Bei einem Gespräch sagte auf einmal jemand: „Damals während des Meditierens erschien mir Jesus. Er lächelte mich an und ich bekehrte mich.“ Eine Frau erzählte mir: „Ich bin über eine kleine Brücke in meinem Dorf gegangen, musste mich umdrehen; da sah ich die heilige Maria, die mich eine Weile anschaute; das war meine Bekehrung.“
Geschieht eine Bekehrung wirklich so? Die Bibel sagt, dass es ohne das Wort keine Bekehrung gibt. So wie Gott durch sein Wort die Schöpfung erschuf, so geschieht die Neuschöpfung auch durch sein Wort. Sobald durch den Heiligen Geist das Wort in unser Herz kommt, ist der Same da, der das neue Leben hervorbringt. Der Glaube kommt durch das Hören und wir hören Gottes Wort (Römer 10,17). Das Wort und Träumereien stehen laut Jeremia 23,28 so zueinander wie Weizen zur Spreu.
Laut Gottes Wort hat jede Bekehrung eine Vorgeschichte. Dieses große Geschehen bereitet Gott vor. Jesus nennt es die Neugeburt, die Empfängnis von oben (Johannes 3,5-7). Es geschieht auch nicht von einer Sekunde auf die andere, sondern Gott lässt die Wiedergeburt reifen, so wie jedes neue Leben heranreifen muss.
Es gibt Menschen, deren hartes Herz vor dem Säen von Gott durch Leiden gepflügt und bearbeitet wird. Es gibt Menschen, die vorher Gläubigen begegnen, diese verachten, aber ihr Leben gern haben möchten. Manchem wird durch Bekannte eine Bibel geschenkt, anderen fallen Bibelverse und Lieder ein, die sie als Kind gelernt haben. Manche hören von der Großmutter von Jesus, andere werden von der Mutter jahrelang umbetet (Timotheus, Augustinus, Spurgeon).
Gottes vorbereitendes Werk ist vielfältig und wichtig. Es bereitet einen Menschen darauf vor, die Herrschaft über sein Leben an Jesus Christus zu übergeben. Dazu muss man Jesus Christus natürlich bis zu einem gewissen Maß kennen lernen.
Durch Gottes weise Planung hat sich dem Paulus in diesem entscheidenden Moment das Gesamtbild gezeigt
Manche behaupten, dass der Apostel Paulus auf dem Weg nach Damaskus dem Herrn sein Leben in einem Augenblick übergab (Apostelgeschichte 9). Aber was geschah vorher? Jahrelang hatte er das Alte Testament gründlich studiert, er kannte die Prophezeiungen über den Messias genau. Er hat solche großartigen Lehrer wie Gamaliel gehabt. Er sah die Steinigung von Stephanus und hörte dessen letzten Worte. Und gewiss hat er vieles über den Meister von Nazareth gehört, denn auf dem Weg nach Damaskus musste Jesus nicht mehr sagen als: „Ich bin Jesus, den du verfolgst!“ Durch Gottes weise Planung hat sich dem Paulus in diesem entscheidenden Moment das Gesamtbild gezeigt. Der heilige Geist hat überzeugend und persönlich gewirkt.
Genauso war es auch bei Kornelius. Im Herzen dieses heidnischen Offiziers weckte Gott große Sehnsucht nach der wahren Gemeinschaft mit ihm, nach echter Gotteserkenntnis. Er kannte Gott schon einigermaßen, hat gebetet, gefastet, den Armen geholfen, aber er spürte, dass trotzdem noch etwas in seinem Glauben fehlte. Aber als er dann durch Petrus von Jesus Christus hörte, wurde sein seelischer Durst gelöscht (Apostelgeschichte 10).
Der Apostel Petrus war ein schwierigerer Fall. Er musste Jahre mit seinem Erlöser verbringen, bis er nach seinem großen Fall am Karfreitag, dem auferstandenen Christus dreimal bezeugen konnte: „Mein Herr, ich liebe dich“ – und von ihm seine Aufgabe erhielt (Johannes 21).
Natürlich kann es Ausnahmen geben, denn bei Gott ist alles möglich. Von den dreitausend Menschen, die zu Pfingsten Gottes Geist erhielten wissen wir nicht, wie Gott sie vorbereitet hat. Es könnte natürlich sein, dass einige dort das erste Mal etwas von Jesus hörten. Der Heilige Geist wirkte dort mit besonderer Macht, sodass sie nach einmaligem Hören vom Heiligen Geist überzeugt und dazu bewegt wurden, ihre Sünden zu bekennen und Nachfolger von Jesus und Gottes Kinder zu werden.
Was kann man daraus schlussfolgern? Weil bei Gott alles seine Zeit hat, nicht nur die Geburt sondern auch die Wiedergeburt, sollen wir geduldig abwarten, wie Gott seine Arbeit in jedem einzelnen voranbringt. Das Kind, das zur richtigen Zeit geboren wird, ist lebensfähiger als eine Frühgeburt. Bei wem der Herr sein Werk begonnen hat, bei dem wird er es auch vollenden. Trotzdem sollen wir solche Menschen auch ermuntern, weil nämlich auch eine Spätgeburt dem Leben schadet. Sie sollen den Mut haben sich für Jesus zu entscheiden, auch wenn sie noch vieles von seinem Wort und dem Leben mit ihm nicht verstehen. Sie werden es schon noch erkennen.
Ein Gleichnis von Jesus soll uns Geduld und Hoffnung schenken:
„Mit dem Reich Gottes“, erklärte er, „verhält es sich wie mit einem Bauern, der seinen Acker besät hat. Er legt sich schlafen, steht wieder auf, ein Tag folgt dem anderen. Währenddessen geht die Saat auf und wächst – wie, das weiß er selber nicht. Die Erde bringt von selbst die Frucht hervor: zuerst den Halm, dann die Ähre und zuletzt das volle Korn in der Ähre. Und sobald das Korn reif ist, lässt er es schneiden. Die Ernte ist gekommen.“ (Markus 4,26-29).
„Die Erde bringt von selbst …“ – das ist die Gnade. „Es gibt keinen Damm, den Gottes Gnade nicht durchbrechen kann“.