Zuerst bewundert man den glühenden Eifer, mit dem manche Christen ihre Lehren weitergeben, Briefe und eMails schreiben und mit jedem, der sie anhören will, diskutieren und telefonieren. Sie sind völlig überzeugt, zu den Wenigen zu gehören, die noch die richtige Lehre vertreten. Doch einige Zeit später kommt man ins Fragen. Schließlich fragt man sich erschrocken, wo denn der Unterschied zu denen ist, die keine Christen sind. Denn manche der Eiferer scheuen sich nicht, den scheinbaren Gegner auch in der Öffentlichkeit (zum Beispiel im Internet) zu diffamieren. Sogar Schimpfworte gehören zu ihrem „geistlichen“ Repertoire. Und wenn selbst das Alter einige Gläubige noch nicht zu Reife und Weisheit geführt hat, sondern zu Härte und Unduldsamkeit, bleiben tatsächlich Fragen offen.
Doch gesunde Lehre besteht eben nicht aus der Behauptung, sie zu vertreten. Gesunde Lehre ist auch nicht einfach die Lehre, an die man schon lange gewöhnt ist.
Fünfmal schreibt Paulus in seinen Briefen an Timotheus und Titus von gesunder Lehre. Seine Mitarbeiter sollten eine gesunde biblische Lehre unter zum Teil schwierigen Menschen vertreten. Er ermutigt sie, dabei nach folgenden Prinzipien vorzugehen:
- Gesunde Lehre gründet sich auf dem Fundament der Schrift. Ihr Ausgangspunkt ist nicht die eigene Überzeugung, sondern ausschließlich die Schrift. Nur wer seine Denkgewohnheiten immer wieder an der Bibel schärft, wird das Wort „in gerader Richtung schneiden“ (2Tim 2,15). Das Fundament unserer Theologie ist die Heilige Schrift, nicht Ideologie, Psychologie oder Philosophie. Auch neue oder ungewohnte Gedanken prüfen wir an der Schrift!
- Gesunde Lehre folgt der Ausgewogenheit der Schrift, vermeidet also sektiererische Einseitigkeiten, Überspitzungen, Übertreibungen. Die Einseitigkeit kann so weit gehen, dass jemand es nicht mehr ertragen kann, wenn eine bestimmte Bibelstelle vorgelesen wird. Gesunde Lehre betont nicht nur eine Seite (die alle anderen angeblich vernachlässigt hätten), sondern predigt den ganzen Ratschluss Gottes (Apg 20,27).
- Gesunde Lehre richtet sich nach den Maßstäben der Schrift, gerade auch in Bezug auf das persönliche Verhalten. Das betont der Apostel besonders. Der gesunden Lehre steht nämlich nicht eine falsche Lehre, sondern eine Liste von Sünden gegenüber (1Tim 1,9f). Wie ungesund muss die Lehre sein, die ein krankes Verhalten hervorruft – siehe oben.