„Machen Sie den Elchtest …!“ So ist ein Werbebrief überschrieben, den ich vor einiger Zeit von einem Versandhaus erhalten habe. Neben einem Angebot für Pullover enthielt die Sendung auch ein Preisausschreiben, bei der die richtige Antwort aus drei vorgegebenen Vorschlägen auszuwählen war. Um die Aufgabe nur ja nicht zu schwer zu machen, war die Lösung auch gleich mit dabei. Allerdings als blaues und grünes Punktmuster, das von einer Vielzahl roter und gelber Punkte, die mit der Antwort nichts zu tun hatten, überlagert war. Eine rote Folie, mit „Ich bin ihr Test-Elch“ überschrieben, war ebenfalls in dem Schreiben enthalten. Wenn man durch sie hindurch auf das Muster schaut, das die Antwort enthält, dann werden die störenden Punkte weitgehend ausgelöscht, das Lösungswort aber wird durch die Folie nicht beeinträchtigt und tritt dadurch um so klarer hervor.
Auch in unserem Leben ist es häufig der Fall, dass das wirklich Wichtige von gänzlich unwichtigen oder zumindest weniger wichtigen Dingen so überlagert wird, dass wir Mühe haben, das eine von dem anderen zu unterscheiden. Dabei muss es sich bei den unwichtigen Sachen gar nicht einmal um grundsätzlich verkehrte oder schädliche Dinge handeln, nein, es genügt schon, dass sie – wie die roten und gelben Punkte – uns von dem Wesentlichen abhalten. Alleine schon deshalb müssen sie ignoriert oder vielleicht sogar ganz aus unserem Leben verbannt werden.
Gott hat uns keine rote Folie gegeben, mit der wir sozusagen wie von selbst und immer zweifelsfrei die „roten und gelben Punkte“ aus unserem Leben so herausfiltern können, so dass unser Blick ganz automatisch nur noch auf die allein wichtigen „blauen und grünen Punkte“ unseres Lebens fällt.
Aber er hat uns in seinem Wort eine ganze Reihe von Prinzipien mitgeteilt, die uns beim Ausschalten der unwichtigen Dinge unseres Lebens eine entscheidende Hilfe sein können. Unsere Aufgabe ist es, diese Prinzipien aus dem Wort Gottes herauszuarbeiten und dann auf die entsprechende Situation anzuwenden. Das ist auf jeden Fall schwieriger und mühsamer als einfach nur durch eine rote Folie hindurchzuschauen. Aber die Mühe lohnt sich, weil wir dadurch Gott besser kennen lernen und neue geistliche Erkenntnisse gewinnen!
Es folgen nun einige Beispiele solcher biblischer Prinzipien, die uns ermutigen sollen, noch weitere solcher biblischen Filter aufzuspüren:
- An erster Stelle ist es wichtig, unseren Blick auf Jesus, den Anfänger und Vollender unseres Glaubens, zu richten! Wenn das unsere Grundeinstellung ist, werden mit der Zeit viele Dinge zweifelhafter Bedeutung in unserem Leben wie von selbst aus unserem Blickfeld verschwinden. Anderes, wirklich Wichtiges, wird sich hingegen deutlich und beinahe automatisch von dem störenden Hintergrund abheben (vgl. dazu Ps 16,8; 25,15). Hebr 12,1-3 hebt in diesem Zusammenhang zum einen hervor, dass wir alles Umstrickende (wie die Sünde) ablegen sollen, und verweist zum anderen auf die vorbildliche Art Jesu, der auf Freude verzichtete und stattdessen das Kreuz erduldet hat.
- In 2Kor 4,18 wird uns deutlich gemacht, dass nur das Unsichtbare ewig ist. Alles Sichtbare dagegen ist zeitlich und damit vergänglich. Lassen wir uns nicht von sichtbaren Dingen den Blick auf das Beständige verstellen!
- In eine ähnliche Richtung weist Eph 1,18: Wir sollen erkennen, zu welch wunderbarer Hoffnung wir berufen sind, und welchen Reichtum an Herrlichkeit Gott uns zugedacht hat. Damit wir diese Erkenntnis erlangen, brauchen wir von Gott ein besonderes Sehen.
- Mose wird uns in Hebr 11,24-27 in doppelter Hinsicht als Vorbild genannt: Sein Blick auf die Belohnung im Himmel prägte die Wahl, die Übel des Volkes Gottes und die Schmach Christi dem vergänglichen Genuss der Sünde und den Schätzen Ägyptens vorzuziehen. Andererseits war er frei von Furcht vor dem Zorn des Königs, denn er rechnete mit dem „den, den er nicht sah, als sähe er Ihn“.
- Auch das Bewusstsein unserer Vergänglichkeit hilft uns, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden (vgl. Ps 90,12).
- Für die Verkündigung des Evangeliums gibt uns 1Tim 1,4-5 einen wertvollen Hinweis: Nicht Fabeln und Geschlechtsregister, sondern „Gehorsam gegen Gottes Ratschluss im Glauben“ und „Liebe aus reinem Herzen und aus gutem Gewissen und aus ungefärbtem Glauben“ sind die entscheidenden Ziele jeder Verkündigung.
Ich wünsche uns gute „Durchblicke“ und aus den Einsichten die rechten Prägungen, so dass wir die richtigen Prioritäten setzen lernen und uns nicht „das Ziel verrücken“ lassen (Kol 2,18).