thema ist das letzten Endes der entscheidende Punkt. Auch Gott könnte vielleicht in unser Leben, in unseren Umgang mit Medien hinein fragen: „Warum ist etwas für dich wichtig, was ich nicht sehen darf?“

Wenn Gott es sehen darf, wenn wir ihn mit hineinnehmen können, dann ist es gut.

Das ist der zentrale Maßstab für die praktischen Fragen unseres Lebens, auch für den Gebrauch von Medien: Wenn Gott es sehen darf, wenn wir ihn mit hineinnehmen können, dann ist es gut.

Ich möchte Sie ermutigen, sich an den Maßstäben zu orientieren, die wirklich biblisch sind! Wenn wir uns an diesen Maßstäben geprüft haben, wenn wir persönlich sicher sind, dass wir etwas „im Herrn“ tun, wenn wir in dieser Weise auch untereinander zu unserem Verhalten stehen können, dann ist es in Ordnung. Ist das nicht der Fall, dann besteht Änderungsbedarf (Röm 14,22f.). Für mich liegt hier der Schlüssel auf unserem Weg zwischen „Gesetzlichkeit“ und „Weltlichkeit“.

Als Christen glaubwürdig in der Welt leben

Alle Experten stimmen darin überein, dass audiovisuelle Medien – als Bestandteil moderner Informations- und Kommunikationstechnologien – weiter an Bedeutung gewinnen werden. Das gilt für Beruf und Alltag, für Bildung und Freizeit, letztlich für alle Bereiche des Lebens. Außerdem werden die verschiedenen Medien, die wir heute kennen, in Zukunft weiter zusammenwachsen.

Medien sind nicht nur ein fester Bestandteil der modernen Gesellschaft, sie sind geradezu grundlegend für eine moderne Gesellschaft. Auf diese Realität müssen sich auch bibeltreue Christen einstellen.

Damit ist nicht gesagt, dass all die Multimedia-Blütenträume, die man uns vor Augen malt, in Erfüllung gehen. Im Gegenteil. Schon heute wird deutlich, dass die Medien- und Informationsgesellschaft der Zukunft im wesentlichen die elektronische Variante der Konsumgesellschaft sein wird, die wir schon heute kennen.

Es geht auch überhaupt nicht darum, ob wir uns diese Entwicklung als Christen wünschen sollen oder nicht. Wir werden dazu nicht befragt. Es geht vielmehr darum, dass wir als bibeltreue Christen Realitäten zur Kenntnis nehmen und uns darauf einstellen. Das verstehe ich unter „vernünftig wandeln“ im Sinne von Eph 5,15.

Während wir uns noch über das Grundsätzliche streiten, entfalten alte und neue Medien längst ihre Wirkung auch in unseren christlichen Familien

Es ist jedenfalls keine Alternative, als Christen über die böse Welt zu klagen und ansonsten zu tun, als sei nichts gewesen. Die Welt war immer schon böse. Den Schaden eines solchen Verhaltens haben spätestens unsere Kinder. Seien wir doch ehrlich: Während wir uns noch so gerne über das Grundsätzliche streiten, entfalten alte und neue Medien längst ihre prägende Wirkung auch in unseren christlichen Familien und Gemeinden.

Wir müssen uns also darauf einstellen. Wir alle müssen lernen und üben, selbstbestimmt und verantwortungsbewusst mit Medien umzugehen. Das wird eine entscheidende Qualifikation für die Zukunft sein. Dies gilt für junge und ältere Menschen gleichermaßen.

Ich glaube, dass es für bibeltreue Christen in diesem Zusammenhang auch um die Frage eines glaubwürdigen, authentischen Lebens in dieser Welt geht, so wie es unser Herr von uns erwartet. Wir können nur glaubwürdig sein, wenn wir mitten im Leben stehen, wenn wir die Spannungen, in denen der moderne Mensch lebt und die er aushalten muss, auch kennen und auch aushalten müssen. Der Gebrauch von Medien ist dabei ein ganz wichtiges Bewährungsfeld.

Den Umgang mit Medien lernen – und zugleich die Distanz zu Medien wahren, das ist die doppelte Herausforderung, in der wir stehen.

Es geht mir nicht darum, Gefahren zu bagatellisieren. Natürlich ist Vorsicht geboten. Natürlich ist es sehr schwierig, in unserer Zeit einen verantwortungsvollen Weg zu gehen.

Aber es ist der Weg, den wir zu gehen haben. Unser Herr hat uns in diese Zeit gestellt. Er wird uns die Kraft und die Weisheit geben, uns darin zu bewähren.

Ich möchte Ihnen Mut machen, die Herausforderungen unserer Zeit „im Herrn“ anzunehmen, auch dort, wo es um den Gebrauch von Medien geht.

 


 

Dieser Artikel erschien in Bibel & Gemeinde, Ausgabe 2/2000. Es handelt sich um einen Vortrag, der am 17.4.1999 auf der Haupttagung des Bibelbundes in Hammerbrücke (Vogtland) gehalten wurde. Die Tagung beschäftigte sich mit der Frage „Bibeltreue zwischen Gesetzlichkeit und Weltlichkeit“.