Notger Slenczka, Professor für Theologie an der renommierten Berliner Humboldt-Universität, fordert derzeit die Kirchen öffentlich dazu auf, das Alte Testament aus dem biblischen Kanon zu streichen.
Das Alte Testament sei grausam und müsse als Zeugnis einer barbarischen Stammesreligion verstanden werden. Die archaischen Gottesbilder des Alten Testamentes widersprächen der Theologie der Liebe Jesu Christi. Slenczka betrachtet sich als mutigen Vorkämpfer der endlich mit einem theologischen Tabu aufräume. In der Kirche habe das Alte Testament schon lange keine Bedeutung mehr, so der Professor. Nur habe sich bisher niemand getraut, die nötigen Konsequenzen zu ziehen und das Alte Testament aus dem Kanon der christlichen Schriften auszuscheiden.
Ohne Scheu beruft sich Slenczka in seinen Ausführungen auf antijüdische Stereotypen z.B von Friedrich Daniel Schleiermacher. Gott im Alten Testament wird da „als Exekutor des Gesetzes der Vergeltung“ bezeichnet. Beim Lesen alttestamentlicher Texte „verkommt“ das „christlich fromme Selbstbewusstsein“ zu einer „gesetzlichen Denkweise oder einem unfreien Buchstabendienst“, meint auch Slenczka.
Ähnliche Forderungen gab es auch schon von sektiererischen Gnostikern aus dem zweiten und dritten Jahrhundert, von den nationalsozialistisch gesonnenen Deutschen Christen und von ideologisch aufgeheizten Atheisten aus dem 20. Jahrhundert.
Wie bei bibelkritischen Theologen üblich nimmt auch Prof. Slenczka exklusiv für seine Position Wissenschaftlichkeit in Anspruch wie er in seinen „18 Fragen an die Verächter der wissenschaftlichen Diskussion unter den Berliner Theologen“ deutlich macht. Wie bei zahlreichen anderen Diskussionen um die Bedeutung der Bibel werden von ihm nur diejenigen als ernstzunehmende Akademiker betrachtet, die sich sowohl gegen die Bibel, als auch gegen die 2000jährige christliche Auslegungstradition stellen. Die Forderungen nach der Abschaffung des Alten Testamentes kann wohl kaum als unerwarteter Zufall betrachtet werden. Hier kann man lediglich eine weitere Blüte am Baum der akademischen Bibelkritik wahrnehmen.
Mit Jesus Christus und den Autoren des Neuen Testaments plädiert der Bibelbund vehement für den Verbleib des Alten Testamentes im christlichen Kanon der Heiligen Schrift. Das Alte Testament ist ein glaubwürdiges Zeugnis vom Schöpfer der Welt und dem Vater Jesu Christi. Es ist Teil christlicher Identität und unveräußerliche Grundlage christlicher Verkündigung. Seine ideologie- und zeitkritischen Töne dienen zu einer immer wieder notwendigen Infragestellung theologischer und gesellschaftlicher Einseitigkeiten der Gegenwart.
Jesus Christus spricht: „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich.“ (Mt 5, 17-19)