ThemenWort- und Themenstudien

Kampf gegen die unsichtbare Welt

Sind Teufel und Dämonen nur Symbole für das Böse oder stehen dahinter ernstzunehmende Wesen?

Vor etwa zehn Jahren gehörte ich zu einer theologischen Kommission, in der Vertreter der Kirchenleitung der evangelischen Kirchen, der Theologischen Fakultäten, der Bekennenden Gemeinschaften und der Evangelikalen in Deutschland zusammen waren. Es ging um Fragen des Schriftverständnisses. Man wollte sehen, wo die Probleme im Miteinander liegen. Es war die Aufgabe gestellt worden, Matthäus 4, die Versuchungsgeschichte Jesu, auszulegen. Auf der evangelikal-pietistischen Seite standen Gerhard Maier und ich, dann kam ein Oberkirchenrat, der dieses Kapitel tiefenpsychologisch auslegen würde, und schließlich ein Professor für Neues Testament, der es historisch-kritisch fassen würde. Zunächst ging die Diskussion um die Berechtigung einer historisch-biblischen Auslegung, die den Bibeltext beim Wort nimmt.

Der Teufel – eine Illusion?

Dann kamen wir auf den Versucher zu sprechen. Wir fragten unsere Gesprächspartner: „Meinen Sie denn, dass Matthäus in dem Text die Wirklichkeit beschreibt?“ Da waren die Herren ganz erstaunt. „Wie kann man nur so eine Frage stellen? Wir sind doch alle moderne Menschen. Den Teufel gibt es nicht. Nein, so etwas können wir den jungen Menschen heute nicht mehr zumuten. Der Teufel ist doch nur ein Symbol für alles Böse, das wir noch nicht im Griff haben.“ Unsere Frage an diese Oberkirchenräte, Ausbildungsdezernenten und Theologieprofessoren: „Was haben sie eigentlich für eine Antwort? Ist das alles, einfach nur zu sagen: ‚Das gibt es nicht!‘, während die Leute irgendwo sitzen und schwarze Messen feiern, auf Friedhöfe gehen, dort Satanismus zelebrieren, und sich in Zauberei, Wahrsagen, Tisch- und Gläserrücken ergehen?“

Die Realität des Dämonischen

Die Bibel spricht davon, dass es den Satan und seine Dämonen gibt. Wir tun gut daran, diese Realität nicht aus den Augen zu verlieren. Wenn jemand im Bereich der Weltmission irgendwo in der Zweidrittelwelt arbeitet, wird er sehr schnell mit dieser Wirklichkeit konfrontiert.

Als ich vor vier Wochen bei den Indianern in Südamerika war, wurde sehr schnell deutlich, was die Missionare dort bewegt. Zum Beispiel haben sie angefangen, für die Indianer ganz normale Straßendörfer zu bauen: in der Mitte die Straße, links und rechts die Höfe. Und ich habe das einfach nur zur Kenntnis genommen. Doch dann sagt der Missionar mir: „Verstehen Sie nicht, was es bedeutet, dass Indianer bereit sind in einem Straßendorf zu leben?“ „Nein“, sagte ich, „das müssen sie mir erklären!“

„Bevor diese Menschen zu Jesus finden, haben sie eine panische Angst vor Geistern. Sie werden zum Beispiel von der Angst geplagt, dass die Verstorbenen als Geister in die Hütte zurückkehren und sie heimsuchen würden. Dann würden sie sich an der Leber festsetzen und sie aussaugen oder was auch immer. Sobald jemand gestorben ist, haben die Hinterbliebenen deshalb nichts Eiligeres zu tun, als ihre Sachen zu packen, die Hütte abzubrennen und dann auf verschlungenen Pfaden durch die Büsche und die Steppenlandschaft zu verschwinden, um irgendwo wieder eine neue Hütte zu bauen. Auf verschlungenen Pfaden können die Geister nicht folgen. Doch an einer geraden Straße zu wohnen, das wäre viel zu gefährlich. Verstehen sie jetzt, warum es ein Sieg für das Evangelium ist, dass diese Indianer jetzt – als gläubig Gewordene – in einem Straßendorf leben? Sie haben die Furcht vor den Geistern verloren! Und wenn jemand stirbt, haben sie keine Angst mehr vor ihren Geistern, sondern können ganz normal trauern. Sie wissen sich und ihr Leben in Gottes Hand.“

Kontraste: Hier die modernen Theologen, die uns sagen, dass es keine teuflischen Mächte gibt, und dort Menschen, die große Angst vor diesen Geistern haben

Das sind die Kontraste: Hier die modernen Theologen, die uns sagen, dass es keine teuflischen Mächte gibt, und dort Menschen, die große Angst vor diesen Geistern haben, ja die sogar erleben, dass andere krank werden und sterben, wenn da ein Zauberdoktor einen Fluch ausspricht. Das ist mir in Südafrika ebenso begegnet wie auf den Philippinen. Realitäten der unsichtbaren Welt. Wie steht es im Blick auf diese Dinge – biblisch gesehen? Wie wird heute damit umgegangen? Und was ist unsere Aufgabe?

Ephesus – das kulturelle Zentrum des Römischen Reiches

Mein Ausgangspunkt ist der Epheser- und der Kolosserbrief. Ephesus war berühmt für seinen Artemistempel, oder wie er bei den Römern genannt wurde, den Tempel der Diana. Von Ephesus aus wurde Okkultismus und Zauberei ins ganze römische Reich exportiert. Man könnte sagen: Ephesus war die Hauptstadt des Okkultismus im römischen Reich. Bruce Metzger schreibt in einem Aufsatz über Paulus und die Magier:

„Von allen griechisch-römischen Städten war Ephesus, die drittgrößte Stadt des römischen Reiches, bei weitem diejenige, die am stärksten Magier, Zauberer und Scharlatane aller Art angezogen hat.“

Ephesus war wirklich ein Zentrum des Okkultismus

Wenn man ins Neue Testament schaut, merkt man etwas davon. Als Paulus nach Ephesus kommt, begegnet ihm das Okkulte gleich in geballter Weise. Apostelgeschichte 19,19 ist davon die Rede, dass in Ephesus Zauberbücher im Wert von 50.000 Tageslöhnen verbrannt wurden. Allein die Menschen, die zum Glauben kamen, hatten derart viel Zauberliteratur, dass sie diesen immensen Geldbetrag wert war. In den Versen vorher blickt man in die Synagoge von Ephesus. Da ist von jüdischen Exorzisten die Rede, Söhnen eines gewisse Skevas, die dort mit ihren Beschwörungsformeln versuchten, Dämonen zu bannen. Sie erlebten, wie diese Geister kehrt machten, und sie, die Exorzisten, unbekleidet aus dem Haus fliehen mussten. Schon diese beiden Episoden in Apostelgeschichte 19 zeigen uns etwas von dem, was wir auch aus Inschriften und von griechischen Schriftstellern wissen: Ephesus war das Zentrum des Okkultismus in der damaligen Zeit. Und genau dort baut Christus seine Gemeinde.

Es gab die so genannten „ephesia grammata“, die „ephesischen Zettel“, wenn man das so übersetzen will. Das waren Zauberbriefe, kleine Schutzzauberstücke, beschrieben mit magischen Bannsprüchen. Dieser Schutzzauber sollte gegen dämonische Mächte wirken, die einen krank machen oder sonst wie schaden wollen. Seit dem 4. Jahrhundert vor Christus, so bezeugt es eine Inschrift von Kreta, gab es diese „ephesia grammata“. Und durch die Jahrhunderte hindurch werden sie immer wieder in der griechischen Literatur erwähnt.

Noch ein Wort zu dem Artemis-Kult in dem Tempel, der eines der sieben Weltwunder der Antike darstellte. Dieser Kult der Artemis oder Diana von Ephesus war hochgradig okkult. Artemis galt neben der griechischen Göttin Hekate und Selena als eine der Göttinnen der Unterwelt. Artemis war für die Totengeister zuständig. Sie war sozusagen die Gespenstergöttin, zu deren Gunsten die Leute im Amphitheater stundenlang schrieen: „Groß ist die Artemis der Epheser!“. Nach Pausanias, einem griechischen Schriftsteller, war sie damals die meistverehrte Göttin in Asien. Einmal im Jahr strömten die Pilger für einen Monat zu den so genannten Artemisia-Feiern nach Ephesus. Und dann nannte man diese Artemis: „Die, die den höchsten Thron hat“ (die „Protothronia“), die Retterin („soteria“), die Herrin der Welt („kyria“), die Königin des Kosmos („basilis kosmou“). Die „Größte“, die „Höchste“, die „Mächtigste“. Mit all diesen Bezeichnungen, die das Neue Testament zum Teil für Christus verwendet, hat man diese Gespenstergöttin verehrt. Prochorus überliefert ein heidnisches Gebet aus jener Zeit: „O, große Artemis der Epheser, hilf! Zeige deine Macht an diesem jungen Mann, der gestorben ist. Denn alle Epheser wissen, Männer wie Frauen, dass alle Dinge von dir regiert werden, und dass große Machttaten durch dich geschehen.“ Artemis galt als mächtiger als alle Dämonen und Totengeister. Deswegen hielt man ihren Zauber für besonders wirkkräftig. Solch einen Zauber brauchte man, damit der einem notfalls diese Totengeister und Dämonen vom Leibe halten konnte. Auch ein Fruchtbarkeitszauber und die Astrologie gehörten zum Artemis-Kult. Die Artemis wird oft mit den Tierkreiszeichen um den Hals abgebildet. Ephesus war wirklich ein Zentrum des Okkultismus.

Und jetzt stellen wir uns vor: Da stand dieses Weltwunder, der Tempel der Gespenstergöttin. Und irgendwo in einem Privathaus, das ursprünglich vielleicht der Laden von Priszilla und Aquila gewesen war, versammelte sich die kleine Hausgemeinde von Ephesus. Dort waren Tausende, die Magie betrieben, hier die Wenigen, die Jesus verehren.

Wie das Neue Testament den Akzent setzt

Wie geht das Neue Testament mit diesen Machtverhältnissen um? Manche Leute heute hätten bei solch unmittelbarer Nachbarschaft kein größeres und anderes Thema gehabt als das des Okkultismus. Aber wie geht Paulus mit diesen Dingen um? Redet er dauernd vom Okkulten, oder gar nicht?

Der Epheserbrief, der ein grundsätzlicher Brief ist, wird uns das verdeutlichen. Es ist interessant, wenn man in Kapitel 1 das Dankgebet von Paulus liest. In Vers 15 geht es in eine Fürbitte über. Und da betet Paulus unter anderem darum, dass Gott den Ephesern die Augen öffnen möge für seine unglaubliche Macht. Er möge ihnen zeigen,

„was die überschwängliche Größe seiner Kraft ist an uns, den Glaubenden, nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke, die er in Christus hat wirksam werden lassen indem er ihn von den Toten auferweckt und zu seiner Rechten in der Himmelswelt eingesetzt hat, hoch über alle Gewalten und Mächte und Kräfte und Herrschaften und jeden Namen, der nicht nur in diesem Zeitalter, sondern auch im Zukünftigen genannt werden wird, und er hat alles ihm unter die Füße getan, und hat ihn als Haupt über alles der Gemeinde gegeben, die sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt“ (V. 19-23).

Den Christen in der Hauskirche in Ephesus und den anderen in den Gemeinden rundherum sollen durch Gottes Gnade die Augen aufgehen für die überaus gewaltige Größe und Macht, die Gott hat. Paulus türmt die Machtbegriffe förmlich übereinander: „die Wirksamkeit der Macht seiner Stärke“ – Macht hoch drei bei Gott!

Wichtig ist nur eines: Jesus ist stärker als alle dämonischen Mächte

Dafür brauchen die Gläubigen einen Blick. Wenn ein ephesischer Christ aus seiner Haustür trat, hat es nicht lange gedauert, dann stand er im Schatten dieses unglaublich mächtigen Tempels der Gespenstergöttin. Da kann es einem schon anders zumute werden. Aber: „Gott möge euch die Augen öffnen, für die unglaubliche Macht Gottes“, betet Paulus. Und dann sagt er: „Diese Macht Gottes war so stark, dass sie dem Tod die Macht genommen hat. Gott hat Jesus von den Toten auferweckt, er hat Jesus erhöht!“ Und dann kommen all die okkulten Namen, die damals für diese Mächte gebraucht wurden: „Mächte“ und „Kräfte“ und „Fürstentümer“ und „Gewalten“, und Paulus fügt dann noch an: „…und egal wie sie noch heißen“. Man mag sie nennen, wie man will, das ist egal. Wichtig ist nur eines:
Jesus ist stärker als sie! Das müssen wir wissen. Und als der, der mächtiger ist als diese Mächte, als der, der über sie triumphiert, als der zum Himmel Gefahrene, und als der, der sie unter den Füßen hat, ist er unser Haupt und wir sein Leib.

Und dann wird es still im Blick auf die okkulten Mächte – im ganzen Epheserbrief. Dann geht es drum, wie Gott seine Gemeinde baut, wie Menschen, die fern waren, nahe kommen und zueinander finden und zu Gott finden, und wie sie Mission treiben und wie sie nun eins sein sollen, wie sie rein sein sollen, und wie sie miteinander leben – auch in ihren Sozialbeziehungen. Der Teufel und seine Mächte kommen gar nicht mehr vor – und die Gespenstergöttin erst recht nicht. Sie wird noch nicht einmal ausdrücklich namentlich erwähnt.

Erst am Ende des Briefes kommt noch ein kleines PS: „Übrigens“ (Eph 6,10). Es ist wirklich ganz bewusst hinten angehängt:

„Übrigens, seid stark in dem Herrn und der Macht seiner Stärke. Zieht die Waffenrüstung Gottes an, damit ihr gegen die Listen des Teufels bestehen könnt. Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern …“

Und jetzt kommen wieder diese Namen:

„… gegen die Gewalten, gegen die Mächte, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die bösen Geister in der Himmelswelt. Deshalb ergreift die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag widerstehen und, wenn ihr alles ausgerichtet habt, stehen könnt.“

Am Anfang hieß es: Gott möge euch die Augen öffnen für die Macht seiner Stärke. Und jetzt am Ende: Übrigens, ergreift diese Macht seiner Stärke, nehmt sie in Anspruch!

Kein schlauer Pseudo-Okkultismus als Rezept für die Epheser

Doch dann werden uns keine Angriffswaffen genannt. Jetzt kommt nicht ein schlauer Pseudo-Okkultismus als Rezept für die Epheser:
„Übrigens, liebe Epheser, jetzt seid ganz vorsichtig. Ich gebe euch einen Tipp: Ihr müsst richtig beten, und dann offenbart euch Gott irgendwann, wie diese Mächte und Gewalten in der jenseitigen Welt alle heißen! Und dann müsst ihr anfangen, sie zu binden, einen nach dem anderen, und dann müsst ihr geistliche Kriegführung gegen sie machen. Irgendwann werdet ihr diese Mächte der unsichtbaren Welt dann brechen. Und irgendwann kann auch Gott dann vielleicht Gemeinde bauen und die Mission geht vorwärts …“. Nein, das wäre so ziemlich das Gegenteil dessen, wie es das Neue Testament akzentuiert.

Jesus gehört in den Mittelpunkt

Bevor wir hier weitersprechen, noch einmal zurück zur Landkarte: Nicht weit weg von Ephesus, ein bisschen das Mäandertal hoch und dann noch zehn Kilometer in das Lycos-Tal hinein, liegt die kleine Stadt Kolossä. Es könnte sein, dass der Kolosser- und der Epheserbrief in der gleichen Woche geschrieben worden sind. Etwa vierzig Verse in beiden Briefen stimmen fast wörtlich überein. Man merkt, dass Paulus es mit den gleichen Gedanken zu tun hat. Der gleiche Tychikus ist der Bote, der mit diesen Briefen unterwegs ist. Und ich vermute, dass das Problem, das es in der Gemeinde von Kolossä gab, der Anlass war, dass Paulus überhaupt den Epheserbrief als einen Rundbrief an die Gemeinden um Ephesus herum schrieb. Tychikus hat sozusagen zwei Briefe in der Tasche: den Epheserbrief und den Kolosserbrief.

Diese Mächte, sind „Gemächte“, sie sind nur gemacht, sie sind nur Geschöpfe, keine Gottheiten

Es ist bemerkenswert, wie Paulus im Kolosserbrief mit der Thematik umgeht. In Kolossä hat er es mit mystisch veranlagten Christen zu tun, die, so sagt er Kapitel 2,16-20, neben viel Gesetzlichkeit und Sinn für Rituale auch einen Sinn für das Übersinnliche haben. „… sie haben in Visionen Engelwesen gesehen …“, sagt Paulus, „… und halten sich nicht fest an dem Haupt, Christus“. Sie interessieren sich für diese Mächte und Gewalten im Luftraum mehr als für Christus. Und gerade diesen Leuten schreibt Paulus einen Brief, in dem es von A-Z um Christus geht. Schon im Kapitel 1,15 sagt er: Hört mal,

„Christus ist das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene aller Schöpfung. In ihm ist nämlich alles in den Himmeln und auf der Erde geschaffen worden, das Sichtbare und das Unsichtbare …“

Und jetzt kommen sie wieder, diese Mächte:

„… es seien Throne oder Herrschaften oder Gewalten oder Mächte – alles ist durch ihn und für ihn geschaffen.“

Durch ihn geschaffen. Diese Mächte, sagt Paulus, sind „Gemächte“, sind gemacht, sind Geschöpfe, sind nicht Gottheiten. Sie sind auch nur Geschöpfe. Und sie sind am Ende dafür geschaffen, unter Christus zu sein. Also, liebe Kolosser, interessiert euch lieber für den Schöpfer als für solche abgefallenen Geschöpfe! Und haltet euch an ihm fest, der die Macht hat, und nicht an diesen Mächten die „entmächtigt“ sind. In Kapitel 2,14-15 lenkt er den Blick auf den Sieg Jesu am Kreuz und sagt, dass er an diesem Kreuz „die Handschrift, die gegen uns war, ausgetilgt hat. Er hat sie aus der Mitte genommen; er hat sie an das Kreuz genagelt als er die Gewalten und Mächte völlig entwaffnet hat und sie öffentlich bloßstellte und in ihm dort am Kreuz triumphierte.“ Diese Mächte sind erstens geschaffen, und sie sind zweitens am Kreuz besiegt. Und dann macht Paulus sozusagen das Buch zu und sagt: „Liebe Kolosser, mehr müsst ihr nicht wissen! Jetzt haltet euch an das Haupt, an den Schöpfer und an den Sieger!“ Punkt. Jetzt ist eigentlich das Wichtigste schon gesagt.

Angesichts einer ganz dichten Gegenwart von okkulten Mächten, von Okkultisten und ihren Praktiken sagt die Bibel: Lasst uns christozentrisch denken, von der Macht Gottes her, von dem Sieg her, der am Ostermorgen geschehen ist und sich in der Himmelfahrt fortsetzte. Wir haben es doch mit der Macht zu tun, die der erhöhte Herr zur Auswirkung kommen lässt, wenn wir uns an ihn halten, an sein Heil, an sein Evangelium, an seine Wahrheit, an sein Wort oder ans Gebet – das sind ja die Elemente der Waffenrüstung in Epheser 6. Wir wollen uns an ihn halten, der der Schöpfer aller Dinge, auch dieser Mächte, ist, und der der Sieger über diese Mächte ist. Punkt. Amen. Das ist die wichtigste Lehre über das Okkulte. Wir merken auf der einen Seite: Diese Mächte der jenseitigen Welt gibt es. Sie werden ernst genommen. Sie haben ihr Wesen im Luftraum. Sie haben sogar ihre Herrschaft über die Kinder des Ungehorsams. Andererseits aber sollen die Gotteskinder zwar mit der Realität dieser Mächte rechnen, aber vor allem sollen sie mit der Macht Jesu rechnen und da den Akzent setzen.

Der fromme Semi-Okkultismus

Im Kampf gegen das Okkulte vom Okkulten fasziniert

Das ist heute anders. Teilweise gibt es da eine ganz ungesunde Beschäftigung mit dem Okkulten. Mir ist das in meiner eigenen Jugendzeit so begegnet, wo Brüder in mein Elternhaus kamen, die sonst wirklich bibeltreue Menschen waren, aber irgendwann mal auf die Idee gekommen waren: Nur wenn ein Christ freigesprochen ist von okkulter Belastung, kann er auch im Glauben leben und geistlich vorankommen. Das ging dann soweit, dass der Bruder dann eine halbe Stunde vor Beginn der Abendbibelstunde zu meinem Vater sagte: „Hör mal, du musst jetzt die Bibelstunde aus dem Stehgreif halten. Die Dämonen haben sich wieder angesagt und ich muss jetzt den Gebetskampf gegen die Dämonen aufnehmen.“ Am Ende hat in dieser Freizeit, sozusagen, der Teufel die Tagesordnung bestimmt. Da war ein wohlmeinender Prediger im Kampf gegen das Okkulte dann doch wieder so vom Okkulten fasziniert, dass sich alles um das Okkulte drehte.

In den letzten zwanzig Jahren ist mir das allerdings vornehmlich in den charismatischen Kreisen begegnet, die nun ihrerseits betonen: „Wir möchten den Kampf gegen das Okkulte führen.“ Auch da findet sich eine Akzentsetzung, die anders ist als die des Neuen Testamentes. Da kommt vor einiger Zeit ein junger Mann zu mir und sagt: „Ich kann abends eigentlich nicht mehr ruhig einschlafen, ich hab immer Angst.“ Ich frage: „Was ist los?“ Und dann sagt er: „Ich war in dieser charismatischen Gemeinde … und da habe ich dieses Buch auf dem Büchertisch mitgenommen.“

In der Nacht las ich dann dieses seltsame Buch von Rebecca Brown mit dem Titel „Er kam, um die Gefangenen zu befreien“ (Ingolstadt: Vertrieb Christl. Literatur, 3.Aufl. 1990). Die Autorin gibt darin vor, eine Ärztin zu sein, der Gott besondere Einsichten in den Bereich des Okkultismus gegeben hätte. Sie sei in Kalifornien mit einer Hohenpriesterin des Satanistenkultes „Elaine“ in Kontakt gekommen. Dann schreibt sie lang und breit, wie Gott diesen Geisterkampf mit Elaine offenbar zugelassen hat, bis sie frei wurde, um ihr tiefere Einblicke in den Bereich der Jenseitigkeit zu geben. Und Kapitel für Kapitel wird man dann immer mehr mit „tiefen Einsichten“ in die jenseitige Welt konfrontiert. Das klingt dann beispielsweise so:

„… Es gibt Wehrwölfe, Zombies, Vampire und andere Wehrtiere. Ich habe viele von ihnen gesehen. Dies ist ein Geheimnis, das von Satan sehr streng gehütet wird. Niemand hat diese Wesen unter Kontrolle, außer Satan und sein höchster Dämon. Sie werden meistens zur Züchtigung eingesetzt. Ich werde nie den Vorfall vergessen, als Satan, während eines Treffens, einen Wehrwolf hinter einem Mann herjagte. Der Mann sprang auf und rannte davon, mit dem knurrenden Wehrwolf hinter ihm her. Er hatte keine Chance, dem Tier-Menschen zu entkommen! Als er dies erkannte drehte er sich um, zog eine großkalibrige Pistole heraus, schoss den ganzen Inhalt des Magazins direkt auf den Wehrwolf ab. Aber dieser zauderte keinen Augenblick. Er riss den Mann in Stücke. Niemand in der Versammlung wagte sich zu rühren oder einen Laut von sich zu geben aus Angst, dass der Wehrwolf als Nächstes gegen ihn selbst angesetzt würde …“ (S. 66).

Muss man wissen, wie die Dämonen heißen, die die verschiedenen Körper-Öffnungen bewachen?

So geht es das ganze Buch hindurch: immer tiefere Einblicke in den jenseitigen Bereich. Da wird dann über den Geisterkampf berichtet und gesagt, dass eigentlich die Bibel nicht genügt. Um in Kalifornien Leute richtig befreien zu können, muss man eben in die wirklichen Realitäten schauen. Und da sieht man z. B., dass es einen Leib-Körper, einen Seelen-Körper und einen Geist-Körper gibt, und man muss wissen welcher Dämon für die verschiedenen Öffnungen des physischen Körpers zuständig ist. Man muss wissen, wie die Dämonen heißen, die die verschiedenen Körper-Öffnungen bewachen oder für andere Geister öffnen und welche die Seelen-Öffnungen in den Verstand, in das Gefühl und in den Geist-Körper hinein bewerkstelligen. Wenn man die dann alle namentlich kennt – sie werden in dem Buch aufgeführt –, kann man sie einzeln bekämpfen und diese Öffnungen versiegeln. Und so werden nach und nach Menschen – wohlbemerkt: Christen – frei. Dann wird in großen Zeichnungen lang und breit erklärt, wie das mit dem Geist-Körper ist und dem Seelen-Körper, und was bei Telekinese und Telepathie passiert, dass der Geist-Körper sich löst und im Nebenraum lauscht, Tische rückt und anderes anstellt. Das lag also auf dem Büchertisch einer Gemeinde. Das Buch hat mehr als eine Auflage erlebt. Irgendwann kam zum Glück eine Gemeinde in der Schweiz darauf, das nachzuprüfen. Sie haben daraufhin ein Blatt verbreitet: „Drogen, Dämonen und Täuschungen – Die überraschende Geschichte von Rebecca und Elaine“. Hinter dem ganzen Buch, in einem christlichen Verlag veröffentlicht, steht nur Betrug. Aber die Leute, die erst einmal diesen Ideen auf den Leim gehen, denken nichts mehr anderes als: Dämonen! Irgendwo fehlt der Sieg im Glaubensleben, irgendwann morgens die Freude bei der Bibellese, was ist? Wieder ein Dämon an irgendeiner Körperöffnung. Für alles sind Dämonen zuständig. Was passiert denn da eigentlich? Der Teufel erreicht schnurgerade sein Ziel! Was will er denn? Er will ein Gegenreich zu Gottes Reich aufrichten. Er möchte da, wo Gott im Zentrum steht, selbst ins Zentrum kommen. Er möchte statt dem Gottesdienst den Götzendienst haben. Und wenn er es nicht dadurch erreichen kann, dass die Leute direkt in den Okkultismus hineingehen, kriegt er die gleiche Aufmerksamkeit auf die Weise, dass die Leute sich nur noch um Dämonen und Okkultes kümmern.

Geistliche Kriegführung

Es kann auch anders gehen. In seinem – ich meine sehr guten – Buch: „Macht ohne Auftrag – Warum ich mich nicht an der geistlichen Kriegführung beteilige“, berichtet Wolfram Kopfermann, wie ihm, der diese geistliche Kriegführung zunächst mit großer Bereitschaft aufgenommen hatte und die entsprechenden Leute nach Deutschland holte, deutlich wurde: „Augenblick mal, es gibt ja gar keine biblischen Begründungen für das, was da passiert.“ Und dann setzt er sich mit Leuten wie Hartwig Henkel, mit Wolfhard Margies in Berlin und anderen auseinander, die im Anschluss an C. Peter Wagner seit den Jahren 1990/1992 die These vertreten:

„Wenn du in der Evangelisation Erfolg haben willst, wenn es wirklich Erweckung geben soll, dann musst du erst mal herausfinden, wie die Dämonen heißen, die für diese Stadt, für dieses Gebiet, zuständig sind. Dann musst du vielleicht noch gewisses Banngut aus der Geschichte ausgraben – also, feststellen, wo irgendwann vor Jahrhunderten in dieser Stadt ein Unrecht größerer Art geschehen ist. Und dann nimmst du dem Teufel sein Anrecht über diese Stadt, indem du dafür stellvertretend Buße tust. Und wenn du dann noch die für diese Stadt zuständigen Dämonen namentlich bekämpfen kannst, dann kann Gemeindebau so richtig vorangehen.“

Dazu wird ein so genanntes „spiritual mapping“ gemacht. Da werden Landkarten gezeichnet, in die eingetragen wird, welcher Oberdämon und welche Unterdämonen für welches Gebiet zuständig sind. Man muss sie nur durch „prophetische Einsichten“ namentlich herausfinden, dann kann man sie im Gebet bekämpfen. Es gibt viele Christen, die sich dem öffnen und meinen, sie müssten es auch so tun.

Es ist Wahrsagerei und magisches Denken, wenn man erst die Namen von Dämonen herausbekommen muss, damit man gegen sie anbeten kann damit dann die Gemeinde wächst

Was passiert hier? Im Grunde genommen Wahrsagerei. Leute versuchen, Einblicke in die unsichtbare Welt hinein zu bekommen, um zu wissen, wie die Dämonen heißen, und dann hat man angeblich Macht über sie. Das ist ein tief magisches Denken. Es ist wie in Grimms Märchen. „Ach, wie gut dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß!“, sagt der Hausdämon. „Solange die meinen Namen nicht kennen, kann ich hier mein Unwesen treiben.“ Genau das ist die Denkweise. Wenn wir den Namen des Oberdämonen für Leipzig wüssten, dann könnten wir gegen ihn anbeten, und dann würde die Gemeinde wachsen! Das ist magisches Denken.

Vor einigen Jahren erhielt ich eine Ausgabe vom „International Spiritual Warfare Network Members“. Dort schreibt C. Peter Wagner, damals noch Fuller-Seminary, was im September 1999 stattfinden sollte. Einer Schwester sei durch prophetische Eingebung klar geworden, dass die Artemis von Ephesus das Gleiche wäre wie die Himmelskönigin. Also schließt Peter Wagner scharfsinnig: Die Artemis, die damals die große Gespenstergöttin war, ist zugleich jene dämonische Macht, die als Himmelskönigin Maria hinter dem Weltkatholizismus steht. Und dann gäbe es auch antike Zeichnungen der Artemis, wo diese nicht nur die Tierkreiszeichen um den Hals hätte, sondern auch mehrmals die Mondsichel. Und dann stellt Wagner die Frage: „Wisst ihr, welche Religion die Sichel vor allem hat?“ Jetzt hätte man in irgendeiner Weise an den Kommunismus denken können, aber der war ja Ende der 90er Jahre schon tot. Wagner denkt an den Islam: „Auch hinter dem Islam steht diese Gespenstergöttin!“. Und dann ist klar, was passieren muss: „Christen aller Kontinente vereinigt euch, lasst uns ‚sturmbeten‘ auf das Datum September 1999 hin. Und dann sollten sich die mutigsten Beter und Kämpfer von allen Kontinenten aufmachen und zusehen, dass sie im September 1999 in der Türkei sind. Und „zufällig“ sollten sie an einem Tag alle nach Ephesus kommen. „Dann lasst uns in das alte Amphitheater gehen, das da ja immer noch existiert, und dann lasst uns dort herumlaufen und mit aller Macht gegen diese Dämonen-Himmelskönigin anbeten! Und dann, wenn die Macht dieser Dämonin gebrochen ist, werden wir erleben wie der Weltkatholizismus seine Macht verliert, wie der Islam seine Macht verliert und wie es zur weltweiten Erweckung kommt.“ Das hat zwischen 1997 und 1999 eine ganze Reihe von Leuten unglaublich beschäftigt. Inzwischen sind drei Jahre vergangen und was ist passiert? Nichts. Es ist auch wohl kaum der biblische Weg der Weltmission. Man kann diese Denkweise nur als einen Semi-Okkultismus bezeichnen.

Kampf gegen die unsichtbare Welt! Sollen wir das wirklich so tun wie Rebecca und Elaine? Müssen wir unsere Innenwelt auf dämonische Verortungen hin erforschen, damit am Ende irgendwie deutlich wird, wo der Dämon für die Ohren, die Augen, das Gehirn, mein Gefühl, meinen Willen lokalisiert ist, und wie er heißt, um ihn bekämpfen zu können? Komme ich dann endlich in der Heiligung voran? Und müssen wir in unserer Umwelt Dämonen aufspüren und namentlich identifizieren und sie im Gebet unter Beschuss nehmen? Kommt so die Sache des Evangeliums voran?

Hier bekommt der Teufel wieder die Aufmerksamkeit, wie er sie gerne hätte

Es gibt viele charismatische Christen, die bis heute diesen Gedanken anhängen, und manche andere sind inzwischen angesteckt. Hier bekommt der Teufel wieder Aufmerksamkeit, wie er sie gerne hat. Das ist sozusagen die Kehrseite der Liberalen, die behaupten, den Teufel gäbe es gar nicht. Hier dagegen ist alles dämonisiert. Durch die Hintertür ist animistisches Denken aus dem südamerikanischen und afrikanischen Heidentum in das Christentum eingedrungen. Solch ein neu-heidnisches Denken kann nicht die Alternative zum Liberalismus sein. Da gibt es diejenigen, die Okkultismus praktizieren und Gott damit verunehren, dass sie das tun, was Gott ein Gräuel ist. Und als Gegenstück dazu gibt es diejenigen, die sich hinten und vorne um die Dämonen drehen – sicher unter dem Gedanken sie zu bekämpfen – aber das Dämonische bestimmt ihr Denken oder gar ihre Tagesordnung. Solch ein Semi-Okkultismus kann aber nicht die Antwort auf den Okkultismus sein.

Korrektur anhand der Bibel

Wenn man die Bibel von vorn bis hinten durchliest und sich alle Verse herausschreibt, die irgendwie mit Okkultismus zu tun haben, merkt man, dass die Bibel das Okkulte immer wieder deutlich und klar erwähnt. Sie spricht von okkultem Handeln, von Abgötterei. Sie spricht von Wahrsagerei. Sie spricht von Magie. Sie spricht auch von okkultem Erleben, nicht nur von okkultem Handeln. Sie spricht von Besessenheit. Sie spricht davon, dass Menschen beeinflusst werden von anderen Mächten. Aber die Bibel macht auch klar, dass das Volk Gottes mit diesen Mächten und Machenschaften nichts zu tun haben soll. 5. Mose 18,10ff macht das ganz deutlich:

„Wenn du in das Land kommst, das der Herr, dein Gott dir gibt, dann sollst du nicht lernen, es den Gräueln dieser Nation gleich zu tun. Es soll unter dir niemand gefunden werden, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen lässt. Keiner, der Wahrsagerei betreibt, kein Zauberer, kein Beschwörer, kein Magier oder einer der Bannsprecher ist, oder Tote beschwört, oder Wahrsager ist, oder die Toten befragt. Denn ein Gräuel für den Herrn ist jeder, der diese Dinge tut! Das sollst du nicht tun! Denn diese Nation, die du austreiben wirst, hören auf Zauberer und Wahrsager. Du aber, so etwas hat der Herr, dein Gott, dir nicht gestattet.“

Das ist ein ganz klares Nein zu all diesen okkulten Praktiken, ob sie nun Abgötterei, Wahrsagerei oder Magie heißen.

Als der Befreier Jesus Christus kommt, machen die Dämonen geradezu mobil. Es ist erstaunlich, dass man kaum von Besessenheit im Alten Testament liest – in den Evangelien plötzlich überall. Immer wieder wollen die Dämonen sich bemerkbar machen. Aber was sagt Jesus bis auf eine Ausnahme? „Schweigt! Verstumme! Ausfahren! Weg!“ Er ist mit diesen Mächten ganz kurz angebunden. Sie wollen sich in Szene setzen. Jesus lässt das nicht zu. Nur einmal kommt die Frage vor: „Wie heißt du?“ – „Legion“ – „Auf geht’s, in die Schweine!“ Mehr nicht. Auf die Dämonen, das Dunkle, das Okkulte genügt ein kurzer, scharfer Blick.

Wenn Menschen sich damals bekehrt haben, geschah das allerdings gründlich. Es ging nicht um so etwas Oberflächliches: „Willst du dich wohlfühlen? – Jesus gibt’s dir!“ Sondern es war klar, dass sich ein Mensch von dem Machtbereich der Finsternis bekehrt und unter die Herrschaft Jesu Christi kommt, so steht es in Kolosser 1,12-14: „Sagt dem Vater Dank, … Er hat euch herausgerissen aus dem Machtbereich der Finsternis, und unter die Königsherrschaft des Sohnes seiner Liebe gebracht.“ So sieht Bekehrung von der geistlichen Realität der jenseitigen Welt her gesehen aus. Das ist ein Machtwechsel! Hier werden Menschen, die unter der Macht des Fürsten dieser Welt standen, unter die Macht Jesu gebracht! Und wenn da Sünden sind, ganz gleich welche, sollen sie bekannt werden.

Okkulte Schuld soll bekannt werden wie andere Sünden auch – als etwas, das Gott Unehre macht

Auch okkulte Schuld soll bekannt werden wie andere Sünden auch – als etwas, das Gott Unehre macht. Ich frage mich, ob wir in unseren Gemeinden noch gründlich genug sind, dass Bekehrungen auch mit Bekenntnissen einhergehen und dass da mit Sünde aufgeräumt wird.

Karl Barth, mit dem ich in mancher Hinsicht nicht einer Meinung bin, hat in seiner meterdicken Dogmatik auch ein paar Seiten über das Okkulte geschrieben. Er nennt es das „Nichtige“. Er sagt:

„Im Blick auf das Nichtige gilt: Man muss damit umgehen wie mit einer Schlange! In dem Moment, wo man sie sieht, hat man schon zugeschlagen und totgeschlagen.“

Nur dieser kurze, scharfe Blick genügt! Ich glaube, er hat da etwas Richtiges gesehen. Die Dinge sind klar biblisch ins Blickfeld zu nehmen – und dann gilt: gründliche Umkehr zu Jesus! Oder, wenn etwas zu bekennen ist, soll es um Gottes Willen bekannt werden. Das ist doch etwas ganz Anderes, als erzählen lassen: „Der Satan hat das und das Anrecht, und wenn du nicht die letzte Körperöffnung versiegelt, und den Dämonen dort ausgetrieben hast, dann kann es mit deiner Heiligung nichts werden!“. Die Akzentsetzung der Bibel ist anders. Mit all dem Okkultismus ist der Sünder vor die Gerichtsschranke seines Gottes gerufen! Schon die zehn Gebote machen klar: Der Sünder, auch der, der in Abgötterei lebt, der den Gestirnen dient, steht vor Gott. „Ich bin der Herr, dein Gott! Du sollst keine anderen Götter haben neben mir!“ Und wenn er in diesen Dingen gesündigt hat, dann hat er um Gottes Willen zu bekennen! Das ist auch der Akzent im Neuen Testament.

Und damit bin ich zum Schluss wieder am Anfang. Denken wir an den Epheserbrief, den Kolosserbrief … Im Schatten eines Gespenstertempels, der ein Weltwunder war, in der Stadt, die das okkulte Zentrum des Römischen Reiches ist, werden nicht die Dämonen groß gemacht. Sie werden scharf und kurz in einem Vers in den Blick genommen – die Mächte und Fürsten und Gewalten, egal wie sie sonst noch heißen mögen! Christus ist mächtiger als sie! Er hat sie besiegt! Nehmt übrigens auch die Waffenrüstung Gottes. Aber haltet euch an ihn, seid auf der Seite des Siegers! Was ans Licht kommt ist Licht! Lebt im Licht! Solche Aussagen finden sich dort. Die Mächte sind ein Gemächte, und Christus hat sie besiegt! Haltet euch an Christus, an das Haupt!

Nicht Angst haben vor Dämonen, nicht dauernd vom Teufel und seinen Mächten reden, aber klar auf Jesus vertrauen und so Gemeinde bauen

In diesem Sinne sollten wir leben. Wir sollten nicht den Liberalen folgen, die das Dämonisch-Teuflische entweder leugnen oder verniedlichen. Wir sollten nicht den christlichen Semi-Okkultisten folgen, die hinter jedem Busch einen Dämon wittern und hinter jedem Kopfschmerz einen Teufel. Wir sollten auch nicht diejenigen sein, die sagen: „Das Okkulte interessiert uns nicht mehr als Christen“, Noch weniger sollten wir Horoskope o.ä. lesen und Dinge tun, die Gott ein Gräuel sind. Nein, lasst uns die Dinge klar ins Blickfeld nehmen, aber lasst uns nie dem Teufel Ehre geben! Seitdem ich das erkannt habe, damals, beim Lesen der ganzen Bibel, und daraufhin das (inzwischen vergriffene) kleine Büchlein „Das Okkulte: Sein Wesen und seine Erscheinungsformen nach der Heiligen Schrift“ niederschrieb, hat für mich auch die Seelsorge in diesem Bereich eine ganz andere Richtung genommen. Mir steht immer vor Augen, auch in Seelsorge bei okkulten Fällen – und die ging schon bis dahin, dass ich mit Leuten zu tun hatte, die sich mit ihrem eigenen Blut dem Teufel verschrieben hatten – dass ich dem Teufel nie eine Bühne bauen möchte, denn sonst spielt er Theater darauf. Aber ich möchte um Gottes Willen, gegenüber dem diese Menschen Gräuel verübt haben, und um Christi Willen, unter dessen Machtbereich alle Lebensbereiche kommen sollen, dass Menschen in ihrem Leben aufräumen, und dass sie ganz mit der Macht Jesu rechnen! Nicht Angst haben vor Dämonen nicht dauernd vom Teufel und seinen Mächten reden, aber klar auf Jesus vertrauen und so Gemeinde bauen. Ich glaube dann sind wir wieder da, wo der Epheserbrief ist, egal, ob unsere Städte heute Zentren des Okkultismus sind, oder nicht.