ThemenEhe und Familie

Weiter Vielstimmigkeit zur „Seniorenehe“ trotz Eindeutigkeit der Bibel

Der jetzige Leiter des Weißen Kreuzes in Kassel, Rolf Trauernicht, spricht sich gegen die so genannte „Renter-Ehe“ aus (Idea 5/2007 „Wenn Rentner in wilder Ehe leben“), der frühere Leiter Gerhard Naujokat aber plädiert dafür (Idea 7/2007 „Vor Gott heiraten ohne Standesamt“) und sieht sich durch eine bevorstehende Änderung des Personenstandsgesetzes ermutigt. Dadurch wird es ab 1.1.2009 nicht mehr verboten sein, eine gottesdienstliche Trauung ohne rechtsverbindliche Eheschließung vorzunehmen.

Schaut man sich die Argumente an, könnte man meinen, die Sache mit der Ehe sei offen und die biblischen Leitlinien frei auslegbar. Wer aber genauer hinschaut, hat bemerkt, dass die seit Jahren anhaltende Diskussion um eine Befürwortung einer „Ehe ohne Trauschein“ für Rentner ohne Orientierung an den biblischen Leitlinien auszukommen scheint. Stattdessen kommt es bei den evangelikalen Befürwortern einer Lebensgemeinschaft von Rentnerpaaren zu einer Inflation von Bezeichnungen: „Kirchen-Ehe“, „gesegnete Rentner-Partnerschaft“, „Seniorenehe“, „Rentner-Ehe“,„Alt-Ehe“. All das zeigt nur, dass die Einführung eines Traugottesdienstes für unverheiratete Rentner, die auf diese Weise vor ihren christlichen Geschwistern als verheiratet, aber beim Staat als unverheiratet gelten wollen, ein direkter Angriff auf die göttliche Eheordnung darstellt. Wer darüber noch erschrocken ist, dass Gerhard Naujokat geistliche Hemmschwellen mit staatlichen Gesetzen abbauen will, dem kann man nur ein gesundes Empfinden bestätigen.

Wer sich aber die Mühe macht, das biblische Eheverständnis genauer unter die Lupe zu nehmen, wird sofort feststellen, dass die „Rentner-Ehe“ keine Ehe darstellt, sondern ein Konkubinat, also das unverheiratete Zusammenleben gegen Gottes Ordnung. Damit ist sie Unzucht. Ehe ist nämlich – anders als das verbreitete Empfinden meint – nicht in erster Linie die private Liebes- und Vertrauensgemeinschaft von Mann und Frau, die die Gesellschaft eigentlich gar nichts angeht. Sie ist vielmehr ein von Gott eingesetzter Bund mit rechtlichen Auswirkungen. Diese betreffen neben der Familie der Eheleute die gesamte Gesellschaft. Wenn einzelne Gemeinden jetzt eine „Ehe“ ohne rechtliche Auswirkungen schaffen wollten, allein auf der Grundlage einer unverbindlichen Willenserklärung bis zum Tod zusammenzubleiben, dann stehen sie damit gegen die Eheordnung der Bibel.
 

Artikel in Stichwörtern
♦ Diskussion ohne biblische Leitlinien
♦ Geistliche Hemmschwellen durch staatliche Gesetze abbauen
♦ „Rentner-Ehe“ ist ein Konkubinat
♦ Diskussion hat nur einen Grund: Geld
♦ Gemeindezucht in Ehefragen wird unmöglich gemacht
 

Nach der Bibel schafft eine Eheschließung neue Verwandtschaftsbeziehungen. Sie hat einen verbindlichen Anfang und Ende und ist auf Lebensdauer angelegt. Sie zieht die Verpflichtung nach sich, dass die Ehepartner füreinander sorgen. Sie spiegelt in ihrem Bundescharakter den Bund wider, den Gott mit seinem Volk und durch Jesus mit allen Glaubenden geschlossen hat. Ohne den Rechtscharakter der Ehe wäre das undenkbar. Wer andere Eheformen schaffen will, stellt sich gegen Gott. Ganz gleich ob das unwissend geschieht oder sogar wohlmeinend. Gottes Ehre ist von jeder Form von Unzucht und Ehebruch betroffen.

Christen müssen also um der Ehre Gottes willen zum Ehebeginn öffentlich heiraten. Dazu reicht in unserem Staatswesen aber ein Gottesdienst nicht aus. Das war früher sicher anders. Aber gerade weil der Traugottesdienst nicht mehr den öffentlich-rechtlichen Charakter hat, kann das Personenstandsgesetz jetzt geändert werden. Damit will der Gesetzgeber, anders als Gerhard Naujokat es versteht, nicht dazu ermutigen, scheinbare Eheschließungen in der Kirche vorzunehmen, sondern er sieht in der kirchlichen Trauung keine Konkurrenz mehr zum Eintrag in ein staatliches Eheregister. Es ist schon eigenartig, dass manche Christen einen Ehebeginn wie im Mittelalter herbeiwünschen, aber gleichzeitig alle Vorteile des modernen Meldewesens in Anspruch nehmen.

Der Gesetzgeber will nicht zu scheinbaren Eheschließungen in der Kirche ermutigen, sondern sieht darin keine Konkurrenz mehr zum Eintrag in ein staatliches Eheregister

Besonders erschreckend ist, dass wir die Diskussion nur aus einem Grund haben: es geht um’s Geld. Witwen wollen ihre Witwenrente nicht verlieren, obwohl die nur für den Fall gedacht ist, dass eine Witwe keine andere Versorgung hat. Wenn sie wieder heiratet, ist diese aber durch ihren Mann gesichert. Manche Rentner im Konkubinat fürchten auch die Auseinandersetzung mit ihren Kindern, die auf das Erbe warten, das mit einer Heirat mindestens zum Teil dem neuen Ehepartner vererbt würde. Aber vielleicht hat auch Rolf Trauernicht recht, wenn er diese Gründe vielfach für vorgeschoben hält: vielleicht sucht mancher wirklich nur ein Mäntelchen für sein unzüchtiges Leben. Ich will es nicht glauben. Nur kann die Lösung nicht das Abwägen von Vor- und Nachteilen sein. Christen können doch unmöglich ihr Verhalten in Ehedingen davon abhängig machen, welche Vor- oder Nachteile es ihnen einbringt. Man stelle sich dieses Prinzip nur einmal auf andere ethische Fragen angewendet vor.

Mir scheint, dass geschätzte Lehrer der Gemeinde, zu denen ich Gerhard Naujokat zähle, nicht wahrnehmen, was sie mit ihren Äußerungen anrichten. Sie ermutigen immer mehr Paare unverheiratet zusammenzuleben, was – gewollt oder nicht – zu einer weiteren Entwertung der Ehe in der christlichen Gemeinde führt. Wie soll sie da Salz der Erde bleiben? Gemeindezucht in Ehefragen wird durch diese neue Beliebigkeit beim Eheanfang und -ende beinahe unmöglich gemacht. Junge Paare werden sich entgegen allen Beteuerungen ein Vorbild nehmen oder sich in ihren Plänen zum freien Zusammenleben nur bestätigt sehen. Seelsorger, die sich darum mühen, Menschen zum Vertrauen auf Gottes Wort und auf seine Fürsorge zu führen, müssen sich sagen lassen, sie seien unbarmherzig. Und Gemeindeleiter werden phantasievoll, wenn es um die Ausnutzung des Sozialstaates geht.

In der Vielstimmigkeit der Diskussion sollte endlich wieder deutlich der Ruf zu hören sein, die Bibel aufzuschlagen und wahrzunehmen, was Gott dort unmissverständlich und eindeutig zur Ehe sagt. Und dann lasst uns Gott damit ehren, dass wir ihm vertrauen und gehorsam sind, auch wenn es uns Nachteile bringt oder sogar weh tut.