„Wo lassen Sie denn denken?“, sagte ein Manager zu seinem Berufskollegen. Dieser, sichtlich verdutzt, staunte nur Bauklötze. Wenn es irgend etwas in dieser Welt gibt, das ich selbst tue, dann ist es doch zumindest das, daß ich selbst denke. Schließlich haben die großen Philosophen des letzten und vorletzten Jahrhunderts ja nicht umsonst das Denken, die Ratio, in den Mittelpunkt des Verständnisses vom Menschen gerückt. „Ich denke, also bin ich“, sagte Descartes. Wie kann da jemand auf den törichten Gedanken kommen, bei jemand anderem „denken zu lassen“?
Zugegebenermaßen hat dieser Gedanke etwas Befremdliches an sich. Auf der anderen Seite ist unser Denken, unsere Denkweise und Denkstruktur in weit höherem Maße fremdbestimmt, als wir denken. Übernommene Informationen, übernommene Meinungen, althergebrachte, ungeprüfte Standpunkte, Meinungsbildung auf der Grundlage des „Hören-Sagens“. Doch sind es nicht nur Einflüsse von außen, sondern auch aus uns selbst heraus wird unser Denken geprägt. Denn aus dem Herzen, aus unserem Inneren kommen die bösen Gedanken, sagt Jesus (Mk 7,21). Eine Aussage, die nur für Nichtchristen Gültigkeit hat?
Ein erneuertes Denken hat eine bestimmte Ausrichtung. Seinen Ursprung hat es in einer erneuerten Gesinnung. Diese jedoch zu leben, bedeutet, sich täglich dem auszusetzen, der Gedanken des Friedens, der Rettung und der unverdienten Hilfe für uns hat. Wenn wir sowohl mit dem Herzen als auch gedanklich mit ihm verbunden sind, dürfte es uns eigentlich nicht verwundern, wenn wir immer wieder einmal erstaunt (und hoffentlich dankbar) registrieren: Dieser Gedanke kam nicht von mir. Den hat ein anderer für mich gedacht …