ThemenFrage & Antwort

Ursprung der Verheißung „Kein Prophet wie Mose“

Frage: Wie ist die im NT als wichtige Prophetie verstandende Aussage gemeint, dass kein Prophet wie Mose mehr aufstand?

Frage:

In 5Mo 34,10 heißt es in der Vergangenheitsform : „Und es stand in Israel kein Prophet mehr auf wie Mose, den der HERR gekannt hätte von Angesicht zu Angesicht …” Das wäre sinnlos, wenn Mose es selber geschrieben hätte. Wann aber könnte es dann angefügt worden sein? Und wenn es sich um eine vorausschauende Prophetie auf Jesus hin handelt, warum steht nicht die Futurform: „Es wird in Israel kein …”?

Antwort:

Es ist sinnvoll, davon auszugehen, dass 5Mo 34 ein Anhang an die 5 Bücher Mose (Pentateuch) darstellt. Da das Kapitel eine Brücke schlägt zwischen dem Pentateuch und dem Josuabuch, dürfte es in die Zeit des Abschlusses des Buches Josua zu datieren sein. Spätere Zeiten wären auch denkbar, aber der Inhalt des Kapitels passt am besten zu Josua. Außerdem hatte der Pentateuch eine hohe Autorität und konnte nicht beliebig erweitert werden (5Mo 31,24-27).

Vers 7 leitet einen Vergleich zwischen Mose und Josua ein. Die Nachfolge des Mose ist an verschiedenen Stellen angesprochen. 4Mo 27,18-23 berichtet davon, wie Gott dem Mose eröffnet, dass er sterben muss und nicht in das verheißene Land einziehen darf. Mose erbittet einen Nachfolger, damit das Volk nicht ohne Hirt ist. Mose soll dann öffentlich etwas von seiner Vollmacht auf Josua legen (20), damit das Volk auch auf ihn hört. Gottes Weisung soll Josua aber nicht wie Mose durch das direkte Gespräch mit Gott erhalten, sondern durch die Lose der Priester. Diese Sache wird 5Mo 3,23-29 und 31,1-8 noch einmal wiederholt und Josua Mut zugesprochen.

Die Hauptaussage von Kapitel 34 betont die herausragende Stellung des Mose zuerst einmal gegenüber seinem direkten Nachfolger Josua. Es gibt keinen Nachfolger in der Qualität des Mose, der 1:1 in seine Fußtapfen getreten wäre, wobei seine besondere Qualität in der Vertrautheit mit Gott lag. Josua war eben kein neuer Mose und der Blick auf das Ende des Josuabuches zeigt, dass auch dort kein Nachfolger in Sicht ist – keiner wie Josua und erst recht keiner wie Mose. Zugleich wird hier auch ein Qualitätsmerkmal für künftige Propheten genannt: Es ist die besondere Vertrautheit mit Gott – man redet wie Freunde zusammen und Gott schenkt ihm unvergleichliche Zeichen und Wunder. Das weist aber zurück auf Kapitel 18,9-22 und besonders 15. Es werden zwar im verheißenen Land Wahrsager und allerlei Scharlatane auftreten, aber das Volk Israel soll sich nur nach dem Gesetz richten, das Gott ihm durch den Mund des Mose gegeben hat und im übrigen warten bis der Prophet wie Mose mitten aus dem Volk aufsteht. Es muss ein Mensch aus Israel sein, der in direktem Kontakt mit Gott steht. Die Verheißung ist also da und nun auch das Warten, wer dieser neue Mose sein wird. Josua ist es jedenfalls nicht, das sagt 5Mo 34. Und jeder Leser kann nun weiter prüfen, ob der neue Prophet wie Mose schon da ist. Es ist erst Jesus Christus, der die Verheißung erfüllt.

Bleibt noch die Frage nach der Übersetzung in der Vergangenheitsform. Zwar kennt das Hebräische keine Vergangenheitsform wie in unserer Sprache, sondern der Zusammenhang und bestimmte Signalwörter müssen entscheiden, in welcher Zeitform man übersetzt, insofern könnte man auch futurisch übersetzen. Wegen des direkten Zusammenhangs zu Josua, als Nachfolger des Mose, ist aber die Vergangenheitsform angemessen. Im Zusammenhang mit 18,15 und der Messiaserwartung hat aber auch dieser Vers eine prophetische Dimension. Bis auf Josua war kein echter Nachfolger des Mose aufgekommen und auch danach nicht. Erst der Messias Jesus ist ein wahrer Nachfolger des Mose und übertrifft ihn an Gottesnähe, an Zeichen und Wundern und an Bedeutung für die Erlösung.