ThemenEhe und Familie

Vom ehelichen Leben

Ein Auszug aus Martin Luthers Schrift über die Ehe von 1522 (WA 10,302ff.)

Am Ende haben wir vor uns eine große starke Einrede zu beantworten. Ja, sagen sie, es wäre gut, ehelich zu werden, wie will ich mich aber ernähren? Ich habe nicht: »nimm ein Weib und iß davon« usw. Das ist freilich das größte Hindernis, das am allermeisten die Ehe hindert und zerreißt und Ursache aller Hurerei ist. Aber was soll ich dazu sagen? Es ist Unglaube und Zweifel an Gottes Güte und Wahrheit. Darum ist’s auch nicht wunder, wo der ist, dass lauter Hurerei folge und alles Unglück. Es fehlt ihnen daran, sie wollen zuvor des Gutes sicher sein, wo sie Essen, Trinken und Kleider hernehmen. Ja, sie wollen den Kopf aus der Schlinge ziehen 1. Mose 3, 19: »Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen«, faule, gefräßige Schelme wollen sie sein, die nicht arbeiten müssen.

Darum wollen sie freien, wenn sie reiche, hübsche, fromme, freundliche Weiber haben können; ja warte, wir wollen sie dir malen lassen.

Aber lass solche Heiden fahren, wir reden mit ihnen nicht, und wenn’s ihnen gelänge, dass sie das ihnen Passende bekämen, würde es doch eine ungläubige und unchristliche Ehe bleiben. Sie trauen Gott, solange sie wissen, dass sie seiner nicht bedürfen und Vorrat haben. Wer aber auf christliche Weise ehelich sein will, der darf sich nicht schämen, arm und verachtet zu sein, geringe Werke zu tun. Er muss sich daran genügen lassen: aufs erste, dass Gott sein Stand und Werk wohlgefalle; aufs zweite, dass ihn Gott bestimmt ernähren wird, wenn er sich nur abmüht und schafft, soviel er kann, und wenn er nicht ein Junker und Fürst sein kann, dass er ein Dienstknecht und -magd sei.

Denn Gott hat Matthäus 6,31.33 verheißen: »Sorget nicht, was ihr essen, trinken und anziehen sollt, sucht zuvor Gottes Reich und sein Recht, so soll euch das alles zufallen«, ebenso Ps 37,25: »Ich bin jung gewesen und alt geworden und habe noch nie den Gerechten verlassen gesehen und seine Kinder um Brot betteln.« Wer nun nicht glaubt, was ist’s Wunder, dass er Hunger, Durst und Frost leide und nach Brot gehe. Siehe Jakob, den heiligen Erzvater an, der hatte noch gar nichts in Syrien (1.Mose 29) und hütete nur die Schafe und bekam Güter, dass er vier Weiber mit großem Gesinde und Kindern ernährte und dennoch genug hatte. Ebenso wurden Abraham und Isaak und Lot auch reich und viele Heilige mehr im Alten Testament.

Hebt er dich und sie nicht hoch auf Erden, so lass dir daran genügen, dass er dir eine christliche Ehe gegeben

Und zwar hat Gott genug bewiesen, wie er für uns sorge, da er 1. Mose 1 alle Dinge im Himmel und auf Erden mit allen Tieren und Gewächsen zuvor schuf und bereitete, ehe er den Menschen schuf. Damit zeigt er, wie er für uns allezeit Nahrung und Bekleidung übergenug im Vorrat bestellt habe, ehe wir ihn darum bitten. Es ist nur darum zu tun, dass wir arbeiten und nicht müßig gehen, ernährt und bekleidet sind wir gewiss. Aber der leidige Unglaube lässt es nicht zu und sieht, begreift und fühlt doch: wenn er sich gleich zu Tod sorgt, dass er nicht ein Körnlein auf dem Feld machen noch behalten kann; dazu:wenn schon alle seine Gemächer ganz voll wären, dass er dennoch nicht einen Bissen noch Faden davon gebrauchen kann, Gott behalte ihn denn gesund und lebendig und bewahre ihm seine Habe. Dennoch hilfts nichts.

Deshalb (um diese Schrift) zu beschließen: Wer sich nicht zur Keuschheit geschickt findet, der tue beizeiten (etwas) dazu, dass er etwas schaffe und zu arbeiten habe, und wage es danach in Gottes Namen und greife zur Ehe (ein Jüngling aufs späteste, wenn er zwanzig, ein Mägdlein, wenn es gegen fünfzehn oder achtzehn Jahre alt ist, so sind sie noch gesund und geschickt) und lasse Gott sorgen, wie sie mit ihren Kindern ernährt werden. Gott macht Kinder, der wird sie auch wohl ernähren. Hebt er dich und sie nicht hoch auf Erden, so lass dir daran genügen, dass er dir eine christliche Ehe gegeben und dich hat erkennen lassen, dass er dich dort hoch erhebe, und sei ihm dankbar für solch seine Güter und Gaben.

Aber mit all diesem Preis des ehelichen Lebens will ich nicht der Natur zugegeben haben, dass dort keine Sünde sei, sondern ich sage, dass Fleisch und Blut, durch Adam verderbt, in Sünden empfangen und geboren wird, wie Ps. 51, 7 lautet, und dass keine Ehepflicht ohne Sünde geschieht. Aber Gott verschont sie aus Gnade deshalb, weil die eheliche Ordnung sein Werk ist, und behält auch mitten und durch die Sünde hindurch all das Gute, das er darein gepflanzt und gesegnet hat.