ThemenGemeindeleben, Mission und Evangelisation

Gemeindewachstum durch Gemeindewechsel?

Gemeindetourismus und Gemeindemarkt versus gesundes Gemeindewachstum?
Gemeindewachstum mit Christen aus anderen Gemeinden beschäftigt uns seit einigen Jahren. Während wir die Erfahrung machen, dass Gemeindewachstum mit Christen aus anderen Gemeinden mit großer Spannung verbunden ist, sehen sich andere gerade als Sammelbecken für solche Christen, und sie sehen die Krisen in vielen Gemeinden gerade als ihre Gelegenheit, eine „neue“ Institution oder Gemeinschaft zu gründen.

1. Gemeindewachstum durch „Gemeindewechsel“ mit Christen aus anderen Gemeinden

1.1 „Gemeindewechsel“- Begriffserklärung

Vom Grundsatz her lehrt uns die Schrift, dass es nur eine Gemeinde gibt. Christus ist das Haupt und alle wiedergeborenen Christen sind Glieder an diesem einen Leib, unabhängig von Ort und Zeit. Es geht also um die weltweite Gemeinde – die Universalgemeinde. Dann lehrt uns die Schrift, dass die Universalgemeinde aus vielen Ortsgemeinden besteht. Von den ca. 110 Bibelstellen mit dem Wort Gemeinde betreffen die meisten eine Ortsgemeinde.

Da es nur eine Gemeinde gibt, könnten wir eigentlich nicht vom „Gemeindewechsel“ sprechen. Wenn wir das dennoch tun, meinen wir den Wechsel einer örtlichen Gemeinde. Wenn jemand von einem Ort an einen anderen zieht, wird er die Ortsgemeinde wechseln. Das verstehen wir unter Gemeindewechsel im engeren Sinn. Im weiteren Sinn verstehen wir darunter den „Gemeinde-Richtungswechsel“.

Wesentliche Elemente einer neutestamentlichen Gemeinde sind die Lehre, die Leitung, die Struktur, die Organisation und die Ordnung. Weil es bei diesen Elementen große Unterschiede gibt, nehmen Menschen Anlass, die Gemeinde zu wechseln – weniger den Ort als mehr die „Gemeinderichtung“ oder „Gemeinde-Ausrichtung“.

2 Gründe für einen Gemeinde-Richtungswechsel

2.1 Örtliche Veränderung – wohnungs- oder berufsbedingt

Ein bibelgläubiger Christ wird immer eine Gemeinde suchen. Warum? Weil er im Glaubensgehorsam lebt – weil er tut, was die Schrift lehrt. Er wird die gleiche oder eine ähnliche Gemeinderichtung aufsuchen – normalerweise am Wohnort oder in nicht großer Entfernung.

2.2 Der „Gemeindemarkt“ – die Vielfalt der Gemeinderichtungen

Manche Gemeinden kämpfen wie Warenhäuser um die Menge der Kunden

Grund für einen Gemeindewechsel ist häufig der „Gemeindemarkt“, der durch Institutionalisierung der Gemeinde unterschiedlichste Lehren, Ordnungen, Strukturen, Leitungen, Organisation unterschiedliche Erkenntnisse und Gewissensbildung weltliche Einflüsse z. B. des Pluralismus, des Individualismus, des Pragmatismus usw. entstanden ist. Manche verstehen Gemeinde wirklich als Markt, der von Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Wie Warenhäuser kämpfen sie um die Menge der Kunden. Wer das größte, beste, schönste Angebot hat, das die meisten Bedürfnisse stillt, der wird die meisten Kunden gewinnen (Schafe stehlen).

Dieser „Gemeindemarkt“ führt unwillkürlich zum „Gemeindetourismus“, zu vermehrten „Abgängern“ und „Zuzügern“ – eine nicht einfache Herausforderung für die bibelgläubige Gemeinde. Das große Angebot lockt. Man möchte gern die Idealgemeinde finden.

2.3 Der Richtungswechsel

Ein weiterer häufiger Grund für einen Gemeindewechsel ist der Richtungswechsel innerhalb einer Gemeinde. Jede Gemeinde hat ihre „Richtung“ – ihre Prägung, ihre Linie, ihre Geschichte, ihre Identität in Lehre und Leben. Auch eine Gemeinde ist vielen Versuchungen und Einflüssen ausgesetzt, z. B. durch den Einfluss von Theologie, Lehren, Sonderlehren und Irrlehren von Ideologien und Geisteswissenschaften der Welt.

Unter solchen Versuchungen wechseln gelegentlich Gemeindeleitungen, manchmal sogar die Leitungen ganzer Gemeindenbünde oder -werke die Richtung. „Veraltetes“ wird über Bord geworfen und „Neues“ eingeführt. Wenn das geschieht, wird das zu vermehrtem Gemeindewechsel ihrer Glieder führen. Die einen Gemeinden bleiben dem Wort Gottes treu – die anderen öffnen sich z. B. dem Zeitgeist oder einer Sonderlehre.

Dasselbe gilt für jeden Christen persönlich. Er wird versucht, seine Prägung, seine Linie, seine Erkenntnisse aufzugeben und sich neu zu orientieren. Wer nicht tief im Wort des Herrn verwurzelt ist, wird „von jedem Wind der Lehre hin- und hergeworfen“ (Eph 4,14).

Der Markt ist riesengroß und lockt mächtig mit dem Angebot, sich die eigenen Bedürfnisse zu stillen. Ein „Richtungswechsel“, mit Schmerzen gesagt, ein „Lagerwechsel“, scheint auf dem persönlichen „Erfolgsweg“ weiterzubringen. Jedoch Jesus Christus ging hinaus aus dem Lager.

So gibt es viele „gemeindegeschädigte“ Christen, verwundet, verkorkst, „verschnitten“, enttäuscht und einsam. Der heutige „Gemeindemarkt“ war gewiss nicht Gottes Gedanke – das sehen wir daran, dass so viele Christen Schaden nehmen und so viele Gemeinden im Zeugnis kraft- und wirkungslos geworden sind.

2.4 Übergeistlichkeit – Ungeistlichkeit

Unter „Übergeistlichen“ verstehe ich Menschen, die in Lehre und Leben, in Erkenntnis und Glauben nicht gesund sind. Bei „Übergeistlichkeit“ wird der Gemeinde gegenüber ein harter Maßstab angesetzt. Es werden gleich mehrere Splitter im „Auge der Gemeinde“ gesichtet. Dann wird hart geurteilt, verurteilt und gerichtet, während das persönliche geistliche Leben, das Ehe- und Familienleben oder eventuell sogar das Berufsleben vergleichsweise im Argen liegt. Man hat ein Adlerauge für das Verkehrte bei den Anderen, ist aber blind auf allen Augen in Bezug auf sich selbst oder den eigenen Kreis.

Übergeistliche Urteile werden entweder fromm verbrämt oder unmöglich lieblos dargebracht

Übergeistliche Urteile werden meist fromm verbrämt dargebracht. Sie können aber auch ungeistlich, in einer unmöglichen, lieblosen Art vorgetragen werden. Solche Menschen berücksichtigen das Gebot von Liebe und Wahrheit nicht, es sind „fromme Haudegen“, die in der Regel davonlaufen.

2.5 „Schafe stehlen“

Unter „Schafe stehlen“ verstehe ich die absichtliche Vereinnahmung und Abwerbung von Christen aus anderen Gemeinden.

3. Gemeindewachstum durch „Gemeindewechsel“ – aktuelles Spannungsfeld – verbunden mit Nöten und Leiden

Beim Abgang von der „alten“ und dem Zugang zur „neuen“ Gemeinde gibt es sowohl auf der persönlichen als auch der gemeindlichen Seite ein Feld von Spannungen, Nöte und Leiden. Zum Teil kommt es sogar zum geistlichen und seelischen Zerbruch.

Wir hatten folgende Gründe für einen „Gemeindewechsel“ gesehen:

  • durch Ortswechsel
  • durch die Vielfalt, den „Gemeindemarkt“
  • durch den Richtungswechsel einer Gemeinde
  • durch den persönlichen Richtungswechsel

Gemeindewechsel aus den ersten zwei Gründen geschehen relativ leicht, manchmal auch locker, oberflächlich und unverbindlich. Die letzten beiden Gründe aber wiegen oft schwer. Hier geht es um ernste Fragen, die verantwortungsvoll und bedacht erwogen werden müssen.

Es handelt sich ja um ernste, bibelgläubige Christen und Gemeinden und um ihren Glaubensgehorsam. Diese Gläubigen möchten Gottes Wort beachten und im Besonderen auch die drei Gebote des Herrn:

  • das Gebot der Liebe
  • das Gebot der Wahrheit
  • das Gebot der Einheit

Ihnen geht es nicht um ihren Nutzen, sondern um Verantwortung, um Glaubensgehorsam gegen Gottes Wort.

3.1 Das Gebot der Liebe

„Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebt. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ (Joh 13,34-35.)

„Größere Liebe hat niemand als die, dass er sein Leben hingibt für seine Freunde.“ (Joh 15,13.)

„Denn das ganze Gesetz ist in einem Wort erfüllt, in dem: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Gal 5,14).

„Wer sagt, dass er im Licht sei, und hasst seinen Bruder, ist in der Finsternis bis jetzt. Wer seinen Bruder liebt, bleibt im Licht und nichts Anstößiges ist in ihm.“ (1Joh 2,9-10.)

„Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er gesehen hat, kann nicht Gott lieben, den er nicht gesehen hat. Und dieses Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, auch seinen Bruder lieben soll.“ (1Joh 4,20-21)

Ein Gemeindewechsel stellt hohe Anforderungen. Man sollte sich in Bezug auf eine Trennung persönlicher oder gemeindlicher Art am Gebot der Liebe prüfen.

3.2 Das Gebot der Wahrheit

„Lasst uns aber die Wahrheit bekennen in Liebe und in allem hinwachsen zu ihm, der das Haupt ist, Christus.“ (Eph 4, 15.)

„Deshalb legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, denn wir sind untereinander Glieder.“ (Eph 4, 25.)

„Ihr aber habt den Christus nicht so kennen gelernt, wenn ihr ihn wirklich gehört und durch ihn gelehrt worden seid, wie die Wahrheit in Jesus ist: dass ihr, was den früheren Lebenswandel angeht, den alten Menschen abgelegt habt, der sich durch die betrügerischen Begierden zugrunde richtet, dagegen erneuert werdet in dem Geist eurer Gesinnung und den neuen Menschen angezogen habt, der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit.“ (Eph 4 20-24.)

„Die Liebe freut sich mit der Wahrheit.“ (1Kor 13,6.)

Liebe ohne Wahrheit ist Gefühlsduselei. Wahrheit ohne Liebe ist Rechthaberei

Auch hier gilt die verantwortungsvolle Selbstprüfung gegen das Gebot der Wahrheit. Liebe und Wahrheit gehören zusammen. Liebe ohne Wahrheit ist Gefühlsduselei. Wahrheit ohne Liebe ist Rechthaberei.

3.3 Das Gebot der Einheit

„Aber nicht für diese allein bitte ich, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glauben, damit sie alle eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir, dass auch sie in uns eins seien …“ (Joh 17,20-21)

„Befleißiget euch, die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens: Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen worden seid in einer Hoffnung eurer Berufung, ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allen und durch alle und in allen ist.“ (Eph 4,3)

„Ich ermahne euch aber, Brüder, durch den Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle einerlei Rede führt und nicht Spaltungen unter euch seien, sondern dass ihr in demselben Sinn und in derselben Meinung völlig zusammengefügt seiet“ (1Kor 1,10)

Die Einheit ist gebunden an das Gebot der Wahrheit. Einheit auf Kosten der Wahrheit ist für bibeltreue Christen und Gemeinden nicht möglich. Gottes Offenbarung bezeugt uns, dass Liebe, Wahrheit und Einheit ausgewogen und lebendig sichtbar werden müssen.

Wir sehen, dass ein Richtungswechsel mit großer Verantwortung und auch mit Spannungen verbunden ist, gleich ob eine Gemeinde oder der Einzelne die Richtung ändert. Die Not unserer Zeit ist, dass sich viele der Verantwortung gegenüber den drei Geboten Liebe, Wahrheit und Einheit nicht genügend bewusst sind. Bei vielen Richtungswechseln entsteht deswegen ein Schuldenberg, oft sogar ein Trümmerhaufen. Das müssen wir im Glauben und im Gehorsam gegen die drei genannten Gebote soweit als nur irgend möglich vermeiden. Weg- und Wahrheitsfindung kann manchmal sehr beschwerlich sein. Es braucht viel Geduld und Gebet, Demut und Langmut.

Wir sollten auch bedenken, ein Gemeinderichtungswechsel erspart uns Wachstums- und Reifeprozesse nicht, denn man nimmt sich ja immer selbst mit.

4. Hilfestellungen zu einem verantwortungsvollen Gemeindewechsel

4.1 Persönlich

Wer einen Gemeindewechsel in Erwägung zieht, sollte sich einige Fragen stellen: Warum will ich einen Gemeindewechsel? Was spricht a) für ein Verbleiben in der Gemeinde und b) für ein Verlassen der Gemeinde? Berücksichtige bei der Beantwortung die drei Gebote: Liebe, Wahrheit und Einheit.

Wohin will ich wechseln? In eine biblische Gemeinde oder in eine Gemeinschaft, die mich bedürfnisgerecht bedient? Was suche ich eigentlich – eine Interessengemeinschaft oder ein gemeindliches Umfeld, das mir hilft, im Glaubensgehorsam, in der Heiligung und im Dienst voranzukommen? Wann ist der Zeitpunkt da, die Gemeinde zu verlassen?

„Wenn wir nicht gleichzeitig dem Herrn, seinem Wort und der Gemeinde treu sein können, dann sind wir in der falschen Gemeinde.“

Ein Bruder sagte einmal:

„Zu früh weggehen ist gegen die Liebe und die Demut – zu spät weggehen ist gegen den Glauben und die Treue.“

Ein anderer Bruder meinte:

„Wenn wir nicht gleichzeitig dem Herrn, seinem Wort und der Gemeinde treu sein können, dann sind wir in der falschen Gemeinde.“

Was kann ich tun, wenn sich keine Alternative zum Gemeindewechsel anbietet? Soll ich dann in eine „Pseudogemeinde“ gehen, in eine Art Zwischending zwischen Kirche, Freikirche und Gemeinde? Oder in einen Kreis, welcher sich um ein neues „Päpstle“ versammelt? Könnte nicht auch die Frage anstehen, eine biblisch-fundierte Gemeinde zu gründen?

Wie soll ich die Gemeinde verlassen? Soll ich mich langsam „verdünnisieren“, d. h. unsichtbar machen? Oder einfach davonlaufen? Oder Ausholen zum „heiligen Krieg“ und, wenn der Trümmerhaufen groß genug ist, abziehen?

Nein, erstelle eine Liste von den Punkten, die deines Erachtens einen „Gemeindewechsel“ notwendig machen, um die Not zu wenden. Sprich unter Berücksichtigung der drei Gebote Liebe, Wahrheit und Einheit mit den Ältesten. Wenn sich trotz aufrichtigen Bemühens kein Konsens finden lässt, der ein Verbleiben durch Korrekturen auf beiden Seiten ermöglicht, dann gilt es einen ordentlichen („geistlichen“) Abgang einzuleiten.

Von der persönlichen Seite her sollte es das Ziel sein, die Gemeinde in geordneten Verhältnissen zu verlassen. So viel an mir liegt, will ich mit allen Menschen in Frieden bleiben, was wiederum heißt, dass ich Unrecht, Sünde und Schuld bei Gott und Menschen bekannt habe.

4.2 Gemeindlich

Auf der gemeindlichen Seite sollten sich die Ältesten mit der Gemeinde zusammen um eine gute und geordnete Beziehung zum „Gemeindeabgehenden“ bemühen. Wenn auch noch so große Unterschiede im „Was“ sein mögen, so doch nicht im „Wie“. Denn die Bibel lehrt uns, sogar unsere Feinde zu lieben, sie lehrt uns, „feurige Kohlen auf das Haupt der Feinde durch Gutes tun zu sammeln.“ (Röm 12,20).

Für die Gründe eines Gemeindewechsels mag man Verständnis finden. Aber das “Wie” ist oft erschütternd

In vielen Gesprächen, in denen es um Gemeindewechsel ging, fand ich für das „Was“ (die Gründe) Verständnis. Aber in vielen Fällen war das „Wie“ erschütternd. Die Liebe war erkaltet, und die Wahrheit wurde kriegerisch verteidigt. Und manchmal wurde zugunsten eigener Interessen eiskalt gegen Gemeinschaftsprinzipien verstoßen. Das ist nicht die Gesinnung Jesu.

Die Gemeindeleitung sollte angesichts der drei Gebote: Liebe, Wahrheit und Einheit alle „Kritik“ entgegennehmen und sich prüfen. Sie sollte auch zur Korrektur und zur Vergebung bereit sein, um die Geschwister möglichst im Frieden zu entlassen. Damit wird die Tür und vielleicht das Herz für eine allfällige Rückkehr nach der Überwindung der Krise geöffnet.

4.3 Der Umgang mit Christen aus anderen Gemeinden

Es gibt so viele Christen, die ihre Gemeinde verlassen haben oder verlassen möchten. Manche finden wieder eine geistliche Heimat, andere verirren sich in eine „Pseudogemeinde“ oder in eine ungesunde, mit Sonderlehren behaftete Gemeinde. Andere begnügen sich mit einem Gemeindeersatz, z. B. mit einem Hauskreis.

Wie soll sich eine Gemeinde gegenüber Christen aus anderen Gemeinden verhalten?

  1. Ich glaube, zuerst ist ein offenes, warmes Herz – aber auch ein offenes, wachsames Auge gefragt.
  2. Für jeden Neuankömmling sollte ein „Kennenlernraum“ zur Verfügung stehen. Beauftragte der Gemeinde sollten eine persönliche Beziehung herstellen.
  3. Ein Skript kann einem Neuling große Hilfe leisten – nach dem Motto: „Gemeinde stellt sich vor“. Es beinhaltet eine herzliche Begrüßung, Hinweise auf Gemeindeveranstaltungen, Gemeindeorganisation, Glaubensgrundsätze usw., mit einem eventuellen Vermerk auf eine Gemeindeaufnahme im persönlichen Gespräch.
  4. Das Prozedere der Gemeindeaufnahme könnte z. B. wie folgt aussehen: Gespräch – persönlicher, geistlicher und gemeindlicher Werdegang (Bekehrung, Wiedergeburt, Gemeinde, usw. ), Standpunktbestimmung, …
  5. Skript 2: „Die Gemeinde stellt sich vor“ (nicht zum Aushändigen, sondern als Leitfaden zum Gespräch). Inhalt: Gemeindestruktur, Gemeindelehre, Stellung zu Zeitströmungen, Abgrenzungen, Eingliederung von Neulingen, usw.
  6. Bei weltlichen Firmen ist es üblich, sich über den Bewerber zu informieren – zur Hilfe und zum Schutz für beide Seiten. Älteste sollten sich bei der „alten“ Gemeinde informieren, warum und wie der Betreffende die Gemeinde verlassen hat. Das Aufnahmeprozedere sollte sorgfältig, mit genügend Zeit in Verantwortung vor Gott und seinem Wort, vor der Gemeinde und vor dem „Neuling“ gestaltetet werden – unter Berücksichtigung der drei Gebote: Liebe, Wahrheit, Einheit.
  7. Bevor ein „Neuling“ in die Mitarbeit gestellt wird, sollte er bezüglich seiner Vorgeschichte wirklich zur Ruhe gekommen sein. Diese Phase kann durchaus ein bis zwei Jahre dauern. Ein „Gärungs- und Klärungsprozess“ muss möglich sein.
  8. Die Aufnahme sollte, wenn die Zeit reif ist, festgemacht werden.
  9. Vorsicht vor „Gemeindetouristen“, aber keine Angst vor ihnen! Sie stecken meistens in Problemen und Nöten. Ein gutes, mit Liebe und Geduld bestücktes Aufnahmeprozedere kann ihnen helfen zur Ruhe zu kommen und eine geistliche Heimat zu finden.
  10. Unterschiedliche Erkenntnisse in nicht-fundamentalen Punkten dürfen sein; dennoch sollte die Akzeptanz der offiziellen Gemeindelehre gefordert werden.

Sendungsbewusste Personen, die Sonderlehren verbreiten, schließen sich von einer Aufnahme aus

Sendungsbewusste Personen, die Sonderlehren verbreiten, schließen sich von einer Aufnahme aus. In fundamentalen Grundlehren muss Übereinstimmung sein; zum Beispiel in der Zeugung Jesu durch den Heiligen Geist, Jungfrauengeburt, Kreuz, Auferstehung, usw. Sehr wichtig ist, dass ein gesunder Freiraum zur Entwicklung, zum Wachstum in der Lehre, in der Erkenntnis und in Gewissensfragen zur Verfügung steht. Gute Ordnungen bewahren uns und die Gemeinden vor dem Versinken in Unordnung und Chaos.

Schluss

Ein Gemeindewechsel ist in den meisten Fällen mit Spannungen und Nöten verbunden – aber manchmal Not-wendend. Er ist allseitig mit großer Verantwortung verbunden gegenüber Gott, seinem Wort, z. B. dem Gebot der Liebe, Wahrheit und Einheit. Wichtig ist, warum ein Gemeindewechsel geschieht, entscheidend ist jedoch wie er vollzogen wird. Gemeindeabgang und Gemeindeaufnahme sind verantwortungsvolle Aufgaben – sowohl auf der persönlichen als auch auf der gemeindlichen Seite. Davonlaufen ist einfach, aber sich in Liebe, Wahrheit und Einheit, in Beharrlichkeit und Treue zu bewähren, ist ein großer Segen.

aus Gemeindewachstum 2/02 mit freundlicher Genehmigung