„Richtet euer Herz auf alle Worte, die ich euch heute bezeuge, damit ihr sie euren Kindern befehlt, dass sie darauf achten, alle Worte dieses Gebotes zu tun.“ (5Mose 32,46)
In der Bibel werden stets die Eltern als Erziehungsbeauftragte Gottes genannt. Das hat sich bis heute nicht geändert. Die geistliche und geistige Erziehung der Kinder, in der Gott den Mittelpunkt bildet, ist wichtigstes Erziehungsziel christlicher Eltern und der Gemeinde.
In den vergangenen Jahrzehnten konnte dem auf Grund der sozialistischen Diktatur nur in begrenztem Umfang nachgekommen werden. Durch die gewonnene Freiheit ist nun die Gründung christlicher Schulen auch für uns Realität geworden. Im Westen Deutschlands gibt es schon ca. 40 freie Evangelische Schulen (Bekenntnisschulen) bzw. Initiativgruppen. Diese Schulen können auf jahrelange Erfahrungen zurückblicken, wovon nun auch der Osten profitieren kann.
Da nur Lehrer eingestellt werden, die im lebendigen Glauben an Jesus Christus stehen, haben christliche Eltern und Lehrer dasselbe Erziehungsziel: den Kindern Jesus Christus nahezubringen. Solche Schulen sind offen für alle Kinder, unabhängig von sozialen Stand, religiöser Anschauungen und intellektueller Begabung. Dadurch wird dem Missionsbefehl Jesu – „Gehet hin und macht alle Nationen zu Jungem, und taufet sie auf den Namen des Vater und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehret sie, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe.“ (Mt 28,20) – nachgekommen.
In einer christlichen Schule sollen die Kinder Vertrauen, Hoffnung, Liebe, Güte, Gerechtigkeit und Bannherzigkeit erfahren. Für die verschiedenen Wissensgebiete vermittelt der Unterricht biblische Kriterien und Maßstäbe.
In den neuen Bundesländern sind nun auch einige Initiativgruppen entstanden. In Chemnitz wird daran gearbeitet, dass 1992 der Unterricht mit einer oder zwei l. Klassen aufgenommen werden kann. Ein besonderer Schwerpunkt soll die Integration behinderter Kinder werden. Wir stehen kurz vor der Gründung eines Trägervereins (e.V.). Viele Hürden gilt es noch zu überwinden. Auch hier steht das intensive Gebet an erster Stelle. Wir alle wissen, dass ohne Gebet nichts erreicht werden kann. Vielleicht finden wir durch diese Veröffentlichung einige Beter mehr für die Gründung einer christlichen Schule?
In Otto Schade, Rektor der Freien Evangelischen Schule in Reutlingen (Baden-Würtemberg) hat unsere Initiativgruppe eine aktive Stütze. Eine intensive Partnerschaft beider Schulen wird angestrebt
Konzeption für eine „freie christliche Schule“ in Sachsen (Entwurf)
Im Prozess der Erneuerung des Schulwesens in Sachsen müssen auch christliche Schulen einen Platz finden, um vorhandenen Bedürfnissen bei Eltern und Schülern Rechnung zu tragen und um den über Jahrzehnte hinweg entstandenen Defiziten an christlichen Werten entgegenzuwirken. Eine solche Schule wäre in der Lage, der inneren Vereinsamung, häufiger Orientierungslosigkeit und Irreführung relativ schutzloser Kinder entgegenzuwirken. Eine „freie christliche Schule“ im Freistaat Sachsen ist ein Angebot für eine christliche Schule im oben erklären Sinne. Sie ist orientiert an den nachfolgend genannten Grundsätzen.
1. Die „freie christliche Schule“ ist ein Angebot für jene Eltern, die an einer solchen Bildung und einer bewusst am christlichen Glauben orientierten Erziehung ihrer Kinder durch eine Gemeinschaft engagierter christlicher Pädagogen interessiert sind. Diese Schule steht allen Kindern offen, deren Eltern mit der Zielsetzung dieser Schule übereinstimmen.
2. Die „freie christliche Schule“ orientiert sich darauf, junge Menschen so zu bilden und zu erziehen, dass sie hinreichend auf das Leben vorbereitet werden und dass sie das Angebot des Glaubens an Jesus Christus als entscheidende Hilfe für den Lebensvollzug erfahren und damit als mündige Christen „Salz „ und „Licht“ in der Gesellschaft sein können. Die pädagogische Arbeit wird dabei so gestaltet, dass die persönliche Entscheidung des einzelnen respektiert wird. Diese Zielsetzung bedingt insbesondere
- eine klare Orientierung der Erziehung an den Grundwerten des christlichen Glaubens,
- eine zielgerichtete Vorbereitung junger Menschen auf ein gesellschaftliches Umfeld, in dem Werte christlicher Moral und Ethik wenig gefragt sind,
- das Bekanntmachen der Kinder mit zentralen Fragen des christlichen Glaubens,
- ein an der Gemeinschaft von Christen orientiertes Leben an der Schule, das Unterstützung für Glaubensentscheidung und Glaubensvollzug bietet.
3. Hinsichtlich des Bildungsangebots, des Bildungsumfangs und der Ausbildungsziele der einzelnen Schulstufen sichert die „freie christliche Schule“ zu, dass ihre Abschlüsse denen der staatlichen Schulen entsprechen und lückenlose Übergänge der Schüler zu anderen Schulen ermöglicht werden. Entsprechend ihrer grundsätzlichen Zielstellung wird in der „freien christlichen Schule“ nach selbst entwickelten Rahmenplänen unterrichtet, die hinsichtlich inhaltlicher Schwerpunkte und zeitlichen Zuordnungen an den staatlichen Lehrplänen orientiert sind.
Wochenstundenzahl, Struktur der Unterrichtsdisziplinen, Pausenregime und ähnliche schulorganisatorische Fragen werden in Anlehnung an entsprechende Regelungen im staatlichen Schulwesen und unter Beachtung der Zielstellung der „freien christlichen Schule“ von ihr selbst verantwortet.
4. (Sollte Überlegungen zur Integration Behinderter enthalten.)
5. In der freien christlichen Schule haben Gottes Wort und Gebet einen festen Platz. Gemeinsames Singen und Musizieren, Schulfeste und andere Gemeinschaftsveranstaltungen werden gepflegt. Dem Gemeinschaftserleben, einer fröhlichen und entspannten Schulatmosphäre und dem Angenommensein jedes einzelnen Kindes wird viel Wert beigemessen. Der grundsätzliche Erziehungsstil der Schule ist am biblischen Menschenbild orientiert. Erziehungsstile, die an anderen Menschenbildern orientiert sind (wie antiautoritäre oder emanzipatorische Erziehung) werden abgelehnt. Ausgehend von der Verantwortung des Menschen vor Gott spielt in der Erziehung die Wechselwirkung von Vorbild und Belehrung, von Einüben und Sanktionen eine wichtige Rolle, wobei das Gebot der Nächstenliebe als erzieherisches Regulativ wirken soll.
6. Unterricht an der „freien christlichen Schule“ sichert eine ganzheitliche Persönlichkeitsbildung, indem er – wissenschaftliche Faktenkenntnisse vermittelt, die ein realistisches Weltverständnis ermöglichen und eine saubere Unterscheidung zwischen gesicherten Aussagen und Hypothesen sichern und die zur kritischen Auseinandersetzung mit pseudowissenschaftlichen Theorien und Ideologien befähigen,
- einen sichern Umgang mit der Muttersprache und Grundfertigkeiten für eine oder zwei Fremdsprachen anstrebt,
- auf eine solide handwerkliche und musische Grundausbildung Wert legt,
- die körperliche Entwicklung fördert und die Gesundheit der Kinder stählt, indem er die Körpererziehung zur Förderung der physischen und kindlichen Gesundheit einsetzt.
- die Leistungsfähigkeit, die Gefühls- und Willenskräfte der Kinder entwickelt,
- die Kreativität fördert,
- Zugänge zur Einheit von Glauben, Denken und Tun schafft,
- die Erschließung eines christlichen Welt- und Lebensverständnisses auf der Grundlage der Bibel gewährleistet
7. Hinsichtlich der Organisation und Gestaltung des Unterrichts wird neben allgemein anerkannten Unterrichtsprinzipien wie Anschaulichkeit, Fasslichkeit u.a.m. vor allem auf nachfolgend genannte Grundsätze orientiert:
- Die Leistungsfähigkeit und der Leistungswille der Kinder wird vordergründig dadurch zu entwickeln versucht, dass an ihren vorhandenen Veranlagungen und Fähigkeiten, an individuelle Stärken angeknüpft wird. Eine Wertschätzung der Persönlichkeit der Kinder, die ausschließlich von ihrer Leistungsfähigkeit ausgeht, wird abgelehnt.
- Die Schule soll sich durch ein breites und flexibles Bildungsangebot auszeichnen. Das wird durch ein ausgewogenes Angebot von obligatorischen, wahlobligatorischen und fakultativen Unterricht, aber auch durch flexible Angebote im obligatorischen Unterricht (Nutzung von Formen wie offener Unterricht, Kern-Kurs-Unterricht, Binnendifferenzierung) angestrebt.
- Der Unterricht in der freien christlichen Schule soll sich durch eine vielfältige methodische Gestaltung auszeichnen, die neben notwendigen Formen frontalen Unterrichts auch Formen wie offenen Unterricht, Projektarbeit, Lernen in Gruppen u.a.m. beinhaltet und dabei der Aktivität der Kinder genügend Raum gibt.
Zusätzlich werden außerunterrichtliche Interessen- und Arbeitsgruppen angeboten.
Auf den sozialen Umgang der Kinder – vor allem in relativ kleinen und stabilen Lern- und Lebensgemeinschaften – wird großer Wert gelegt. Durch den Charakter des Lernens in, mit und auch für die Gemeinschaft sollen Eigenschaften wie gegenseitige Achtung, kulturvoller Umgang miteinander, Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit entwickelt werden. Bei aller Gemeinschaftsorientierung muss dabei darauf geachtet werden, dass jedes Kind genügend Freiraum zur Individualitätsentwicklung erhält.
8. Lehrer in der „freien christlichen Schule“ sind vom Staat anerkannte Pädagogen mit einer Qualifikation in der entsprechenden Schulstufe, die sich als Christen im Sinne der Zielstellung dieser Schule engagieren. Sie sollten lebendige Christen sein, die auch in einer Gemeinde mitarbeiten. Ihre pädagogische Arbeit sollte vom Gebot der Nächstenliebe ausgehend von Liebe und Verantwortung für die Kinder bestimmt sein und in der Haltung geschehen, dass entschiedenes pädagogisches Engagement und das Erbitten des Beistandes Gottes zusammenwirken müssen, um die angestrebten Ziele zu erreichen.
9. Die Zusammenarbeit zwischen Schule, Eltern, Gemeinde und Kindern ist unbedingte Voraussetzung für einen optimalen Schulbetrieb.