Da liegt es vor mir, dieses Buch mit seinen 1500 eng bedruckten Seiten, dieses Buch, das eigentlich eine ganze Bücherei von prophetischen Büchern darstellt, von historischen Büchern, Liederbüchern und Briefen, Spruchsammlungen und Biografien. Dieses Buch, erhebt den Anspruch, Gottes Wort zu sein, das Wort des allmächtigen Schöpfers. Wie geht man mit so etwas um?
Die erste Hilfe, die Gott uns für den Umgang mit seinem Wort gegeben hat, ist der Heilige Geist und als Gegenstück dazu das menschliche Fleisch.
1 Heiliger Geist
Leider sind wir uns dieses außergewöhnlichen Vorrechts oft nicht bewusst. Man muss sich das einmal vorstellen: Wenn wir die Bibel aufschlagen, dann ist der Geist des lebendigen Gottes bei uns. So etwas gibt es in keiner Religion dieser Welt. Gott sagt, dass der gleiche Geist, der damals bei der Entstehung der Heiligen Schrift wirksam war, auch heute präsent ist. 2Pt 1,20f.:
Vor allem aber müsst ihr wissen, dass keine prophetische Aussage der Schrift aus einer eigenmächtigen Deutung des Propheten stammt. Denn niemals wurde eine Weissagung ausgesprochen, weil der betreffende Mensch das wollte. Diese Menschen wurden vielmehr vom Heiligen Geist gedrängt, das zu sagen, was Gott ihnen aufgetragen hatte.1
Weil Gott also selbst für die Entstehung der Schrift sorgte, sind ihre Aussagen noch wichtiger, als selbst eine starke persönliche Erfahrung, wie Petrus sie auf dem Berg der Verklärung machte, 2Pt 1,16–19:
Denn wir haben uns keineswegs auf Mythen oder frei erfundene Geschichten gestützt, als wir euch von der Macht unseres Herrn Jesus Christus und seiner Wiederkehr erzählten. Nein, wir haben seine herrliche Größe mit eigenen Augen gesehen. Denn er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Herrlichkeit, damals, als Gott diese Worte mit herrlicher hoheitsvoller Stimme an ihn richtete: „Dies ist mein Sohn. An ihm habe ich meine Freude.“ Wir haben diese himmlische Stimme gehört, als wir mit ihm auf dem heiligen Berg waren. Aber noch sicherer als diese Erfahrung ist die Botschaft der Propheten; und auch ihr tut gut daran, auf sie zu achten. Ihre Botschaft ist wie eine Lampe, die an einem dunklen Ort leuchtet bis der Tag anbricht und der Morgenstern in euren Herzen aufgeht.
Aber nicht nur bei der Entstehung der Heiligen Schrift war der Geist Gottes anwesend. Lesen wir 2Tim 3,16:
Die ganze Schrift ist von Gottes Geist gegeben und von ihm erfüllt. Ihr Nutzen ist entsprechend: Sie lehrt uns, die Wahrheit zu erkennen, überführt uns von Sünde, bringt uns auf den richtigen Weg und erzieht uns zu einem Leben wie es Gott gefällt.
Hilfen, die Gott uns gegeben hat | Hürden im Umgang mit der Bibel | |
1. | Die Wirksamkeit des Heiligen Geistes | Die Trägheit des menschlichen Fleisches |
2. | Das Gebet nicht vergessen | Die Verlockungen der Welt |
3. | Den Verstand gebrauchen | Willkürliche Beschränkungen |
4. | Übersetzungen vergleichen | Die fremde Kultur |
5. | Parallelaussagen beachten | Die Zerstückelung der Schrift |
6. | Die Gemeinde konsultieren | Die Faszination der Verführer |
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7. | Dem Wort gehorchen lernen | Tendenz zum Ungehorsam |
Dass die ganze Schrift gottgehaucht ist, hat nicht nur etwas mit ihrer Entstehung zu tun, sondern auch mit ihrer Wirkung. Sie hat auch eine missionarische Funktion. Selbst ein Nichtchrist kann beim Lesen der Bibel dem Geist Gottes begegnen, von der Wahrheit des Wortes Gottes überführt werden und sein Leben ihm ausliefern. Wie viel mehr kann der Heilige Geist an uns wirken, wo er doch in uns wohnt. Paulus sagt 1Kor 2,12:
Unser erstes Hindernis im Umgang mit der Bibel ist unsere menschliche Trägheit, unsere Faulheit und alles, was damit zusammenhän
Wir haben nicht den Geist dieser Welt empfangen, sondern den Geist, der von Gott kommt. So können wir erkennen, was Gott uns geschenkt hat.
Die erste Hürde im Umgang mit der Bibel ist das, wovon der Apostel Paulus in Gal 5,16f. schreibt:
Der Geist Gottes soll euer Leben bestimmen, dann werdet ihr den eigensüchtigen Begierden widerstehen können. Denn die eigensüchtige Natur widerstrebt dem Geist Gottes und der Geist Gottes ebenso der menschlichen Eigensucht. Beide stehen gegeneinander, damit ihr nicht ungehindert tut, was ihr wollt.
Mit unserer Wiedergeburt haben wir unser altes Wesen ja noch nicht verloren. Es meldet sich gewöhnlich an der unpassendsten Stelle zu Wort. Das Neue in uns ist der Geist Gottes, den wir vorher noch nicht hatten. Und er will jetzt die Oberhand behalten. Rö 8,13–14:
Denn wenn ihr euer Leben von eurer eigenwilligen Natur bestimmen lasst, werdet ihr sterben. Wenn ihr aber durch den Geist die alten Verhaltensweisen tötet, werdet ihr leben. Denn alle, die durch den Geist Gottes geleitet werden, sind Kinder Gottes.
Unser erstes Hindernis im Umgang mit der Bibel ist tatsächlich unser Fleisch, oder sagen wir: unsere menschliche Trägheit, unsere Faulheit und alles, was damit zusammenhängt. Deine größte Schwierigkeit im Umgang mit der Bibel ist doch nicht, dass du ein paar Verse nicht verstehst, sondern dass du frühmorgens zu faul bist, aufzustehen um genügend Zeit zu haben, dich mit Gottes Wort zu beschäftigen. Um nun mit unserer eigenen Trägheit, mit unserer Lustlosigkeit, Bequemlichkeit und all diesen Dingen fertig zu werden, hat Gott uns eine zweite Hilfe im Umgang mit seinem Wort gegeben.
2 Das Gebet – die Welt
Gott will nämlich, dass wir die Hilfe nicht in uns selbst suchen, sondern in ihm. Nicht durch die größere Anstrengung in unserem Fleisch schaffen wir es, sondern durch das Vertrauen auf ihn. Natürlich will Gott, dass wir es lernen, unsere Glieder ganz ihm zur Verfügung zu stellen, dass wir es lernen, eine gute geistliche Ordnung für unser Leben zu haben. Aber er möchte ausdrücklich, dass wir ihn darum bitten. In dieser Hinsicht können wir viel aus den Psalmen lernen Ps 119,12.26f.:
Öffne du mir die Augen, dann werde ich seh’n, und schauen die Wunder aus deinem Gesetz.
Belehre mich durch dein Gesetz! Lass mich verstehen deiner Vorschriften Bahn; deinen Wundern sinne ich nach.
Das Gegenstück dazu, denke ich, sind die Verlockungen der Welt, eine wirkliche Hürde beim Umgang mit der Bibel.
Es gibt doch weit interessantere und spannendere Bücher als die Bibel, und viel aufreizendere. Der alte Merkspruch, der manchen Konfirmanden in die Bibel hineingeschrieben wurde, hat noch seine Gültigkeit: Entweder wird das Lesen dieses Buches dich von der Sünde abhalten oder die Sünde wird dich vom Lesen dieses Buches abhalten.
Die Welt fragt: „Hast du nichts Vernünftigeres zu tun, als gerade in der Bibel zu lesen?“ Dabei ist das das Vernünftigste, was ein Mensch machen kann. Denn wenn die Bibel wirklich Gottes Buch ist, dann ist es nur vernünftig, sich damit auseinander zu setzen und daraus zu lernen, wie man sein Leben gestalten soll.
Aber wir wollen nicht bestreiten, dass es – auch für Mitglieder des Bibelbundes – eine ganze Menge Dinge in dieser Welt gibt, die uns gerade von dem abhalten wollen.
Gott will, dass wir die Hilfe nicht in uns selbst suchen, sondern in ihm
Und deshalb soll es unser Gebet sein, dass Gott uns Verständnis gibt für sein Wort und dass uns überhaupt bewusst wird, mit wem wir es da zu tun haben.
Die dritte Hilfe, die Gott uns im Umgang mit seinem Wort gegeben hat, ist unser Verstand.
3 Verstand – Beschränkungen
In dem Gleichnis vom Sämann erklärte der Herr – Mt 13,19.23:
Wenn jemand das Wort vom Himmelreich hört und nicht versteht, ist es wie mit der Saat, die auf den Weg fällt. Der Böse kommt und reißt weg, was in das Herz dieses Menschen gesät wurde.
Und das positive Gegenstück:
Die Menschen schließlich, die dem guten Boden entsprechen, hören die Botschaft und verstehen sie und bringen auch Frucht, einer hundertfach, einer sechzig- und einer dreißigfach.
Es ist also sehr wichtig, zu verstehen, was man liest. Die Frage des Philippus an den Finanzminister: „Verstehst du auch, was du liest?“, muss man sich immer wieder selbst stellen.
Der Verstand, den Gott uns gegeben hat, ist nichts Böses, wie Gläubige manchmal argwöhnen. Nein, im Gegenteil: Er ist ein Geschenk Gottes. Rö 12,2:
Und richtet euch nicht nach den Maßstäben dieser Welt, sondern lasst die Art und Weise, wie ihr denkt, von Gott erneuern und euch so umgestalten, dass ihr prüfen könnt, ob etwas Gottes Wille ist, ob es gut ist, ob es Gott gefallen würde und ob es vollendet ist.
Bibellesen bedeutet, zu verstehen, was da steht
Damit wir nicht auf die Verlockungen der Welt hereinfallen, sollen wir den Willen Gottes verstehen und in der Lage sein zu prüfen, was Gott gefallen würde.
Die Bibel ist kein dummes Buch. Sie ist auch nicht wirr und durcheinander geschrieben, wie die Ergüsse mancher moderner Literaten. Ich darf also, ich soll sogar meinen Verstand einsetzen, um zu verstehen, was Gott mir sagt.
Bibel lesen heißt auch nicht, irgend ein Soll zu erfüllen, irgend eine wirre Litanei so und sooft herunter zu beten. Bibellesen bedeutet, zu verstehen, was da steht! Auch das unterscheidet uns von vielen Religionen dieser Welt. Dabei will ich die Korintherbriefe so verstehen, wie die Korinther, das Markus-Evangelium so wie die Römer und die Apostelgeschichte wie Theophilus.
So werde ich schnell erkennen, ob ich ein poetisches Stück vor mir habe, einen prophetischen Text oder einen Lehrbrief. Meist sehe ich auf den ersten Blick, ob sich dieses Wort direkt an mich richtet oder nur indirekt. Ich muss nur auf den Zusammenhang achten, dann wird es schon klar.
Zum Verstehen gehört natürlich auch das Nachdenken über das Gelesene. Der Herr Jesus sagte den Pharisäern einmal sehr vorwurfsvoll (Mt 12,3.5):
„Habt ihr denn nie gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren? … Oder habt ihr nie im Gesetz gelesen, dass die Priester auch am Sabbat im Tempel Dienst tun? Damit übertreten sie die Sabbatvorschriften und werden doch nicht schuldig.
Die damaligen Pharisäer hatten das natürlich gelesen, aber was der Herr meinte, ist: „Habt ihr denn nie darüber nachgedacht? Habt ihr nicht verstanden, was das bedeutet?“ Es wird unser Bibellesen sehr viel fruchtbarer machen, wenn wir versuchen zu verstehen, was dasteht und wenn wir uns Gedanken über das Gelesene machen. Das ist die Hilfe, die Gott uns gegeben hat.
Eine Hürde beim Bibellesen ist unsere eigene Beschränktheit. Das liegt zum einen daran, dass die Gabe des Verstandes natürlich auch bei Gläubigen in unterschiedlichem Maß vorhanden ist. Aber darauf kommt es gar nicht so sehr an, denn die Heilige Schrift ist ein Buch, das der einfachste Mensch verstehen kann und mit dem der intelligenteste sein Leben lang zu tun hat.
Ich meine eher die Beschränkungen, die wir uns selbst auferlegen. Wenn jemand zum Beispiel meint, die Bibel sei ein Orakelbuch, dann beschränkt er sich selbst. Er nimmt die Heilige Schrift nicht so wie sie ist, sondern will nur seine Orakel herauslesen.
Ob er das mit der Augen-zu-Finger-drauf-Methode macht oder ob er dazu den Computer benutzt, ist eigentlich egal. Die Bibel sagt nie, dass sie seine persönliche Zukunft voraussagen will. Oder was macht er, wenn sein Finger auf dem Satz landet: „Und Bileam schlug seine Eselin“? Folgert er vielleicht daraus, er müsse seine Frau wieder einmal verprügeln? Nein, solcher Unsinn verbaut den Zugang zur Schrift.
Eine andere falsche Methode ist, dass die Leute die Bibel nur geistlich lesen wollen. Sie wollen mit aller Gewalt einen tieferen Sinn hineinlegen und lesen aus dem Bericht von der Erweckung des Lazarus heraus, dass man einen Gläubigen nach seiner Bekehrung von okkulten Bindungen lösen müsse, und aus der Geschichte von der Brautwerbung für Isaak erkennen sie eine Beschreibung der Entrückung der Gemeinde.
Nein, wir betreiben keine Eingeweideschau mit der Bibel und schütten sie nicht wie flüssiges Blei in kaltes Wasser, um fantasievolle Verdrehungen zu studieren. Wir nehmen Gottes Wort wie es dasteht. Benutze das Geschenk des Verstandes!
Damit wir aber unseren Verstand zum Verstehen der Bibel gebrauchen können, hat Gott uns das großartige Geschenk von Bibelübersetzungen gemacht.
4 Übersetzungen – fremde Kultur
Er hat uns die Übersetzung von Dr. Martin Luther gegeben und seitdem noch viele, viele andere. Es gibt Übersetzungen, die sich genau an den Wortlaut halten und solche, die sich genau an den Sinn halten.
Es ist wenig sinnvoll, sich über Bibelübersetzungen zu streiten wie es diejenigen tun, die uns mit aller Gewalt eine deutsche Bibel von 1545 als die einzig inspirierte Übersetzung verkaufen wollen oder solche, die die Elberfelder Bibel als geistlich kriminell bezeichnen, dabei aber selbst die deutsche Sprache extrem verunstalten.2
Wir betreiben keine
Eingeweideschau mit der Bibel
Ich betrachte die vielen Übersetzungen, als ein Geschenk Gottes an uns und empfehle, sie möglichst alle zu lesen. Diese vielen deutschen Bibelübersetzungen beseitigen ein großes und für viele von uns unüberwindliches Hindernis, nämlich die fremde Sprache und Kultur. Das Alte Testament wurde ja im orientalischen Umfeld zum größten Teil auf Hebräisch geschrieben und das vor fast 3500 Jahren. Das Neue Testament wurde vor 2000 Jahren auf Griechisch geschrieben und zwar an verschiedenen Orten des damaligen Römischen Reiches.
Die Übersetzungen helfen uns, zu verstehen, was Gott damals seinem Volk gesagt hat. Und je besser diese Übersetzungen uns über-setzen, uns wirklich hinüberbringen ans andere Ufer jener Kultur, die Gott für seine Offenbarung damals ausgewählt hat, desto besser werden auch wir sein Wort verstehen.
Die fünfte Hilfe sind die Parallelaussagen im Wort Gottes selbst. Damit ergibt sich die Möglichkeit, Schrift mit Schrift auszulegen.
5 Parallelaussagen – Zerstückelung
Die Heilige Schrift mit ihren 70 Büchern ist eine Einheit, weil sie letztlich von einem Geist eingegeben wurde. Dessen waren sich die Verfasser des Neuen Testaments bewusst und deshalb zitierten sie immer wieder die Schrift. Sie waren sich auch darüber im Klaren, dass die Aussage eines Verfassers immer nur ein Stück vom Ganzen ist. 1Kor 13,9:
„Denn wir erkennen und weissagen nur unvollständig.“
Besserwisser und Verführer haben vor allem ein Kennzeichen: Sie irren sich
angeblich nie
Deshalb las Petrus die Briefe des Paulus, und Paulus konnte aus der Schrift seines Mitarbeiters Lukas wie aus einer Schrift des Alten Testaments zitieren.
Die Gläubigen waren sich der Einheit der Schrift immer bewusst und das war auch die Grundlage für ihren Schriftbeweis. Apg 18,28:
In öffentlichen Streitgesprächen widerlegte Apollos die Juden und bewies ihnen anhand der Schrift, dass Jesus der Messias ist.
Es ist deshalb eine Hindernis für den Umgang mit der Bibel, wenn man die Parallelaussagen der Schrift nicht beachtet, wenn man ihre innere Einheit leugnet, wenn man sie in Quellen zerstückelt und versucht uns mit angeblichen Widersprüchen zu traktieren.
Dadurch beraubt man sich selbst einer wesentlichen Erkenntnisquelle. Wir sollten uns immer bemühen, herauszubekommen, was Gottes Wort zum gleichen Thema an anderer Stelle sagt.
Eine ganz wesentliche Hilfe zum Verständnis der Bibel hat Gott uns in seiner Gemeinde gegeben.
6 Gemeinde – Verführer
Niemand von uns muss seine Bibel völlig allein lesen. Es gibt eine Menge Menschen, mit denen Gott uns in einer Gemeinde zusammengestellt hat. Mit denen gemeinsam lesen wir die Bibel. Wir schlagen sie im Gottesdienst miteinander auf, lassen uns von Gottes Wort belehren. Wir können im Rahmen der Gemeinde, im Hauskreis oder in der Bibelstunde auch unsere Fragen stellen.
Es sollte dir bewusst sein: Du bist nicht der Erste, der über diesen Bibeltext nachdenkt. Das haben andere vor dir und neben dir auch schon getan. Gott will, dass wir uns mit ihnen austauschen, dass wir Fragen stellen, dass wir miteinander lernen.
Das Hindernis im Gegensatz zur Gemeinde ist die Faszination der Verführer. Denn leider gibt es auch immer wieder Leute, die angeblich alles noch besser wissen, die klüger sein wollen, als all die anderen zusammen. Bei denen muss man freilich auf der Hut sein. Solche Besserwisser und Verführer haben vor allem ein Kennzeichen: Sie irren sich angeblich nicht. Sie haben für die schwierigsten Fragen die richtige Antwort parat. Sie können dir auch die Schriftstellen erklären, die für alle anderen dunkel sind.
Solche unverbesserlichen Menschen, die sich nie verbessern lassen, sind gefährlich. Sie suchen ja nicht die Wahrheit, sondern meinen, sie gepachtet zu haben. Von solchen Sektierern haltet euch fern, sagt die Schrift. Solche Menschen helfen uns nicht, sondern hindern uns, die Schrift zu verstehen.
Eine Hilfe für den Umgang mit der Bibel ist die Gemeinde noch in ganz anderer Hinsicht. Es gibt nämlich Gläubige, die Gott mehr begabt hat, als andere, die sich mehr Gedanken gemacht haben, als viele von uns, die die biblischen Grundsprachen besser kennen usw. Und sie haben das für uns in Kommentaren und Auslegungen aufgeschrieben. Manches wurde auch in Bibellexika gesammelt. Ganz wichtiges wertvolles Wissen!
Ich muss also nicht den Bruder persönlich fragen, sondern kann sein Buch aufschlagen. Das ist ein Geschenk Gottes an seine Gemeinde. Wir dürfen das nutzen und Gott dafür Dank sagen, denn wir werden in diesen Büchern sehr viel finden, was uns beim Bibelstudium weiterhilft.
Allerdings darf ich auch die andere Seite nicht verschweigen. Es gibt theologische Bücher, die den Geist der Bibelkritik ausatmen. Das sind auch Kommentare und Bibellexika. Diese Bücher helfen uns im Allgemeinen nicht weiter. Vielleicht fragt ihr, woran man diese bibelkritischen Bücher erkennen kann. Es gibt drei Kennzeichen:
- Prüfe nach, ob die Verfasser an echte Prophetie glauben (gegen Kausalitätsprinzip).
- Prüfe nach, ob sie die Heilsgeschichte und die Einzigartigkeit unseres Herrn ernst nehmen. (gegen Analogieprinzip).
- Überprüfe, ob sie an die biblischen Wunder glauben, z.B. die Auferstehung unseres Herrn (gegen Immanenzprinzip).
Die letzte Hilfe, die ich für das Verständnis der Schrift nennen möchte, heißt
7 Gehorsam – Ungehorsam
Unser Herr Jesus sagte einmal zu den Juden, Jo 7,16f:
Meine Lehre stammt nicht von mir. Ich habe sie von dem, der mich gesandt hat. Wer bereit ist, das zu tun, was Gott will, wird erkennen, ob meine Lehre von Gott ist oder ob ich sie mir selbst ausgedacht habe.
Wer bereit ist, das zu tun, was Gott will, wird erkennen, ob die Lehre unseres Herrn von Gott kommt. Am Ende der Bergpredigt sagte er:
„Ich habe keine Probleme mit den Bibelworten, die ich nicht verstehe, ich habe Probleme mit denen, die ich verstehe“
Darum gleicht jeder, der auf meine Worte hört und tut, was ich sage, einem klugen Mann, der sein Haus auf felsigen Grund baut. Wenn dann ein Wolkenbruch niedergeht und die Wassermassen heranfluten, wenn der Sturm tobt und an dem Haus rüttelt, stürzt es nicht ein, denn es ist auf Felsen gegründet.
Mark Twain oder irgend ein anderer Spötter soll einmal gesagt haben:
Ich habe keine Probleme mit den Bibelworten, die ich nicht verstehe, ich habe Probleme mit denen, die ich verstehe.
Damit hat er Recht, denn was ich verstehe, muss ich umsetzen. Die Schrift will nicht unser Wissen vermehren, sondern unser Leben ändern. 2Tim 3,16f.:
Die Schrift lehrt uns, die Wahrheit zu erkennen, überführt uns von Sünde, bringt uns auf den richtigen Weg und erzieht uns zu einem Leben wie es Gott gefällt. Mit der Schrift ist der Mensch, der Gott gehört und ihm dient, allen seinen Aufgaben gewachsen und zu jedem guten Werk gerüstet.
Wer nicht beabsichtigt, das zu tun, was der Herr ihm sagt, wird wohl kaum eine Chance haben, dieses Wort wirklich zu verstehen.