Seit dem 1. Jahrhundert hat es arabisch sprechende Christen gegeben. In ihren Gottesdiensten wurde aber vermutlich Aramäisch als die große Kirchensprache des Raumes östlich des Mittelmeeres verwendet. Aramäisch und Arabisch sind nahe verwandte Sprachen. Wahrscheinlich ist, dass Bibeltexte im Gottesdienst auch in die arabische Sprache übersetzt wurden. Es sind allerdings keine Manuskripte mit arabischen Bibeltexten aus der Zeit vor dem 9. Jahrhundert erhalten.
Nach dem Aufkommen des Islam
Im Islam gilt Arabisch als göttliche und deshalb heilige Sprache. Der Koran ist in einem kunstvollen, dichterischen Hocharabisch verfasst. Die Schönheit der Sprache gilt als Beweis für die Göttlichkeit des Koran.
Es ist verständlich, dass man bei Übersetzungen der Bibel ins Arabische nun versuchte, ein möglichst klassisches und dichterisches Arabisch zu verwenden, um die Bibel neben dem Koran nicht als „vulgär“ erscheinen zu lassen.
Der älteste, heute noch vorhandene Text einer arabischen Bibelübersetzung ist ein Neues Testament, welches auf das 9. Jahrhundert zurückdatiert wird. Vermutlich wurden im Laufe der Jahrhunderte mehr als vierzig Übersetzungen der Bibel ins Arabische hergestellt.
In der Neuzeit
Im 19. Jahrhundert wurde das Neue Testament siebenmal übersetzt, die ganze Bibel viermal. Am bekanntesten wurde die sogenannte Smith-Van Dycke-Übersetzung, die 1865 als Vollbibel erschien. Sie orientierte sich konsequent am griechischen und hebräischen Urtext, benutzte ein möglichst allgemein verständliches Hocharabisch, verzichtete aber um der Verständlichkeit willen auf eine Nachahmung des Koran. Sie wurde unter den evangelischen Christen in der Arabischen Welt zur Standardbibel – bis heute! – und half sehr zur Verkündigung des Evangeliums unter traditionellen Christen und Muslimen. Sie wird von den Bibelgesellschaften in Beirut und Kairo weiterhin gedruckt und verbreitet. Es ist nicht verkehrt, von einer „Bibelbewegung“ in der Arabischen Welt seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zu sprechen.
Im 20. Jahrhundert
Die Zahl der Lesekundigen in der Arabischen Welt nahm rasch zu, aber das Niveau der Sprachkenntnisse sank dadurch. Es setzte sich ein allgemeinverständliches, modernes Hocharabisch durch. Dem mussten neuere Bibelübersetzungen Rechnung tragen. Am meisten Akzeptanz unter den „einfachen Lesern“, besonders in Ägypten, fand das „Buch des Lebens“ (das Neue Testament erschien 1982) nach dem Vorbild der englischen „Living Bible“ und der deutschen „Hoffnung für alle“. Diese moderne Übersetzung wurde auch außerhalb der Bibelgesellschaften durch den öffentlichen Buchhandel verbreitet.
In den letzten Jahrzehnten wurden die Bibeltexte auch in Hörform auf Kassetten für Analphabeten und Blinde herausgebracht und weit verbreitet.
Die EMO hat regelmäßig in den letzten Jahren die Verbreitung der arabischen Bibel in gedruckter und hörbarer Form finanziell unterstützt.