Nachdem es in den USA schon geraume Zeit eine Auseinandersetzung über die Frage gibt, ob der Urtext des Neuen Testaments durch den sog. Textus Receptus (d. h. der „anerkannte Text“, der zur Reformationszeit vorlag) oder durch moderne wissenschaftliche Ausgaben wie etwa der Nestle-Aland richtig wiedergeben wird, hat dieser Streit seit kurzem auch im deutschsprachigen Raum Fuß gefasst. Weil zahlreiche Gläubige dadurch im Vertrauen auf die Bibel als das inspirierte und unfehlbare Wort Gottes verunsichert sind, soll ihnen mit der vorliegenden kurzen Gegenüberstellung der Hauptargumente eine Hilfe geboten werden.1
Behauptung: Der Textus Receptus [nachfolgend TR abgekürzt] ist der von Gott bewahrte Text. Er ist eine getreue Wiedergabe des inspirierten Originaltextes.
Tatsache:
- Wäre der TR der Urtext, dann müsste es durch die ganze Kirchengeschichte Handschriften von ihm geben. Doch die ältesten bekannten Handschriften sind alle eindeutig vom alexandrinischen Texttyp.
- Erst 1516 schuf Erasmus von Rotterdam in nur fünf Monaten den TR als Bearbeitung weniger später Handschriften des Mehrheitstextes.
- Da ihm nur eine griechische Handschrift der Offenbarung vorlag, welcher der Schluß fehlte, übersetzte Erasmus diesen aus dem Lateinischen zurück ins Griechische. Auch ergänzte er den griechischen Text von Apg 9,5f. durch die damals verbreitete erweiterte lateinische Fassung. Erasmus schuf so Lesarten, die es in keiner einzigen griechischen Handschrift gibt.
- Es gibt verschiedene Ausgaben des TR, die in zahlreichen Einzelheiten voneinander abweichen. Welche davon ist der „wahre Urtext“?
Behauptung: Der TR überliefert die reine Lehre des Evangeliums, während der Nestle-Aland [nachfolgend NA abgekürzt] Irrlehren unterstützt.
Tatsache:
- Das Evangelium wird insgesamt sowohl vom TR als auch vom NA zuverlässig und unverfälscht überliefert. Die Unterschiede zwischen beiden Textausgaben sind minimal (ca. 1-2% des Gesamttextbestands).
- Keine einzige christliche Lehre wird durch die unterschiedlichen Lesarten in Frage gestellt.
- Die von Befürwortern des TR angeführten Beispiele beruhen meist auf einem falschen bzw. einseitigen Verständnis der betreffenden Bibelstellen.2 In Einzelfällen ist es sogar genau umgekehrt, dass der TR lehrmäßig falsche Lesarten bietet.3
Behauptung: Textkritik ist Bibelkritik bzw. zeigt eine geistliche Wesensverwandtschaft zur Bibelkritik auf.
Tatsache:
- Textkritik will nicht die Bibel kritisieren, sondern den Urtext durch Vergleich der vorliegenden Handschriften ermitteln, wo es durch Abschreibfehler zu unterschiedlichen Lesarten gekommen ist.
- Für bibeltreue Christen, die an die Inspiration und Unfehlbarkeit der Bibel glauben, ist Textkritik deshalb sogar von größter Wichtigkeit, um den ursprünglichen Wortlaut der Bibel zu rekonstruieren.
- Auch die Herausgeber des TR bzw. von TR-Bibeln haben Textkritik betrieben, indem sie verschiedene Handschriften bzw. Textausgaben verglichen und die ihrer Meinung nach ursprüngliche Lesart übernommen haben.
Behauptung: Die Vertreter der modernen textkritischen Ausgaben des griechischen NT waren bzw. sind Irrlehrer oder zumindest irregeführt, die des TR hingegen rechtgläubig.
Tatsache:
- Rechtgläubige wie auch Liberale finden sich sowohl unter Befürwortern des Mehrheitstextes bzw. TR als auch unter Befürwortern eines anhand älterer Handschriften revidierten Textes.
- Rechtgläubigkeit ist kein Argument dafür, ob der Standpunkt einer Person sachlich richtig ist. Gläubige können irren, wie auch Ungläubige etwas richtig erkennen können.
Behauptung: Westcott und Hort4 waren Spiritisten.
Tatsache:
Diese Behauptung ist nachweislich falsch.5
Behauptung: Die alexandrinischen Textzeugen stammen aus Ägypten. Ägypten aber war das Zentrum gnostischer Irrlehren, was sich auf diese Handschriften niederschlug.
Tatsache:
Irrlehrer gab und gibt es auf der ganzen Welt – auch in Byzanz, woher der Mehrheitstext stammt! Würde diese Logik stimmen, dann könnten wir keiner einzigen Bibelhandschrift mehr trauen.
Behauptung: Auch wenn die griechisch-orthodoxe Kirche einen ganz ähnlichen geistlichen Niedergang und Abfall vom wahren Glauben durchmachte wie die katholische Kirche des Westens, wurde sie doch durch Gottes Vorsehung und Wirken zur Hüterin des ursprünglichen Textes […]
Tatsache:
Seltsam: Die alexandrinischen Handschriften sind also zwangsläufig korrupt, weil sie aus einer Gegend stammen, in der Irrlehrer dominierten; die griechisch-orthodoxe Kirche hingegen ist trotz ihrer Irrlehren die „Hüterin des ursprünglichen Textes“?Aus welchem objektiv nachvollziehbaren Grund soll es nur so und nicht anders sein?
Behauptung: Die alexandrinischen Lesarten waren Erasmus und den Reformatoren bekannt, doch sie verwarfen diese als minderwertig.
Tatsache:
- Die alexandrinischen Handschriften lagen den Reformatoren noch nicht vor. Sie wurden meist erst später, vor allem im 19. Jahrhundert entdeckt.6
- Erasmus stellte vielmehr Lesarten in Frage, die auch im Mehrheitstext gar nicht oder nur schlecht bezeugt wurden (z. B. Joh 7,53-8,11; Apg 9,5f; 1Jo 5,7f).
Behauptung: Einige wenige Handschriften [damit sind wohl vor allem der Codex Sinaiticus und der Codex Vaticanus gemeint] können unmöglich die überwiegende Mehrheit korrigieren.
- Hat die Mehrheit immer recht? Wird ein Fehler dadurch richtig, dass er tausendfach vervielfältigt wird?7
- Auch der TR weicht an einigen Stellen vom Mehrheitstext ab; dennoch sollen dann die Lesarten des TR statt des Mehrheitstextes den Urtext richtig wiedergeben. – Eine seltsame Inkonsequenz!
Behauptung: Die Textkritik behandelt die Mehrheit der griechischen Handschriften unfair, da sie diese in der Regel unberücksichtigt lässt.
Tatsache:
In der Textkritik wird der Mehrheitstext nicht ignoriert,8 sondern meist wie ein einziger Zeuge behandelt, gerade weil die Übereinstimmung aufgrund der gemeinsamen Abstammung der Handschriften so groß ist. Nicht deren Menge ist ausschlaggebend, sondern ihre Qualität. Diese muss durch sorgfältiges Vergleichen und Abwägen ermittelt werden, nicht durch bloßes Zählen.
Behauptung: Die alexandrinischen Handschriften lassen viele von 90% der Handschriften bezeugten Worte der Heiligen Schrift aus, ersetzen andere durch dunkle und schwer verständliche Wendungen, enthalten zahlreiche Widersprüche und grammatikalische Fehler.
- Hier wird als Tatsache behauptet, was erst zu beweisen wäre: Wenn der TR bzw. der Mehrheitstext nämlich nicht der Urtext ist, können die alexandrinischen Handschriften auch nichts von ihm auslassen oder ersetzen.
- Dass manches in der Schrift schwer verständlich ist, bescheinigt bereits 2Pt 3,15f.
- Viele angebliche Widersprüche erklären sich auch als Missverständnisse seitens des Lesers.
- Viele angebliche grammatikalische Fehler sind Eigenheiten der im NT verwendeten Koiné, der Sprache des einfachen Volkes – und nicht der Philosophen und Gelehrten.(Wenn es Gott gefallen hat, das von der Welt Verachtete zu erwählen, warum wird dann lupenreines klassisches Griechisch verlangt?)
- Genau umgekehrt passt gerade der spätere Mehrheitstext das scheinbar „falsche“ Griechisch der älteren Handschriften dem klassischen Griechisch an.
- Fehler kommen zudem in jeder Handschrift vor (auch im Mehrheitstext!), was sich einfach aus der Natur der Sache erklärt, da das Abschreiben von Hand ermüdend ist.
Behauptung: Der Mehrheitstext kommt aus der Gegend, wo die ursprünglichen Empfänger der neutestamentlichen Briefe zuhause waren (Kleinasien und Syrien). Er steht deshalb den Originalen am nächsten, da die Abschriften problemlos mit diesen verglichen werden konnten.
Tatsache:
Diese Meinung lässt völlig außer acht, dass gerade in dieser Gegend die schwersten Christenverfolgungen stattfanden. Hierdurch wurden neben den Originalen auch zahlreiche Abschriften vernichtet. Zudem sind die ältesten Handschriften durchwegs alexandrinisch. Es gibt keine Handschriften des Mehrheitstextes aus der Zeit vor dem 4. Jahrhundert!
Behauptung: Die Funde alter Papyrushandschriften zeigen ebenso wie alte „Kirchenväter“-Zitate und Übersetzungen, dass die „Mehrheitstext“-Überlieferung schon vor dem 4. Jahrhundert existiert haben muss.
Tatsache:
- Die frühen Papyri und Übersetzungen weisen nur vereinzelt Lesarten auf, die sich im Mehrheitstext bzw. TR wiederfinden, sonst sind sie alexandrinisch.9 Der Mehrheitstext hingegen kombiniert nahezu alle bis dahin bekannten Lesarten.
- Die Kirchenväter zitierten in ihren Kommentaren erst den Bibeltext und legten ihn dann aus. Spätere Abschreiber pflegten die Schriftzitate „nach denen bei ihnen selbst in Gebrauch stehenden Handschriften – und nicht nach der Vorlage – wiederzugeben … die vom betr. Kirchenvater benutzte Textform … kann nur aus dem anschließenden Kommentar mühsam im Wortlaut herausdestilliert werden.“10 Die Zitate des Mehrheitstextes gehen also nicht auf die Kirchenväter im Original zurück, sondern auf die Abschreiber.
Behauptung: Dass es keine Handschriften des Mehrheitstextes vor dem 4. Jahrhundert gibt, liegt am feuchtwarmen Mittelmeerklima, in dem Hand- schriften nur eine Lebensdauer von normalerweise 150-200 Jahren haben. Die alexandrinischen Handschriften hingegen blieben im trocken-heißen Wüstenklima Ägyptens erhalten.
Tatsache:
Im Mittelmeerraum ist es nicht feucht-warm, sondern überwiegend trocken. Noch heute lagern viele sehr alte Handschriften in Griechenland und Italien.Die ältesten uns erhaltenen Handschriften des Mehrheitstextes (der Codex Alexandrinus und der Codex Ephraëmi Rescriptus jeweils in den Evangelien), sind aus dem 5. Jh., also nur rund 100 Jahre jünger als der Codex Sinaiticus und der Codex Vaticanus.
Behauptung: Die sog. „Lukianische Rezension“ im 4. Jahrhundert, auf die der Mehrheitstext zurückgehen soll, ist eine willkürliche Annahme, für die es keine geschichtlichen Beweise gibt.
Tatsache:
Diese Beweise gibt es durchaus. Hieronymus z.B. berichtet im Vorwort zu seiner Revision der Evangelien, dass er die Hand- schriften, die auf Lukian und Hesych zurückgehen, nicht verwendet habe, da diese den griechischen Text „korrigiert“ und durch Zusätze erweitert hätten (Merkmale des Mehrheitstextes und des sog. „D-Textes“!); doch ein Vergleich mit älteren (!) Handschriften und Übersetzungen zeige, dass ihre Korrekturen falsch seien.11
Fazit: Weder der Textus Receptus noch der Nestle-Aland geben Anlass dazu, das Evangelium neu zu definieren. Die Behauptung, moderne textkritische Ausgaben des Griechischen NT beruhten auf gnostisch gefärbten Handschriften und verfälschten das Wort Gottes, muss als unhaltbar zurückgewiesen werden.
Obwohl der Textus Receptus eine relativ schlechte Bearbeitung nur weniger später Handschriften ist, stimmt er mit dem Nestle-Aland insgesamt doch in erstaunlich hohem Maß überein. Man kann daher nur dankbar anerkennen, dass Gott sein Wort durch die Jahrhunderte trotz aller menschlichen Fehler bewahrt hat. Wo beide Ausgaben voneinander abweichen, ist in der Regel dem Nestle-Aland-Text der Vorzug zu geben, da dieser als Ergebnis jahrzehntelanger gründlicher Forschung nahezu alle bekannten Handschriften, insbesondere die ältesten und zuverlässigsten Textzeugen berücksichtigt.
Sacherklärungen:
- Codex Sinaiticus (Aleph): Durch Constantin v. Tischendorf im Katharinenkloster am Berg Sinai entdeckte Handschrift. Alexandrinisch, 4. Jh.
- Codex Alexandrinus (A): Zusammen mit C der wertvollste Textzeuge für die Offenbarung. In den Evangelien byzantinisch, Rest alexandrinisch; 5. Jh.
- Codex Vaticanus (B): Lt. Aland die mit Abstand beste Handschrift, besonders in den Evangelien. Ab Hebr 9,14 ist der ursprüngliche Text durch Beschädigung verloren. Alexandrinisch, 4. Jh.
- Codex Ephraëmi Rescriptus (C): Durch Tischendorf entzifferte Handschrift. Der ursprüngliche Bibeltext war abgewischt und mit Werken des syrischen Kirchenvaters Ephraëm überschrieben worden (lateinisch: „rescriptus“). In den Evangelien byzantinisch, Rest alexandrinisch; 5. Jh.
- Codex Bezae (D): Benannt nach seinem früheren Besitzer, dem Reformator Theodor Beza. Es handelt sich dabei genau genommen um zwei Codices: den Codex 05 mit Evangelien und Apg („D-Text“, 5. Jh.) und den Codex 06 mit den Paulusbriefen (alexandrinisch mit Abweichungen, 6. Jh.
Alexandrinischer Text: Benannt nach Alexandria in Ägypten. Die ältesten Handschriften weisen übereinstimmend diesen Texttyp auf (durch Papyrusfunde nachweisbar bis ins frühe 2. Jh.).
Byzantinischer Mehrheitstext: Texttyp, der von der Mehrheit der griechischen Handschriften geboten wird; benannt nach Byzanz, der Hauptstadt des oströmischen Reiches (nachweisbar ab dem 4./5. Jahrhundert). Dieser Text setzte sich im Osten als Norm durch. Seine Merkmale sind: Harmonisierung von Paralleltexten, v.a. der Evangelien, Kombination mehrerer zuvor überlieferter Lesarten zu einer, Verbesserung vermeintlich oder tatsächlich falscher Lesarten und leichte Angleichung der Sprache an das klassische Griechisch.
„D-Text“: Früher aufgrund inzwischen als falsch erkannter Annahmen Westcotts und Horts auch „westlicher Text“ genannt. Hauptzeugen: Codex Bezae (D) in Evangelien und Apostelgeschichte sowie wenige andere Handschriften. Dieser Text weist deutlich redaktionelle Eingriffe auf (Hinzufügungen, Streichungen, Umformulierungen).
Die im Folgenden angeführten Argumente zur Verteidigung des Textus Receptus sind (z. T. sinngemäß) der Schrift von Rudolf Ebertshäuser, Der überlieferte Text des Neuen Testaments und die heutigen Bibelübersetzungen, 2. Auflage (Leonberg: ESRA-Schriftendienst, 2003) entnommen. Der Verfasser möchte betonen, Bruder Ebertshäuser hierdurch keineswegs angreifen oder diskreditieren zu wollen; vielmehr schätzt er ihn als Bruder im Herrn sehr und stimmt seinen anderweitigen Veröffentlichungen ausdrücklich zu. ↩
Joh 1,18 lautet in TR und Mehrheitstext: „Niemand hat Gott jemals gesehen; der einzige Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn ‹uns› bekannt gemacht.“ NA liest mit den ältesten Handschriften: „Niemand hat Gott jemals gesehen; der einzige Gott, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn ‚uns‘ bekannt gemacht.“ Das ist keineswegs eine „unsinnige und unbiblische Lesart“, sondern ein klares Zeugnis dafür, dass der Herr Jesus Gott ist! In Joh 9,35 ist die Lesart „Menschensohn“ (NA nach den ältesten Handschriften) statt „Sohn Gottes“ (TR nach dem Mehrheitstext) mitnichten eine Herabsetzung der Gottheit Jesu, da „Menschensohn“ ein Titel des Messias ist. Dass dieser Gottes Sohn, d. h. Gott ist, wussten die Juden sehr wohl (Mt 16,16; Joh 11,27), was ja der Grund für Jesu Verurteilung war (Mt 26,63ff.; Mk 14,61ff.). Warum sonst sollte der Geheilte anbetend vor Jesus niederfallen (Joh 9,38), wenn er ihn nicht als Gott erkennt? ↩
Mk 11,10 lautet im TR wörtlich: „Gepriesen sei das kommende Reich im Namen des Herrn, unseres Vaters David!“ Das ist Gotteslästerung: David, ein Mensch, wird zu Gott dem HERRN gemacht! TR-Bibeln versuchen dieses Problem notgedrungen durch eine mit der Grammatik des TR unvereinbare Übersetzung zu umgehen (z. B. Luther 1912: „Gelobt sei das Reich unsers Vaters David, das da kommt in dem Namen des HERRN“). Dabei ist die Lösung recht einfach: Keine einzige Handschrift (!) bezeugt hier die Worte „im Namen des Herrn“; Erasmus hat sie versehentlich aus dem vorangehenden Vers übernommen. Was müssen wir gemäß Offb 22,14 tun, um vom Baum des Lebens essen zu dürfen, d. h. ewiges Leben zu haben (1Mo 3,22): „seine Gebote halten“ (so der TR; das wäre Werkgerechtigkeit!) oder unsere „Kleider waschen“ (so NA), d. h. im Blut Christi (Offb 7,14), also durch den Glauben an sein Opfer am Kreuz? – Hier ist nicht der Gehorsam als Frucht des Glaubens gemeint, denn der Text lautet ausdrücklich: „damit sie ein Anrecht am Baum des Lebens haben“. ↩
Zwei führende Textkritiker des 19. Jahrhunderts; Herausgeber des New Testament in the Original Greek, 1881. ↩
Westcott war am Anfang seines Studiums Mitglied der Studentenvereinigung „Ghostlie Guild“. Diese betrieb keinen Spiritismus, sondern wollte übernatürliche Phänomene wissenschaftlich auf ihre Glaubwürdigkeit hin untersuchen. Westcott verließ die Gesellschaft nach kurzer Zeit, „da er zu der festen Überzeugung gelangte, daß solche Untersuchungen zu nichts Gutem führen“. So der Sohn Westcotts, zit. nach Robert L. Sumner, „Were Westcott & Hort Members of a Ghost Society?“, Target, January 1994 (im Internet veröffentlicht unter http://www.kjvonly.org/other/wescott_&_hort.htm). Über Hort liegen diesbezüglich keine gesicherten Angaben vor. ↩
Der Codex Vaticanus befand sich zwar bereits seit 1475 im vatikanischen Archiv, wurde jedoch erst 1857 veröffentlicht. Der Codex Alexandrinus (in den Evangelien byzantinisch, sonst alexandrinisch) wurde 1628 (also 17 Jahre nach der Übersetzung der „King-James-Bibel“) dem englischen König Karl I. von Patriarch Kyrill Lukaris v. Alexandrien geschenkt. Kurt u. Barbara Aland, Der Text des Neuen Testaments, 2., ergänzte und erweiterte Auflage (Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft, 1989), S. 118. ↩
Würde das Mehrheitsprinzip stimmen, müssten wir die lateinische Vulgata den griechischen Textzeugen vorziehen, denn sie ist in ca. 8000 Handschriften überliefert, während uns „nur“ ca. 5000 griechische Handschriften vorliegen. ↩
„Auch für den byzantinischen Text, der selbstverständlich nicht insgesamt, sondern nur in der Masse der puren Wiederholungen bei der editorischen Arbeit ausgeschieden werden darf, lässt sich … wertvoller Aufschluss gewinnen.“ Kurt u. Barbara Aland, Der Text des Neuen Testaments, 2., ergänzte und erweiterte Auflage (Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft, 1989), S. 341f. ↩
Die altlateinischen Übersetzungen bilden hiervon eine Ausnahme, da sie nicht einheitlich sind (sie sind weder byzantinisch noch rein alexandrinisch; gelegentlich stimmen sie auch mit dem „D-Text“ überein). ↩
Nestle-Aland, 26. Aufl., S. 25* der Einführung. ↩
Vgl. z. B. The Nicene and Post-Nicene Fathers, ed. Philipp Schaff, Vol. 6, Software-Edition, Ages Software Library Vol. 5 (Albany, Oregon, USA: Ages Software, 1997): S. 1020f. ↩