Folgende Hauptströmungen der Kritik an „Heilsgeschichte“, wie sie in diesem Buch vorgestellt wird, lassen sich beobachten: 1. Die eine Kritik kommt von der Seite der neuzeitlichen, (oftmals bibelkritischen) Hermeneutik her, unterteilt a.) in Kritik an der Autorität und Normativität der Endgestalt der Bibel und b.) in Ablehnung des Ablaufes der biblischen Geschichte, die als Fiktion angesehen wird. 2. Die andere Hauptströmung der Kritik kommt von der Seite der Föderaltheologie her, die sich mitunter sehr heftig gegen ein Heilsgeschichtsverständnis wendet, das verschiedene Epochen der Heilsgeschichte identifiziert, zwischen Israel und Gemeinde unterscheidet und insbesondere die endgeschichtlichen Aussagen der Bibel zu Gemeinde, Israel und Welt wörtlich ernst nimmt.
1. Wie die Autorität der Bibel untergraben und ausgehöhlt wird
Das Schrift- und Kanonverständnis, das wir in diesem Buch voraussetzen und das vielen unterschiedlichen heilsgeschichtlichen Modellen zu Grunde liegt, ist ein Dorn im Auge vieler Vertreter der einen oder anderen Variante neuzeitlicher Bibelauslegung. In dem wegweisenden Artikel von Armin Wenz mit dem Titel „Die Wahrheitsfrage im Spannungsfeld von Schriftautorität und neuzeitlicher Hermeneutik“1
wird kurz und bündig dargestellt, auf welche wesentlichen Aspekte diese Art von Kritik abzielt.
Pointiert beginnt sein Aufsatz mit der herausfordernden Gegenüberstellung von zwei gegensätzlichen und sich gegenseitig ausschließenden Auffassungen. Zum einen ist da die neuprotestantische Auffassung. Sie leugnet das reformatorische Prinzip, dass die Schrift klar ist und deshalb eine Schriftstelle durch die andere erklärt werden kann.2
Sie leugnet auch, dass die altprotestantische Inspirationslehre dem reformatorischen Schriftprinzip entspricht.3
Stattdessen behauptet sie, dass die neuzeitliche historisch-kritische Bibelauslegung eine passende Ergänzung und Präzisierung des reformatorischen Schriftprinzips sei, die dieses vor dem „Irrweg“ der Verbalinspirationslehre bewahre.4
Wenz nun aber macht unmissverständlich deutlich, dass dieses unter Bibelkritikern populäre Urteil, in der Fortsetzung des reformatorischen Schriftprinzips zu stehen, überhaupt nicht sachgerecht ist und an der Wahrheit vollkommen vorbei geht. Er betont, dass in diesen beiden entgegengesetzten Positionen zwei unterschiedliche Wahrheits- und Schriftverständnisse aufeinander prallen, die in keiner Weise kompatibel sind.
2. Wie die Heilsgeschichte zu Fabeln und existentiellen Wahrheiten verflüchtigt wird
Gemäß der Strategie „Kenne deinen Gegner“ kommen wir zu einer weiteren Infragestellung der von uns als Autoren vertretenen Schrifthaltung. Sie basiert auf der Kritik an der Autorität der Schrift im eben genannten Sinn. Daraus wird nun die Konsequenz gezogen, dass die Bibel im Sinne einer tatsächlich fortlaufenden Geschichte des Heils zwischen Gott und den Menschen gelesen werden darf. Häufig wird dies durch Ergebnisse der neuzeitlichen Bibelauslegung begründet. Das Hauptargument lautet: Die Traditionen, die hinter der Endgestalt des Bibeltextes stehen, haben ganz unterschiedliche Entstehungszeiten und Ursprünge. Sie wurden i.d.R. erst nachträglich von Redakteuren gesammelt, bearbeitet und subjektiv zusammengestellt und haben nicht unbedingt etwas mit historischer Wirklichkeit zu tun. Was wir in der Bibel an vermeintlichen chronologischen Abläufen vorfinden, sind im Grunde nur theologisch gefärbte Geschichtskonstruktionen, Fiktionen, Erfindungen.
Ursprünglich und historisch seien daher überhaupt keine fortschreitenden, heilsgeschichtlichen Abläufe vorhanden gewesen. Das heilsgeschichtliche Panorama, das man durchaus oberflächlich in der Bibel wahrnehmen könne, sei letztlich nur die Erfindung und das kreative Konstrukt von menschlichen „Redakteuren“, es sei jedoch nicht das Abbild der tatsächlichen, historischen Wirklichkeit früherer Ereignisse. Deshalb müsse man auf differenziertes heilsgeschichtliches Denken – einmal abgesehen von der christologischen Wende und der damit verknüpften Zuordnung von altem und neuem Bund – beim Auslegen der Bibel verzichten.
Vergleichbares formuliert Heinrich Ott in seinem Lexikon-Artikel zur Heilsgeschichte:
„Die Anschauung von einer H[eilsgeschichte] scheint sich zwar beim unbefangenen Vernehmen der biblischen Zeugnisse unmittelbar aufzudrängen. Indes wird sie, sobald wir bewusst von einem inspirationsgläubigen Biblizismus abrücken, problematisch“.5
Ott sieht die Gefahr, dass durch ein Konzept von Heilsgeschichte „eine dem Wesen des Glaubens widersprechende Objektivierung des Glaubensinhaltes“ stattfinden könne.6
Glaube sei doch ein „Akt gegenwärtiger Existenz“, nicht fassbar im „Schema eines Nacheinander entfaltet“.7
Immerhin räumt Ott auch ein, dass Heilsgeschichte als Idee von Theologen auch nicht gänzlich als erledigt abgetan werden dürfe.
„Denn sie [die Heilsgeschichte] scheint sich (…) aus den biblischen Texten nun doch unabweisbar aufzudrängen. Dabei spielt das Offenbarungsverständnis des Exegeten eine ausschlaggebende Rolle.“8
Zugleich übt er Kritik an einem extrem individualistischen Denken, „das den Glauben ausschließlich als einen Akt des einzelnen vor Gott versteht“ und von daher begründet Heilsgeschichte meint ablehnen zu müssen (wie es z. B. Rudolf Bultmann tut).9
Otts Artikel und sein ambivalentes Hin und Her im Nein und Ja im Blick auf Heilsgeschichte zeigt eindrücklich, dass Kritik an einem biblischen Verständnis von fortschreitender Heilsgeschichte gar nicht wirklich plausibel ist. Die Gefahren, die er und andere wittern, sind im Grunde nicht gegeben, da die Bibel doch selbst Glaubensakt und Heilsgeschichte komplementär, d.h. sich gegenseitig ergänzend versteht als zwei Seiten einer Münze.
Bei Bultmann wird Heilsgeschichte zum Mythos
Eine ähnliche, doch im Detail noch etwas anders gelagerte Kritik an der Geschichtlichkeit des Glaubens bzw. an der biblischen Heilsgeschichte äußerte auch – stellvertretend für viele andere nach ihm – Rudolf Bultmann. Bultmann betont, dass im Neuen Testament nur von einer Geschichtsmythologie die Rede sei:
„[G]erade die Ereignisse und Personen, die die Heilsgeschichte konstituieren, sind im Sinne des NT nicht geschichtliche, sondern mythische Phänomene.“10
Heilsgeschichte wird bei ihm zum Mythos, hinter dem theologische Ideen stehen, die in mythologische Geschichten eingekleidet wurden. Biblische Aussagen wie die darin geschilderte Heilsgeschichtskonzeption müssen daher „entmythologisiert“ (d.h. ihrer mythischen Schale entkleidet) werden, um den theologischen Kern frei zu legen. Geschichte hat grundsätzlich für ihn (und für viele seiner Nachfolger) ein Ende gefunden.11
In seiner Habilitationsschrift Zukunft und Verheißung12 hat Gerhard Sauter repräsentativ für andere Kritiker vor und nach ihm die Dimension der Zeit bzw. die der Geschichte ins Spiel gebracht. Er urteilt hinsichtlich einer biblischen Eschatologie – in Fortführung der existentialistischen Gedanken von Rudolf Bultmann, Ernst Fuchs und Anderen:
„Als verdächtig gilt aber vor allem ein ‚heilsgeschichtlicher Aufriss‘ mit seinem Zug zur banalen Linearität der Geschichte und insbesondere zu ‚einer Art von futurischem Historismus‘.“13
Diese Kritik orientiert sich vor allem an folgender Vorstellung:
„Vergangenheit und Zukunft sind demnach keine Werte auf einer neutralen Skala der Zeit, sondern Bestimmungen der Existenz: Macht der Gebundenheit und Möglichkeit zur Freiheit.“14
Sauter will hervorheben, dass die Welt stets unter der Verheißung Gottes gestanden habe und stehe, so dass stets eine „Gleichzeitigkeit“ zu behaupten sei, und zwar gegen eine sukzessiv-lineare Geschichtsrekonstruktion im Sinne von Vorher – Nachher – Noch-Bevorstehend.15
Biblisches Denken sei nicht (nur?) auf eine lineare Zeitbestimmung16
hin orientiert, sondern – wie im Fall des ewigen Lebens – auf eine Qualität im gegenwärtig diesseitigen Leben bezogen. Aspekte einer sog. präsentischen Eschatologie, also einer Endzeitvorstellung, die stets nur subjektiv und gegenwärtig ist, klingen an.17
Ein inhaltlich fassbarer endgeschichtlicher Zukunftsablauf wird damit zurückgewiesen und abgelehnt. Es gehe dabei für die Kirche nur sehr unbestimmbar um das eher allgemein zu verstehende „Prinzip Hoffnung“ oder um die Qualität eines ewigen Lebens. Periodische Zeitläufe in der Zukunft werden abgelehnt bzw. existentialisiert, d. h. als „Moral von der Geschichte“ auf die Existenz des Menschen heute gedeutet.
Gerhard Ebeling ist sich ebenfalls durchaus bewusst, dass „die traditionelle Dogmatik (…) einen heilsgeschichtlichen Aufriss [hat], der sich von der Schöpfung über den Fall und das Versöhnungswerk Christus zur Endvollendung hin erstreckt.“18
Normalerweise wurde und werde eben heilsgeschichtlich gedacht im Bereich der Dogmatik. Doch er schränkt diese Feststellung sogleich wieder ein, wenn er schreibt:
„Dieser dogmatische Normalaufbau ist heute aus verschiedenen Gründen fraglich geworden.“19
Bei dieser Infragestellung bzw. Relativierung der Heilsgeschichte im biblischen Sinn geht es mehr oder weniger darum, ob und ggf. wie man das biblische Heilsgeschichtsverständnis mit neuzeitlichen philosophischen Geschichts- und Zeitvorstellungen behaupten oder durchhalten kann. Die Lösung, die nicht wenige Theologen anbieten, liegt nicht unbedingt in den Aussagen der biblischen Autoren begründet, sondern ergibt sich von neuzeitlichen Interpretationsansätzen her, die der biblischen Aussageintention als normativ vorgeordnet werden. Jeder, der auch nur in Ansätzen ein differenziertes Verständnis von biblischer Heilsgeschichte vertritt, wird sich mit dieser umfassenden und generellen Kritik an biblischer Geschichte und Heilsgeschichte auseinandersetzen müssen.
Neuzeitliche Interpretations-ansätze werden der biblischen Aussage-intention vorgeordnet
Solche (und ähnlich lautende) Auffassungen, wie oben skizziert, haben nachfolgende Generationen von Bibelauslegern nachhaltig geprägt oder sie zumindest heilsgeschichtlichem Denken gegenüber ziemlich misstrauisch werden lassen. Vor allem der Vorwurf, Heilsgeschichte würde nur von „inspirationsgläubigen Biblizisten“ vertreten, hat die Beschäftigung mit der biblisch offenbarten Heilsgeschichte ins negative Licht gerückt. Nicht wenige fragen, was es denn nach solch einer heftigen Kritik an heilsgeschichtlicher Bibelauslegung noch mit ihr auf sich haben könne und ob die Beschäftigung mit ihr der Bibel gegenüber wirklich sachgerecht sein könne.
3. Was gegen eine heilsgeschichtliche „Haushaltungslehre“ vorgebracht wird
Ein besonders Modell von Heilsgeschichte ist unter dem Begriff Dispensationalismus oder Haushaltungslehre bekannt geworden. Manchmal nerven solche Begriffe, weil sie von vielen nicht unmittelbar verstanden werden. Die griechischen, lateinischen oder auch englischen Ursprünge solcher Worte sind kaum mehr vertraut, der Sinn solcher Worte damit nicht unmittelbar zugänglich. Machen wir uns also zunächst klar, was der Begriff Dispensationalismus meint, und wenden uns dann den Gegnern dieses Konzepts zu.
3.1 Epochen der Heilsgeschichte – „Nein danke“ oder „Ja bitte“?!?
Der Dispensationalismus als theologische Schulrichtung, die im ersten Drittel des 19. Jahrunderts entstanden ist, kommt von dem lateinischen Wort dispensatio bzw. dem englischen Begriff dispensation her. Der Begriff Dispensation wird von den griechischen Begriffen oikonomia (Eph 1,10; 3,9; 1Tim 1,4) und aion (1Kor 10,11; Eph 1,21) abgeleitet, die beide im Neuen Testament verwendet werden. Das Wort dispensatio kann demnach als ein biblischer Begriff verstanden. Im Deutschen gibt es keine entsprechenden Begrifflichkeit, die sich durchgesetzt hätte, außer vielleicht „Heilsökonomie“, die Lehre von den Zeitaltern oder die „Haushaltungen Gottes“20
Trotzdem spricht nichts dagegen, auch im Deutschen von einer „Dispensationenlehre“ zu sprechen oder eben von „Heilsökonomien“ bzw. von der „gottgewollten Abfolge von [heilsgeschichtlichen] Epochen“21.
Diese Heilsökonomien werden als Etappen verstanden, in denen Gott auf eine bestimmte Art und Weise mit den je unterschiedlich verantwortlichen Menschen Umgang pflegte. Diese Etappen oder Epochen sind mit unterschiedlichen Offenbarungen verknüpft, die je im Laufe der fortschreitenden Offenbarung gegeben wurden. Bei der Auslegung der Bibel tragen diese Heilsökonomien oder Dispensationen Schlüsselfunktionen. Denn das, was in einer Ökonomie für den Menschen gültig ist in seiner Verantwortung vor Gott, das muss noch nicht zwangsläufig auch in einer anderen Ökonomie gültig gewesen sein.
Der Dispensationalismus will eine von der biblischen Offenbarung direkt vorgezeichnete und von dort her abgeleitete heilsgeschichtliche Einteilung der gesamten Bibel in von Gott eingerichtete, zeitlich aufeinander folgende, manchmal sich überschneidende Perioden darstellen
Der Dispensationalismus als Fremdwort will daher eine von der biblischen Offenbarung direkt vorgezeichnete und von dort her abgeleitete heilsgeschichtliche Einteilung der gesamten Bibel in von Gott eingerichtete, zeitlich aufeinander folgende, manchmal sich überschneidende Perioden (Dispensationen, Epochen, Ökonomien) darstellen. Innerhalb dieser Perioden oder Dispensationen hat der Mensch eine (von der Bibel her ableitbare und erkennbare) Verantwortung vor Gott. Diese Verantwortung des Menschen vor Gott, die auch bestimmt, wie er zu leben hat, welche Zusagen von Gott ihm jeweils gelten und welche nicht, variiert, sie ist nicht zu jeder Zeit qualitativ und vom Inhalt her gleich. Manches überschneidet sich inhaltlich von Epoche zu Epoche in ihrer heilsgeschichtlichen Abfolge.
Diese Lehre von den unterschiedlichen Epochen der Heilsgeschichte hat allerdings entschiedene Gegner. Unter denen, die eine bibeltreue Schrifthaltung und die Unterordnung unter die Bibel als göttlicher Autorität befürworten, gibt es solche, die diese heilsgeschichtliche Sicht in der Auslegung der Bibel rigoros ablehnen. Diese Gegner finden wir zahlenmäßig häufig v.a. im Lager der reformierten Bundestheologie (Werk- und Gnadenbund), gelegentlich auch unter traditionell lutherischen Theologen, die von der Auslegungsmethode „Gesetz und Evangelium“ auf die gesamte Bibel bezogen geprägt sind.22
Jene reformiert-bundestheologische Schulrichtung lehnt – im Blick auf die unterschiedlichen heilsgeschichtlichen Modelle, die es gibt – vor allem den Dispensationalismus ab. Die Gründe dafür liegen in der eigenen bundestheologischen Theologie begründet.
3.2 Zur Bundestheologie
Zum einen sei darauf hingewiesen, dass die Bundestheologie nicht jede Art von heilsgeschichtlichem Denken ablehnt, sondern primär nur die heilgeschichtliche Konzeption des Dispensationalismus (bzw. ähnliche Vorstellungen aus anderen Frömmigkeitsrichtungen, wie die Bengels). Die Bundestheologie vertritt ein Muster zur Auslegung der Bibel, das ebenfalls – jedenfalls rudimentär – „Schriftinhalte untereinander heilsgeschichtlich“ auffasst.23
Die Gegner der Heilsgeschichte finden wir häufig im Lager der reformierten Bundestheologie
Zum anderen geht die Bundestheologie als „theologisches System“24 normalerweise davon aus, dass die gesamte Bibel in zwei (bzw. in drei) Bündnisse einzuteilen und von daher auszulegen sei. Der eine Bund sei der Werksbund, der andere der Gnadenbund. Die Bundestheologie ist also eine Theologie, die primär aus dem Bündnis der Werke und dem der Gnade besteht, zwei Kategorien, die das Verstehen der gesamten Bibel regieren. Man geht davon aus, dass der Werksbund zwischen Adam und Gott bestand, der Adam Leben verhieß, sofern er gehorsam geblieben wäre, Strafe und Tod aber vorhersagte, wenn er von Gottes Gebot abfallen würde. Da Adam sündigte, konnte der Werksbund nicht mehr bestehen bleiben. Ein neuer Bund wurde nach dem Sündenfall eingerichtet, nämlich der der Gnade.25
Unter einigen reformierten Bundestheologen wird sogar noch ein dritter Bund angenommen, der „Bund der Versöhnung“ (covenant of redemption). Dieser Bund sei in der Ewigkeit geschlossen worden zwischen Gott und seinem Sohn bzw. zwischen Gott und seinen Erwählten, die in Christus ihr Haupt und ihren Erlöser haben. Dieser Bund bilde dann die Grundlage für den Gnadenbund.26
3.3 Zum geschichtlichen Werden der Bundestheologie
Die Bundestheologie ist eine theologische Schule, die in der Zeit nach der Reformation ausgebildet wurde. Möglicherweise gehen Einzelaspekte des Bundesgedankens auf Ulrich Zwingli zurück, der sie in der Auseinandersetzung mit dem Täufertum ansatzweise entwickelt haben dürfte.27
Doch dieser Bundesgedanke ist nicht identisch mit der viel späteren Bundestheologie. Calvin sprach ebenfalls von dem Bund zwischen Gott und seinen Leuten, doch kann das auch noch nicht als Föderal- oder Bundestheologie bezeichnet werden. Darin sind sich die Experten, die sich mit der Entstehung der reformierten Tradition beschäftigen, ziemlich einig.
Die nächsten Zeugen für ein sich herausschälendes Denken in bundes- bzw. in föderal-theologischen Gedanken finden wir etwa Ende des 16. Jahrhunderts unter solchen vor, die den strikten Erwählungsglauben der Reformatoren ablehnten, z. B. bei Andreas Hyperius (1511-1564), Kaspar Olevianus (1536-1587) oder Rafael Eglinus (1559-1622). Der britische Puritaner William Ames (1576-1633) sprach bereits vom „Bund der Werke“. Er war ein Lehrer von Johannes Cocceius (1603- 1669). Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Grundideen der „Bundestheologie“ noch nicht weit verbreitet und vor allem überhaupt nicht einheitlich und systematisch strukturiert ausgearbeitet, sondern enthielten lediglich Grundgedanken, die erst später zur Bundestheologie im heute bekannten Sinn ausgebaut wurden. Die Föderaltheologie ist damit rund 180 Jahre älter als der Dispensationalismus, aber nur unwesentlich älter als die klassischen Vorläufer des Dispensationalismus als einer Variante heilsgeschichtlichen Denkens.
Die Föderaltheologie ist kaum älter als die Vorläufer des Dispensationalismus
In den klassischen reformatorischen Bekenntnistexten der reformierten und der lutherischen Reformation finden wir noch nichts, bei dem dieses Grundkonzept der Bundestheologie thematisiert worden wäre, jedenfalls nicht vor dem Bekenntnis von Westminster aus dem Jahre 1647. Und auch dort lag das bundestheologische Gedankengut noch längst nicht so ausgereift entwickelt vor, wie manche behaupten und glauben wollen. So lesen wir beispielsweise in diesem Bekenntnis in Kap. VII, Sektion VI:
„Es gibt deshalb nicht zwei Gnadenbünde, die sich in der Substanz unterscheiden, sondern nur einen einzigen, der sich in unterschiedlichen Dispensationen zeigt.“
Noch die ersten Überlegungen zur Ausbildung der theologischen Schule, die Bundestheologie genannt wird, kann also den Gnadenbund unter verschiedenen Epochen in der Geschichte verwirklicht sehen.
Cocceius – von Melanchthon beeinflusst – veröffentlichte 1648 sein Werk, in dem er zwischen dem foedus naturale (Naturbund) vor dem Sündenfall und dem foedus gratiae (Gnadenbund) nach dem Sündenfall unterschied. Er vermochte mit diesem zweigliedrigen Grundschema eine Art des heilsgeschichtlichen Kontinuums in fünf Etappen zu schaffen, in denen sich von der Schöpfung bis zu Christus hin das Heil Gottes vollziehen konnte, und zwar als Gnade. Mit der Arbeit des Cocceius und parallel dazu mit dem internationalen Einfluss des Westminster Bekenntnisses, in dem die beiden Bündnisse noch eher als generelle Abteilungen der Absichten Gottes verstanden wurden, konnte sich allmählich das theologisch reflektierte Konzept der „zwei Bündnisse“ gegenüber (!) der herkömmlichen calvinistisch-reformierten Tradition behaupten, auch gegen Infragestellung aus anderen reformierten Richtungen. Herman Witsius (1636-1708), Francis Turretin, John Cotton und andere verbreiteten die Ideen des „Gnadenbundes“ in Nordamerika, wobei die Vorstellungen und Konzeptionen im Detail sehr unterschiedlich und noch längst nicht einheitlich gewesen sind. Später verbreiteten Charles und A. A. Hodge die Gedanken der Bundestheologie über Princeton ins ganze Land.
Die Bundestheologie – darin sind sich die meisten Forscher zur Föderaltheologie einig – begann demnach als eine Reaktion in Opposition zu einem weit verbreiteten, sehr strikten, die doppelte Erwählung zum Heil und zur Verdammnis bevorzugenden Calvinismus. Trotzdem – obwohl nicht genuin reformiert – wurde diese theologische Richtung mehrheitlich zum heutzutage bevorzugten „Transportmittel“ dessen, was man landläufig Calvinismus nennt. Grundlage für die Föderal- oder Bundestheologie waren sicherlich bestimmte Konzepte und Ideen der Reformatoren (ohne dass diese das bundestheologische Schema lehrten oder vertraten). Von diesen Impulsen der Reformatoren herkommend entwickelten dann u.a. Cocceius, Witsius oder die Verfasser des Westminster Bekenntnisses die Gedanken stringent weiter. Dabei muss betont werden, dass diese ersten Überlegungen zu einer strukturiert formulierten Bundestheologie im 17. Jahrhundert mit der aktuell in vielen Varianten vertretenen Bundestheologie nicht gleichgesetzt werden darf, da sie im Laufe der Zeit unterschiedliche Modifikationen durchlebt hat und gegenwärtig in einer breiten Vielfalt vorzufinden ist.
Diese Einsichten in das Werden der Bundestheologie tragen zumindest dazu bei, das Vorurteil gegen den Dispensationalismus zu entkräften, der Dispensationalismus sei eine neue Lehre, die erst im 19. Jahrhundert aufgekommen sei und deshalb keine Rechtgläubigkeit für sich beanspruchen könne. Doch was sehen wir bei genauerem Hinschauen?
Die Bundestheologie begann als Reaktion auf einen sehr strikten Calvinismus der doppelten Erwählung zum Heil und zur Verdammnis
Die Bundestheologie ist selbst eine relativ neue Lehre, die kaum vor Poirets heilsgeschichtlich-dispensationalistischen Schema aus dem Jahre 1687 entwickelt wurde. Und Poiret gilt als einer der Vorläufer der dispensationalistischen Konzeption, die dann ab etwa 1830 von John Nelson Darby entfaltet wurde. Somit ist zumindest so viel klar, dass weder die Grundgedanken einer schematisierten Bundestheologie, noch die eines systematisierten Dispensationalismus ein hohes Alter oder eine altehrwürdige orthodoxe Verbreitung für sich beanspruchen können. Sie sitzen in dieser Hinsicht im selben Boot.
Die Rechtgläubigkeit und Schriftgemäßheit einer Lehre ergibt sich nicht aus dem Alter oder dem ersten Erscheinen dieser Lehre. Dann hätten die Katholiken in mancher Hinsicht die Argumente in Lehrfragen auf ihrer Seite. Das Wann der Erkenntnis einer christlichen Lehre, öffentlich auf Konzilien, im gottesdienstlichen Rahmen oder in der Gemeinde, ist überhaupt nicht essentiell oder gar ein Beleg für ihre Richtigkeit. Das gilt für die Bundestheologie genauso wie für den Dispensationalismus. Viele zentrale christliche Lehren sind erst später nach der apostolischen Zeit in der Kirchengeschichte als Erkenntnisse des Schriftstudiums entdeckt und ausformuliert worden. Andere wiederum wurden erst nach Jahrhunderten der Vergessenheit wiederentdeckt, weil sie mitunter schon unmittelbar nach dem Tod der Apostel vergessen worden waren (vgl. den Brief des Paulus an die Römer mit dem Barnabasbrief aus Rom an andere Gläubige nur wenige Jahrzehnte nach Paulus. Inhaltlich, v. a. im Blick auf das Heilsverständnis, liegen zwischen beiden Briefen Welten).
Dennoch können später entdeckte Einsichten klare und unumstößliche Wahrheiten des offenbarten Wortes Gottes ausdrücken und sind oftmals hervorragende Wiedergaben der biblischen Apostellehre (Apg 2,42; 2Tim 2,2). Vergleiche beispielsweise das mehr als 300 Jahre andauernde ernsthafte Ringen in der Schriftauslegung bis zur Klarheit, dass der christliche Gott sich als Geheimnis „Drei in Eins“ offenbart hat (Vater, Sohn, Heiliger Geist), obwohl dies schon von Anfang an in der Schrift vorlag, aber noch nicht sofort von der Gemeinde in allem ergriffen werden konnte. Oder man betrachte die Rechtfertigung allein aus Glauben im lutherisch-reformatorischen Sinn als Resonanz der biblisch-paulinischen Lehre. Jahrhunderte lang war diese Wahrheit vergessen gewesen, vieles im Detail sogar so noch nie „erfasst“ worden, bis sie 1520 das Licht der Öffentlichkeit erblickte. Dennoch wollen Aussagen solcher Art betonen, dass sie zentral in der biblischen Offenbarung verwurzelt sind, gegründet auf der Lehre der Apostel.
Der Heilige Geist führt in alle Wahrheit. Doch dauert es gelegentlich etwas länger, bis die Kinder Gottes alle Facetten dieser Wahrheit begreifen und aussprechen können. Wichtig ist, ob das, was Christen bekennen und als Wahrheit aussagen, im Wort Gottes der Bibel gegründet ist, nicht jedoch in erster Linie, wie alt eine Lehre ist.
Natürlich ist die Beobachtung der Bundestheologie, dass es so etwas wie beispielsweise einen Gnadenbund in der Schrift zu finden gibt, nicht grundsätzlich falsch. Doch eine Systematisierung der beiden Bünde vor und nach dem Sündenfall, wie sie die Hauptströmung der heute gängigen Bundestheologie behauptet und als leitende Auslegungsregel zur Heiligen Schrift voraussetzt, ist nicht so leicht und gewiss nicht ohne Probleme aus der Bibel ableitbar. Jedenfalls nicht mit mehr Berechtigung als die heilsgeschichtliche Betrachtung der Bibel im Dispensationalismus.
Auch später entdeckte Einsichten können klare und unumstößliche Wahrheiten des offenbarten Wortes Gottes ausdrücken
Die Bibel kennt viele Bündnisse zwischen Gott und Menschen, doch einen Werks- oder einen Gnadenbund nach dem Konzept der Bundestheologie kennt die Bibel nicht ausdrücklich. Das bedeutet nicht, dass dieses Konzept deshalb nicht auch irgendwie nützliche Überlegungen enthält. Der Schriftbeweis wäre aber zu führen, um zu begründen, wie diese deduktiv geschlussfolgerte Begrifflichkeit und die dahinterstehende Theologie biblisch gerechtfertigt werden könnten.
3.4 Zu den Auslegungsregeln der Bundestheologie
Gehen wir noch einen Schritt weiter. Ein wichtiger Aspekt der bundestheologischen Auslegung der Bibel ist die Regel, dass man prophetische Texte der Bibel nicht wörtlich, also nicht nach dem Wortsinn auslegen dürfe, sondern im übertragenen Sinn, also eher figurativ, metaphorisch, allegorisch oder typologisch.28
Daraus ergibt sich bei der Betrachtung des Alten Testaments, dass es oft zu einer Gleichsetzung von Israel mit der neutestamentlichen Gemeinde kommt, obwohl dies vom Text her ursprünglich gar nicht beabsichtigt gewesen ist. Die Debatte dreht sich also darum, wie „wörtlich“ die Bibel durchgängig und konsequent gemäß dem biblisch-reformatorischen Literalsinn-Verständnis ausgelegt werden darf und wo ggf. Grenzen liegen (Gattungen, Genres usw.). Auch die sog. apokalyptischen Texte der Bibel stehen zur Debatte, inwiefern sie unter Berücksichtigung ihrer bildhaften Sprache trotzdem im Blick auf die Ereignisabläufe, von denen sie sprechen, wörtlich ausgelegt werden dürfen, oder ob sie einer anderen Regel des Verstehens unterliegen.29
Deutlich zeigen sich auch die Folgen dieser Debatte in der Tatsache, dass die alttestamentlichen Verheißungen an Israel beinahe vollständig als in der Gemeinde von Jesus „geistlich“ erfüllt angesehen werden und damit eine eigentliche oder zusätzliche wörtliche Erfüllung für Israel nicht erwartet wird. Ein Teil der Bundestheologen behauptet zwar nicht die völlige Erfüllung der alttestamentlichen Verheißungen an Israel in der Kirche, sieht aber in der Kirche die geistlichen Anfänge dieser Erfüllung, die sich „auf der neuen Erde und im neuen Himmel“ – einem zusammenfassenden Synonym für den „Himmel“ – endgültig erfüllen werden, also im Zustand der Ewigkeit, da die Mehrheit der Bundestheologen ein wörtliches tausendjähriges Reich usw. nicht erwartet.
Das Alte Testament wird durchgängig von den theologischen Vorstellungen des Neuen her interpretiert
Insgesamt wird ausdrücklich betont, dass die Idee des Gnadenbundes bei der Auslegung der Bibel alle Stellen bestimmen soll. Daraus sollen dann Konsequenzen für andere Bereiche der christlichen Lehre bzw. des moralischen Lebens gezogen werden. Das bedeutet konkret, dass das Alte Testament durchgängig von den theologischen Vorstellungen des Neuen her interpretiert wird. So wird das Neue Testament in das Alte hineingelesen und zwar so, als stünden dort die gleichen Konzepte, Inhalte und Offenbarungen wie im Neuen. Die progressive, fortschreitende Offenbarung Gottes, von der wir an anderer Stelle sprachen, wird damit ignoriert. Auf diese Weise wird im Grunde eine künstlich konstruierte und vorurteilsbehaftete Exegese betrieben, die unterschiedliche Bibeltexte uminterpretiert und in sie eigentlich nicht vorhandene Gedanken hineinliest.
Dass die reformierte Bundestheologie mit ihren genannten Auslegungsregeln wirklich eine angemessene Kritik oder wenigstens eine Korrektur am heilsgeschichtlich-dispensationalistischen Bibelverständnis sein kann, muss an dieser Stelle ernsthaft in Frage gestellt werden. Wir werden diese Kritik aber dennoch als mögliches Korrektiv im Auge behalten, wenn es positiv darum gehen wird, eine eigene, der Bibel angemessene heilsgeschichtliche Sicht zu präsentieren.
4. Zusammenfassung der Kritik an der Heilsgeschichte
Wir haben es mit unterschiedlichen Voraussetzungen zu tun, wie die Bibel ausgelegt und verstanden werden soll. Selbst unter denen, die sich gemeinsam der Autorität und Norm der Heiligen Schrift als dem Wort Gottes vorbehaltlos unterstellen, gibt es unterschiedliche Ansätze, wie die Bibel nach ihrem offenbarten Selbstverständnis auszulegen ist. Diese Beobachtung ist sicherlich bedauerlich. Daher sollte bei allen Diskrepanzen in diesen Fragen das brüderliche Ringen um Wahrheit im Vordergrund stehen, jedenfalls auf keinen Fall die Herabwürdigung der Glaubensgeschwister, die auf gleicher Grundlage stehen und um Wahrheit in Detailfragen der biblischen Offenbarung ringen.
Wir haben kurz beleuchtet, wie die Kritik an heilsgeschichtlicher Theologie entweder aus einer eher liberalen, historisch- kritisch orientierten, teilweise philosophisch geprägten Richtung kommen kann oder – gegenüber dem heilsgeschicht lichen Dispensationalismus – aus einer eher konfessionell reformiert-bundestheologischen Richtung. Nicht jede Infragestellung eines heilsgeschichtlichen Schriftverständnisses im Allgemeinen bzw. der des Dispensationalismus im Besonderen geschieht daher unter gleichen Vorzeichen. Auch Mischformen dieser kritischen Sichtweisen kommen vor, bei der konfessionalistische und historisch-kritische Vorurteile eine Allianz eingehen. Eine Diskussion zwischen Personen, die unterschiedliche Ansätze der Schriftauslegung vertreten, muss sich also zunächst einmal über ihre eigenen Voraussetzungen klar werden, um in einem Gespräch gegenseitiges Verstehen erreichen zu können.
Bei allen Diskrepanzen in diesen Fragen soll das brüderliche Ringen um Wahrheit im Vordergrund stehen, jedenfalls auf keinen Fall die Herabwürdigung der Glaubensgeschwister, die auf gleicher Grundlage stehen und um Wahrheit in Detailfragen der biblischen Offenbarung ringen
Trotz aller historischen, theologischen und/oder historisch-kritischen Bedenken, halten wir in Übereinstimmung mit dem biblischen Selbstverständnis fest, dass die Lektüre und die Beobachtung des kanonischen Bibeltextes voraussetzt, dass es „Heilsgeschichte“ aufgrund des Redens, Handelns und Ergreifens Gottes tatsächlich gab, gibt und geben wird. Heilsgeschichtliches Denken ist zum Verstehen der Bibel sowie zum Verstehen des offenbarten Handelns und Redens Gottes in der Geschichte gegeben. Wir halten daher an der heilsgeschichtlichen Bibelauslegung als biblisch verwurzelt und sachgerecht fest, weil die Gründe, die gegen sie vorgebracht werden, nicht wirklich schlüssig sind.
2008 gab die Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg ein Werk zweier Dozenten der Freien Theologischen Hochschule in Gießen heraus, das sich mit grundlegenden Fragen der Heilsgeschichte auseinandersetzt: „Heilsgeschichte verstehen. Warum man heilsgeschichtlich denken sollte, wenn man die Bibel nicht missverstehen will.“ Siehe dazu unsere Rezension in „Bibel und Gemeinde“ 1/09 S. 35f. Wir drucken mit freundlicher Genehmigung des Verlags Teile eines Kapitels daraus ab, das sich mit der Kritik an Heilsgeschichte befasst. Diese Texte (S. 131-145) wurden von Berthold Schwarz verfasst und werden hier leicht gekürzt wiedergegeben. d. Red.
A. Wenz: „Die Wahrheitsfrage im Spannungsfeld von Schriftautorität und neuzeitlicher Hermeneutik“, in: Lutherische Beiträge 1/2006, S. 33-55. ↩
Ebd., S. 33. Der Repräsentant dieser bibelkritischen Hermeneutik – einer von viele – ist Jörg Lauster in seiner Habilitationsschrift Prinzip und Methode. Die Transformation des protestantischen Schriftprinzips durch die historische Kritik von Schleiermacher bis zur Gegenwart, HUTh 46, Tübingen 2004. ↩
J. Lauster: Prinzip und Methode (2004), S. 18. ↩
A. Wenz, Wahrheitsfrage (2006), S. 33 ↩
H. Ott: Art. „Heilsgeschichte“, in: RGG3III(1959), Sp. 188. ↩
Ebd. ↩
Ebd., Sp. 188-189. ↩
Ebd., Sp. 189. ↩
Ebd. ↩
Rudolf Bultmann: „Rez. von: Wendland, H. D. Geschichtsauffassung und Geschichtsbewußtsein im Neuen Testament“, in: ThLZ 64 (1939), S. 254 (S. 252-256). Später ähnliche Gedanken bei Bultmann: „Heilsgeschichte und Geschichte“, in: ThLZ 11 (1948), Sp. 659-666 oder ders.: „Neues Testament und Mythologie“, in: Kerygma und Mythos, 1960, S. 17ff. ↩
So formulierte es auch der Bultmann-Schüler und Neutestamentler Ernst Fuchs: „Christus als Ende der Geschichte“, in: EvTh 1948/49, S. 447-461. Fuchs kritisiert damit die heilsgeschichtliche Theologie Oscar Cullmanns mit seiner Anschauung von „Christus als Mitte der Zeit“. ↩
Gerhard Sauter: Zukunft und Verheißung. Das Problem der Zukunft in der gegenwärtigen theologischen Diskussion, Zürich/ Stuttgart 1965. ↩
Ebd., S. 163. Vgl. umfassend die Diskussion im Buch auf den Seiten S. 149-184; vgl. auch S. 253-255. ↩
Ebd., S. 255. ↩
G. Sauter, Zukunft und Verheißung (1965), S. 170-177. Diese Kritik ist u.a. auch gerichtet gegen Oscar Cullmann, Christus und die Zeit. Die urchristliche Zeit- und Geschichtsauffassung, 3. Aufl. Zürich 1962. ↩
Die Kritik am Begriff „linear“ im Blick auf die Geschichte richtet sich gegen ein Zeitverständnis, das „Zeit als fortlaufende Linie“ begreifen will. Dieser Zeitbegriff dürfe jedenfalls nicht als der theologische Zeitbegriff angesehen werden. ↩
Vgl. dazu u.a. G. Ebeling: „Zeit und Wort“, in: ders.: Wort und Glaube, Bd. 2: Beiträge zur Fundamentaltheologie und zur Lehre von Gott, Tübingen 1969, S. 127. ↩
G. Ebeling: „Der Grund christlicher Theologie“, in: ders.: Wort und Glaube, Bd. 2: Beiträge zur Fundamentaltheologie und zur Lehre von Gott, Tübingen 1969, S. 84. So ähnlich betont es auch G. Sauter: „Es kann als erwiesen gelten, dass die (…) Merkmale überlieferten heilsgeschichtlichen Denkens der Zukunft – nämlich lineares Schema der Zeit, Unumkehrbarkeit und Unwiederholbarkeit des Geschehensverlaufs zwischen Schöpfung und Vollendung – den Charakter des abendländischen Geschichtsbewusstseins wesenhaft begründet und geprägt hat“, a.a.O., S. 184. ↩
Ebd., 85. Vgl. auch G. Ebeling: Zeit und Wort, in: ders.: Wort und Glaube, Bd. 2: Beiträge zur Fundamentaltheologie und zur Lehre von Gott, Tübingen 1969, S. 121-137. ↩
Herkunft dieses Ausdrucks aus der deutschsprachigen Brüderbewegung. ↩
H. Ott: Art. „Heilsgeschichte“ (1959), Sp. 188. ↩
Im Deutschen wird gewöhnlich von der (nachreformatorischen) „Föderaltheologie“ gesprochen, siehe z. B. G. Schrenk: Gottesreich und Bund im älteren Protestantismus (1922); E. Graf v. Korff: Die Anfänge der Foederaltheologie, Bonn 1908; vgl. auch G. Weth: Die Heilsgeschichte (1931). Siehe auch J.F. Gerhard Goeters: Art. „Föderaltheologie“, in: TRE 11 (1983), S. 246- 252. ↩
Otto Weber: Grundlagen der Dogmatik, Bd. I, 6., unver. Aufl. Neukirchen-Vluyn 1983, S. 287. ↩
Ebd., S. 340 ↩
P. Jacob: Art. „Bund“. IV. Föderaltheologie, dogmengeschichtlich, in: RGG3 1 (1986), Sp. 1518-1520. ↩
Ebd. ↩
Ebd., Sp. 1519. ↩
C. C. Ryrie: Dispensationalism (1995), S. 85. ↩
Siehe dazu die gründlichen Gedanken bei H. Stadelmann: Evangelikales Schriftverständnis (2005), S. 219-236. ↩