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Dan Brown und das „Sakrileg“ – Bibelkritik in der Unterhaltungsliteratur

Kaum ein Buch kann in den letzten Jahren auf einen ähnlichen wirtschaftlichen Erfolg zurückblicken wie Dan Browns „Sakrileg“. Weltweit wurden bisher mehr als 26 Mio. Exemplare verkauft, allein in Deutschland etwa eine Million.

Monatelang hielt sich das Buch auf den Spitzenplätzen aller Bestsellerlisten. In 44 Sprachen ist der Roman zwischenzeitlich erhältlich. Zahllose Bücher über Maria Magdalena, die Templer oder die Verschwörung der Katholischen Kirche wurden im Gefolge dieses Megaerfolges veröffentlicht und von interessierten Lesern verschlungen. Ab dem 18.05.2006 soll die Geschichte, verfilmt mit dem Megastar Tom Hanks, in den Kinos zu sehen sein. 

Die öffentlichen Reaktionen zu „Sakrileg“1 fallen denkbar unterschiedlich aus: Die „New York Times“ lobte ihn als „anregend, geistvoll und spannend“. Der Londoner „Guardian“ hingegen verriss das Buch als „ein paar hundert Seiten von ärgerlich fesselndem Quatsch.“ Und die katholische Kirche ist natürlich entrüstet.

„Browns Buch gibt fälschlich vor, wissenschaftlich korrekt zu sein, und infiziert so die Leser mit heftiger Feindseligkeit gegen die katholische Lehre“, klagt die Kirchenzeitschrift „crisis“.2

Der Spiegel resümiert:

„Das Buch des milchgesichtigen Sohnes eines Mathematikprofessors, der seine Weihnachtsgeschenke nur durch Lösen von Rechenaufgaben finden durfte, ist zwar keine große Literatur, dafür bester James Bond.“3

1 Das Sakrileg und die „Wahrheit“ über den christlichen Glauben

Nicht die Morde oder Verfolgungsjagden haben Browns Roman zu einem heiß diskutierten Buch werden lassen sondern die darin entfalteten religiösen Überlegungen. Letztlich geht es ihm darum, zu klären, ob nicht die ganze christliche Überlieferung durch die Kirche verfälscht wurde und Jesus eigentlich Gründer einer feministischen Religion gewesen sei, von denen apokryphe Evangelien erzählten.

Dan Brown ist gegenwärtig dabei, mit seinen Bestsellern in weiten Teilen der Bevölkerung ein völlig verzerrtes Bild der Kirchengeschichte und des christlichen Glaubens zu prägen. Seine Bücher „Illuminati“ und „Sakrileg“ sind enorm spannend, transportieren aber neben der offensichtlich fiktiven Story auch viele handfeste und ideologisch motivierte Fehlinformationen. Deren Verwechslung mit historisch belegten Tatsachen ist offenbar gewollt, denn beide Bücher enthalten einleitend einen kurzen Abschnitt, in dem die Faktizität der Rahmenelemente behauptet wird.

Brown selber will den Roman im Kern als geschichtlich wahr verstanden wissen, so seine Aussage im Interview:

„Ich habe vor drei Jahren meine Recherchen mit höchster Skepsis begonnen. Aber heute glaube ich, dass die Geschichte im Kern stimmt.“

Mit seinem Buch möchte Brown „eine Tür beim Leser öffnen“ für Erkenntnis, dass die Geschichte von Jesus aus politischen Gründen verfälscht wurde.4

Auch auf seiner Homepage bezieht Brown immer wieder Stellung:

„Alles ist wahr, es geht wirklich darum, diese Verschwörung aufzudecken, wir werden erst glücklich, wenn wir die Wahrheit wieder zur Geltung bringen …“.5

Auf Seite 9 von „Sakrileg“ versichert Brown:

„Sämtliche in diesem Roman erwähnten Werke der Kunst und Architektur und alle Dokumente sind wirklichkeits- bzw. wahrheitsgetreu wiedergegeben“.

Der Roman macht aus
Lesern „Dan- Brown-Jünger“

Dan Brown glaubt das, was er geschrieben hat (zumindest tut er so). Auch seine Leser sehen den Roman nicht nur als eine nette Geschichte an, sondern glauben, einer epochemachenden Enthüllung beizuwohnen. Zahlreiche, insbesondere junge Christen, sind angesichts der „historischen Fakten“ über Jesus und seine Nachkommen verunsichert. Ein Blick in die Rezensionen auf www. amazon.de (und ähnliche) macht klar: Der Roman macht aus Lesern „Dan Brown-Jünger“:6 Für Marina ist Sakrileg „ein geniales Buch“.

„Ich habe auch ‚Sakrileg‘ gelesen und bin jetzt süchtig nach diesem Buch geworden. Habe mir sogar weitere Literatur zum Thema Opus Dei, Da Vinci, Maria Magdalena und andere Verschwörungstheorien gekauft und kann ehrlich gesagt nicht genug davon kriegen! …“

Angesichts der abenteuerlichen Thesen Dan Browns beschleichen Lesern wie Ikaron vage Zweifel:

„Die Frage, die mich spätestens seit der Behauptung bzgl. Maria Magdalena und Christus nicht in Ruhe ließ: wo hören Fakten auf, wo beginnt Fiktion? Gegen Ende des Buches hat diese Frage allerdings weitestgehend an Bedeutung verloren. Denn wichtig ist, wie Langdon selbst sagt, nicht unbedingt das, was man glaubt, sondern dass man glaubt, und seine Wahrheit findet im Grunde sowieso jeder für sich.“

Leicht resignierend klingt diese Schlussfolgerung, der zufolge historische Wahrheit gar nicht mehr gesucht werden braucht. Anderen Lesern kommen nicht die geringsten Bedenken an der Glaubwürdigkeit von Browns Geschichtsschreibung. Hans-Jürgen meint:

„Wie immer hat Dan Brown hervorragend gut recherchiert.“

Dirk sieht in Browns Romanen zuverlässige, populärwissenschaftliche Aufklärungsbücher:

„Sowohl Illuminati als auch das Sakrileg sind eine Herausforderung für den eigenen Geist. Beide Bücher sind brillant. … Spannung, Wissenschaft, Theologie und Kunst werden in einer Art zusammengefügt, dass einem der Atem stockt. Diese Bücher sollten zur Pflichtlektüre werden.“

In seiner Rezension unterstützt Ulrich Deurer diese Auffassung:

„Genaue Recherchen an den Schauplätzen und penible historische Studien in Zusammenarbeit mit seiner Frau Blythe, einer Kunsthistorikerin, machen das umfangreiche Werk nicht nur für Historiker und Religionswissenschaftler, sondern gerade auch für ein großes Publikum zu einem echten Vergnügen.“7

Insbesondere Browns Kritik an Kirche und christlichem Glauben wird für bare Münze genommen. Prisca:

„Dieses Buch (Sakrileg) fand ich echt super. … Das Hinterfragen von gewissen Sachen in der Kirche ist sehr gut. Es beweißt mir, dass in der katholischen Kirche wirklich nicht alles zum Besten ist.“

Nach Daniel sind die Schurken des Romans dieselben wie im wirklichen Leben:

„Der Mann spricht mir aus der Seele! Er schafft es, meine Zweifel und meine Abneigung gegenüber dem Christentum noch mehr zu steigern, auch wenn nicht immer ganz ersichtlich ist, was nun tatsächlich auf Tatsachen beruht.“

Thomas überlegt in diesem Zusammenhang:

„Vielleicht wäre es für viele doch besser an eine ‚neue‘ Jesus Geschichte zu glauben als an eine ‚alte‘.“

Auch Janin ist eher geneigt, Browns Geschichtsschreibung zu glauben als der etablierten historischen Wissenschaft:

„Ich werfe den Menschen, die dieses Buch herunterspielen, Neid, Missgunst und Dummheit vor. Wer hat ein Geschichte und Sachbuch jemals zuvor so geschickt verpackt. Ich bin dafür, es an Schulen in den Unterricht mit einzubeziehen.“

Ein Stuttgarter Rezensent:

„Ich liebe dieses Buch. … es ist großartig. Es muss endlich Schluss sein mit der Verfälschung des Glaubens.“

Die hier gesammelten Stimmen stehen für zahlreiche andere Leser, die sich durch Browns provokante Thesen über das Leben von Jesus und die Geschichte der Kirche verunsichert fühlen.

2 Der Autor

Mit nur vier Romanen ist Dan Brown zum absoluten Topautor der amerikanischen Unterhaltungsliteratur geworden und zieht mit seinen Bestsellern nunmehr auch Europa in seinen Bann.

Geboren wurde er am 22.06.1964 in New Hampshire (USA) als Sohn eines Mathematikprofessors und einer Kirchenmusikerin. Nach dem College studierte Brown zwei Jahre Kunstgeschichte in Sevilla. Der endgültige Durchbruch zum neuen Superstar der amerikanischen Unterhaltungsliteratur gelang Dan Brown mit dem zweiten Auftritt des Harvardprofessors Robert Langdon. „The da Vinci Code“ (deutsch „Sakrileg). Den Roman habe er geschrieben, um zur Auseinandersetzung über Religion und Glauben anzuregen, so Brown.8

In Interviews bezeichnet sich Dan Brown als Christ, aber

„vielleicht nicht im traditionellen Sinne des Wortes. Wenn Sie drei Menschen fragen: ‚Was heißt es, ein Christ zu sein?‘, dann erhalten sie drei verschiedene Antworten. Die einen meinen, man müsse getauft sein. Die anderen sagen, man muss die Bibel für historisch wahr halten. Wieder andere verstehen unter Glauben die Tatsache, dass alle, die nicht an Christus als ihren persönlichen Erlöser glauben, in die Hölle gelangen. Glaube ist ständige Veränderung, und jeder folgt dem Glauben, der ihm gefällt … Wir alle versuchen, das große Geheimnis des Lebens zu entschlüsseln, und jeder folgt dabei seinen eigenen Erleuchtungen.

Ich bekenne mich als ein Schüler vieler Religionen. Je mehr ich lerne, umso mehr Fragen habe ich. Für mich wird die spirituelle Suche ein lebenslang unvollendetes Werk bleiben.“9

Mit anderen Worten: Dan Brown ist sich eigentlich in keinerlei Hinsicht sicher, was er glauben soll – außer, dass der traditionelle christliche Glaube falsch ist. Da ist er sich überraschenderweise sicher.10

3 Die Handlung

Dan Brown ist sich eigentlich in keiner Hinsicht sicher, was er glauben soll – außer, dass der traditionelle christliche Glaube falsch ist

Der Harvard Professor und Symbologe Robert Langdon kommt nach Paris, um mit dem Direktor des Louvre sein neues Buchprojekt über „Die Ikonographie der matriarchalischen Kulte“ zu erörtern.

Captaine Bezu Fache von der Pariser Polizei bittet Langdon um Mithilfe, denn besagter Direktor wurde zwischenzeitlich grausam in seinem Museum ermordet. Direktor Saunière ist Mitglied einer Bruderschaft, die seit vielen Jahrhunderten das streng gehütetes Geheimnis des Gral wahrt. Der vom Opus Dei beauftragte Albino Killer Silas lässt sein Opfer schwer verwundet im Louvre zurück. Während er langsam verblutet, gelingt es dem Direktor noch, einen Caravaggio von der Wand zu reißen, eine geheimnisvolle Inschrift auf dem Boden zu platzieren, eine Kette mit einem geheimnisvollen Schlüssel hinter der „Mona Lisa“ zu verbergen und sich im Tod in formvollendeter Angleichung an Leonardo da Vincis Studie zu den menschlichen Proportionen auszustrecken. Diese geheimnisvollen Zeichen sollen die professionellen Symboldeuter auf den Plan rufen.

Als Langdon den Tatort und die Hinweise besichtigt, kommt Sophie Neveu von der Dechiffrierabteilung hinzu (Tochter des Louvre Direktors), um die von Saunière aufgeschriebene Zahlenfolge zu deuten. Die beiden tun sich gegen den Polizeioffizier Fach zusammen, der Langdon für den Mörder hält.11

Im Verlauf einer atemlosen Flucht von Frankreich nach England haben Langdon und Neveu knifflige Codes zu knacken, um Saunières Geheimnis zu lüften, der sich als Großmeister der Geheimorganisation Prieuré de Sion entpuppt. Die Abenteurer enthüllen dabei, was der Gral eigentlich ist: Eine Sammlung von uralten Dokumenten nämlich, ähnlich den berühmten Schriftrollen vom Toten Meer, die aus einer Zeit stammen, bevor Kaiser Konstantin und seine Leute beschlossen, was in die Bibel aufgenommen wird und was man ablehnt. Die Dokumente sollen u. a. belegen, dass Jesus sich nicht für Gott hielt, sondern einem Kult archaischer Muttergottheiten huldigte. Seine Nachfolgerin und erste Päpstin sei Maria Magdalena. Das uns bekannte Neue Testament sei lediglich zusammengestellt worden, um die wahre Lehre von Jesus zu vertuschen.

Zu Hütern des Geheimnisses, zu Wächtern des heiligen Grals und zu Schützern des sang real, des wahren Blutes Christus, d. h. seiner leiblichen Familie, wurden im Laufe der Jahrhunderte unterschiedliche Gruppen und Geheimbünde, die angesichts der Nachstellungen der offiziellen Amtskirche um ihr Leben zu fürchten hatten:

Gnostische Gruppen in der Antike, im Mittelalter die Templer und in der Neuzeit schließlich die Freimaurer.12

Nach ihrer Flucht aus dem Louvre versuchen sich Sophie und Langdon zur amerikanischen Botschaft durchzuschlagen, um dem Zugriff der französischen Polizei zu entkommen. Nach intensiven Diskussionen über Hexenverfolgung, katholische Kirche und den Gral während einer ausgedehnten Autofahrt durchs nächtliche Paris erreicht das Duo die gut gesicherte „Zürcher Depositenbank“. Wo statt einer Lösung nur ein weiteres Rätsel auf sie wartet.

Als „Freund“ des Prieuré-de-Sion-Chefs Saunière schmuggelt der Direktor des betreffenden Bankhauses die Rätselfreunde mit einem gepanzerten Geldtransporter durch die Reihen der zwischenzeitlich angerückten Polizei. In einer nächsten Szene statten Sophie und Langdon Sir Leigh Teabing, dem ultimativen Gralsspezialisten, einen nächtlichen Besuch ab. Der erfreute Teabing hält Sophie eine Vorlesung über sein Steckenpferd: das Matriarchat, die Nachkommen von Jesus und die Bedeutung der apokryphen Evangelien. Auf Seite 342, gut halbwegs bei der Jagd nach dem Heiligen Gral, gehen die beiden Oberjäger, der skurrile – also britische – Geschichtsgelehrte Teabing und der allwissende – also amerikanische – Harvard-Professor Langdon, in die Vollen. „Christus und Maria Magdalena müssen ein Kind gehabt haben“, sagt Langdon lächelnd zur charmanten Französin Sophie, der Dritten im Bunde, die „wie vom Donner gerührt“ dasteht. „Die größte Verschleierungsaktion in der Geschichte der Menschheit“, sekundiert Teabing dem Kollegen, „Jesus Christus war nicht nur verheiratet, er war auch Vater“.13 Ins Gespräch vertieft werden die Protagonisten erst von Silas überrascht und vorläufig in Schach gehalten. Nachdem der behinderte Teabing den Elitekämpfer außer Gefecht setzen konnte, stürmen die Truppen Captaine Bezu Faches das Anwesen.

Im letzten Moment setzen sich die Freunde zum nahe gelegenen Provinzflughafen ab, wo sie mit einer Privatmaschine Teabings nach London fliegen. Am frühen Morgen besuchen sie die Londoner Temple Church, die nächste Etappe auf dieser gnostischen Schnitzeljagd. Überraschend entpuppt sich Teabings Chauffeur Remy als Verbündeter des Opus-Dei-Killers, den er befreit. Gemeinsam überfallen beide die Kirche und kidnappen Teabing. Silas wird vom „Lehrer“ verraten und stirbt unter den Kugeln der Polizei, nachdem er zuvor versehentlich seinen Mentor Aringarosa anschoss. Der Opus Dei Chef erweist sich zumindest teilweise als Opfer des fanatischen „Lehrers“. Den ausgedienten Remy entsorgt der „Lehrer“ durch einen Schluck vergifteten Cognac.

Eine Überraschung erwartet das Gralspaar in der Westminster Abbey am Grabmal Newtons. Der „Lehrer“ taucht urplötzlich, es ist Sir Leigh Teabin der vermeintliche Verbündete. Nachdem er sich als fanatischer Verschwörungstheoretiker outet, wird er von Langdon überlistet und von der Polizei festgesetzt. Die Geschichte endet in der Rosslyn Chapel, einer Kirche mit zahlreichen Anklängen an heidnische Überlieferungen und König Arturs geheimnisvolles Avalon. Neben Gnostikern, Templern und Prieuré de Sion erweisen sich hier auch die Freimaurer als treue Gralsritter. Nach einer letzten Rätselrunde wird Sophies Familiengeheimnis gelüftet: In der Verwalterin erkennt sie ihre Großmutter, bei der ihr verstorben geglaubter Bruder aufwuchs. Die Witwe des ermordeten Louvre Direktors bestätigt Sophies Herkunft aus dem Stammbaum von Jesus. Die Gralsdokumente aber sind hier nicht zu finden und sollten nach dem Willen der Prieuré nie veröffentlicht werden, um den Verschwörungstheorien und Mythen um den Gral kein Ende zu bereiten. Im Epilog vermutet Langdon den sykretistisch- matriarchalen Gral verborgen unter der Eingangspyramide des Louvre, natürlich ohne seine Spekulation verifizieren zu können.

4    Kleine sachliche Schnitzer bei Dan Brown

Leichtfüßig verabschiedet sich Brown von der Wirklichkeit selbst da, wo es für den Verlauf der Geschichte nicht notwendig wäre

Aufmerksame Leser werden ganze Passagen des „Sakrilegs“ nur mit skeptischen Stirnrunzeln lesen können.14 Leichtfüßig verabschiedet sich Brown von der Wirklichkeit selbst da, wo es für den Verlauf der Geschichte nicht notwendig wäre. Zum Katalog der Ungereimtheiten, zu deren Klärung schon allein der Blick in ein Lexikon oder ein kurzes Nachdenken gereicht hätten, gehören falsche Ortsangaben und Jahreszahlen, technische Unmöglichkeiten, historische Fälschungen, Übertreibungen, logische Widersprüche innerhalb weniger Sätze und bloße Flüchtigkeitsfehler. Aus der breiten Palette Brownscher Fehlinformation sollen hier einige Beispiele angeführt werden:

  1. Silas lässt den Louvre-Direktor mit einem Magendurchschuss zurück, um ihn langsam zugrunde gehen zu lassen. Überraschend ist bei medizinisch ungebildeten Personen die spontane Analyse eines Magentreffers, zumal beide nach Browns Angaben im Dunkeln stehen und mehrere Meter voneinander getrennt sind. Außer im Roman ließe sich wahrscheinlich kaum ein Killer auf eine so unsichere Behandlung ein, zumal ihn sein Opfer gesehen hat und ein weiterer Schuss für den Mörder vollkommen gefahrlos ist. Die Gesamtsterblichkeitsrate bei Schusswunden im Unterleib liegt bei zwölf Prozent. Sind keine Blutgefäße getroffen, überleben 95% eine solche Verletzung. Am gefährlichsten sind Verletzungen der wichtigen Arterien, dann können durch einen raschen Blutverlust Schock und Tod ausgelöst werden. Saunière hätte also keine Chance, noch auf die Schnelle seine Rätselsprüche zu verfassen. Ist er jedoch wirklich nur im Magen getroffen, kann ein durchschnittlich gesunder Mann noch Stunden überleben und hätte genügend Zeit, sich von den Wachmännern befreien zu lassen.
  2. Langdon behauptet, das Pentagramm repräsentiere die weibliche Hälfte der Schöpfung (S. 54). Fachwissenschaftlichen Lexika zufolge steht das, mit einer Spitze nach oben weisende, Pentagramm allerdings für den ganzheitlichen Menschen, sowohl für das Männliche als auch für das Weibliche. In mittelalterlichen Kirchen symbolisierte das Pentagramm die fünf Wunden des Gekreuzigten.15
  3. In der englischen Ausgabe erklärt Langdon, die antiken Olympischen Spiele seien zum Tribut an Venus abgehalten worden (S. 36). Tatsächlich waren die Spiele Zeus geweiht.
  4. Brown spricht von Leonardos „gewaltiger Produktivität an atemberaubenden Gemälden mit religiösen Inhalten“. Er habe hunderte von Auftragswerken für den Vatikan fertig gestellt (S. 68). Tatsächlich war Leonardo aufgrund seiner vielfältigen Aktivitäten eher als unzuverlässiger Künstler bekannt. Im Vergleich zu anderen Künstlern stellte er nur wenige Gemälde fertig.
  5. Brown beschreibt das Tarot als Kartenspiel mit 22 Karten. Symbole wie die Göttin oder das Pentagramm sollten unbemerkt von der Kirche heidnische Inhalte transportieren (S. 129). Tatsächlich besteht das Tarot aus 78 Karten: 22 Karten der Kleinen und 56 Karten der Großen Arkana (Geheimnisse). Die später von Brown in diesem Zusammenhang erwähnten Kelchsymbole stehen eindeutig für Abendmahlkelche. Die heute als Hohepriesterin bekannte Karte stellte eigentlich die legendäre Päpstin Johanna da. Die ursprünglichen Tarotkünstler interpretierten die Bilder in ihrem Bezug auf die Offenbarung des Johannes. Tarot wurde vor allem in der christlichen Kabbala benutzt. „Zumindest die Bemerkung in dem Roman, das Tarot habe dazu gedient, häretische Symbolik zu verbreiten … kommt einem besonders hirnverbrannt vor.“16
  6. Langdon doziert seinen Studenten, dass das Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Tieren in jedem Bienenstock der Welt der Zahl Phi (1,618) entspricht (S. 130). In der wirklichen Natur wechselt das Geschlechterverhältnis im Bienenstock erheblich in Abhängigkeit von der Jahreszeit. Im Herbst werden alle Drohnen (männliche Bienen) aus dem Stock vertrieben, sodass die männliche Population gegen null tendiert. Im Frühjahr und Sommer leben in einem Bienenstaat neben 50 000 Arbeiterinnen zwischen 300 und 1000 Drohnen. Wenn man, wie Langdon vorschlägt, die Zahl der weiblichen Bienen durch die Zahl der männlichen Drohnen teilt erhält man eine Zahl zwischen 166 und 50 – aber nicht annähernd 1618.
  7. Bischof Aringarosa weist Silas darauf hin, dass auch Noah Albino gewesen sei (S. 230). In den biblischen Berichten findet sich dazu keine Angabe. Einzig ein Anhang des apokryphen Henoch-Buches spricht davon, dass Noah weiße Haut und rote Augen gehabt habe. Schwer vorzustellen allerdings, dass ein linientreuer Katholik wie Aringarosa zweifelhafte apokryphe Schriften als Autorität zitiert.
  8. „Die Prüfungen wurden von Mal zu Mal schwieriger und gipfelten in der Einführung in den zweiunddreißigsten Grad.“ (S. 283) – Die Freimaurerei gipfelt allerdings nicht im 32., sondern im 33. Grad.17
  9. Teabing behauptet, Jesus sei erst auf dem Konzil von Nizza zum Sohn Gottes ernannt worden. „Moment mal. Soll das heißen, die Göttlichkeit von Jesus ist das Ergebnis einer Abstimmung? – Mit einer ziemlich knappen Mehrheit obendrein, fügt Teabing hinzu.“ (S. 321) Die Bezeichnung von Jesus Christus als Sohn Gottes findet sich ausgehend vom Neuen Testament durch die gesamte Kirchengeschichte, auch lange vor Nizza. Die angeführte Abstimmung ging 316 : 2 aus, also keineswegs knapp.
  10. Brown datiert die Schriftrollen von Qumran auf 1950 (S. 322). Tatsächlich wurden die ersten Fragmente bereist 1947 entdeckt. Weitere Funde aus diesem Gebiet schlossen sich in den folgenden zehn Jahren an.
  11. „Das aus den vier Buchstaben YHWH bestehende jüdische Wortkürzel – der heilige Name Gottes – setzt sich zusammen aus den Buchstaben des Wortes Jehova, einer androgynen Vereinigung des männlichen Jah und des vorhebräischen Wortes für Hava.“ (S. 422) Aus Scheu vor einem möglichen Missbrauch, vermieden es die Juden den Namen Gottes, JHWH, auszusprechen. Wer aus den Schriften des Alten Testaments zitierte, las statt des Gottesnamens „adonai“ (= Herr). Das Wort oder der Namen „Jehova“ wird im Alten Testament nicht erwähnt. Jehova ist ein Kunstwort, das Forscher im 19. Jahrhundert kreierten, als sie fälschlich die Konsonanten von JHWH mit den Vokalen des hebräischen „adonai“ (=Herr) mischten. „Hava“ soll ein vorhebräisches Wort sein. Offen bleibt an welche Sprache Brown hier denkt. Am Wahrscheinlichsten handelt es sich bei JHWH um eine Ableitung des hebräischen Wortes für „sein“ (vgl. 2Mo 3,14). Den Gottesnamen als Verknüpfung von Männlichem und Weiblichem zu interpretieren ist definitiv falsch.18

5 Antikatholischer Effekt

Seine Meinung zum christlichen Glauben, insbesondere zur katholischen Kirche, verschweigt Dan Brown nicht. Sowohl in Interviews als auch in seinem Roman „Sakrileg“ kritisiert er die etablierte Kirche mit nachvollziehbaren und auch mit erfundenen Vorwürfen. Seit 2000 Jahren habe sie ihre Gegner mit Gewalt bekämpft (S. 48, 69).

Selbstverständlich lässt sie sich bestechen und ist bereit, andere mit Geld zu manipulieren (S. 61). Sie versuche bewusst, Freiheit und Forschung zu unterdrücken (S. 171). Stillschweigend gehe die Kirche über Fälle sexuellen Missbrauchs hinweg (S. 71). Durch ihre Lehre fördert sie psychische Erkrankungen, beispielsweise Dämonenwahn (S. 80), oder sexuelle Verklemmung (S. 105). Auch die verschiedenen Morde in beiden Büchern sind fast ausnahmslos religiös-ideologisch motiviert: Sie seien als Opfer für das höhere Ziel notwendig.19

Seiner scharfen Kritik an der etablierten Kirche stellt Brown ein idealisiertes Heidentum gegenüber. Als Alternative zum Kirchenglauben wird ein naturmystisches Weltbild propagiert, in dem das Heidentum als die sanfte, natürliche, ursprünglichere (da ältere) und weiblichere Religion idealisiert aufscheint. Dies schließt auch sexualmagische Vorstellungen ein: So wird spätantike Tempelprostitution zum „hieros gamos“ verklärt, durch den Mann und Frau spiritueller Ganzheit teilhaftig würden (S. 173) und der rituelle öffentliche Vollzug des Geschlechtsaktes wird (völlig losgelöst von Liebe und Zuneigung) als uralter Weg zur Gotteserkenntnis gepriesen (S. 421f.).20

Ehrlicherweise muss erwähnt werden, dass zwar alle Helden des „Sakrilegs“ kräftig über die katholische Kirche herziehen, letztlich der katholische Hauptakteur, Bischof Aringarosa, aber eher als leichtgläubiges Opfer dargestellt wird. Mehrfach wird erwähnt, dass der Kirchenmann nur mitmachen will, wenn keine Gewalt angewendet wird (S. 484, 554). Schließlich wird er auch von seinem Geschäftspartner, dem „Lehrer“ belogen und betrogen. Eigentlicher Bösewicht und Anstifter von Verfolgung und Morden ist der neuheidnische Gralsfanatiker Teabing (S. 544, 566f., 571, 594f.).

6 Maria Magdalena: War Jesus verheiratet?

6.1 Die Ehe von Jesus

Dan Brown klärt seine Leser auf, dass es zur Zeit des Neuen Testaments für einen Juden, insbesondere für einen frommen Rabbiner vollkommen undenkbar gewesen sei nicht zu heiraten (S. 337).

Tatsächlich wurde die Ehe in der gesamten Geschichte des Judentums grundsätzlich positiv gewertet. Anders als im späteren Katholizismus waren auch Priester und religiöse Lehrer verheiratet. Nie aber war die Ehe verpflichtende Vorschrift für fromme Israeliten. Berichte über alttestamentliche Propheten wie Elia erwecken durch die Art ihres Dienstes den Eindruck, als lebten sie ohne Frauen (vgl. 1Kön 17f., 2Kön 1, 1Sam 1ff.). Jeremia soll auf Befehl Gottes ehelos bleiben, um sein Volk auf die drohende Verschleppung hinzuweisen (Jer16,2ff.). Auch im späteren, außerbiblischen Judentum werden unverheiratete Rabbiner genannt.21 Im Neuen Testament scheint Johannes der Täufer ohne Frau in der Wüste gelebt und gepredigt zu haben (Mt 3,1ff.; Lk 3,1ff.). Von Paulus, der immerhin pharisäischer Gelehrter war, wissen wir aus seiner bisher unbestrittenen Selbstaussage, das er unverheiratet war (1Kor 7,1.7ff.; 9,5), ohne dass sein Zivilstand für Juden oder Christen zum Problem geworden wäre. Kaum vorstellbar, dass innerhalb einer Generation die frühe judenchristliche Gemeinde eine so radikale Veränderung von der totalen Ablehnung zur stellenweise Hochachtung der Ehelosigkeit durchlaufen haben sollte (Mt 19,12; 1Kor 7,1.27). Außerdem ist auch von dem frommen jüdischen Orden der Essener aus der religiösen Umwelt der christlichen Apostel bekannt, dass viele ihrer männlichen Anhänger erst sehr spät oder gar nicht heirateten.22 Selbst die von Brown hochgeschätzten apokryphen Schriften erwähnen ledige Männer aus dem Umfeld von Jesus. So wird beispielsweise in der Pistis Sophia positiv vom „jungfräulichen Jünger Johannes“ berichtet.23

Dan Brown kann auf keinerlei zeitnahe Quellen verweisen, die eine Ehe von Jesus belegten

Im Gegenzug kann Dan Brown auch auf keinerlei zeitnahe Quellen verweisen, die eine Ehe von Jesus belegten, weder aus jüdischem, noch aus heidnischem oder christlichem Hintergrund.

Dabei finden sich in den antichristlichen Polemiken jener Zeit durchaus Spekulationen über einen ominösen irdischen Vater von Jesus, über manipulierte Wunder oder eine künstlich inszenierte Auferstehung. Hinweise auf von Jesus Ehefrau hingegen finden sich nicht, obwohl eine noch machtlose Kirche kritische Stimmen nicht hätte unterdrücken können. Erst relativ spät tauchen vage Andeutungen über eine mögliche Ehe von Jesus auf. Spätere christliche Generationen bemühten sich, die wissensmäßigen Lücken über Kindheit, Jugend und Privatleben von Jesus durch fromme Phantasie zu füllen. Da die Ehe in jener Zeit zwar nicht vorgeschrieben doch aber Normalfall der meisten Christen war, wurde Jesus zuweilen auch eine Frau angedichtet. Auf der Suche im Neuen Testament standen diesbezüglich nur wenige freie Frauen zur Auswahl, sodass sich Spekulanten schon bald auf Maria Magdalena als Ehekandidatin einigten.24 In manchen neueren Publikationen wird entsprechend gegenwärtigen Partnerschaftsvorstellungen mit der Purpurhändlerin Lydia noch eine zweite Lebens- Abschnitts- Gefährtin von Jesus ins Gespräch gebracht. Für beide Beziehungen existieren allerdings keinerlei ernstzunehmenden historischen Belege.

6.2 Maria Magdalena als Ehefrau von Jesus

Die Ehe zwischen Jesus und Maria Magdalena ist „eine historisch verbürgte Tatsache.“ (S. 335) Wer sich von Browns Argumenten über die vorgeblicher Ehe von Jesus überzeugen lässt, steht weiterhin vor der schwer lösbaren Frage, wen Jesus denn geheiratet haben sollte. Brown tippt auf Maria Magdalena, kann zur Begründung dieser Vermutung jedoch lediglich auf ein paar interpretationsbedürftige Andeutungen verweisen, die erst über hundert Jahre nach dem Tod von Jesus verfasst wurden.

Tatsächlich gibt es Texte aus frühchristlicher Zeit, in denen Maria Magdalena nicht als eine von mehreren Frauen im Gefolge des Heilands, sondern als dessen enge „Gefährtin“ dargestellt wird. Diese Texte nennt man „apokryphe“ (= verborgene) Bücher oder kurz Apokryphen. Einige dieser Schriften wurden erst im vergangenen Jahrhundert wieder entdeckt. Der wichtigste Fund waren 13 Pergamentrollen in einem Tonkrug, die 1945 in Nag Hammadi (Oberägypten) geborgen wurden.

Diese Rollen enthielten unter anderem bis dahin unbekannte Berichte über das Leben von Jesus in koptischer Sprache. Die ältesten dieser Texte wurden wahrscheinlich Mitte des zweite Jahrhundert nach Christus angefertigt, die jüngeren erst wesentlich später. In einer dieser Apokryphen, dem so genannten Philippus-Evangelium, heißt es:

„Die Gefährtin des Christus ist Maria, die aus Magdala. Der Herr liebte Maria mehr als alle Jünger, und er küsste sie häufig auf den Mund. Als die Jünger das sahen, sagten sie ihm: ‚Warum liebst du sie mehr als uns alle?‘“25

Dan Brown leitet daraus ab, Maria Magdalena sei die Ehefrau von Christus gewesen und das Paar habe Kinder gehabt, einfach, weil ein 30-jähriger Mann in der jüdischen Gesellschaft von damals verheiratet zu sein und Nachwuchs zu haben hatte.

In mehreren Apokryphen wird Maria Magdalena als bevorzugte Gesprächspartnerin und rechte Hand von Jesus gezeichnet: Sie stellt die meisten Fragen, sie wird vom Heiland immer wieder vor allen anderen gelobt, sie verteilt nach seinem Tod die Missionsgebiete unter den Jüngern. Brown:

„Jesus war sozusagen der erste Feminist. Nach Aussage jener alten unverfälschten Evangelien hat Christus nicht Petrus zum Sachwalter seiner Kirche eingesetzt, sondern Maria Magdalena.“

Doch nach der kirchlichen Lehrmeinung war und ist Petrus der Fels, auf den Jesus seine Kirche bauen wollte. Nieder also mit Maria Magdalena! „Zur Abwehr der nachhaltigen Bedrohung stellte die Kirche Maria Magdalena beharrlich als Dirne dar und vernichtete sämtliche Dokumente, die sie als Gattin des Christus ausweisen konnten“, sagt der Privatgelehrte Teabing im Roman.26

„Jeder, der des Aramäischen mächtig ist, wird Ihnen bestätigen, dass das Wort Gefährtin in jenen Tagen nichts anderes als Ehefrau bedeutete“ (S. 338)

Brown erwähnt hier nur die von mehreren Übersetzungsmöglichkeiten, die gut in sein Konzept zu passen scheint.

Grundsätzlich bedeutet „Gefährtin“, dass Jesus und Maria Magdalena in bestimmter Hinsicht eine Gemeinsamkeit hatten, z. B. in geistlicher Hinsicht. Der Zusammenhang des Philippus-Evangeliums (übrigens eine Schöpfung des späten 3. Jahrhunderts und damit von historischer Belanglosigkeit) und Parallelen in anderen Schriften (Irenäus bezeichnet Lukas als Gefährten des Paulus, Markus als Gefährten des Petrus etc.) der damaligen Zeit macht deutlich, dass es sich gerade nicht um eine Ehefrau, sondern um eine „Gefährtin der Spiritualität“ handelte.27

„Gnosis” grie. „Wissen”, bezeichnet eine antike Glaubensrichtung, die Erlösung durch die Vermittlung geheimen Wissens zu erlangen hoffte. Ihr Weltbild war dualistisch. Ein böser materieller Gott erschuf das sichtbare Universum und verschuldete die Bindung der rein geistigen Seelen der Menschen an die Materie. Ein guter immaterieller Gott (Christus) weist seinen Anhängern den Weg zur Ablösung des Geistes aus seinem irdisch-materiellen Gefängnis.

Mit seinen apokryphen Quellen geht Brown recht unsachgemäß um. Er übersieht beispielsweise, dass gerade die von ihm zitierten gnostischen Schriften weitgehend die menschliche Realität von Jesus leugnen. Nach ihrem Konzept hatte Jesus, der Erlösergott, einen reinen Geistleib. Den irdischen materiellen Körper sahen sie als minderwertig und deshalb Gottes unwürdig an. Eine geschlechtliche Zeugung irdischer Nachkommen passt kaum in das religiöse Konzept der Gnostiker. Brown löst seine Zitate bewusst aus ihrem Kontext heraus, in dessen mystischen Original ein „Kuss“ weit eher als symbolischer Akt der Wissensvermittlung verstanden wird denn als Beschreibung eines erotischen Abenteuers, zumal solche öffentlichen Liebesbekundungen in der jüdischen Umwelt jener Zeit eher unüblich waren. Auch Esther de Boer verweist auf die unterschiedlichen Bedeutungsebenen des Kusses in der hier besprochenen Literatur:

„Wir dürfen darunter kein Küssen im sexuellen Sinn verstehen, sondern in einem spirituellen. Die Gnade, welche die, die sich küssen, einander erweisen … lässt sie wiedergeboren werden. Das wird schon vorher in diesem Evangelium beschrieben.“28

Da heißt es in diesem Zusammenhang:

„… viel zahlreicher sind dann die Kinder des vollkommenen Menschen, die nicht sterben, sondern unablässig wiedergeboren werden …

Sie beziehen Nahrung aus dem Versprechen, in den Ort dort droben aufgenommen zu werden. Dieses Versprechen kommt aus dem Munde, denn das Wort ist von dort gekommen und ist vom Munde genährt worden und vollkommen geworden. Die Vollkommenen empfangen durch einen Kuss und gebären.“29

Überhaupt geht es den gnostischen Verfassern dieser Schriften nicht, wie Brown annimmt, um die Beschreibung einer Liebesbeziehung zwischen Jesus und Maria Magdalena, sondern um die Darlegung eines Erlösungsmythos, nach dem die Menschen durch die spirituelle Wiedervereinigung der ehemals auseinandergefallenen männlichen und weiblichen Komponenten ihres Personenkerns (Sündenfall) ihre ursprüngliche Vollkommenheit wiedererlangen können (Androgynie). Im Gegensatz zu den biblischen Evangelien wird also eine Art „Selbsterlösung durch Erkenntnis“ angeboten.

„Im Philippus- Evangelium wird die geistige Vereinigung von Christus und Maria Magdalena mit Ausdrücken aus dem Bereich der menschlichen Sexualität geschildert. … Während das Traktat selbst sich mit sakramentalen und ethischen Fragen beschäftigt, ist das Hauptthema die Vorstellung, mit der sich … viele gnostische … Schriften befassen: Dass nämlich die Leiden der Menschheit durch die Aufspaltung der Geschlechter bewirkt wurde, die durch die Trennung Evas von Adam verursacht wurde. … Das Philippus-Evangelium verwendet das Brautgemach als Metapher für die Wiedervereinigung von Adam und Eva, mit der die Polarität Mann/Frau aufgehoben wäre und Androgynie oder der spirituelle Zustand durch das Kommen Christus … herbeigeführt würde.“30

Im Thomas-Evangelium kündigt Jesus sogar an, Maria Magdalena zu einem Mann umzugestalten, damit sie auf eine geistlich höhere Ebene gelange:

„Ich selbst werde sie führen, um sie männlich zu machen, sodass auch sie ein lebendiger Geist werden kann, der euch Männern ähnelt. Denn jede Frau, die sich zu einem Mann macht, wird in das Himmlische Königreich Einzug halten.“ (Logion 114)

Auch wenn hier die gnostische Feststellung, Männer seinen spirituell höher stehend, bewusst nicht diskutiert werden soll, bleibt festzustellen, dass mit einer solchermaßen veränderten Maria keine geschlechtliche Vereinigung mehr möglich sein dürfte, wie Brown sie im „Sakrileg“ beabsichtigt – immer vorausgesetzt, wir konstruieren unser Bild von Jesus und Maria aus den apokryphen Evangelien, wie es in „Sakrileg“ empfohlen wird.

Die bloße Beteuerung, Jesus habe Maria geliebt, kann kaum auf eine sexuelle Verbindung gedeutet werden, da mit demselben Ausdruck auch von Jesus Beziehung zu seinen anderen männlichen Jüngern (Mk 10,21; Joh 8,42; 11,3.5; 13,23) oder zur christlichen Gemeinde (Eph 5,2.25) beschrieben wird. Hier wird offensichtlich symbolisch sogar von einer Hochzeit zwischen Jesus als Bräutigam und der Gemeinde als Braut (Mt 9,15; 25,1ff; Offb 19,7; 21,9, 22,17) gesprochen, offensichtlich auf einer spirituellen, nicht aber auf einer körperlichen Ebene. Darüber hinaus soll der Christ jeden Menschen, selbst seinen Feind lieben (Mt 19,19; 22,39). Ausdruck der liebenden Verbindung innerhalb der Gemeinde konnte in neutestamentlicher Zeit sogar der gegenseitige Kuss sein (Röm 16,16; 1Kor 16,20), allerdings ohne sexuellen Hintergrund.

Über Bibel und apokryphe Schriften hinaus verweist Brown auch auf Leonardo da Vinci als wichtigen Trauzeugen der Ehe zwischen Jesus und Maria Magdalena. Interpretationsbedürftige Andeutungen aus Leonardos Gemälden allerdings können wohl für niemanden als ernstzunehmendes Argument für eine Ehe von Jesus herangezogen werden. Da es keinerlei schriftliche Äußerungen Leonardos gibt, in der der Künstler eine solche Beziehung von Jesus für wahrscheinlich hielt, stehen Browns Bildmeditationen sowieso auf wackligen Füßen. Doch selbst wenn Leonardo eine Liebschaft zwischen Jesus und Maria Magdalena annahm, was mehr als umstritten ist, hatte Leonardo über 1500 Jahre nach dem betreffenden Ereignis keinerlei historische Belege für eine solche Sichtweise.

6.3 Das letzte Abendmahl

Ein Ausgangspunkt für Browns Spekulationen über die Ehe von Jesus und Maria ist Leonardos Gemälde vom letzten Abendmahl. Die bartlose Person an der Seite von Jesus trage weibliche Züge und stelle nach Brown offensichtlich Maria Magdalena dar (S. 232; 335f., 340f.). Tatsächlich lassen sich Browns Beobachtungen viel einfacher und historisch zutreffender erklären. Vergleicht man beispielsweise Leonardos Bild mit anderen Darstellungen aus jener Zeit, die Johannes darstellen sollen, fällt sofort auf, dass dieser Jünger fast immer bartlos und schön abgebildet wurde. Schaut man sich Leonardos Bild genauer an, wird man übrigens auch noch andere bartlose Jünger entdecken können, was unter anderem daran liegt, dass sich das kulturelle Empfingen, was als maskulin oder feminin zu verstehen sei, sich seit dem 15. Jahrhundert durchaus verändert hat. Auch die auf Leonardos Bildern dargestellten Engel sind trotz ihres traditionell männlichen Geschlechts langhaarig und bartlos.31 Darüber hinaus ist es äußerst unseriös von den Gesichtszügen der Personen auf Leonardos Abendmahlsbild irgendetwas ableiten zu wollen, da schon Zeitgenossen Leonardos monierten, das Gemälde sei so ruiniert, dass kaum noch etwas zu erkennen sei.

Mehrfach wurde das Bild in den folgenden Jahrhunderten durch Hochwasser und unsachgemäße Behandlung stark beschädigt. Seit dem 19. Jahrhundert gab es sieben Restaurationen, die letzte in den 1990er Jahren. Von keinem Gesicht ist seither noch genug historische Substanz übrig, um seriöse Schlüsse ziehen zu können. Das Gesicht von Jesus zum Beispiel ist eine moderne Rekonstruktion.

Petrus hat auf Leonardos Bild tatsächlich ein Messer in der Hand, nicht aber um damit Maria Magdalena zu bedrohen, die gar nicht anwesend ist, sondern, ganz im Einklang mit den Berichten des Neuen Testaments, um bei der bald bevorstehenden Gefangennahme von Jesus ihn mit Waffengewalt zu verteidigen (Mt 26,51ff.).

„Brown nimmt das Fehlen eines Kelches zum Anlass, Maria Magdalena ins Bild zu bringen. Doch bei näherer Betrachtung sieht man, dass Christus Hände ausgestreckt auf dem Tisch liegen. Die Linke greift nach einem Stück Brot, die Rechte … nach einem Weinglas. … Nur ist es kein richtiger Kelch wie im Gottesdienst, sondern ein Weinglas. Und genau das darf man im Abendmahl auch erwarten.“32 (vgl. Mk 14,17-26)

In seinen begeisterten Bildmeditationen scheint Brown gelegentlich auch vergessen zu haben, dass Leonardos religiöse Auftragswerke, wie damals üblich, mit strengen Auflagen über Form und Inhalt verknüpft waren, die dem Maler wenig Freiraum gelassen haben dürften, heidnisch-matriarchale Inhalte zu vermitteln.

Kaum ein Buch kann in den letzten Jahren auf einen ähnlichen wirtschaftlichen Erfolg zurückblicken wie Dan Browns „Sakrileg“. Weltweit wurden bisher mehr als 26 Mio. Exemplare verkauft, allein in Deutschland etwa eine Million.

Monatelang hielt sich das Buch auf den Spitzenplätzen aller Bestsellerlisten. In 44 Sprachen ist der Roman zwischenzeitlich erhältlich. Zahllose Bücher über Maria Magdalena, die Templer oder die Verschwörung der Katholischen Kirche wurden im Gefolge dieses Megaerfolges veröffentlicht und von interessierten Lesern verschlungen. (2. Teil und Schluss)

7 Das Matriarchat und die Verschwörungen der Urchristenheit

Browns Religionsspezialist Langdon erläutert,

„dass Kaiser Konstantin und seine männlichen Nachfolger den Übergang der Welt vom heidnisch matriarchalischen Mutterkult zum patriarchalischen Christentum mit einem Propagandafeldzug ohnegleichen durchgedrückt haben, der das göttlich Weibliche dämonisiert und die Göttinnen für immer aus der modernen Religionsausübung verdrängt hat“ (S. 172).

Folge davon war nach Brown „eine instabile Situation, die gekennzeichnet ist durch Kriege, eine Überfülle frauenfeindlicher Gesellschaftssysteme und einer wachsenden Misshandlung von Mutter Erde.“ (S. 174)

Jenseits von Maria Magdalena, den Merowingern und Tempelrittern geht es Brown um die Neudeutung der gesamten Weltgeschichte, die sich bei ihm auf den Geschlechterkampf zwischen der göttlichen harmonischen Frau und dem irdisch gewalttätigen Mann reduzieren lässt. In einer glücklichen Urgesellschaft herrschten die Frauen, die dann durch Neid und unsaubere Tricks von den Männern unterdrückt wurden. Diese Männerkultur wurde nach Brown durch das Christentum, insbesondere durch die katholische Kirche repräsentiert. Die zukünftige Erlösung von Gewalt, Umweltzerstörung und gesellschaftlicher Kälte lässt sich nur durch eine Rückbesinnung auf die Weiblichkeit erreichen, so die Botschaft von Langdon und Teabing. Natürlich würde dieses Erlösungswissen von einer unheiligen Allianz aus Kirche und Politik gnadenlos unterdrückt (36f., 54-57, 157, 172ff., 328, 396, 420ff., 568, 594).

Der Roman ist auch ein Versuch, die „göttliche Weiblichkeit“ im biblischen Kontext einzusetzen. Die Bibel soll dazu benutzt werden, der neuen Religiosität Autorität zu verleihen. Der Sündenfall wird als Abfall von der weiblichen Gottheit dargestellt. Das Menschenbild wird nicht mehr als Mann und Frau verstanden, sondern gefordert wird der androgyne Mensch. Durch die Erlangung der Ganzheit soll der Mensch durch Erleuchtung vergöttlicht werden. Gott wird nicht mehr als männlich verstanden, sondern als weiblich. Die Verehrung von Muttergottheiten wird gefordert.

7.1 Urprung der Religionen: die „Große Göttin“

„An dieser Stelle ist anzumerken, dass die Vorstellung von der Frau als Lebensspenderin den Ursprung sämtlicher alten Religionen bildet.“ (S. 328, vgl. S. 54f.).

Tatsächlich lassen sich aber nur die wenigsten Religionen historisch auf ein Matriarchat oder einen weiblichen Fruchtbarkeitskult zurückführen.

In keiner der bekannten alten Kulturen lässt sich eine weiblich bestimmte Religion
feststellen

Die Idee der großen Göttin, die am Anfang aller Religionen gestanden haben soll wird heute insbesondere in feministischen Kreisen diskutiert. Aufgrund der mehr als dünnen Quellenlage gewinnen zahlreiche Darstellungen des Matriarchats eher den Charakter eines Glaubensbekenntnisses. Um ihre Thesen zu belegen konzentrieren sich die Forscherinnen zumeist auf einzelne vorgeschichtliche Funde, die sich aufgrund fehlender schriftlicher Quellen leichter weltanschaulich interpretieren lassen. In keiner der bekannten alten Kulturen lässt sich eine weiblich bestimmte Religion feststellen, weder in Indien, noch in China, Mesopotamien oder Ägypten.

Selbstverständlich gab es in all diesen Ländern weibliche Gottheiten, deren Wurzeln zum Teil bis in die historisch erforschbare Frühzeit der entsprechenden Kulturen zurückreicht. Ausnahmslos waren ihnen jedoch auch männliche Gottheiten zur Seite gestellt. In der vorschriftlichen Epoche kann natürlich die Herrschaft der großen Mutter behauptet, nicht aber nachgewiesen werden. Befürworter des Matriarchats führen zur Begründung ihrer Theorie insbesondere vier Argumente ins Feld:

1. In verschiedenen Regionen der Welt wurden weiblich aussehende Figuren aus frühgeschichtlicher Zeit gefunden.

Da archäologische Funde aus diesem Zeitraum nur sehr spärlich vorliegen und schriftliche Quellen vollkommen fehlen, kann über die religiösen Vorstellungen und das Geschlechterverhältnis jener Zeit wirklich nur spekuliert werden. Schon allein die Annahme, dass es sich bei den weiblichen Figuren um Göttinnen handelt, ist nicht unumstritten.

Theoretisch könnte es sich auch um Puppen, Talismänner, Abbildungen Verstorbener zu Erinnerungszwecken oder rein ästhetische Schmuckgegenstände handeln. Handelt es sich tatsächlich um Göttinnen, kann über deren Stellenwert in der entsprechenden Kultur nichts gesagt werden. Die Funde ließen sich auch ohne ein weibliches Primat erklären. In welchem Verhältnis die „Göttinnen“ zu männlichen Gottheiten oder zur männlichen Bevölkerung wirklich standen, kann aufgrund fehlender Quellen nicht gesagt werden, weshalb sich die betreffenden weiblichen Figuren nicht zur sachlichen Begründung eines dualistischen Weltbildes, zwischen Matriarchat und Patriarchat, eignen.

Selbst die einer weiblichen Religiosität gegenüber offene Birgit Heller kommt zu dem Schluss:

„Die Interpretation der zahlreichen weiblichen Statuetten in frühgeschichtlichen Kulturen ist umstritten. Obwohl die Kontinuität mancher Züge bis in die Zeit der Hochkulturen sowie ähnlich Phänomene in ethnischen Religionen die Vermutungen unterstützen, dass die Figuren zumindest teilweise als weibliche Gottheiten zu deuten sind, lässt die Vielfalt der Formen und Fundorte weder eine pauschale Deutung als „Mutter Erde“ noch ein einheitliches Konzept einer Muttergöttin zu.“33

2. Weibliche Symbole in den Religionen seien in einem tiefen Bewusstsein der Heiligkeit des Weiblichen verwurzelt. Außerdem finden sich diese Zeichen auch schon in frühesten Manifestationen der Religionen. Richtig ist, dass solche Symbole existieren, welche Bedeutungen ihnen in der Frühzeit zukamen, darüber wiederum kann nur spekuliert werden. Einige der weiblich gedeuteten Symbole können lediglich durch neuzeitlich psychoanalytisierende Interpretationen zugeordnet werden, da sie in der praktizierten Religion nicht eindeutig weiblich verstanden werden.

Außerdem können Symbole ihren religiösen Inhalt im Laufe der Zeit durchaus ändern, wie historische Untersuchungen der Religionsgeschichte deutlich belegen. So werden beispielsweise Kreuze, Hakenkreuze oder weiße Farbe als Symbole in Europa und Asien durchaus unterschiedlich interpretiert. In Europa entwickelte sich das Kreuz vom Zeichen der Folter zum Zeichen göttlicher Liebe. Symbole, die heute weiblich gedeutet und verstanden werden, müssen deshalb nicht auch schon vor Jahrtausenden dieselbe Funktion erfüllt haben. Darüber hinaus finden sich sowohl in Indien als auch in Ägypten neben den als weiblich interpretierten Zeichen auch männliche Symbole, wodurch das Matriarchat wieder zur reinen Behauptung wird.

3. Verschiedene Sagen verweisen auf eine mythische Zeit der Frauenherrschaft. Tatsächlich gibt es beispielsweise in der griechischen Sagenwelt Hinweise auf Frauenherrschaft (z. B. der Amazonen), oder weiblichen Gottheiten, die am Anfang der mythischen Weltgeschichte verortet werden. Aufgrund einer nachweisbaren beständigen Veränderung religiöser Mythologie kann schlichtweg nicht festgestellt werden, wo tatsächlich historische Spuren frühster Kulturstufen zu erkennen sind oder wo lediglich spätere Interpretationen und Utopien verarbeitet wurden. Gerade Erzählungen zur Weltentstehung wurden oftmals so umgeschrieben, dass sie zur aktuellen religiösen und politischen Lage passten. Gewann das ägyptische Theben an Einfluss, wurden dessen Götter an die Spitze der Weltgeschichte geschrieben, bis sich die politische Lage wieder veränderte. So existieren heute in fast jeder Kultur zahlreiche unterschiedliche Versionen der Urgeschichte, die heute ebenso viele Deutungen zulassen.

4. Angesichts weit verbreiteter und zeitlich weit zurückgehender Fruchtbarkeitskulte nehmen manche Forscher an, hier die früheste Form der Religiosität vor sich zu haben.

„Die Stellung der Frauen in den Religionen war in der Vergangenheit eng mit dem Fortpflanzungszyklus verknüpft, sowohl dem der Menschen wie auch dem von Ernten und Herden. … Charakteristischerweise entwickelten Gesellschaften eine notwendige Arbeitsteilung, die auf der Biologie beruhte, aber symbolisch erweitert wurde, wobei Frauen für das Aufziehen der Familie und für verwandte Tätigkeiten bei der Zubereitung der Nahrung … verantwortlich waren, während Männer ein größeres Umfeld hatten, z. B. bei der Jagd, dem Krieg und politischen Beziehungen. Das Weibliche wird daher in den Religionen häufig als Quelle des Lebens und Geberin der Fruchtbarkeit gefeiert. Es gibt einige (umstrittene) Hinweise, dass das Weibliche als Muttergöttin ursprünglicher Mittelpunkt der Verehrung war …“34

Diese Ableitung der Gottesvorstellung aus den gesellschaftlichen Rollen des damaligen Alltags könnte, zumindest aus religionssoziologischer Sicht, für zahlreiche Kulturen zutreffen. Dann allerdings wäre anzunehmen, dass der Fruchtbarkeitsgöttin auch adäquate männliche Kollegen an die Seite gestellt worden sind, die diesen Teil der Gesellschaft vertraten. Einschränkend muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass schon in frühesten schriftlichen Aufzeichnungen auch männliche Gottheiten als Schöpfer verehrt wurden.

Statt lediger Powerfrauen
finden wir unter den ersten wirklich erforschten Göttern eher ein Familiensystem

Statt lediger Powerfrauen finden wir unter den ersten wirklich erforschten Göttern eher ein Familiensystem mit Ehemann, Ehefrau und gelegentlichen Götterkindern. Abgeschaut vom Alltagsleben kamen darin sowohl göttlich Männer als auch Frauen vor, doch mit unterschiedlichem Aufgabenbereich.

Wobei selbst diese vergröbernde Zuordnung der Zuständigkeiten immer wieder verschwimmt. Neben den weiblichen Fruchtbarkeitsgöttinnen stehen oft männliche Götter, die für Wohlergehen, Reichtum und Glück verantwortlich zeichneten, was im konkreten Fall durchaus deckungsgleich sein konnte.

7.2    Die Große Göttin – die ersehnte Welterlöserin?

Selbst wenn es, trotz erheblicher wissenschaftlicher Bedenken, einen ursprünglichen Kult der „Großen Göttin“ gegeben haben sollte, ist damit noch nicht gesagt, dass dieser heute wiederbelebt werden sollte. Bei Brown findet sich ein romantisierend utopischer Kult der „Großen Göttin“. Im Gegensatz zu einer selbstzerstörerischen und emotional erkalteten Gegenwart wird ein friedliebend harmonisches Matriarchat aufgebaut, das so mit Sicherheit nie existiert hat. Brown pflegt hier den Mythos einer längst vergangen goldenen Epoche der Menschheit, die bei konsequenter Rückorientierung möglicherweise wiedererweckt werden kann.

Psychologischen Erkenntnissen zufolge scheinen Frauen aber nicht prinzipiell friedlicher und selbstloser zu sein, häufig drücken sie ihre Aggressivität und Selbstsucht lediglich auf andere Art und Weise aus. Unabhängig von der real existierenden Frau zeigen uns die heute bekannten Göttinnen ein durchaus ambivalentes Bild, das sich nicht immer an geschlechtsspezifischen Stereotypen orientiert. Weibliche Gottheiten finden sich regelmäßig nicht nur als friedfertige Mutter, sondern auch als harte Kriegerin.

Die kanaanäische Anat, die ägyptische Sekhmet, die babylonische- assyrische Ishtar, die griechische Athene und die hinduistische Durga sind kriegerische Göttinnen, die sich als Herrin oder Himmelsherrscherin ansprechen lassen. Die hinduistische Aditi wird als Mutter aller Götter verehrt. Gleichzeitig sprechen die indischen Epen von ihr als der Zerstörerin aller Dinge. Die höchste japanische Göttin Amaterasu-o-Mikami unterwarf sich in ihrer Jugend zuerst den Götterhimmel und danach Japan, über das sie seitdem herrscht. Die griechische Göttin Artemis ist nicht immer friedlich gesinnt.

Den plötzlichen, unerwarteten Tod von Frauen und Kindern führte man auf ihre Pfeile zurück. Athene ist einerseits verantwortlich für den Frieden im Hause, andererseits ist sie die gut gerüstete Göttin des wohlgeplanten Krieges.

Hekate wird als Herrin der Zauberer und Hexen angesehen, die fackeltragend und geißelschwingend mit ihrem wilden Heer nachts umherzieht um die Menschen zu schrecken. Die tibetanische Heilungsgöttin Ritroma gilt auch als eine der zornvollen Gottheiten.

Die indische Schöpfergöttin Kali hatte ehemals Menschenopfer gefordert. Gewöhnlich wird sie schwarz mit vier Armen dargestellt, von denen zwei abgeschlagene, bluttriefende Köpfe halten, während die anderen beiden einen Dolch und ein Schwert schwingen. Eine Kette aus Schädeln schmückt ihren Hals, und ihre Zunge hängt aus ihrem Mund, von der das Blut jener tropft, die sie auf kannibalische Weise verzehrt hat.35

Abgesehen von dieser gewalttätigen Tendenz zahlreicher weiblicher Göttinnen ist eine eindeutige, geschlechtsspezifische Zuordnung verschiedener Zuständigkeiten oder Verantwortungsbereiche in der religiösen Weltgeschichte nicht zu finden.

Sonnengottheiten nehmen in vielen Kulturen den höchsten Platz in der Götterhierarchie ein. Darunter finden sich sowohl männliche als auch weibliche Vertreter: der ägyptische Re, der aztekische Huitzilopochtli wie auch die japanische Sonnengöttin Amaterasu. Unter den für Regeneration und Fruchtbarkeit stehenden Mondgottheiten stehen der ägyptische Thoth, der babylonisch- assyrische Nanna, die griechische Selene und die altamerikanische Ixchel.

Auch die Domäne der Erdgottheit wird nicht immer weiblichen Kandidaten zugewiesen. Im Griechenland wurde Demeter als „Mutter der Erde“ verehrt, in Rom die Tellus Mater, in Ägypten hingegen der Erdgott Geb. Unter den Meeresgöttern finden sich der griechische Poseidon und die arktische Sedna.36 Angesichts dieser Beispiele erscheint die von Browns „Religiosspezialisten“ Langdon und Teabing vorgenommene Reduzierung der Religionsgeschichte auf den Kampf zwischen Frau und Mann mehr als fraglich. Auch die durchgehende Glorifizierung weiblicher Gottheiten deckt sich kaum mit dem tatsächlichen Befund der Religionsgeschichte. So muss der kritische Leser den Eindruck gewinnen, dass Brown sich unbeeindruckt von aller Realität sich seine Geschichte des Glaubens so zusammenzimmert, wie sie seiner Weltanschauung entsprechende sein sollte.

Brown irrt auch, wenn er die Geschlechterverhältnisse der Götter ohne weiteres auf die der Menschen überträgt. Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es nämlich keinen unmittelbar nachweisbaren Zusammenhang zwischen der religiösen Verehrung der „Großen Göttin“ und der Geschlechterordnung in der menschlichen Gesellschaft.

„So greifen sowohl soziologische als auch psychologische Interpretationen, die die Verehrung von Göttinnen als Spiegel der gesellschaftlichen bzw. psychischen Realitäten betrachten, zu kurz. Ein universaler, linearer und kausaler Zusammenhang zwischen der Verehrung von Göttinnen und der politischen oder zumindest sozialen Dominanz von Frauen (etwa in einem Matriarchat) ist weder theoretisch wahrscheinlich, noch lässt er sich empirisch verifizieren. … Göttinnen können durchaus spiegeln, was Frauen einer bestimmten kulturellen Überzeugung nach sind und sein sollen. Sie können herrschende kulturelle Stereotype und Ideale modellhaft verstärken und autorisieren. Göttinnen können aber auch Gegenbilder zum kulturell normierten Frausein repräsentieren. Weiblich (und auch männlich) geprägte Gottesvorstellungen wirken sich ganz unterschiedlich auf das Leben von Frauen und Männern aus … Sie können die traditionellen Geschlechterrollen legitimieren und zur Festschreibung bestehender Herrschaftsverhältnisse herangezogen werden. Sie können aber auch Rollenzuschreibungen in Frage stellen und neue Identifikationsmöglichkeiten anbieten.“37

Die apokryphen Evangelien wurden schon damals von der überwiegenden Zahl ihrer Leser als unglaubwürdig verworfen

In der Kirchengeschichte finden wir tatsächlich Epochen, in denen Frauen benachteiligt und zurückgestellt wurden.

Ursprung dieses Verhaltens war jedoch zumeist nicht der globale Kampf gegen die „Große Göttin“, sondern die schlichte Anpassung der Kirche an die gesellschaftlichen Gepflogenheiten ihrer Umwelt. In der Bibel hingegen wird zwar zutreffend auf die Verschiedenartigkeit von Mann und Frau verwiesen, weshalb ihnen unterschiedliche religiöse Rollen zugeschrieben werden, in ihrer spirituellen Beziehung zu Gott sind Frauen allerdings vollkommen den Männern gleichgestellt (Gal 3,28; vgl. 1Petr 3,7). Trotz einer Aufwertung und Hochachtung der Frau kann von einer Vergöttlichung des Weiblichen im Neuen Testament keinerlei Spur entdeckt werden.38

8 Die geheimen Evangelien und die eigentliche Wahrheit

Browns gesamte Verschwörungstheorie gründet auf der historischen Glaubwürdigkeit der von ihm zitierten apokryphen Evangelien. Fallen deren Aussagen zum Ehestand von Jesus, können alle Spekulationen um Templer, Freimaurer und Prieuré de Sion vergessen werden, da diese auf den Aussagen der apokryphen Evangelien aufbauen. Schon unabhängig von den zu diskutierenden Behauptungen zu Maria Magdalena sind diese Schriften höchst problematisch. Erstens erwähnen sie, abgesehen von gelegentlichen Küssen, nichts von einer Ehe von Jesus.

Zweitens wurden diese Schriften von der überwiegenden Zahl ihrer damaligen Leser als unglaubwürdig verworfen. Drittens können sie sich im Gegensatz zu den biblischen Evangelien auf keinerlei Augenzeugen stützen und sind zudem noch anonym verfasst worden, womit sich der Autor jeder Verantwortlichkeit entzieht.

8.1 Die Zuverlässigkeit  des Neuen Testaments

„Die Heilige Schrift hat sich angesichts zahlloser Hinzufügungen, Korrekturen und Neuübersetzungen verändert und fortentwickelt.“ (S. 318)

Tatsächlich verzeichnen textkritische Ausgaben des Neuen Testaments tausende von Textvarianten, deren weit überwiegende Zahl auf Abschreibfehler und stilistische Verbesserungsversuche zurückzuführen sind. Gelegentlich scheinen auch theologisch motivierte Veränderungen versucht worden zu sein.

Eine grundsätzliche Verfälschung des Neuen Testaments, wie von Brown
behauptet, kann durch keinerlei textkritischen Befund gestützt werden

Eine grundsätzliche Verfälschung, wie von Brown behauptet, kann durch keinerlei textkritischen Befund gestützt werden. Stattdessen ist eine beeindruckende Kontinuität zwischen den frühesten Evangelienhandschriften (lange vor Konstantin dem Großen) und den späteren Ausgaben ganz offensichtlich. Keine der bisher gefundenen Varianten der biblischen Evangelien enthält einen auch noch so vagen Hinweis auf eine Ehe mit Maria Magdalena, auf leibliche Nachkommen von Jesus oder eine matriarchale Theologie.

In einer Höhle in Qumran fand man ein Fragment mit einem Teil des Markusevangeliums – spätestens 70 n. Chr., vermutlich schon früher – mit der gleichen Einteilung wie heute. Die ältesten Evangelien-Funde (70-100 n. Chr.) zeigen Texte, die nur in unwesentlichen Details von unserem heutigen Bibeltext abweichen.

8.2 Keine Einigkeit beim Neuen Testament?

„Es hat nie eine endgültige Version des Buchs der Bücher gegeben“ behauptet im Roman der Gralskenner Teabing (S. 318). Tatsächlich aber erkennen heute alle christlichen Konfessionen dieselben 27 Bücher des NT als kanonisch, maßgeblich und normativ an.

Die erste Erwähnung einer Liste der neutestamentlichen Schriften findet sich keine 150 Jahre nach dem Tod von Jesus im so genannte Fragmentum Muratorianum, ca. 180 n. Chr. Es gab – vor allem über Briefe späterer Päpste – noch einigen Klärungsbedarf, so dass erst auf den Synoden von Hippo (393), Karthago (397 und 419) und für die Ostkirche mit dem Osterbrief des Athanasius (367) feststand, was genau zur Bibel gerechnet werden konnte. Dabei legten die Synoden keine neuen Zusammenstellungen des Neuen Testaments vor, sondern bestätigten die schon seit Jahrhunderten in der Gemeinde als zuverlässig erkannten und benutzten Schriften.

Dabei gibt es ein Bündel von Kriterien für die Aufnahme bestimmter Schriften in den Kanon des Neuen Testaments.

Zum einen ging es um die Wichtigkeit einer Schrift und um deren Alter. Außerdem hob die apostolische Verfasserschaft das Ansehen einer Schrift enorm (weshalb alle späteren Häretiker ihre Schriften einem Apostel zuschrieben). Auch das Ansehen der Gemeinde, in der sich eine Schrift etabliert hatte, war von Bedeutung; meist spielte es eine Rolle, ob die Gemeinde noch von den Aposteln selbst gegründet wurde oder sogar ein Apostelgrab in ihrer Mitte hatte.39

Eines allerdings kann mit Sicherheit ausgeschlossen werden: Das Neue Testament ist nicht durch Anordnung einer kirchlichen oder weltlichen Behörde entstanden. Das Neue Testament hat seinen Ursprung in den Gottesdiensten der einfachen Christen.40 Die von Brown herangezogenen Apokryphen standen zu keiner Zeit auch nur zur Diskussion, um Bestandteil der Bibel zu werden.41

8.3 Mithras und Jesus

„Am Christentum gibt es wirklich kaum etwas Eigenständiges. Der vorchristliche Gott Mithras – man nannte ihn den Sohn Gottes und das Licht der Welt – wurde an einem fünfundzwanzigsten Dezember geboren, kam gewaltsam ums Leben, wurde in einem Felsengrab bestattet und ist nach drei Tagen von den Toten wieder auferstanden … Sogar der wöchentliche Feiertag stammt aus dem Repertoire der Heiden.“ (S. 320)

In Erinnerung an die Auferstehung von Jesus kamen die Christen schon lange vorher am ersten Tag der Woche zu ihren Versammlungen zusammen

Auch andere oberflächliche Ähnlichkeiten zwischen verschiedenen Göttern und Kulten lassen keinen zuverlässigen Rückschluss zu, ob und was Christen von anderen Religionen übernommen haben. So ist der Kalender in seinen Tagen begrenzt und bei der großen Zahl damaliger Götter hatte irgendjemand auch an jedem anderen Tag Geburtstag. Ein Felsengrab war damals durchaus üblich, insbesondere für herausragende Personen, sodass Christen diese Bestattungsart nicht von anderen Göttern abschreiben mussten. Die Bezeichnung „Sohn Gottes“ war den Christen schon lange vor ihrer Begegnung mit Mithras aus dem Alten Testament vertraut (Ps 89,27; Hos 2,1).

Zwar ist es richtig, dass Konstantin den Sonntag zum offiziellen Feiertag erklären ließ. In Erinnerung an die Auferstehung von Jesus kamen die Christen aber schon lange vorher am ersten Tag der Woche zu ihren Versammlungen zusammen (Mt 28,1; Joh 20,1.19; Apg 20,7; 1Kor 16,2). Auch Berichte der Kirchenväter aus dem ersten und frühen zweiten Jahrhundert bestätigen die sonntäglichen Gottesdienstfeiern, lange vor Konstantin.42 „Bevorzugter Tag der Zusammenkünfte war von Anfang an der Sonntag, der als Tag der Auferstehung von Jesus den jüdischen Sabbat ablöste und zur dies dominica wurde. Selbstverständlich besaß er anfangs keinen Festtagscharakter. Er war für die arbeitende Bevölkerung bis zur Privilegierung durch Konstantin im Jahre 321 ein Werktag wie jeder andere. Hervorgehoben wurde er allein durch die Feier der Eucharistie, die … vor Tagesanbruch stattfand, zu einer Zeit also, zu der auch Abhängige, Sklaven und Lohnarbeiter am Gottesdienst teilnehmen konnten.“43 Selbst die von Brown hoch geachteten gnostischen Evangelien erwähnen den christlichen Sonntag.

Doch scheinbar beruft Brown sich nur auf diese Quellen, wenn sie ihm genehm erscheinen.

Die Einführung der Sieben-Tage-Woche im Römischen Reich ist übrigens jüdischem Einfluss zu verdanken (im 2. Jh.). Die sonntägliche Feier des Sol invictus wurde erst 274 durch Kaiser Aurelian verfügt und war 50 Jahre später, als Konstantin Kaiser wurde, noch nicht so unhinterfragbar, dass Christen ihn hätten übernehmen müssen.44 Die Judenchristen hielten darüber hinaus aus kulturellen Gründen auch die Sabbatruhe, und Christen, die in jüdischem Umfeld wohnten, verzichteten zumeist auch auf eine überflüssige Provokation ihrer jüdischen Nachbarn und machten den Sabbat frei. Zu einer Zeit, als die Christen gesellschaftlich im Trend waren und die römischen Religionen schon lange nicht mehr in der Gunst der Bevölkerung standen, hatte die Kirche eine dermaßen starke Stellung, dass es vollkommen absurd ist anzunehmen, sie hätte nun ihre durch zahllose Verfolgungen geretteten Überzeugungen aufgegeben, um sich ohne staatlichen Druck einer neuen Mischreligion anzuschließen.

Seine Annahme, das Christentum sei durch den Mithraskult beeinflusst worden, kann Brown lediglich durch einige äußere Entsprechungen begründen. Tatsächlich sind mit Kaiser Konstantin (312) zahlreiche Soldaten vom Mithraskult zum christlichen Glauben übergetreten. So ist es durchaus möglich, dass einzelne dieser neuen Christen verschiedene der ihnen bekannten Gedanken und Riten mit dem neuen Glauben verbanden. Hier handelt es sich allerdings um private Einzelfälle. Eine Religionsvermischung im großen Stil hat sicher nicht stattgefunden. Bei näherer Beschäftigung fallen dann auch die gravierenden Unterschiede stärker ins Auge als die eher oberflächlichen Ähnlichkeiten beider Religionen.45

Es scheint wenig glaubhaft, dass die Christen das, was sie bekämpften insgeheim
übernahmen

Die Übernahme einzelner religiöser Elemente aus der Mithrasreligion ist auch noch aus anderen Gründen sehr unwahrscheinlich.

  1. Im Gegensatz zu anderen Mysterienkulten hatte der Mithraskult nach dem Glaubenswechsel des Kaisers keinen großen Zulauf mehr und verschwand im Laufe des 4. Jahrhunderts weitgehend. Einem untergehenden Kult nachzueifern kann weder neue Mitglieder anziehen noch die eigene Organisation stabilisieren. Solch eine Synthese macht keinen Sinn.
  2. Schon Kirchenväter wie Justin oder Tertullian wenden sich in ihren Schriften gegen den Mithraskult und deuten vage Ähnlichkeiten als irreführende Kopie des Teufels. In diesen frühen Begegnungen waren die von Brown genannten „Ähnlichkeiten“ also schon vorhanden und wurden nicht erst unter Konstantin eingeführt.
  3. Der Bildersturm siegreicher Christen zur Zeit Konstantins richtete sich insbesondere gegen die Altäre und Kultbilder des Mithras. Es scheint wenig glaubhaft, dass die Christen das, was sie bekämpften insgeheim übernahmen.

Dieser Sichtweise wird auch von den meisten Historikern und Religionswissenschaftlern geteilt.

„Was Mithraskult und Christentum angeht, so sind wir heute gewohnt, das Christentum als eine Religion … anzusehen, die – was gerade die Forschungsgeschichte der letzten Zeit ergeben hat – ohne substantielle Anleihen bei den Mysterienkulten auskam. … Mithrasmahl und christliches Abendmahl bestehen unbeeinflusst nebeneinander als eindrucksvollen Beweis der Existenz großer religiöser Ideen, die in der Menschheitsgeschichte immer wieder auftauchen.“46

8.4 Macht Kaiser Konstantin Jesus zum Gott?

„Bis zum Konzil von Nizäa, meine Liebe, wurde Jesus von seinen Anhängern als sterblicher Prophet betrachtet, als ein großer und mächtiger Mensch, aber eben als Mensch – ein sterblicher Mensch“ (S. 320).

Schon die Evangelien sprechen deutlich von der Gottheit des Christus

Browns Bemerkung überrascht, sprechen die weit verbreiteten und schon Jahrhunderte vor Nizäa (325) abgefassten Evangelien deutlich von der Gottheit des Christus. Jesus hat sich selbst mit Jahwe gleichgesetzt (Joh 8,58); und Thomas sagt zum Auferstandenen: „Mein Herr und mein Gott!“ (Joh 20,28). Wie Gott kann er unmögliche Wunder vollbringen (Lk 14,1ff.; 17,11ff.), Sünden vergeben (Lk 5,20ff.) oder den Naturgewalten befehlen (Mt 8,23ff). An mehr als 40 Stellen wird Jesus „Sohn Gottes“ genannt (Lk 22,70f.). Gerade hier liegt der Vorwurf, den die frommen Juden gegen Jesus hatten, dass sie meinten er stelle sich Gott gleich (Mt 26,63ff.; Lk 5,21).47

Auf dem Konzil von Nizäa ging es um die Göttlichkeit von Jesus, das stimmt. Die dort diskutierte Frage war aber nur, wie Jesus Mensch und Gott war – nicht, ob. Browns Angriff auf die Göttlichkeit von Jesus verwundert um so mehr, als auch sämtliche der von ihm hochgeschätzten apokryphen Evangelien Jesus als Gott bezeichnen, zuweilen eher sogar seine Menschlichkeit zu leugnen scheinen.48

Tatsächlich ging es in Nizäa auch nicht, wie Brown glauben machen will, um die Frage ob Jesus wirklich Gott war, sondern nur darum, ob er, der Gottessohn, auf gleicher Ebene mit Gottvater stehe oder doch etwas darunter. Seine grundsätzliche Göttlichkeit stand aber nie infrage.

8.5    Gnostische Geheimpapiere und die Bibel

Die Gralsgelehrten in „Sakrileg“ bevorzugen gegenüber den vier neutestamentlichen Evangelien andere Quellen. Die Nag Hammadi-Papyri49 (nicht Schriftrollen, wie Brown schreibt) sorgen seit ihrer Entdeckung 1945/46 in Unterägypten immer wieder für wildeste Spekulationen (vgl. Sakrileg S. 322, 337f.). Fast zeitgleich wie die Schriftrollen vom Toten Meer (1947)50 wurden hier 13 Papyrus-Codicies mit insgesamt 44 gnostischen Schriften entdeckt. Diese Schriften gehen auf eine frühchristliche Sekte zurück, die sog. Gnostiker. Sie erstrebten eine spirituelle Weiterentwicklung durch besondere Erkenntnisse (Gnosis griech. = Erkenntnis/Wissen). Vor allem die Menschwerdung des Gottessohnes lehnten sie ab. Für sie war Jesus nur in einem Scheinleib zur Welt gekommen. Im Neuen Testament aber lesen wir:

„Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“ (Joh 1,14).

Alles Materielle und Leibliche wird negativ gewertet und daher leugneten sie vehement die Erlösung am Kreuz.

Das so genannte Thomas-Evangelium51 wurde am bekanntesten.  Es beginnt:

„Dieses sind die geheimen Worte, welche Jesus der Lebendige gesprochen hat …“

In Wahrheit aber bestand von Jesus Botschaft nie aus Geheimlehren für nur wenige „Eingeweihte“. Jesus fordert ganz im Gegenteil auf:

„Geht hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung“ (Markus 16, 15).

Inhalte des geheimen Wissens sind beispielsweise Eigenschaften der Götter, die individuelle Geschichte des Menschen vor und nach seinem momentanen Leben, die Zusammenhänge zwischen Geist und Materie oder der Kampf der Götter um die Herrschaft des Universums.

Die Gnosis teilt die Wirklichkeit gerne in zwei Bereiche, die sich feindlich gegenüber stehen (man spricht vom „Dualismus“). Die Gnosis denkt in Gegensätzen (schwarz-weiß, Licht-Dunkel, Geist-Fleisch). Die eine Seite ist die nicht-wissende Seite, die andere ist die wissende, erlöste Seite. Wer das Wissen erlangt, ist gut. Die Unwissenden sind demnach an die irdische Welt gebunden, sind in ihrer spirituellen Entwicklung behindert und werden letztlich mit der Materie vergehen.

Gnosis ist eine in Konkurrenz zum Neuen Testament stehende Heilslehre und ihr Heilsweg ist ein Weg der Selbsterlösung

Für die Gnostiker sind der Mensch bzw. sein Geist (seine Seele, sein Pneuma) göttlichen Ursprungs. Durch ein kosmisches Verhängnis sei dieser Lichtfunke in eine materielle Welt geraten, die von einem niederen Gott (Demiurg) geschaffen worden sei. Darin wird er von bösen Mächten gefangen gehalten und der Mensch hat seinen göttlichen Ursprung vergessen. Seine Befreiung beginnt in dem Augenblick, indem er sich seines Lichtwesens und seiner himmlischen Heimat bewusst wird und sich ihr zuwendet. Zu dieser Wiedergeburt verhilft ihm die Gnosis. Das Durchschauen dieser Zusammenhänge und das Wiedererkennen der ursprünglichen göttlichen (Licht-)Heimat sei der erste Schritt zur Erlösung, aber nicht der Kreuzestod von Jesus.

Allerdings gibt es diese Erkenntnis nur für die Pneumatiker, eine Elite von ausgewählten Geistmenschen. Für sie ist Gnosis ein Weg zur Selbst- und Gotteserkenntnis. Gnosis ist eine in Konkurrenz zum Neuen Testament stehende Heilslehre und ihr Heilsweg ist ein Weg der Selbsterlösung (ähnlich der heutigen Esoterik). Schon die alten Kirchenväter entlarvten diese Irrlehre, denn für sie ist die Erlösung allein ein Werk Gottes durch den Kreuzestod seines Sohnes Jesus Christus. Die Erlösung wird allein durch Glauben an Jesus Christus geschenkt (Römer 3) aber nicht durch Geheimwissen oder esoterische Erkenntnisse.52

Bereits in der Urgemeinde finden wir eine deutliche Abgrenzung gegenüber gnostischem Gedankengut:

Erkenntnis (Gnosis) spielt auch im Neuen Testament eine wichtige Rolle (2Kor 6,6; 8,7; Phil 1,9). In 156 Versen wird dieser Begriff benutzt. Jesus und die Apostel fordern den Menschen auf nach Erkenntnis zu streben, nicht nach intellektuellem Wissen, sondern nach Gnosis, die nur Gott vermitteln kann (2Kor 10,5; 1Tim 2,4). Jesus Christus wird als Ursprung und Hauptinhalt biblischer Gnosis bezeichnet (Eph 4,13; Klo 2,2f.).

Das Bekenntnis zu einem nicht nur geistigen, sondern auch körperlichen Jesus Christus wird im Neuen Testament als Maßstab wahrer Offenbarungen und Lehren genannt

Auch wenn der Begriff „Gnosis“ immer wieder auch positiv im Neuen Testament benutzt wird, unterscheiden sich die Inhalte biblischer und außerbiblischer Gnosis deutlich. So ist es nicht die Erkenntnis, die den Menschen rettet, sondern ihre Anwendung und die persönlichen Konsequenz daraus (Hebr 10,26; 2Petr 1,8ff.; 2,20). Auch gibt es in der Bibel keine zwei miteinander konkurrierenden Gottheiten (Dualismus). Die Materie und deren Schöpfer werden nicht als unerleuchtet abgelehnt. Jesus Christus wird sogar als Urheber der materiellen Welt vorgestellt (Joh 1,3.10; Kol 1,15ff.), der selbst seinen rein geistigen Zustand verließ, um einen Körper (Materie) anzunehmen (Joh 1,14; 1Joh 4,2), unvorstellbar für einen der von Brown hofierten Gnostiker. Das Bekenntnis zu einem nicht nur geistigen, sondern auch körperlichen Jesus Christus wird im Neuen Testament sogar als Maßstab wahrer Offenbarungen und Lehren genannt:

„Hieran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der Jesus Christus, als im Fleisch [= mit einem materiellen Körper] gekommen, bekennt, ist aus Gott.“ (1Joh 4,2f.; 2Joh 7).

Timotheus wird gewarnt, sich von der „fälschlich so genannten Erkenntnis (Gnosis) verführen zu lassen (1Tim 6,20; vgl. Kol 2,8.23). Paulus warnt, dass auch göttliche Erkenntnis (Gnosis) zeitlich befristet ist und dass sie wertlos wird, wenn man sie von der Liebe (als Maßstab des Handelns) trennt (1Kor 13,2.8).

8.6    Gnosis im Originalton

Die drei antiken Texte, auf die Brown sich in seiner Argumentation stützt sollen hier in aller Kürze vorgestellt werden:

  1. Das Maria-Magdalena-Evangelium: Die Schrift ist offensichtlich gnostisch geprägt und im 2. Jahrhundert verfasst worden. Der erste Teil enthält einen Dialog von Jesus mit seinen Jüngern. Dabei geht es um das Schicksal der Materie und das Wesen der Sünde. In einem zweiten Teil berichtet Maria Magdalena auf die Bitte des Petrus hin von geheimen Offenbarungen, die der Erlöser nur ihr mitgeteilt habe. Insbesondere geht es darin um eine Vision über den Weg der Seele aus der Materie durch den Kosmos hin zu einem rein geistigen, lichterfüllten Zustand.53
  2. Pistis Sophia: Der vermutlich zwischen 250 und 300 in Ägypten entstanden Text muss mit Hilfe der Sophia von Jesus Christus als Bezeichnung der „Paargenossin“ des Erlösers, die Sophia und Pistis genannt wird, gedeutet werden. Den Rahmen für die gnostischen Belehrungen bildet eine Fragestunde, die der Erlöser am Ende einer elfjährigen Schulungszeit mit den Jüngern abhält. 39 der 46 Fragen entfallen dabei auf die auch anwesende Maria Magdalena. Jesus berichtet nach seiner Reise durch die Äonen über das Schicksal der Sophia (Weisheit, auch weiblicher Teil der Gottheit), die aus dem 13. Äon in die Materie gefallen ist (weit entfernt von dem erstrebten rein geistigen Zustand), und die er aus Einsamkeit und Trauer zurückgeführt hat. Außerdem erläutert er die Mysterien des Lichts. Da Jesus den inneren „Lichtmenschen“ erneuert können auch die Jünger ihre Lichterkenntnisse beisteuern.54
  3. Das Philippus-Evangelium: Die gnostisch geprägte Schrift wurde vermutlich während des 2. Jahrhunderts in Syrien abgefasst. Die nicht systematisierte Spruchsammlung enthält Lehrvorträge von Jesus über Taufe, Salbung, Erlösung und das „Mysterium des Brautgemachs“. Aussagen über diese Sakramente werden vergeistigt auf die Entwicklung der menschlichen Seele gedeutet, die sich nach und nach zur Vereinigung mit dem reinen Licht bzw. reinen Geist heraufarbeitet.55

In gnostischen Texten finden sich weniger die von Brown verbreiteten matriarchalen Aussagen als vielmehr kritische Kommentare zur Sexualität

In gnostischen Texten finden sich weniger die von Brown verbreiteten matriarchalen Aussagen als vielmehr kritische Kommentare zur Sexualität (die leiblich und damit schlecht ist) und zur Weiblichkeit. So heißt es im gnostischen Thomas-Evangelium: (Logion 114): Simon Petrus sagte zu ihnen:

„Mariham soll von uns gehen. Denn die Frauen sind des Lebens nicht würdig!“ – Jesus sagte: „Siehe, ich werde sie ziehen, damit ich sie männlich mache, damit auch sie zu einem lebendigen Geist werden, der euch Männern gleicht. Denn jede Frau, wenn sie sich männlich machen wird, wird in das Königreich der Himmel eingehen.“

Irgendwelche Hinweise auf Ehefragen oder Erbstreitigkeiten von Jesus müssen in den gnostischen Evangelien vergeblich gesucht werden. Sehr wortreich wird ein Mysterium beschrieben, das Menschen zum unaufhaltbaren Lichtstrom und zu einer Einheit mit Jesus Christus macht. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Seele, die auf ihrem Lichtflug durchs Universum intuitiv höhere Geisteswesen und göttliche Gesetze erkennt.

Nach Peter Sloterdijk benutzen freie Interpreten wie Dan Brown diese gnostischen Texte lediglich um ihr eigenes Weltbild in sie hinein zu projizieren, ganz gleich ob die Texte dazu passen oder nicht.

„Bei zunehmender Textkenntnis muss das Nag-Hammadi-Fieber fallen. Es stellt sich heraus, dass die alten Schriften unserer Projektion auf sie einen stummen Widerstand entgegensetzten. Sie bleiben beharrlich, was sie für uns sind – schwerleserliche Zeugen einer untergegangenen Welt, deren Fremdheit wir kaum zu ermessen imstande sind.“56

8.7 Die „Unterdrückung“ der Texte aus Qumran und Nag Hammadi

Möglicherweise sind gerade solche populären Romane Gradmesser für die geistliche Befindlichkeit der gegenwärtigen Gesellschaft

Brown schreibt, dass neben den Schriften aus Nag Hammadi die „Schriftrollen … vom Toten Meer die frühesten Dokumente des Christentums“ seien (S. 337) und: „natürlich hat der Vatikan in Fortsetzung seiner Tradition der Verschleierung und Informationsunterdrückung mit allen Mitteln versucht, die Veröffentlichung dieser Schriften zu verhindern“ (S. 323).

Eine groß angelegte Vertuschungsaktion des Vatikans aber hat es nie geben können, denn die Herausgabe der Qumranschriften erfolgte unter Aufsicht der Jordanischen und Israelischen Antikenverwaltung. Alle Qumrantexte sind mittlerweile veröffentlicht.57 Der Vatikan hatte mit der Edition der Texte nichts zu tun. Seit Nov. 2001 sind alle Qumran-Texte wissenschaftlich ediert und jeder kann nun selber die Übersetzungen der Qumranschriften lesen und feststellen, dass dort keine Geheimbotschaften über Jesus und Maria enthalten sind. Ganz ähnlich verhält es sich mit den Schriften aus Nag Hammadi. Selbst wenn der Vatikan wollte, könnte er die Herausgabe dieser Schriften kaum verhindern, da sie sich außerhalb seines Einflussbereichs in den Händen ägyptischer Wissenschaftler des Koptischen Museums zu Alt Kairo befinden. Darüber hinaus sind zwischenzeitlich alle Nag-Hammadi-Texte als Faksimile- und Textausgabe frei erhältlich. Angesichts eines fremden und in sich geschlossenen Gedankenguts fallen allgemein akzeptierte und zwingende Interpretationen derzeit allerdings noch schwer. Mit Sicherheit kann jedoch gesagt werden, dass die Texte kein vollkommen neues Jesusbild nach den Vorstellungen Dan Browns eröffnen.58

Schlussendlich muss es überzeugte Christen bedenklich stimmen, wenn religiöse Phantasiegebilde wie die gnostisch-matriarchalen Spekulationen Dan Browns in einer breiten Öffentlichkeit bereitwillig aufgenommen werden, historisch gesicherten Aussagen der Bibel gleichzeitig aber mit Skepsis begegnet wird. Möglicherweise sind gerade solche populären Romane Gradmesser für die geistliche Befindlichkeit der gegenwärtigen Gesellschaft. Christen sollten diese Äußerungen weder ignorieren, noch sich dadurch übermäßig verunsichern lassen, sondern sie zum Anlass nehmen, bewusst und begründet für die umfassende Wahrheit der Bibel einzutreten.


  1. URL: http://www.filmstarts.de/kritiken/The%20Da%20Vinci%20Code%20-%20Sakrileg.html, 20.8.2005. 

  2. Das Sakrileg. Jesus war auch nur ein Mann,  URL: http://stern.de/unterhaltung/buecher/index.html?eid= 520432&id=520364, 17.02.2004. 

  3. Nikolaus von Festenberg / Johannes Saltzwedel / Martin Wolf: Die letzte Lebensglut, DER SPIEGEL 52/200. 

  4. Das Sakrileg.  Jesus war auch nur ein Mann, 2004. 

  5. Vgl. www.danbrown.com oder www.dan-brown.de. 

  6. Wo nicht anders angegeben wurden alle Rezensionen im Frühjahr 2005 den Internetseiten www.amazon.de und www.krimi-couch.de/krimis/dan-brown-sakrileg entnommen. 

  7. Ulrich Deurer: Rezension, URL: http://www.siebenbuerger.de/webshop/Dan-Brown-Sakrileg,-illustrierte-Ausgabe/detail_pID-3785722273,qmode-1.html; 15.7.2005. 

  8. Biografie Dan Brown: Http://www.buchtips.net/bio19.htm , 10.1.2005 / vgl. URL: http://www.dan-brown.de/kunden/luebbe/brown/www.nsf/index?ReadForm&cartid=219-180716, 10.1.2005. 

  9. Dan Brown, in: www.danbrown.com, 15.1.2005 / vgl. Peter Schmid: Unzählige Fehler“: Katholische Kirche gegen „Da Vinci Code”, Http://www.jesus.ch/index.php/D/article/153/22533/. 

  10. URL: http://www.karl-leisner-jugend.de/Sakrileg.htm, 15.6.2005. 

  11. Auf der Flucht – Zur Story. Sakrileg (Brown, Dan),  Http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=184, 15.6.2005. 

  12. Florian Kolfhaus: Ein kodiertes Vorurteil über die katholische Kirche,  URL: http://kath.net/detail.php?id=8036, 7.7.2004. 

  13. URL: http://stern.de/unterhaltung/buecher/index.html?eid=520432&id=520364. 

  14. Die meisten Angaben aus David A.Shugarts: Der Da Vinci Code entschlüsselt. Schwachstellen und faszinierende Details, in: Dan Burstein: Die Wahrheit über den Da-Vinci-Code. Das Sakrileg entschlüsselt, München 2004, S. 413-457. 

  15. Vgl. A. Lipinsky: Art. Pentagramm, in: Lexikon der christlichen Ikonographie, Bd.3, Sp. 392f / Diane Apostolos-Cappodona: Sehnsucht nach spiritueller Erlösung, in: Dan Burstein: Die Wahrheit über den Da-Vinci-Code, Goldmann, München 2004, S. 396. 

  16. Glenn W. Erickson: Neue Morgenröte: Sophie und das Geschenk des Seins, in: Burstein, S.49. 

  17. Vgl. Ulrich Rausch: Die verborgene Welt der Geheimbünde, Pattloch, München 1999, S.270ff. 

  18. Vgl. Walter-Jörg Langbein: Das Sakrileg und die Heiligen Frauen. Das Geheimnis um die Nachkommen Jesu, Rütten & Loening, Berlin 2004, S.34f. 

  19. Florian Kolfhaus: Ein kodiertes Vorurteil über die katholische Kirche, 2004. 

  20. Harald Lamprecht: Spannende Volksverdummung. Die Thriller von Dan Brown „Sakrileg“ und „Illuminati“, URL: http://www.confessio.de/cf/052/Conf052-4.html, 15.7.2005. 

  21. Vgl. Urban, Christa: Hochzeit, Ehe und Witwenschaft, in: Neues Testament und antike Kultur, Kurt Erlemann u.a. Hrsg., Neukirchener, Neukirchen 2005, S.25-30. 

  22. Vgl. Gerhard Kroll: Auf den Spuren Jesu, St.Benno, Leipzig 11.Aufl 1990, S.159; 161 / Christa Urban: Hochzeit, Ehe und Witwenschaft, in: Neues Testament und Antike Kultur, Kurt Erlemann u.a. Hrsg., Bd.2, Neukirchener, Neukirchen 2005, S. 25f. / Hartmut Stegemann: Die Essener, Qumran, Johannes der Täufer und Jesus, Herder, Freiburg 1994 R‚T‚V‚4, S. 267-274. 

  23. Vgl. Pistis Sophia, in: P. Sloterdijk / T. H. Macho: Die Weltrevolution der Seele, Artemis & Winkler, Zürich 1993, S. 867. 

  24. Zwölf Stellen des Neuen Testaments berichten von Maria Magdalena: Mt 27,61; 28,1; Mk 15,40.47; 16,1.9; Lk 8,2; 24,10; Joh 19,25; 20,1.11.18. 

  25. Philippus Evangelium 63,34f. 

  26. Das Sakrileg.  Jesus war auch nur ein Mann, URL: http://stern.de/unterhaltung, 2004. 

  27. J. Kühlewein: Art. Nächster / Gefährte, in: Ernst Jenni / Claus Westermann Hrsg.. Theologisches Handwörterbuch zum Alten Testament, Chr.Kaiser, Gütersloh 1975, Bd.2, Sp.786-791 / Peter van Briel, Anmerkungen zu Dan Browns „Sakrileg“ („The Da Vinci Code“), URL: http://www.karl-leisner-jugend.de/Sakrileg.htm, 15.6.2005. 

  28. Esther de Boer: Weder unzüchtig noch außergewöhnlich fromm? Über den Mythos der „Braut Christi“ hinaus, in: Dan Burstein: Die Wahrheit über den Da-Vinci-Code, S. 96. 

  29. Philippus Evangelium 58,20-59,5. 

  30. Susan Haskins: Magdalenas sieben Teufel. Mythos und Metapher einer schönen Sünderin, in: Dan
    Burstein: Die Wahrheit über den Da-Vinci-Code, S.76. 

  31. Diane Apostolos- Cappodona: Ich glaube nicht, dass auf dem Abendmahl eine Frau abgebildet ist, in: Dan Burstein: Die Wahrheit über den Da-Vinci-Code, Goldmann, München 2004, S. 38. 

  32. Denise Budd: Jesu Gesicht ist eine moderne Rekonstruktion, in: Dan Burstein: Die Wahrheit über den Da-Vinci-Code, Goldmann, München 2004, S. 38. 

  33. Birgit Heller: Art. Götter / Göttinnen, in: Handbuch Religionswissenschaft. Religionen und ihre zentralen Themen, Johannes Figl Hrsg., Tyrolia, Innsbruck 2003, S.53. 

  34. John Bowker Hrsg.: Das Oxford-Lexikon der Weltreligionen, Patmos, Düsseldorf 1999, S. 31. 

  35. Vgl. John Bowker Hrsg.: Das Oxford-Lexikon der Weltreligionen, Patmos, Düsseldorf 1999, S. 20, 49, 514, 882 / Lexikon der Alten Welt, Carl Andresen u.a. Hrsg., Patmos, Düsseldorf 1990, Sp. 336f., 383, 1103ff., 123. 

  36. Vgl. Birgit Heller: Art. Götter / Göttinnen, in: Handbuch Religionswissenschaft. Religionen und ihre zentralen Themen, Johannes Figl Hrsg., Tyrolia, Innsbruck 2003, S. 536, 538, 54. 

  37. Birgit Heller: Art. Götter / Göttinnen, in: Handbuch Religionswissenschaft. Religionen und ihre zentralen Themen, Johannes Figl Hrsg., Tyrolia, Innsbruck 2003, S.542. 

  38. Vgl. K. Brandt: Art. Frau, in: Das große Bibellexikon, H. Burkhardt u. a. Hrsg., R. Brockhaus, Wuppertal 1987, Bd. 1, S. 385f. / Christa Urban: Die Rolle der Familienmitglieder, in: Neues Testament und Antike Kultur, Kurt Erlemann u. a. Hrsg., Neukirchener, Neukirchen 2005, S.17-2. 

  39. Vgl. H. Gamble: Canonical Formation of the New Testament, Dictionary of New Testament Background, Craig A. Evans / Stanley E.Porter Ed., Inter Varsity Press, Leicester 2000, p. 183-195. 

  40. Peter van Briel, Anmerkungen zu Dan Browns „Sakrileg“ („The Da Vinci Code“), URL: http://www.karl-leisner-jugend.de/Sakrileg.htm, 15.6.2005le. 

  41. Vgl. Armin Siersyn: 2000 Jahre Kirchengeschichte, Bd. 1, Hänssler, Holzgerlingen 2000, S. 193-225. 

  42. Vgl. Did 14,1; Barn 15,9; IgnMag 9,1; EvPetr 35,58. 

  43. Ernst Dassmann: Kirchengeschichte I. Ausbreitung, Leben und Lehre der Kirche in den ersten drei Jahrhunderten, Kohlhammer, Stuttgart 1991, S. 220f. 

  44. Karl-Heinrich Bieritz: Art. Sonntag, in: RGG4, Bd. 7, S. 1446f. 

  45. Marion Giebel: Das Geheimnis der Mysterien. Antike Kulte in Griechenland, Rom und Ägypten, Artemis, München 1990, S. 195-217. 

  46. Marion Giebel: Das Geheimnis der Mysterien, S. 214f. 

  47. Vgl. Michael Kotsch: Jesus Christus der ewige Herr, in: Bibel und Gemeinde 4/2005. 

  48. Vgl. Pistis Sophia, in: P.Sloterdijk / T.H.Macho: Die Weltrevolution der Seele, Artemis & Winkler, Zürich 1993, S. 865f. 

  49. Harold W. Attridge: Art. Neutestamentliche Apokryphen aus Nag Hammadi, in: RGG4, Bd.1, Sp. 603f. / E.M. Yamauchi: Gnosticism, Dictionary of New Testament Background, Craig A. Evans / Stanley E.Porter Ed., Inter Varsity Press, Leicester 2000, p. 414-418. 

  50. Alexander Schick: Sakrileg – Hintergrundbericht über den Weltbestseller, URL: http://www.sakrileg-betrug.de/sakrileg/, 15.07.2005. 

  51. Vgl. Erich Weidinger: Die Apokryphen. Verborgene Bücher der Bibel, Pattloch, Aschaffenburg 1989. 

  52. Alexander Schick: Sakrileg – Die grösste Verschwörung der letzten 2000 Jahre?. Jesus, Maria, Da Vinci und der „heilige“ Gral – Die Wahrheit hinter dem Weltbestseller, URL: http://www.bibelausstellung.de/artikel_4.htm, 15.6.2005. 

  53. G. Röwekamp: Art. Maria Magdalena (Evangelium), in: Lexikon der antiken christlichen Literatur, Siegmar Döpp / Wilhelm Geerlings Hrsg., Herder, Freiburg 1998, S. 425. 

  54. G. Röwekamp: Art. Pistis Sophia, in: Lexikon der antiken christlichen Literatur, Siegmar Döpp / Wilhelm Geerlings Hrsg., Herder, Freiburg 1998, S. 510. 

  55. G. Röwekamp: Art. Philippus Evangelium, in: Lexikon der antiken christlichen Literatur, Siegmar Döpp / Wilhelm Geerlings Hrsg., Herder, Freiburg 1998, S. 502. 

  56. Peter Sloterdijk: Die wahre Irrlehre. Über die Weltreligion der Weltlosigkeit, in: Sloterdijk / T.H.Macho: Die Weltrevolution der Seele, Artemis & Winkler, Zürich 1993, S.20. 

  57. Vgl. Michael Wise / Martin Abegg / Edwin Cook: Die Schriftrollen von Qumran. Übersetzung und Kommentar, Augsburg 1997w. 

  58. Vgl. Hans Gebhard Bethge: Art. Nag Hammadi, in: RGG4, Bd.6, Sp. 20-26.